- 524- " Diese Schutzfärbung gegen die nltrabiolettek Strahlen finden Mr nicht nur bei den Menschen, sondern in der ganzen Tierwelt »veit verbreitet, und wenn auch in vielen Fällen die gesamte Körperhaut des Tieres diese Färbung nicht annimmt, so doch mei° ftens die empfindlichen und dem Licht besonders ausgesetzten Körperteile. Bei den Säugetieren ist gewöhnlich die dem Licht am meisten zugängliche Oberfeite dunkler gefärbt als die Unterseite, die diese Schutzfärbung entbehren kann, und gewöhnlich ist die Linie des Rückgrates am dunkelsten, bei vielen Tieren sogar direkt dunkelbraun oder schwarz. Bei allen Tagtieren ist die Außenseite des Körpers dunkler als die Innenseite der Gliedmaßen, weil auf diese das Licht nur sehr wenig oder gar nicht einwirken kann. Ganz auffallend groß ist aber die Ansammlung dunkler Farben- Pigmente an den empfindlichen Stellen des Körpers, so vor allen Dingen an der Schnauz«. Die feinnervige Nase des Hundes ist beispielsweise immer schwarz, wie auch die fast aller Tiere mit sehr ausgebildetem Geruchsinn, wie Fuchs, Wolf und anderer Raubtiere. Ebenso ist die Nasemnuschcl aller großen Pflanzen- fresier, der Büffel, Antilopen, Hirsche und Rehe schwarz, denn auf diese Weise ist das sehr empfindliche Organ am besten geschützt gegen Entzündungen durch Sonnenlicht. Die weichen Teile des Mundes, besonders die Lippen, die zur Nahrungsaufnahme so viel gebraucht werden müssen, sind ebenfalls sehr oft mit einer braunen dder schwarzen Schutzfarbe versehen, ich erinnere nur an Zebras und Giraffen. Auch die Haut um das empfindliche Auge ist oft von einer Schutzfarbe umgeben, die dunkler ist als die sonstige Färbung des Körpers; dunkle oder schwarze Augenflecke finden wir daher bei sehr vielen Tieren. Selbst bei den Wassertieren, den Fischen, treffen wir diese Einwirkung des Sonnenlichtes. Auf der dem Licht zugekehrten Oberseite sind die Fische dunkler gefärbt als auf der Unterseite; am stärksten tritt dieser Unterschied hervor bei den auf dem Grunde des Wassers liegenden Flachfischen, die auf der nach oben gekehrten Seite dunkel, auf der dem Boden auf- liegenden aber rein weiß sind. Andere Tiere, die fast nie dem Licht ausgesetzt sind, zeigen diese Schutzfarbe nicht, sie sind, wie manche in der Erde oder im Holz der Bäume lebenden Insekten- larven, meistens eintönig hell, weiß oder gelblich, gefärbt. Treten bei ihnen aber dunkle Farbenpartien auf, so befinden sie sich immer an den Körperstellen, an denen die Sinnesorgane sitzen, also mit Vorliebe am Kopfe. Wir erkennen also im ganzen Tierreich die große Bedeutung und Wichtigkeit der Hautfärbung, sie hat als eine ihrer bedeut- samsten und wichtigsten Funktionen den Schutz der Haut gegen die schädliche Wirkung der chemischen Sonnenstrahlen zu übernehmen, sie findet sich daher je nach der Größe des Bedürfnisses zwar verschieden stark, aber immer zweckentsprechend angeordnet. Für uns lönnen wir daraus die Lehre ziehen, daß wir im Sommer ztvar zunächst empfindliche Körpcrstellen bor den direkten Sonnen- strahlen schützen, aber auch allmählich unsere Haut an Luft und Sonne gewöhnen müssen, das ist dem Körper sehr zuträglich. Die Haut schützt sich durch ihre bald entstehende braune Farbe gegen die schädlichen Strahlen der Sonne selbst, so daß sie dann keines künstlichen Schutzes mehr bedarf. kleines Feuilleton- Wirtschaftsgeschichte. Monopole im alten Aegypten. Bei dem großen Eifer, der seit langer Zeit von Gelehrten aller europäischen Nationen auf die Durchforschung ägyptischer Altertümer verwendet wurde, mutz es auffallen, datz über die wirtschaftlichen Verhältnisse des alten Aegypten noch immer recht wenig bekannt ist. Und doch enthalten die gefundenen Papyri eine Fülle hochinteressanten Materials über Industrie und Handel Aegyptens in den ältesten Zeiten. Ein- gehender hat sich die ägyptologische Forschung bereits mit den zahl- reichen Monopolen im Nillande beschäftigt. Um die eigenartige Organisation der damaligen Monopole zu perstehen, mutz man sich vergegenwärtigen, daß der erste Großindustrielle im alten Aegypten der König war. Nächst ihm beherrschten die Tempel den größten Teil deS gewerblichen Lebens. Ueber die verschiedenen Arten von Monopolen geben die neuesten Forschungen von L. Mitteis und U. Wilcken inter - reffante Aufschlüsse. Ein äußerst wichtiges Produktions- und Verkaussmonopol war das O e l m o n o p o l. Oel spielte im Saushalt der Aegypter dieselbe Rolle wie bei uns die Butter. Der elfruchtanbau unterlag der Kontingentierung und Kon- trolle des Königs. Der Oelvcrkauf wurde an Kleinhändler in Stadt und Land verpachtet, wobei der Verkaufspreis im Detail- verkehr alljährlich vom König festgesetzt wurde. Dem Händler verblieb z. B. beim Verkauf des Sesamöles zu 48 Drachmen ein Profit von 6 Drachmen. Die Einfuhr ausländischer Oele war natür- lich verboten oder durch Schutzzölle erschwert. Auch das Bankwesen war in der Ptolemäerzeit staatlich monopolisiert. Weitgehenden Beschränkungen unterlagen fast alle Zweige und Produktionsstadien des Textilgewerbes. Die Gewinnung von Wolle und Flachs war teils dem Fiskus vorbehalten, teils an Tempel und Private weitervcrpachtet. Vor allem beschäftigte sich die Großindustrie der Tempel mit der Herstellung feinerer Thrill» erzeugnisse. Es ist überhaupt erwiesen, daß im alten Aegypten ziem« lich alles, was für den M a s s e n k o n s u m in Betracht kam. der Monopolisierung unterlag, so z. B. Salz, Honig, der unfern Zucker vertrat, Fische und Bier. Auch für wertvollere Erzeugnisse, z.B. Goldschmiedearbeiten, Parfüms und Salben gab es besondere Monopole. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser weitgehenden Monopoli« sierung liegt auf der Hand. Sie gewährte dem Fiskus und den Tempeln einen ganz überlegenen Einflutz auf die wirtschaftliche EntWickelung des Landes und sicherte dem König wie den Priestern eine reiche Einnahmequelle. Der Vorteil für die Konsumenten be- stand in der Stabilisierung des Marktes und in der staatlichen Kon« trolle der Herstellungsweise und der Preise. Der unverkennbare Nachteil bestand in der Hemmung der gewerblichen Unter« nehmungslust und in der Thesaurierung des nationalen Reichtums unter alleiniger Verfügungsgewalt de? allmächtigen Herrschers. Altertumskunde. Der Torso vom Belvedere. EineS der berühmtesten Kunstwerke, das aus der Antike auf uns gekommen ist, hat sich eine Umtaufe gefallen lassen müssen. ES ist der mächtige Torso vom Belvedere in Rom , der bisher durchgängig als Herkules aufgefaßt worden ist. Noch heute zeigt das Werk trotz seiner argen Ber- stümmelung den großartigen Formensinn und die unvergleichliche Gestaltungskraft des späthellenischen Meisters, des Apollonius, der im 2. vorchristlichen Jahrhundert lebte. Diese Periode stellte stärkere Anforderungen an den Realismus deS Künstlers als die klassische Zeit im strengen Sinne des Wortes. Zu den Werken dieser Zeit gehört auch der unvergleichliche Torso vom Belvedere. Er hat schon einen Kenner und Genießer wie Winckelmann begeistert und ihn zu jener berühmten Schilderung veranlaßt. die stets in der Geschichte der deutschen Kunstforschung wie der deutschen Prosa ihren Ehrenplatz behaupten wird. Die triimmerhafte Skulptur mit den gewaltigen Muskeln eines Riesen als Herkules zu deuten, lag sehr nahe, denn die hellenischen Künstler haben gern an der Gestalt dieses Halbgottes gezeigt, daß sie gigantische Körper- masien zu beherrschen vermochten. Nun hat aber die Prüfung des Torso durch Prof. Hasse von der Breslauer Anatomie, der dabei von dem Bildhauer Paul Schulz unterstützt wurde, zu dem Ergebnis ge- führt, daß die bisher vorgeschlagenen Ergänzungen unhaltbar sind. Es ist kein Zweifel, daß in dieser Angelegenheit der Anatom das letzte Wort zu sprechen hatte und nicht der zünftige Archäologe. Denn die antiken Meister haben jedes einzelne Glied so genau nach der Natur gebildet, daß eS dem medizinischen Fachmann möglich ist, jedes verstümmelte Kunstwerk mit einem hohen Grade der Wahrscheinlichkeit in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Die Rekonstruktion deS Torso ergab, daß er zu der Statue eines Polhphem gehörte, der am Felsenufer sitzend dem Gesänge seiner geliebten Galateia lauscht. Der Riese Polyphemos ist aus der Odyssee bekannt, wo in einem köstlichen Gesang erzählt wird, wie OdysseuS in die Gewalt des ungeschlachten MenschenftesserS gerät, aber durch seine raffinierte List der Gefahr entrinnt, mit Haut und Haaren verspeist zu werden. Daneben gab eS den Mythus von der Liebe deS Polyphem mit der niedlichen Nymph� Galateia. Und die Spätzeit, die jede Pikanterie mit Ber « gnügen aufgriff, hat immer wieder geschildert, wie der gewaltige Zyklop, von der Liebe zu dem zierlichen frechen Wasserfräulein ge- quält, in allerhand komische Situationen gerät. So ist er auf mehreren Wandgemälden in Pompeji dargestellt, und auch der Torso von Belvedere hat, wie wir jetzt wissen, den armen Riesen bei seinem galanten Abenteuer wiedergegeben. PhyfiologischeS. Die Bedeutung der Salze für das Leben. Seit einiger Zeit ist man in der Lage, einzelne Organe und Zellkom- plexe unseres Organismus auch isoliert„überlebend" zu erhalten, wenn man sie in der sogenannten Ringerschen Lösung aufbewahrt. Es ist dies eine Salzlösung, die Kochsalz lChlornatriumj, Chlor- kalium und Chlorkalzium in einem Mengenverhältnis von 100:2,2:1,5 enthält. In einer gleichen Konzentration sind aber die Salze im Meerwasser vorhanden. Offenbar stehen also der Mensch und andere höhere Organismen unter dem Einfluß dieser Salzlösungen. Dies wird schon daraus ersichtlich, daß gewisse Mecrestiere, wenn sie in destilliertes Wasser getan werden, ab- sterben. Auch eine einfache Kochsalzlösung schützt sie nicht vor der Vergiftung, sondern stets erst der Zusatz von Chlorkalzium und Chlorkalium. Bei einer derartigen Wichtigkeit der Salze ist es interessant, die Frage allgemein zu beantworten, welche Rolle die Salze für die Erhaltung des Lebens spielen. Der amerikanische Physiologe Jacques Löb beantwortet sie in einer neuen Unter- suchung dahin, daß die Salze die Zellumhüllungen„gerben" und undurchdringlich machen. Dann kann das für junge Zellen in seiner Konzentration besonders giftige Kochsalz nicht in sie ein- dringen. Im übrigen heben die Salze sich gegenseitig in ihren Giftwirkungen auf und machen die Zellhüllen sich gegenseitig un- durchlässig. Nur in gewisser Konzentration halten die Salze die Lebensfähigkeit der Zellen aufrecht. Die schädigenden Wirkungen falscher Kombinationen äußern sich in einer Zerklüftung der Zellen, die von der Oberfläche ins Innere fortschreitet und sie in kleinst! Teilchen zerfallen läßt. Perantwortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin.— Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerelu.Verlagsanst<'.ltPaulSlnger>KCo.,BerIinLW»
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29 (10.7.1912) 131
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