fv recht die MSglickikeit baben, die SMacken des Stoffwechsels nach außen abzugebe». Es lägen dann ljier Bedingungen vor, wie� wir sie bei den Infusorien in der Waiierkultur, die wir nickt häufig genug weckseln, antreffen. Talsächlich hat die Beobachtung mit absoluter Sicherheit ergeben, daß im Laufe des Lebens sich in den Nervenzellen und auch in den Zellen de« Herzmuskels ganz allmählich dunkle Pigmenlkörncken anhäufen; die Anhäufung beginnt schon in der Jugend, aber erst im hohen Alter erreicht sie eine größere Aus- dehnung in jeder einzelnen Nervenzelle. Wir müsse» die Anhäufung dieser dunklen Körnchen in den Nervenzellen als eine Anhäufung von Stoffwechselprodukten betrachten. Sobald die Anhäufung der Schlacken in den Nervenzelle» eine größere Ausdehnung erreicht har und die vielen Pigmentkörnchen sind für die Nervenzellen in den Gehirnen sehr alt gestorbener Leute gerade charakteristisch, so können die Nervenzellen schließlich nicht mehr auf ihrem Posten sein, sie versagen. Wir büßen die geistige Frische ein, wir werden alt. Es kommt schließlich ein Moment, wo diejenigen Nervenzellen ver- sagen, die Atmung und Herztätigkeit regulieren. Die alten Herz- «nuskelzellen sind zudem auch nicht mehr so recht auf dem Posten. Atmung und Herz versagen, sie stehen still. Der Tod ist da. Daß gerade in den Nervenzellen die Anhäufung von Stoff- tvechsclprodukten einen so hohen Grad erreicht, findet eine Erklärung darin, daß der Stoffverbrauch in den Nervenzellen, wie wir heute wiffen, ein überaus reger ist, der den der anderen Körperzellen weit überragt. ES ist eine große UnVollkommenheit darin gegeben, daß die Zellen, die im Zellverbande zusammenleben, nicht prompt genug die im Leben entstehenden Stoffwechselprodukte nach außen abgeben können. Und an dieser UnVollkommenheit gehen die viel- gelligen Tiere zugrunde. DieNatur"' ein anderes Wort für den lieben Herrgott hätte das Zusammenleben der Zellen im Zellverbande vollkommener einrichten können, vielleicht durch eine noch bessere Ausgestaltung des Blutkreislaufes und der Atmung. Vom Gesichtspunkt derZweckmäßigkeit", die wir selber setzen, ist diese Unvollkommenheit natürlich sehr bedauerlich. Denn wer möchte nicht lange leben! Aber da ist wahrhaftig einstweilen nichts zu machen, denn unseren ganzen Körper, den die äußeren Bedingungen, die in der Umwelt gegeben waren, im Laufe vou Jahrmillionen so gestaltet haben, wie er heute ist. werden wir kaum so bald neu modeln können, um auf Methusalems Alter kommen zu können. Jedenfalls aber hat Metschnikoff die Sache am ganz falschen Ende angegriffen, indem er den Bakterien im Darme mit saurer Milch zu Leibe rücken wollte, um das Leben des Menschen zu verlängern. UebrigenS sind die Momente, die heutzutage die Mensch- heit frühzeitig ins Grab bringen, viel greifbarer Natur, als die Darmbakterien MetschnikoffS oder auch die UnVollkommenheiten unserer körperlichen Organisation. Die wenigsten Leute sterben heute an Altersschwäche, weil tausend Schädigungen unseren Organismus treffen. Namentlich kommt die dauernde Unterernährung in Betracht, in der wir leben. Dann die Wohnungsnot, die Schäden der Säuglingssterblichkeit, die Berufsschädigungen, die Uebermiidung, der zweifellos eine ganz gewaltige Bedeutung zukonimt, usw. Durch eine Beseitigung dieser Schädlichkeilen wird man schneller und mit absoluter Sicher- heit eine Verlängerung der Lebensdauer des Menschen erreichen. als wenn man feine �optimistische Philosophie" nach Metschnikoff auf der Hoffnung aufbaut, wir könnten und alles dank der sauren Milch so alt werden wie Methusalem . Dieoptimistische Philosophie" der Arbeiterklasse mündet nicht in MetschnikoffS saure Milch, sondern in den politischen und gewerkschaftlichen Klassen- kämpf auS. kleines feirilleton- Kulturgeschichtliches. Ein Postkutschenidyll vor hundert Jahren. Wer heute im Schnellzuge die zweistündige Reise von Jena nach Halle macht, ahnt nicht, mit was für Beschwerden und Gefahren eine solche Fahrt noch vor hundert Jahren verbunden sein konnte. Ein treues Bild von den Annehmlichkeiten einer solchen Reise gibt der schwedische Kammerrat von Ehrenzweig, der im Jahre 1805 »nit der Post von Jena nach Halle fuhr. Das Postkutschen« idyll, das er in einem Schreiben aus Hamburg vom 2. November 1805 an den Kurfiirsten von Sachsen Friedrich August entwirft, dürste auch den größten Verehrer der vergangenen Reiseromnntik doch wohl etwas stutzig machen. Der Kammerrat schreibt wörtlich folgendes:Die Zerbrechung meines ReisewagenS im Fränkischen veranlaßte mich bei Ermangelung eines Gesellschafters und Reisegefährten mit der ordinären Post zu gehen. So lange ich Reichs- oder preußische Post hatte, fand ich keine Ursache, meinen gefaßten Entschluß zu bereuen, aber wie erstaunte, ich, als man mir in Jena den chursäcksischen Wagen, der von Naumburg nach Halle fährt, vorführte. Wie ist es möglich, daß in einem zivilisieNen Staat die Ober-Postdirektion ein solches Unwesen dulden kann l Nicht nur, daß wir von Jena nach Naumburg von zwölf bis abends acht Uhr unterwegs waren und die sächsische Post, unerachtet sie die iverantwortl. Redakteur: Albert Wach». Berlin.= Druck u. Verlag: ganze Nacht durchfuhr, erst den anderen Morgen um elf Uhr ln Halle ankam,' nicht genug, daß ein ganzer Haufen sogenannter blinder Passagiers aufgeladen ward, dies sind Kleinigkeiten im Ver- gleich des Sitzes, des Wagens selbst. Lassen Ew. Churf. Durchlaucht Sich das Fuhrwerk, welches von Jena nach Halle geht, vorzeigen, Sie werden Selbst finden, daß es keinen Stuhl, keinen Sitz, keine Bedeckung, kurz, weder die geringste Bequemlichkeit, Sicherheit, noch Schutz darbietet! man ist in Lebensgefahr auf demselben besonders zur Nachtzeit, wo so leicht den Reisenden der Schlaf überfällt und er wegen Mangel an Lehnen, an Sitz, Stuhl jeden Augen- blick befürchten muß, vom Wagen herunterzufallen und zwischen den Rädern auf eine schreckliche Art verstümmelt zu werden. Wie oft ereignet es sich nicht, daß Handwerker, Künstler, Krämer ihren Wohnort verändern, und mit ihren Kindern reisen müssen, diese sind dann der größten Lebensgefahr ausgesetzt, weil sie weit leichter wie alte Leute einschlummern. Hier eine Tatsache. Wir alle, die wir damals zusammen auf dem Postwagen reisten, halten in zwei Nächten nicht geschlafen, bei dem langsamen Fahren war es unmöglich, der Ermüdung zu widerstehen: damit nur keiner im Schlummer vom Wagen fiele, kam man überein, Wechsel- ieitig zu wachen. Aber die Natur behielt die Oberhand. Es fand sich, daß der die Aufsicht und Wache führende Reisende selbst einschlief, und es mutzten daher zwei sich vereinigen, welche zu gleicher Zeit wachten. Es ist doch empörend, wenn man mitten im deutschen Reiche, in einem seit Jahrhunderten für policirt gc- haltene» Lande wie Sachsen , nicht für sein Geld auf dem öffcnt- lichen Postwagen reisen kann, ohne der offenbaren Gefahr ausgesetzt zu sein, fein Leben zu verlieren oder zum Krüppel zu werden, und eS nur gleichsam durch mühsames Nachsinnen dahin bringen kann. sich einigermaßen davor zu sichern." Nachdem der Verfasser noch einige Seilen fortgestagt Hot. schließt er endlich seine Eingabe mit der Hoffnung, daß der Kurfürstseine Anzeige mit Vergnügen auf- nehme und mit Freuden einen Mißbrauch abändern werde, der Sachsen zur Schande gereiche". Versteinerungsknnde. Neues Licht auf die Flora der Urzeit. Die fyste- matische Erforschung der fossilen Pflanzenreste, diePaläobotanik". ist jüngeren Datums als tierische Paläontologie, aber die Aufgaben dieser jüngeren Wissenschaft sind für die Erklärung unserer heutigen Welt nicht weniger bedeutungsvoll, denn ihre Lösung allein kann uns letzte Aufschlüsse über die Herkunft unserer Flora und über die Enlwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt geben. Die klassischen For-> schungen, die Schimper, Saporta und Renault auf diesem Gebiete durchgeführt haben, erfahren jetzt eine neue und wertvolle Ergänzung durch die Veröffentlichung der jüngsten Arbeiten des Naturforschers Scott Duckinfield, deS Präfidenten der Londoner Linno-Gefell - sckaft. Sie bereichern unsere Kenntnis Zum eine recht statt- liche Zahl von untergegangenen Pflanzenarten. In der Rekonstruktion dieser verschollenen Erzeugnisse einer untergegangenen Flora ist der Paläobotaniker in mancher Beziehung günstiger gestellt als der Paläozoologe. Gewiß sind die Forschungsgegenstände Verhältnis- mäßig selrencr und bieten der Beobachtung nicht ein wirkliches Skelett, wie das der prähistorischen Tiere, dafür aber zeigen die fossilen Pflanzenreste in ungleich besserer Erhaltung die äußeren Formen und die Struktur der untergegangenen Pflanzen und die mineralischen Schichten, zwischen denen die Versteinerung erfolgte, geben ungleich genauere Abdrücke deren Blätter und Pflanzen. Die jüngsten wissenschaftlichen Statistiken schätzen die Zahl der heule bekannten Pflanzen auf rund 176(XX) Arten, darunter zählt man 103 000 Pflanzen mit abgesonderten Samen- kapseln, 2500 Koniferen, 3 500 Farne, 40 000 Pilze, 14 000 Algen, 7500 Arten Moose und Leberblumen und etwa 5500 Flechten. Die Pflanzen mit abgesonderten Samenkapseln bean- fpruchen mehr als vier Siebentel aller bekannten Arten und umfassen das größte Reich der Flora von der winzigen tropischen Wasserlinse bis hinauf zu dem Rieseneukalyptus, der 150 Meter Höhe erreicht. Aber vom geologischen Standpunkt auö sind alle diese Artenmodern", sie existierten in der Zeit, da die Steinkohlenschichten sich bildeten. noch nicht, und erst mit der Epoche der Felsbildungen in der Se- kundSrzeit erscheinen sie. Sie sind Zeitgenossen der Hautflügler, der Schuppenflügler und der Schmetterlinge. Die Insekten der steinkohlenhaltigen Schichten, die der Forschung bekannt ge- worden sind, bestehen hauptsächlich ans Geradflüglern und auS Libellen, von denen manche Arten eine Flügelbreite von 60 Zentimeter und eine Rumpflänge von 30 Zenümeter er- reichen. Als die Pflanzen mit abgesonderten Samenkapseln auf der Erde erschienen, hatte sich das Aussehen der Pflanzenwelt bereits tiefgreifend verändert und wie? in ihren Grundzügen jene Flora auf. die uns auch heute noch bekannt ist. Damit begann das Zeit- alter der Koniferen, der Krollfarnkräuter und der Sagopalmen, deren fossile Ueberrefte in wundervoller Erhaltung erst kürzlich auf« gefunden wurden. Die neuen Forschungen Prof. Scotts zeigen. daß das Problem des Ursprungs und der Abstammung der Pflanzen- arten ungleick komplizierter ist, als man bisher annahm. ES zeigt sich, daß die EntWickelung der Flora sich nicht wie man bisher anzunehmen pflegte vom Einfachen zum Vielfältigen und Zu« sammcngefetzten vollzogen hat, sondern daß die Entwicklung oft den gegenteiligen Weg einschlug, die herrschenden Gruppen vollkommen entwickelte und sie dann neuen Familien den Platz räumen ließ. vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanjtalt Paul SingertEo., Berlin SW.