len find von außerordentlicher Intensität: wer es je versucht, stramm in die Laterne einer Lokomotive oder eines Automobils zu blicken, kann sich einen ungefähren Begriff davon machen. Dieutegard aber blinzelte nicht einmal mit den Lidern. Gut gemacht,' sagte Doktor Roger in neckischem Tone.Sie haben sich lange darauf eingeübt, nicht wahr? Nur, daß man doch nicht gleich immer an alles denkt. Ihre Pupillen reagieren gegen das Licht. Wenn ein Mensch einige Sekunden in absoluter Dunkel- heit verweilt hat und dann plötzlich ein blendendes Licht feine Augen trifft, dann ziehen sich seine Pupillen zusammen.' Man kann dies ebensowenig verhindern, wie man einer Mimose verbieten könnte, bei einer rauhen Berührung die Blätter zusammenzuziehen. Die Natur will es so. Dies war der Grund, weshalb der Arzt triumphierte. Ihre Augen sind vollständig intakt, auch nicht der Schatten einer Verletzung ist daran sichtbar. Sie sind durchaus diensttaug- lich, mein Freund.' Ich kann wirklich nicht dafür, daß es Krankheiten gibt, die die Aerzte nicht zu erkennen vermögen,' antwortete Dieutegard mit vollkommenstem Gleichmute. Ich wiederhole Ihnen, daß ich nicht sehen kann." Das ist ungefähr ebenso, als wenn Sie mir erzählen wollten, daß Sie keine Beine haben. Ich sehe, daß Si« nicht blind sind... Genug I' Nachdem der Soldat Dieutegard dienstfähig erklärt und end- gültig eingestellt worden war, diktierte man ihm zuerst dreißig Tage Arrest zu, weil er, um sich seiner Militärpflicht zu entziehen, ein Leiden simuliert hatte. Dreißig Tage und dreißig lange Nächte verbrachte er in einer zwei Meter breiten und vier Meter langen Zelle, in der sich kein anderes Möbel befand, als eine an der Wand befestigte hölzerne Prit'che. Luft kam herein aber kein Licht, und selbst am hellen Mittag herrschte tiefe Dämmerung darin. Seine Mahlzeiten, und was für Mahlzeiten, in dem Düster eines militärischen Gefängnisses einnehmen zu müssen, wenn man Augen zu sehen hat, gehört zu- den unerträglichsten Leiden, über die die Gefangenen klagen. Dieutegard verlor allen Appetit. Aber das war kein genügender Beweis dafür, daß er wirklich ein Simulant sei. Das ließ sich durch den Mangel an aller Bewegung erklären, vielleicht auch durch den Widerwillen vor der ihm gereichten Nah- rung. Um den Gefangenen etwas friscke Luft zukommen zu lassen, ist es Sitte, sie zu gcwiffen, sehr harten Arbeiten heranzuziehen. Sie müssen Sieine schleppen, Lasten tragen. Der Sträfling ver- harrte in seinem Verhalten: er könne nichts sehen, sagte er: und deshalb sei es ihm unmöglich zu arbeiten. Die Unteroffiziere und die Aufseher, deren Obhrck er vertraut, gingen unerwartet ganz dicht auf ihn zu und suchten ihn auf allerlei Art jäh zu erschrecken. Aber er zuckte mit keiner Wimper, ließ sie gewähren, ohne im ge- ringsten davon berührt zu werden. (Fortsetzung folgt.) Vom Sikmrz. Von Dr. Colin Roß. Auf dem Kai vor dem Hüttenwerk liegen in langer Reihe die Greiferkrane hintereinander. Wie flinke Hunde eilen die Greifer- kübel auf ihnen entlang, schießen an ihren Stellen hinab und ver« schwinden im weiten Bauche der Schiffe, der Frachtkähne und Leichter tief unten im Hafen. Hier teilen sie sich, wie die Finger einer sich öffnenden Hand fassen sie in die steinige oder erdige Masse, schöpfen eine tüchtige Portion, ichließen sich und eilen so rasch wie sie gekommen wieder hinauf und zurück. Ueber dem Lagerplatz öffnen sie die festgeschlosiene Faust und lassen polternd ihre Beute herunter- stürzen. So häufen sich vor der Hütte kegelförmige Hügel; ein Wall lagert sich ihr vor, ein gipfelreiches Gebirge. Steinige, felsige, graue und schwarze Berge sind es, und rote und braune, erdige Hügel. Dies alles ist Erz, Eisenerz. Da, die großen, steinigen Blöcke, die so ungefügig und hart sind, daß sie der Greifer nicht fassen kann, bestehen aus Magneteisenstein . Sie stammen aus Schweden und geben ein gar vorzügliches Eisen. Daneben liegt schwarzer Eisen- glänz, der von dem hellen Metallglanz seinen Namen har. Und unter den schwarzen Stücken liegen angelaufene, die herrlich in allen Farben schimmern und irisieren, daß man meint, ein Stückchen von einem materialisierten Regenbogen in der Hand zu hallen. Weiterhin liegt mulmiger Brauneisenstein und Roteisenerz, dessen Pulver alles hochrot färbt. DieS ist das Futter für die Hochöfen, die hinter dem Lagerplatz gleich vorsintflutlichen Ungeheuern zum Himmel ragen. Und sie sind gar gefräßig und wählerisch. Das bunte, reichhaltige Erzlager bildet ihre Vorratskammer, und der Ingenieur muß ihnen daraus täglich sorgfältig ihr Menü zusammenstellen. Im Grunde find ja alle diese Erze, die so bunt aussehen, gar nicht so verschieden. Sie enthalten alle mehr oder weniger Eilen und Sauerstoff. Letzteren muß man ihnen nehmen, um das Eisen zu erhalten. Dies besorgt der Kohlenstoff der Kohle, mit dem das Erz in den glühenden Schlund der Hochöfen gestürzt wird. Aber daneben enthalte,, viele Erze noch weitere Bestandteile: Wasserstoff, Mangan, Phosphor und andere. Und selbst wenn diese Neben« bestandteile bloß in noch so Leinen Mengen vorkommen, so müssen sie doch berücksichtigt werden, will man eine gute Qualität Eisen erhalten. So werden fünf, zehn und mehr Erzartengatliert", wie der Fachausdruck lautet, und die Erzmischung je nach den Eigen» schaflen des Eisens berechnet, die man erzielen will. Erz und Ko jle, diese beiden bilden die unumgänglich nötigen Bestandteile für jede Eisenindustrie und damit für die Industrie eines Landes überhaupt. Wirtschaftliche und politische Macht gehen in unseren Tagen Hand in Hand. Und es ist kein Zufall, daß die mächtigsten Staaten, England, die Vereinigten Staaten und Deutsch- land, auch die leistungsfähigsten und am höchsten entwickelten Eisen- industrien haben. Englands Macht beruht wesentlich auf seiner Industrie, wie die Stellung der Vereinigten Staaten auf ihrem Reichtum an Naturschätzen, und Deutschlands politischer und wirtschaftlicher Auf- schwung gingen Hand in Hand. Deutschlands Eisenindustrie ist heute die zweitgrößte der Welt; fast Millionen Tonnen(zu je 1000 Kilogramm) Roheisen wurden im letzten Jahre von deutschen Hochösen erzeugt. Das ist ungeheuer viel, besonders wenn man bedenkt, daß die Gesamtrobeisenerzeugung Deutschlands vor zehn Jahren nur 8% Millionen Tonnen betrug und in den sechziger Jahren noch keine Million. Bei dieser rapiden Steigerung ist die Frage wohl berechtigt, ob denn auch Deutschlands Borräte an Rohmaterialien dieser kolossalen Beanspruchung auf die Dauer gewachsen seien. An Kohle ist keine Not, und die gewaltigen Steinkohlenberge vor allem des rheinisch- westfälischen Beckens schützen uns noch aus lange Zeiten vor jedem Mangel. Anders steht es mit den Erzen. Zur Deckung seines Erzbedarfs muß Deutschland einen mit jedem Jahr« wachsenden Prozentsatz aus dem Auslande einführen, der heute schon fast die Höhe von 10 Millionen Tonnen erreicht hat. Dies hat semen Grund darin, daß die alten deutschen Erzberg- werke, in deren Nähe man die Eisenhütten anlegte, zum großen Teil erschöpft find oder sich ihrer Erschöpfung nähern, jedenfalls dem gegenwärtigen Bedarf der Hütten nicht im entferntesten genügen. Dies ist in Oberschlesien der Fall, wo die Erzförderung von Jahr zu Jahr zurückgeht. Aehnlich steht es in Rheinland -Westsalen. Ge- gründet wurde die dortige Eisenindustrie auf die in den fünfziger Jahren dort gefundenen Eisensteine hin, allein die Eisengruben, auf die man große Hoffnungen gesetzt hatte, waren bald erschöpft. Allerdings wurde die rheinisch-westfälische Eisenindustrie durch den Uebergang vom Holzkohlen- zum Koksbetrieb und die Nutzbar- machung der riefigen Kohlenfeldcr auf eine andere Grundlage ge- stellt und basiert heute ausschließlich auf den Kohlenvorräten des Reviers. Die nötigen Erze müssen jedoch so gut wie ausschließlich aus anderen Bezirken beschafft werden. Von den zehn bis elf Millionen Tonnen Erzen, die das Ruhrrevier jährlich verhüttet. stammt nur wenig mehr als eine halbe Million aus eigenen Gruben. Da muß nun in erster Linie das benachbarte Sieg-, Lahn - und Dill-Revier aushelfen. Dort befinden sich uralte hochberühmte deutsche Erzreviere, die jedoch heute längst nicht mehr die alte Be- deutung haben. Die leicht abzubauenden Felder sind erschöpft, und mit den. Tiefergehen der Teufen wachsen die Gestehungskosten un- Verhältnismäßig. So haben wir nur ein einziges Erzrevier in Deutschland , das noch Erze in gewaltigen Massen mit geringen Kosten fördert. ES ist dies das Minetterevicr in Lothringen und Luxeniburg. Erst im Anfang der achtziger Jahre wurden die dortigen Erze durch die Er- findung des Thomasverfahrens verhüttbar, und sie legten auch bald den Grund zu einer Eisenindustrie, die heute in Deutschland der rheinisch-westfälischen wenig nachsteht. Die lothringischeMinette" bildet heute den weitaus größterr Teil der in Demschland geförderten Erze. Allerdings hat sie den großen Nachteil, daß sie sehr geringwertig ist, das heißt: nur einen sehr kleinen Prozentsatz Eisen enthält, höchstens 33 Prozent, meistens weniger. Und bei den hoben Frachtkosten kann sie nur in beschränktem Maße zur Versorgung der deutschen Hütten dienen. AuS diesen Gründen wird Deutschland für seinen Erzbezug mehr und mehr vom Auslande abhängig. Fast aus allen Erzländern, ss weit dies wirtschaftlich möglich, kommen Erze nach Deutschland . I« erster Linie aus dem erzreichen Schweden , das in seinem nördlichsten. Teile, nördlich des Polarkreises, in dem unwirtlichen Lappland bti Kirunawara und Gelliwara Eisenberge von gewaltiger Ausdehnung besitzt; dann aus Norwegen , aus Rußland , aus Finnland , wie aus den Kaukasusländern, aus Belgien und Frankreich , aus Oesterreich- Ungarn und aus den Mittelmeerländern, aus Spanien , Algier . Tunis und Griechenland , selbst aus Kanada werden Erze nach Deutschland verfrachtet. Mannigfach wie ihre Farbe und Form, ist auch die Ge- winnungsart der Erze. Ein großer Teil wird im Tiesbau wie die Steinkohle gewonnen. Und ein solches Erzbergwerk unterscheidet sich kaum von einem Kohlenbergwerk. Es hat dieselben Förder- einrichtungen; die gleichen riesigen Seiltrommeln drehen sich aus seinen Schachttllrmcii. Unier Tag: sieht man die gleichen Stollen, die gleichen Förderwagen(Hunde) oder Lokomotiven. Und doch ist alles sauberer und reinlicher. Der feine Kohlenstaub fehlt, der in alle Poren dringt und im Reiche der Kohle die Luft oft so stickig und schwer macht. Statt der dunklen Kohlenflöze blinken hitlc, eiche Erzadicn und gleißen und flimmern in dem spärlichen Lihte