ein. Ta goß es sich über ihn her. Ta kam's nur so auf ihn zu-gezischt: Schande IJa, das war's, das war doch das Größte und Schlimmste.Das, was ihn am ärgsten traf. Das hatte ihm auch der Genzler-anton nicht hiuwegdisputieren können. Bankrott, das war etwas,was nicht mehr wegzuwischen war. Nie mehr, sein ganzes Lebennie mehrtEr ging in seine Siube.Ta war ihm, er müsse noch etwas suchen. Und er suchte auch,ohne daß er wußte wonach. Plötzlich erschrak er heftig. Heiß über-lief es ihn. Die Erkenntnis war ihm gekommen, daß es seine Axtwar, die er suchte.In diesem Augenblick spürte er einen heißen Atem an seinerWange, und die Stimme seines Bruders flüsterte: Weil's dochhalt sein muß, Hannes, wollen wir halt ansangen,'s sind schonLeut genug da. Schlag den Daumen ein, daß es eine gute Ver-steigerung gibt. Der Gerichtsvollzieher wart nur, bis ich's ihmsag."(Schluß folgt.)(7!ach»ru<t verboten.!Marum wir sterben.Von Dr. A. Lipschütz.Die Zeitungen preisen wieder eine Entdeckung von Metschnikoff.Ein neuer Bazillus ist gesunden worden, dem sehr wohltätige Eigen-schaften zukommen. Wenn man ihn in den Darm von Mensch oderTier bringt, so findet er hier günstige Lebensbedingungen und ver-mehrt sich ist aber unschädlich. Wie gesagt— mehr als unschädlich,wohltätig. Denn er macht fich im Darme breit und verleidet denanderen Bakterien, die sich dort sonst gut zuhause fühlen, das Leben.Diese anderen bekanntlich in gewaltiger Anzahl in unserem Darmelebenden Bakterien sind nämlich noch Metschnikoff die bösen Geister,die uns ins Grab bringen. Die Stoffwechselprodukte, die dieBakterien, wie jede andere lebendige Zelle, nach außen abgeben,werden, wie Metschnikoff glaubt, in den Blutkreislauf aufgenommenund tuen eine verheerende Wirkung in unserem Organismus. Siemachen es nach Metschnikoff noch viel, viel schlimmer, alsdie Errreger von Syphilis, Tuberkulose usw. Diese kommenbei einzelnen Leuten, die das Unglück hatten, sich mit ihnenanzustecken, vor. Die Darmbakterien kommen bei allen'Menschen vor und richten sie allmählich zugrunde. Darum sterbendie Menschen so früh. Sonst würden sie viel länger leben.Metschnikoff, der fich schon vor Jahren zu diesen Anschauungenbekannte, hatte zunächst einen ganz radikalen Einfall, um daS Lebender Menschen zu verlängern. ES ist nämlich eine Tatsache, daß wirin deni sechs bis sieben Meter langen Darm, den wir in unseremKörper herumtragen, ein ganz nutzloses Organ haben. Wir könntenmit einem viel kürzeren Darm auskommen. Ohne Gefahr für dieGesundheit kann man den Darm bei Mensch und Tier bis zu einemgewissen Grade kürzen. Namentlich der Dickdarm ist ein zwecklosesRudiment, das für den Pflanzenfresser wohl von Bedeutung ist,diese für den Menschen aber verloren hat. Da nun in der organi-schen Welt gar nicht alles so gescheit eingerichtet ist, wie vieleNaturforscher glauben, so müssen wir uns mit dem langen Darmeals einer Wohltat, die zur Plage geworden, abfinden. AberMetschnikoff wollte fich eben mit dem Dickdarme nicht abfinden, denner beherbergt ja gewaltige Massen von Bakterien, die uns das langeLeben nehmen. Warum den langen Dickdarm nicht einfach bei allenLeuten beschneiden?Doch der Einfall war zu radikal, um ihn auch mir zu Ende zudenken. Auch seineu eigenen Dickdarm, geschweige denn einen Teilseines Dünndarmes bar Metschnikoff für seine Idee nicht als Opferauf den Altar der Menschheit bringen wollen. Er ist gleich aufeinen Kompromiß eingegangen. Und schuld waren daran niemandanders als die Bulgaren. Sie waren bisher bloß durch die wegenihrer Dimensionen überaus ernst zu nehmende Nase ihres Königsberühmt. Aber dieser war und ist doch Made in Germanh. Nunsolllcn die Bulgaren aber durch saure Milcb. ihr ureigenstes Landes-produkt, berühim werden. Denn die saure Milch hatte es Metschnikoffangetan. Die saure Milch der Bulgaren ist nämlich nach Metschnikoffein Lebenselixier. Weil die Bulgaren lange leben und vielsaure Milch trinken, hat sich Metschnikoff gesagt: das spreche dafür,daß die saure Milch ein Lcbensverlängerungsmittel sei. Und daßdie saure Milch, so ein Topf mit ganz gewöhnlicher saurer Milchsolche Wunderdinge leisten kann, liegr eben wieder in denBakterien der Milch. Bekanntlich wird das Sauerwerden derMilch durch Bakterien bedingt, die den Milchzucker zu Milch-säure vergären. Diese sonst unschädlichen Bakterien haben nun nochMetschnikoff die Eigenschaft, die anderen Bakterien im Darme, geradediejenigen, die uns das Leben verkürzen, zu verdrängen, wenn siemit ihnen im Darme zusammenkommen. Bakterien können ja be-kanntlich alles in der Well. Metschnikoff hat auS diesen Gründender sauren Milch die obige Bedeutung zugesprochen. Trinket, ihrarmen Menschenkinder, saure Milch, und ihr werdet alt werden wieMethusalem. Euren langen Darm braucht ihr euch nicht heraus-schneiden zu lassen. Auch nicht ein kleines Stückchen von euremDann braucht ihr herzugeben. Nur saure Milch braucht ihr zutrinken. Und habt ihr nach saurer Milch kein Begehr, so ist euchsicher geholfen: ihr könnt euch damit begnügen, die Bakterien dersauren Milch in konzentrierter Form zu essen, genau so wie Hefe.Ihr kaust euch das Lebenselixier„Lactobazillin", das im Handelvertrieben wird, für billiges Geld, und ihr trägt euer langes Leben,euer Glück in der Taiche. Ihr frißt einfach Bakterien, die ihr imKmnpfe gegen die Bakterien in eurem Darme brauchen könnt.Die große Tragweite, die lier sauren Milch und MetschnikoffSLactobazillin zukommt, ist eigentlich arg verkannt worden. Namentlichdie große volkswirffchastliche Bedeutung der sauren Milch. Bedenktman. daß nach den Ergebniffen der Erhebungen des KaiserlichenStatistischen Amtes und des Metallarbeilerverbandes der deutscheArbeiter schon bei einem Jahreseinkommen von 1200 bis tötX) M.im Durchschnitt S M. 64 Pf. pro Jahr sparen kann, wenn ihmallerlei Unterstützungskasien mit— 81 M. 66 Pf. pro Jahr unterdie Arme greifen, bedenkt man fernerhin, keß Methusalem 969 Jahregelebt hat und läßt man das angelegte Kapital von 6 M. 64 Pf.pro Jahr sich mit 3'/, Proz. pro Jahr verzinsen, so stirbt jederArbeiter im deutschen Vaterland mit einem Jahreseinkommen von1200 bis 1600 M. als reicher Mann. Die soziale Frage ist hiermit einem Schlage gelöst.In der kurzen Spanne Zeit, die seit der Entdeckung des Lebens-elixiers in der sauren Milch vergangen ist, bat sich allerdings nichtfeststellen lassen, ob wir die Dauer des Lebens als Funktton dersauren Milch mit 969 Jahren richtig in die Rechnung gezogen haben.Sie kann weniger, sie kann aber auch mehr betragen. Metschnikoffhat sich aber auf jeden Fall mit den, wenn nicht sicheren, so dochsicvcr anzunehmenden 969 Jabren des weiland Methusalem begnügtund Hai einen neuen Bazillus ausfindig gemacht, der dem dersaueren Milch noch weit überlegen ist, denselben Bazillus, mit demunsere heutige Abhandlung begonnen hat. Da Methnialem nichtder erste Mensch auf Erden gewesen ist, so wird seine Großmuttergewiß noch um 100 Jahre länger gelebt haben. Es ist darum garnicht ausgeschloffen, es liegt vielmehr auf der Hand, daß der neueBazillus von Metschnikoff uns mindestens das, wenn auch nicht un-begrenzte, so doch gewiß sehr hohe Alter von Methusalems Großmutterverbürgt.Das ist der objektive Stand der Dinge. Aber ein Zweiflerwie ich bin glaube ich nicht daran. An Lebenselixiere und Teufelglaube ich prinzipiell nicht. Zu meiner Verteidigimg vor dersaure— Milch— trinkenden Nachwelt kann ich nur folgendes vor-bringen.Metschnikoffs Ausgangspunkt ist, daß heute auch der Tod auSAltersschwäche stets ein pathologischer Tod ist, bedingt durchkörperfremde Gifte, durch die Stosfwechselprodukte der Bakterien imDarme. Alle Hoffnungen Metschnikoffs mit Bezug auf seine Lebens«elixiere haben diese Annahme über die Natur ves Todes zu ihrerVoraussetzung. Diese Boraussetzung aber ist falsch. Die lebendigenZellen unseres Körpers werden nicht durch Bakteriengifte getötet,sondern sie töten fich..wenn das Alter naht, selbst: i m Z u s a m m e n-leben d e r Z e l I en i m g r o ß e n Z e l l v e r b a n d e unsere?Körpers liegen die Bedingungen für den Tod,für den natürlichen Tod aus Altersschwäche, dersich mit eiserner Notwendigkeit aus dem Lebender Zellen im vielzelligen Organismus ent«wickelt.Die einzelligen Organismen, die sich durch Zweiteilung fort-pflanzen, können als unsterblich angesehen, werden. So lange dieäußeren Bedingungen, wie Nahrungsangebot, Temperatur. Reinheitdes flüssigen Mediums, günstig sind, wachsen und teilen sich dieEinzelligen, zum Beispiel ein Jnfusor, unbegrenzt fort.Man hat schon 2000 Generationen vom Inkusor?aramaöoiura<Pan-toffeltierchen, das in jedem Heuinfus gezüchtet iverden kann), die allevon einem einzigen Poramäcium abstammte», ini Laufe von41 Monaten gezüchtet. ES waren dabei sehr häufige Uebcrtragungender Tiere in frisches Wasser nötig. Unterläßt nian das, dann ver»langsamen sich die Teilungen der Infusorien, bis die Teilungganz aufhört: es beginnt ein„Depressionsznstand" der Tiere,wie fich der englische Forscher Calkins ausgedrückt bat. DenDepressionSzustand kann man an den äußerlich sichtbaren typischenVeränderungen im Aussehen der Tiere durch die mikroskopische Be-trachtung der Tiere feststellen. Die Tiere beginnen abzusterben.Man kann den DepressionSzustand beheben, wenn man die Tiere infrisches Wasser bringt: die Einzelligen werden dann bald wiederteilungsfähig.Aus diesen Versuchen können wir viel lernen. Das Wasser, indem die Einzelligen leben, enthält die Stoffwechsclprodukte, dieSchlacken, die im Leben der Zellen entstehen. Ihre Anhäufung aberstört den normalen Ablauf des Lebens und bringt die Tiere um.Man kann diese für das Leben ungünstige Bedingung der Anhäufungvon Schlacken in den Leibern der Infusorien steigern, wenn mannach Pütter folgenden Versuch ausführt. Bringt man eine größereAnzahl von Paramäcien in einen möglichst kleinen Wassertropfen! sowerden die Tiere im Laufe einiger Stunden schon geschädigt.Bringt man frische Tiere in diesen Tropfen mir den geschädigtenTieren hinein, so sind sie bald auch geschädigt. Ueberträgr man diegeschädigten TicrS aus dem Wassertropfen in frische-. Waffer, sotritt, wenn die Schädigung der Tiere noch nicht sehr groß war, eineErholung ein.Uebertragen wir daS Ergebnis der Nntersuchungen an einzelligenTieren auf die vielzelligen Tiere. Wir haben hier einenZellverband vor uns, in dem viele Zellen zusammenleben.Vielleicht liegt die Sache so, daß die Zellen im Zellverbande nicht