Nnterhaltungsvlatt des Horwärts Nr. 131. Mittwoch, den 10. Juli. 1912 Machdruck verdotm.Z 7] l. Der Alittiber. Von Ludwig Thoma . .Sieghst, Kaltnerin," sagte Schormayer schmunzelnd, ;,mir zwoa bringan an Tretter in Schwung. Für mi muaß a'r a Weibets suacha, und für di an Mo." Wia waar's denn, bal i enk. zwoa glei frischweg z'samm- spannet?" schrie der Viehhändler lustig. Der Schormayer ging lachend darauf ein und meinte, das liebe sich Wohl überlegen, und wenn ihn die Kaltnerin für einen Ganzen nehme, könne die Handelschaft gar noch richtig werden. Die Kaltnerin zog den Kopf tiefer ins Tuch zurück und sagte, da sei doch kein Ernst dabei, und der Tretter sei über- Haupt so einer, der die Leute foppe. ,,Dös is durchaus gar it g'foppt," schrie der Viehhändler, der einen schönen Profit in der Ferne winken sah und darum dringender wurde.Warum soll nacha dös bloß a G'spaß sei? Der Schormoar werd koa' ganz Junge net mög'n, de hint und vorn nix dasteht, und du waarst ganz passet für eahm. Du bischt deiner Sach schö fürg'stanna in Jnzemoos und Host it viel Hüls g'habt dabei." .,Dös sell is g'wiß und wahr: Hüls hon i gar koane g'habt, und überHaupts hon i de letzten Johr alloa auf d' Arbet denka müass'n, wei'..." No also! Dös sag' i ja! Wei' da Kaltner scho überHaupts gor nimma hat o'greifa kinna, aa bal er mög'n hätt, weil a d' Sucht g'habt hvt, und is eahm allssammete z' schwaar g'wen, und bal er 's probiert Hot. is er marodi worn und Hot aa glei Wieda g'suffa." Do waar ja i no da besser," sagte der Schormayer treu- herzig. Da Host recht! Du bischt scho änderst beinand, als wia'n er g'wen is," versicherte die Kaltnerin, indes sie voll Aner- kennung ihr Gegenüber anschaute. Bei der Arbet bin i heunt no it schlecht, und dös letzt Frühjahr hon i selm a fufzeh" To'werk umg'ackert, daß mir koa Junga net fürkemma waar." Und im Bett bist du aa no it schlecht," schrie der Tretter und schlug fröhlich auf den Tisch. Döb sell woaß mi net..." Ganz lüaderli werft nacha do scho net sei, du Tropf, du eiskalta!" Geahl Red do it so daherl" wehrte die Kaltnerin ab. Dös g'hört aa zu'n Handel, ob er koan g'setzlinga Fehla net hall" lärmte der Viehhändler und lachte herzhaft über seinen Spab. Du muaßt di do schama, was du alssammete daher bringst!" .,Wos nacha? Kaffst du vielleicht d' Katz in Sack?" Da lachten nun alle miteinander, und der Schormayer wurde blaurot im Gesicht und muhte sich die Tränen ab- wischen. Sogar das geschämige Weibsbild wollte lustig kichern, und es ging aber nicht. Mit dampfenden Schüsseln kam die Limmerin herein; Geselchtes, das von warmem Fett glänzte und appetitlich im Kraut lag, und auch Erdäpfel brachte sie; und indes sie ihre wohlschmeckenden Gaben auf den Tisch stellte, sprach sie ihre Freude darüber aus, dah es so kreuzlustig in der Stube ge- worden sei. Pah auf, Limmerin," antwortete der Tretter.es rankelt(rennt) si was z'samm, und überecks(in kurzem) Hamm mir a Hozet(Hochzeit)!" »Was na für oane?" Bal da Wittiber d' Wittibcrin packt." Obo! Dös waar aba schnell ganga!" Es is aa no it ganga," sagte der Schormayer,mi red'n g'rad a bisset davo." Die Unterhaltung schwieg, denn die Mannsbilder langten zu und hatten tüchtig zu kauen. Die Limmerin aber setzte sich neben die Kaltnerin auf die Bank, und sie rückten beide weiter vom Tisch weg und tuschelten eifrig miteinander; und was sich nicht sagen ließ, teilten sie sich zwinkernd und blinzelnd in der Augen» spräche mit. Dann wischte sich der Tretter mit der Hand übers Maul� So, guat war's." G'segn's Good!" sagte die Limmerin.Hättst vielleichk no mehra mög'n?" Na, es g'langt scho. Aba pah auf. Schormoar, jetz soll'» mi nacha wirkli amal vo dera Sach mit Ernst aa red'n."... Vo was für a Sach?" Vo'n Heireth'n halt! Und s i e soll sag'n, was s' hat." Der Tretter deutete dabei mit dem Daumen auf die Kaltnerin. Die schaute nun auch erwartungsvoll auf den ihr Zugedachten: aber der Schormayer holte sich noch eine Gabel voll Kraut und schob sich einen Bissen ins Maul. Für dös is heunt no koa Zeit," sagte er kauend unS schmatzend. Firti(fertig) macha brauchst heunt freili nix, aba red'n kinna mi do, red'n." Der Schormayer nickte mit dem Kopf. Sie soll halt red'n." Da blinzelte der Tretter ermunternd die Kaltnerin an. Jetzt sag's eahm, was d' hast." Und das Weibsbild lockerte sein Kopftuch, damit man es deutlicher höre, und schnupfte etliche Male auf und begann: Von Jnzemoos san ins blieb'n fufzeh'tausad dreihundert und zwanzg March, und achttausad March san Bargeld, und des ander is auf zwoate Hypathck auf'n Kaltnero'wes'n blieb'n." De is aba guat: da brauchat mi koan Angst it Hamm," warf der Tretter ein;de erst Hypothek is a Bankgeld, und it viel." De erscht Hypathek san viertausend March, und na kimnit des inser, und vo dera Hypathek und von Bargeld g'hört de Hälft mei, und des ander g'hört de drei Kinda, und dcrf aber i de Zins'n ziahg'n, bis daß sie mündig wer'n; und a so steht's g'schrieb'n." Der Schormayer stocherte mit der Gabel im Kraut herum, ob sich nicht noch ein Stück Fleisch fände, und die andern, die ihn alle zusammen betrachteten, mußten glauben, daß er seine ganze Aufmerksamreit auf das Suchen gerichtet habe. Nun wandte er doch seinen Kopf der Witwe zu und fragte:So, Kinda hoscht drei?" Ja. Zwoa Madln und oan Buam, und des ältest is elf Jahr alt, und da Lochmann von Jnzemoos nahm's glei zu eahm. hat er g'sagt, weil er's zu n Hüat'n braucha kunnt'." I that ma's selm zu der Arbet richt'n, wann i du waar." Ja no, mi sagt g'rad, wann cppa drei Kinda z' viel waar'n, und weil du aa zwoa hoscht..." Wer red't denn vo mir?" Mi sagt ja g'rad, für den Fall, daß's eppas wurd mit ins zwoa, und es war si a Hindernis vorhand'n z'weg'n die Kinda." Auf des sell gang's aa nimma z'samm, aba i ko dir heunt no gar nix sag'n, was i an Sinn ho. Dös geht so schnell it bei mir, und i bi mir it g'scheit gnua." Heirath'n is it Kapp'n tauscht," sagte die Limmerin. und a niada Mensch muß si dös g'nau überleg'n, und du Werst na scho Wieda zuakehrn, Schormoar, bal dir alssammete paßt." Dös is amal richti," versicherte der Schormayer,über- legt muaß die Sach wcrn. Dös laßt si net auf ja und na richt'n. und i wer jetzt dahoam nachdenka über dös." Moanst d', bei mir is änderst?" fragte die Kaltnerin. J woaß ja no gar nix vo dir." Mi derfragst d' leicht." Mit'n Derfrag'n is it tho; mi muaß aa wiss'n, wia du 's mit deine Kinda hoscht." Desz'weg'n sag i ja, daß i a Zeit brauch zu'n überleg'n." Is ja recht. Ueberlegst d' aS halt!" Die Kaltnerin hatte ihr mildes Wesen abgelegt und wollte sich nicht mehr liebreich zeigen: und wie der Schormayer aufstand und allerseits einen herzlichen Abschied nahm, ver» klang ihr Gegengrnß beinahe hinter dem Tuch. Dann aber. als er schon unter der Türe stand, schien es ihr doch, daß ihr«»