Dann stelzte er, wie der Storch im Salate, zur nächsten Ab-teilung hin. Bei unserem Mulatten aber schoben sich die Backen-knochen erregt auf und nieder und seine Augen schillerten grünlich.Datz er in unserer Gegenwart nun schon zu wiederholten Malengerüffelt worden war— gerade er. der sich einbildete, der schnei-digste forscheste Unteroffizier im ganzen Regiment zu sein—,wurmte ihn mächtig. Seine Wut ging in Tobsucht über, zuweilenwenn er schrie, versagte seine Stimme, zappelnd, mit Händen undFühen, wie ein Hampelmann, bewegte er sich hin und her. Amschlimmsten daran war Schmidt I, ein Knecht aus der Gegend vonAllenstein, der, geistig zurückgeblieben, noch nicht einmal seinenNamen schreiben konnte und sich absolut nicht zum Heeresdiensteignete. Der Himmel mochte wissen, was sich die Aerzte bei derAushebung gedacht hatten, als sie diesen unglücklichen Menschen,der äußerlich schon den Eindruck eines Idioten machte, zum Sol-daten bestimmten. Es kostete Mühe und Schweiß, ihm auch nurdie elementarsten Begriffe von den Anforderungen, die beim Militäran einen Menschen gestellt werden, beizubringen, und nach mehre-ren Wochen wußte er immer noch nicht, was rechts und waslinks sei. Eine Flut der gemeinsten Schimpfwörter prasselte un-aufhörlich auf sein armes Haupt hernieder.Zehn-, zwanzigmal mußte er wohl den weiten Weg nach demKasernentor und wieder zurück laufen, viertelstundenlang mußteer Kniebeugen machen und Gewehrstrecken, so daß er am ganzenKörper dampfte wie ein Rennpferd nach zurückgelegtem Ritt. Erzitterte an allen Gliedern und seine stumpfen blöden Augen flogenhilfesuchend durch die Runde.„Du Hund, Du Knecht!" knirschte der Unteroffizier,„hoffent-lich krepierst Du bald, damit ich Dich los bin."Als der Dienst zu Ende war, formierten wir uns mit denalten Mannschaften in Kolonnen, um den Heimweg anzutreten.Schmidt, der an der Außenseite in der unteren Hälfte des Zugesschritt, mußte wohl einen unglücklichen Tritt getan haben odermüde bis zum Umfallen gewesen sein, denn er strauchelte plötzlich,klammerte sich an seinem Nebenmann fest und riß diesen beimFall mit auf die Erde. Die Nachfolgenden stürzten über das un-vorhergesehene Hindernis hin, so daß ein wirres Durcheinandervon zappelnden Menschenleibern entstand. Der Leutnant kam mitkirschrotem Gesicht herbeigeeilt. Der Mulatte staiü» dicht hinterihm und fletschte bebend vor Wut mit seinen gelben Zähnen.„Natürlich Schmidt I wieder," brüllte der Leutnant,„morgenzwei Stunden nachexerzieren mit Sandsack!" t Dann ließ er dieReihen, die sich inzwischen wieder geordnet hatten, ihren Weg zurKaserne fortsetzen. Der Mulatte ging neben Schmidt I her, ihnmit stechenden Blicken betrachtend, als wollte er ihn am liebstenlebendig auffressen. Als wir in den düsteren Korridor der Kaserneeintraten, hörten wir, die wir am nächsten standen, gerade noch,wie der Unteroffizier den älteren Mannschaften, die vor Schmidt Ihermarschiertcn, zuraunte:„Hoffentlich erscheint ihm heute nachtder„Heilige Geist"." Er grinste hämisch bei diesen Worten. Wirwußten schon, was kommen würde, und selbst Schmidt I hatte dieSituation trotz seines beschränkten Geistes instinktiv erfaßt, undbegab sich beim Auseinandertreten weinend in unsere Stube.Der„Heilige Geist" war die Bezeichnung für nächtliche Prügel-szenen, die sich unter den Mannschaften, besonders zwischen denälteren und jüngeren Jahrgängen ereigneten. Eine der häßlichstenErscheinungen im Soldatenleben, die jedoch allmählich durch dieerzieherische Tätigkeit der modernen Arbeiterbewegung im Schwin-den begriffen ist. Aber dazumal ging der„Heilige Geist" noch sehroft um, und wenn morgens einer mit blauen Striemen im Gesichtund am Körper erschien, dann wußten wir, daß der„Heilige Geist"ihn„gesegnet" hatte. Unsere Stube hatte er nur einmal, und zwarin den ersten Tagen unserer Anwesenheit mit seinem Besuch be-glückt. Es mußte wohl aus reinem Mutwillen geschehen sein, dennsie hatten blindlings auf den ersten besten losgeschlagen, und dasOvfer war ein sächsischer Schneidcrgesclle, ein kleines„gemietliches"Kerlchen, das seines lustigen und freundlichen Wesens überall be-liebt war. Eine Klopspeitsche, die die Pciniger bei dem nächtlichenExzeß verloren hatten, wurde zum Verräter, und sie erhielten eineWoche Arrest. Seitdem hatten wir Ruhe gehabt vor ihnen. Jetztaber, da sie geradezu im Auftrage des Vorgesetzten zu handelnhatten, glaubten sie nichts befürchten zu müssen, und so waren wirschon auf den nächtlichen Besuch genügend vorbereitet. Der un-glückliche Schmidt rannte wie kopslos umher, drohte, sich aufhängenoder davon laufen zu wollen, und wir hatten alle Mühe, ihn einiger-maßen zu beruhigen. Da wir jederzeit ähnliches zu befürchtenhatten wie Schmidt I. so erklärten wir uns mit ihm solidarisch,zumal wir ja nicht wissen konnten, ob sich die nächtlichen Heldenbei ihrer Prügelei auf den einen Kameraden beschränken würden.Wir beschlossen, aus der Hut zu sein und entsprechende Vor-kehrungen zu treffen. Der Hamburger, dessen Bett über dem vonSchmidt stand, legte sich ein massives Schcmmclbein zur Seite.Andere banden sich Taschenmesser an das Handgelenk und einzelnenahmen sogar das Seitengewehr mit ins Bett. Schmidt I aberteilte mit einem anderen das Lager für diese Nacht. Gleich nach-dem wir die Lampen ausgelöscht hatten, plumpste etwas dumpfgegen die Tür, die knarrend aufflog. Unheimlich stille war es indiesem Moment im Zimmer. Wir hielten den Atem an, man schienden Herzschlag seines Nachbars zu vernehmen. Doch die Spannunglegte sich, als wir bei dem schwachen, flackernden Licht eines Streich-Holzes unseren Mulatten erkannten, der wohl aus Acrger in derKantine gekneipt hatte und nun sternhagel besoffen in die Stubetorkelte, um seinen Verschlag aufzusuchen, der durch einige zu-sammengerückte Spinden hergestellt war. Aber soweit kam er nicht»sondern stolperte, fiel hin und blieb wie ein voller Mchlsack liegen.Da hörten wir die Stimme deS HCnburgers gedämpft rufen:„Jungens, fix raus, ick hao'tC Einsall. Wir legen den Mu--latten in Schmidts Bett. Dann kriegt er die Haue." Er hatte esnoch nicht ganz ausgesprochen, da waren schon mehr als zehn Mannunten und zogen den Unteroffizier bis aufs Hemd aus. Danntrugen sie ihn in Schmidts Bett und deckten ihn zu. Fünf Minutenspäter lag die Stube wieder im tiefsten Schweigen, das nur ab undzu durch das Schnarchen des Unteroffiziers gestört wurde. Viertel-stunde mn Viertelstunde verrann, nichts regte sich. Wir waren in-zwischen allesamt eingeschlafen. Dt: Strapazen des Tages warenzu groß gewesen, als daß wir den Schlaf bekämpfen konnten. Wir.wußten nicht, wie lange wir geschlafen hatten, als wir plötzlichdurch ein mörderisches Geschrei geweckt wurden. Doch dauerte diesnur wenige Sekunden, dann ging es in dumpfes gurgelndes Ge-brüll und zuletzt in ein Heulen über, das nichts Menschliches mehran sich hatte. Der„Heilige Geist" hatte dafür gesorgt, daß dasGeschrei des Mißhandelten nicht zu weit dringe. Sie hatten ihmdie Decken über Kopf und Oberkörper gewickelt und die Schlägemit den Klopfpeitschen sausten hageldick auf den nackten Unter-körper nieder. Man vernahm nichts, als ein schlvaches tierischesWinseln und Schluchzen, das nach und nach sich in ein todesmattesRöcheln verwandelte. Jetzt ließen die nächtlichen Geister von ihremOpfer ab und verschwanden wie der Blitz aus dem Zimmer, denndraußen auf dem Korridor waren knirschende Schritte hörbar ge-worden, die sich aber bald wieder in der Ferne verloren.Wir waren Zeuge eines brutalen Roheitsaktes gewesen, aberwir hatten keinen Finger gerührt, denn nur so konnte dem scheuß-lichen System entgegengearbeitet werden, und hier war endlich ein-mal der wirklich Sckuldige in seine eigene Grube gefallen.Der Mulatte hatte wochenlang im Lazarett zugebracht. Eswar eine äußerst eingehende und strenge Untersuchung eingeleitetworden, aber die Täter hatte man nicht herausgefunden. Der siehätte angeben können, schwieg aus wohlweislichen Gründen. Derwachehabende Unteroffizier war wohl dazugekommen, als mehrereMann aus unserem Zimmer stürzten und in einer der vielen Türendes langen Korridors verschwanden, aber erkannt hatte er keinendavon, und mit Sicherheit wußie er auch nicht anzugeben, welcheStube sie aufgesucht hatten. Der Klopfgeist erschien von da annicht mehr, er hatte seine Tätigkeit für immer eingestellt. Schmidt Iwurde bald darauf als völlig untauglich zum Militärdienst befundenund in seine Heimat geschickt. Auch ich erhielt infolge eines Arm-bruchs nicine Entlassung. Später traf ich mal wieder einenLeidensgenossen aus zener Zeit. Als ich ihn nach dem Mulattenfragte und wie er sich gäbe, tippte mir mein ehemaliger Regiments-kamerad auf die Schulter und mein-e vergnügt:„Der Mulatte? Junge, ich kann Dir sagen, es gibt im ganzenRegiment keinen besseren Unteroffizier als ihn. Wir können ihnum den Fingern wickeln. Eine tzrundgemütliche Unke ist er ge-worden seit jener Nacht, Du weißt ja, als er an Stelle des Schmidts„gesegnet" wurde vom„Heiligen Geist".---Der<j<>rundhcitUcbe Wert desObftes.Während man früher das Obst nur als Gennßmiltel gelten ließ,wird ihm beute als Nahrungsmittel mehr Beachtung geschenkt, unddas mit Recht, das Obst ist gleichzeitig NahrungS- und Genußmittel.ES macht uns wenig Schwierigkeiten, unsere Nahrung so auS»zutvählen, daß der Bedarf an Eiweiß. Fett und Kohlehydraten zuseinem Recht kommt, der Bedarf an Mineralstoffen dagegen wirdoft in gesundbeitsschädigender Weise vernachlässigt. Unseren Bedarfan Mineralstoffen können wir auS einer nur ans Fleisch, Hülsen-früchien, Brot und Kartoffeln bestehenden Nahrung, so reich dieseStoffe an Eiweiß und Kohlehydraten sind, nicht decken, da sie ver-hältnismäßig arm an Salzen find. Für eine normale Blutbildungist darum gutes, reifes Obst ebenso wichtig, wie Gemüse, welch'letzteres leider oft genug durch das Auskochen und Abschütten dermeisten seiner Nährsalze beraubt wird.Sehr geschätzt wird in erster Li' ic der gesundheitliche Wert desApfels. Sein Genuß ist wegen tes Eisen- und auch des hohenNatrongchaltes vor allem Blutarmen empfohlen. Der letzlere Stoffbindet die in, Körper überschüssigen und darum schädlichen Säuren.wie Kohlensäure. Harnsäure, Essigsäure usw. in de» Verdauungs-organen und bringt sie zur Ausscheidung, während sie andernfallsins Blut treten, das Nervensystem erregen und auch andere Störungendes Organismus bervorrtifen, wie es überhaupt � bei mangelnderAlkaleszenz dcS Blutes zur Stauung abnormer Zerfallprodukte, dersogenannten Auloloxine oder Selbstgifte kommt, die wiederum einegeregelte Blut- und Säfteströnnmg verhindern. Der Apfel enthältauch verhältnismäßig viel Phosphor in leicht assimilierbarer Ver-bindimg, welchem Stoff eine vorteilhaste Wirkung auf das Gehirnzugeschrieben wird.