füllen als er nur wollte. Zurückgekehrt, berichtete er dem Freund,daß eS gar nicht schön Wäre, ein Glas Wasser mit so viel Zucker,aber er hätte ihm nicht geglaubt und sehnte sich weiter danach, biser eS hatte und— pfui Teufel sagte. Es schmeckte wirNich nicht.Die Schiffer lachten sehr.»Das soll Wohl schlecht schmecken, soein Topf mit Zucker, nicht, Hannes?" Und der lachte noch lauter,und sie tranken ihren Grog aus.Der Junge verstand nicht— was ging ihn das Zuckerwasseran—. wollte er denn so was? Er wiederholte eS.„Ich möchtedoch so viel Geld haben und wie die Reichen leben, Kutsche fahrenund erster Klasse— und ein Automobil und Gärten, so wie dieLeute drüben alle."Diesmal lachten die beiden Seeleute nicht— sie hielten ihrenwarmen Grog unter die Nase und dachten wohl nach. Das Liedgefiel auch ihren Ohren oder war ihnen einmal lieb gewesen.Der Hagere erzählte diesmal nichts. Er ftieh an das GlaS desDicken und lächelte ironisch..Das ist ja Wohl Ihr Fall. waS,Dottor?*„Ist er auch'— sprang der hoch und schmiß das Glas auf dieDiele. Hol der— Ihre Vernunft und Moral. Recht hast Du,Junge. Gold ist alles— ist das einzige—, wie da die Leutespringen— und zittern. Man kann mit ihnen machen, waS manwill, sie müssen ja— ich Hab Gold, Macht— haha. Und dann dieSchlemmerei— ach— seine Lippen zogen sich lüstern zusammen—der Sekt und Artischocken und die Weiber— ach—"„Aber bekommen Sie es nicht über', fragte langsam der Hagere?„Ich fand, daß ein Vergnügen keines ist—. wenn man es alle Tagehat, und daß Ihr Sekt wie SelterS schmeckt, wenn man ihn soreichlich trinkt. Und so ist es mit allem—*Der Junge saß mit gekniffenen Augen und blickte wohl in dieSonne der Zukunft, die ihm hinter den Worten des Dicken aufging.„WaS, über?' fragte heftig der Dicke, haben Sie eine Ahnungund das ist es doch nicht allein. Die Pferde, die Kleidung, dieGesellschaft„Nun, die ist so wie jede. Ein bißchen anders von außen, aberinnerlich Geschwätz, Gezänk, Eitelkeit und Schwindel, was soll daschön sein? Sie müßten das doch nun allmählich wissen, Sie warendoch reich?'„Reden Sie doch nicht,' wandte der andere ärgerlich ein—.ich reich, die paar Hunderttausend— was ist das! Millionen müßteman haben, dann wollte ich sie unterkriegen, diese Bande.'Der Junge, der bei den Hunderttausend groß aufgesehen hatte,verlor nun doch seine Schwungkraft— er sah hoffnungslos diebeiden an. Die Seeleute hörten auf so WaS gar nicht mehr bin.Sie klopften sich gegenseitig zu. jedem Schluck auf die Schulter oderSchenkel, stopften die Pfeifen und schluckerteu in Liebe und Ein-tracht ihren Grog und waren froh.„Also, wenn Sie Millionen hätten?" fragte spöttisch derHagere?,Oh, dann wollt ich aufkaufen und Schiffe beladen und nach Islandund überall hin schicken itAd viel Geld lösen und dort laden undwieder dort verkaufen, wo eS hoch im Preise ist— Mensch— habenSie eine Ahnung, was ich für Geld machen würde."„Aber weshalb wollen Sie so furchtbar viel Geld? Wenn SieFreude an Expeditionen, an Warcntausch über See haben, gut—das ist eine nützliche Tätigkeit wie jede. Aber Sie wollen doch nurdas Gold—? wozu beim?'„Ja— will ich auch. Immer mehr. Alles muß mein sein, allemüssen mir gehorchen. Ich kann sie dann totmachen, kaput machen,wenn ich will--.'„Also deshalb?'Der Dicke gab keinen Laut mehr, er bekam einen Anfall, unterdem sein ungeheurer Körper furchtbar erbebte— warf einige Silberstücke hin und ging fort.Die Zurückgebliebenen schwiegen eine Weile. Dann sah derHagere den Jungen an, und der sagte trotzig:.Dennoch möchte ichreich sein— ich will ja gar nicht Leute kaput machen,— aberleben, genießen--."„Das ist schon recht, das soll wohl ein jeder wollen, sich zu ver-bessern, Freude an seiner Lebensarbeit haben— aber dazu hilftDir das Geld doch nicht.".Nicht, was sonst?"„Das nützt Dir gar nichts. Wenn ich Dir jetzt Hunderttausendeben würde, würdest Du so elend sein und werden wie zuvor. Duättest, was Du wünschtest— aber es hätte nach kurzer Zeit nichtmehr Wert als Deine Groschen, die Du heute hast.'„War Bergsen so reich und wurde er so elend wie er reichwar?' fragte der Junge..Ja— die Familie ist ruiniert durch das viele Gold, das aufsie wie Gewitterregen fiel. Er macht nicht mehr lange und nunfind sie alle so elend wie zuvor."„Ja— das mußt Du erzählen, das höre ich gern nochmal, wiedie BergsenS erbten. Donnerschlag, ich glaube fünfmal und jedesmalmehr, nicht Hannes?' sagte der eine Seemann und ermunterte mitewigen liebevollen Stößen den einschlafenden Kameraden.„Jaa—* erwachte der—.ja— die Erbschaften, ja das wardoll", sagte er auch und suchte ans dem Glas noch einige Tropfenzu saugen.„Fünfmal?' fragte der Junge— er war ganz erregt vor einersolchen Möglichkeit.„Nun, da« ging so.» erklärte der Hagere. Da war der Alte,sein Großvater, der war ein tüchtiger Schlosser und hatte seineGroschen und ein Häuschen und gutes Ansehen. Er machte sich abernichts aus dem Ansehen, das ihmIseine Tüchtigkeit gab, er wollteetwas Feines sein. Und wenn er es nicht mehr konnte; so sein Sohn.Der mußte keinen Rutzkittel haben und nichts, was ans Handwerkerinnert, auch nicht Ingenieur, sondern ein Doktor, und müßteSchmisse im Gesicht haben und bunte Mützen tragen, wie es desBürgermeisters Sohn tat. Das war wohl nichts Schlimmes, daßer den Sohn mehr lernen ließ, als er es konnte, er dachtejedoch weniger an das Lernen, als den feinen Schein. Erhatte aber nicht genug Geld und die feinen Korpsnahmen den Sohn nicht und die kleinen sogen so an den Taschen.daß der Vater sich sehr härmte und der Sohn auf bestem Wege war,fleißig zu arbeiten, weil er nicht den Lumpenkram der reichen Bubenmitmachen konnte. Auch stieß man sich an dem simplen Hand»werker.Da starb ein ferner Vetter, und auf den Schlosser kamen guteZehntausend. Er warf seinen Schurz hin, nannte sich Rentier—und nun konnte sein Sohn in ein Korps und bekam das bunte Zeug,und konnte frech und eingebildet alle Leute mit Verachtung ansehen.die nicht aus anderer Tasche lebten, sondern arbeiteten. Der Sohntrank, wie es sich für einen„flotten Bursch' gehört— und kamin sein Lehramt, und da der Vater ihm alles für die Studenten-spielerei gegeben hatte, blieb ihm nur sein Gehalt, und das war somäßig, daß er wohl oder übel ordentlich leben mußte, und dankeiner gewissen Fähigkeit sogar gute Aussichten hatte, bald Direktorzu werde».Aber er hatte Unglück, er erbte.Diesmal gut das Dreifache, also 30 000, von seines VaterSBruder, der auf den noblen und gebildeten Neffen immer stolz warund sein übriges tun wollte.Der bekam nun ein hochfahrendes Wesen, und hatte der Direktorschon halb eingewilligt, ihn als Schwiegersohn anzunehmen, so ver-achtete er nun derlei und wollte in eine der Adelsfamilien, zu denener aus der Studentenzeit Beziehungen harte.Er schluckte alle die Verachtung, Duldung und Ironie der Leutemit dem„v." herunter, um einmal auch so die Bürger und Hand«werker mit Verachtung behandeln zu können. Das stach in denBergsens einmal drin, das war ihr Ideal.Aber zu solchem Verkehr gehört Austreten. Er mußte auch sotun können, als ob er sein Geld gestohlen hätte, also mit noblemGesicht und vollen Händen ausgeben, immer etwas mehr bezahlenals das Volk, damit eS vornehm aussähe und dieses sich armseligund niedrig vorkommt.Dazu reichten die Dreißigtausend nicht. Er hatte Not undSorgen, Gläubiger aller Ecken und wußte nicht, wohin er sehensollte, und sein Amt schien verloren, da er nachlässig und gleich-gültig wurde. Er mußte einlenken, sich einrichten und brachte seinePosition wirklich bald wieder ins Gleichgewicht. Er hatte aber einkleines Kapital bei der Bank gelassen und durch Spekulation hattesich das verzehnfacht. Dazu kam ein abermaliges Erbe, der Onkelwar nun gestorben, und auf den Doktor kamen nach Auszahlungeiniger Legate für Arme noch genug, daß er abermals die Soliditätaufgeben und den großen Herrn spielen konnte. Diesmal be-kam er das Fräulein mit der Krone, und er mußte sienun nach seiner Meinung in der großen Liederlichkeit adeligerWirtschaft erhalten und jagte und hetzte sich ab, um sein Geld zuvermehren; denn soviel er hatte, eS war immer zu wenig, für das,was er gleich dafür wollte.Nun mußte er doch ein Schloß mieten, mutzte viele Leute, Dienerhaben und Wagen haben; und er lebte in Angst und Sorge, zittertevor jedem Verlust bei der Bank, und all die Genüsse des Reichtumsschmeckten ihm gar nicht in solcher Sorge— auch kam es ihmzuletzt vor, als ob die. Leute nur so ehrfürchtig täten, wenn er beiihnen vorsuhr, um sein Geld, seine Aufträge zu erhalten, und dieNase rümpften, wenn er Kehrt machte.Das war auch wirklich so, denn allenorts nimmt man wohl dasGeld, aber achtet und ehrt doch nur die Tüchtigkeit; deshalb zogendie Bergsens in die Großstadt und dachten da. wo auch niemandetwas von der Herkunst wußte, eine Rolle zu spielen.Aber die Stadt verschlingt viel, wer nur Geld ausgeben kann,ohne welches zu erarbeiten; und zuletzt mußte er sich, um Frau undKnaben ernähren zu können, abermals auf seine Tätigkeit alsPädagoge verlassen. Und er erzog seine Söhne und man beganntrotz der Verarmung ihn mit Achtung und Freundlichkeit zu be-handeln. Dieses halbe Jahr in einem Vo.rortlandhaus war dasletzte Glück.—• Sie erbten zweimal hintereinander aus der Familie der Mutter.viele Hunderttausend. Die Jungens machten, was sie wollten, sieverloren alle Arbeitslust und Fähigkeit. Nicht einmal zum Studiumkamen sie—, man jagte sie von der Schule, da sie der Bater anallem Schwelgen teilnehmen ließ, weil er dem Reichtum nicht ge»wachsen war. Das Gold warf sie hin und her und erfüllte sie mitUeberdruß, den sie durch andere Genüsse gs vertreiben suchten. Alser einmal aus einen Schlag Hunderttausend verlor, die sein Sohnmitnahm, hängte er sich auf, wie ein armer Verhungernder, amBettpiosten.Die Jungen» hatten doch noch genug, aber sie blieben bei derSucht, mehr zu machen, ganz gleich wie— nur des Besitzes_ unddes MachtgenusfeS halber— sie hatten nie etwas gelernt und ließen