am Mosellcinde sich kleidete. Ein und der andere feine Herr er» scheint wohl einmal in römischer Tracht. Weitaus die meisten aber tragen den Rock mit Halbärmeln, darüber, wenn sie ins Freie gehen, den schweren Wandel aus filzartigem Stoff mit Kapuze, das speziell gallische Kleidungsstück. Die Frauen erscheinen im langen Gewand, die Mädchen im einfachen, gegürteten Hemd. Aus Wolle gefertigte, sockenartige Schuhe tragen die Frauen, die Männer Stiefel mit nägelbeschlagenen Sohlen und im Freien auch noch Gamaschen. Auch das Halstuch gehört zur vollen Kleidung und wer am Tisch sitzt, hat die Serviette. Der Bauer, der zum Gutsherren geht, nimmt als sparsamer Mann seinen Mundvorrat in einer großen umgehängten Tasche mit. Daß man trotz aller provinzialen Eigenart doch in Verbindung mit den damaligen Kulturzentren steht und die Mode der Haupt- stadt schließlich auch für die Provinz maßgebend wird, zeigt eine Einzelheit, wie die Behandlung des Bartes auf diesen Monu- menten. Da finden wir in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts den kurzgehaltenen Vollbart, etwa wie Kaiser Hadrian ihn trägt, etwas später den dann in Rom Mode werdenden langen Vollbart. Der Lehrer auf dem Schulrelief trägt den Bart etwa wie Marc Aurel . Dann kommt die Zeit, wo man den Bart wieder redu- ziert. Das kleine Backenbärtchen, wie Caracalla es trägt, kommt an unseren Monumenten mit dem Beginn des 3. Jahrhunderts wiede. auf. Dann erscheinen auch wieder glattrasierte Gesichter. Der Künstler benutzt auch diese Aeußerlichkeiten zur Charakte- ristik und gewiß ist eS dem Leben abgelauscht, wenn er die feinen Kontoristen und Buchhalter glattrasiert darstellt, während auf dem gleichen Relief die Bauern noch nach der alten Mode der vorigen Generation den Vollbart tragen. kleines Feuilleton. Medizinisches. Unterdrückung der Hauttätigkeit als Krank» h ei tsu r fache. Es ist eine alte Volksanschauung, daß gewisse Hautleiden wie Hand- und Fußschweiße, Ausschläge und Nesseln nicht durch medikamentöse Behandlung plötzlich nach innen getrieben werden diirfea, ohne zu schaden. Wie so manche andere Mei- nungen, die im Bewußtsein der Masse leben, mischen sich auch in ihr Uebertrcibungen mit Wahrem. Seitdem nun in neuester Zeit die Medizin beginnt, den alten einseitigen pathologisch-ana- tomischen Standpunkt zu verlassen und ihr Augenmerk auf dw funktionellen Veränderungen des gesamten Organismus, die so- genannten Diathesen richtet, gewinnen derartige Gedankengänge wie der obige an Bedeutung. So neigt auch der Begründer der wissenschaftlichen Hydrotherapie, Prof. W. W i n t e r n i tz° Wien - Kaltenleutgeben ,'dazu, die Möglichkeit einer Erkrankung durch plötzliche Unterdrückung der Hauttätigkeit zu bejahen. Er hat Fälle beobachtet, in denen es bei Behandlung von Nesselaus- schlügen und von Krätze zu vorübergehend heftigen Asthmaanfällen gekommen ist. Solche Zustände können dann entstehen, wenn das Hautorgan zuvor besonders lebhaft funktionierte, wenn Wasser, Kohlensäure und Riechstoffe reichlich durch die Haut abgesondert werden. Kommt dann ein fettiger Ueberzug über die Haut wie dies ja bei der Salbenbehandlung der Haut geschieht so wird eine Transsudation durch die Haut unmöglich, die gebildeten Stoffe müssen im Körper kreisen und wirken möglicherweise giftig auf das Gehirn, indem sie das Atemzentrum angreifen. Auch jene un- glücklichenGoldenen Engel", deren Körper mit einer undurch» dringlichen Goldschicht überzogen wurde, um in römischen Prozef» sionen zu fungieren, starben an Erstickung. In ähnlicher Weise wirken auch Verbrennungen, wenn sie zwei Drittel der Körper- Oberfläche betreffen und dadurch den größten Teil der Haut außer Funktion setzen. Technisches. Kammgarn. Obwohl Kammgarngewebe als solche jeder» mann bekannt sind, also niemand eine Verwechselung von solchen Stoffen mit Tuchen möglich ist, wenn auch die Begriffe Halbkamin- garn oder Kammgarntuch schon wieder viel unklarer find, ist doch die Kenntnis dessen, was eigentlich für diese Bezeichnung ausschlag- gebend ist, nur sehr mangelhaft. Man weiß wohl, daß ein Kamm» garnstoff jeden einzelnen Faden auf der Oberfläche klar erkennen läßt, aber waS diele Eigenschaft mit einem Kamm zu tun, wie der Stoff mit dem BegriffKamm" in Verbindung kommt, darüber wird man bei Laien keine Auskunft erhalten können. Daß eS Schafwolle ist, weiß man allenfalls, und mancher, der mehr Gelegenheit hat, mit der ländlichen Tierzucht in Be- rührung zu kommen, und vielleicht schon gelegentlich auch das Wort Kanim statt Mähne oder der auf dem Rückgrat des Tieres meist hochstehenden straffen Haare gehört bat, wird diese Bezeichnung hiervon herzuleiten geneigt sein, sie trifft jedoch nicht ganz das Richtige, denn Kammgarn heißt in Wirklichkeit gekämmtes oder durch Kämmen in seinen Einzelsasern glatt geordnetes Garn, das nachher durch Zusammendrehen seine Form erhallen hat. Da die einzelnen Wollhärchcn am Pelz des Schafes sehr verschieden in Stärke und Kräuselung sind, wird man selbstverständlich für Kammgarn, daS einen möglichst gleichmäßigen und glatten Faden haben soll, auch nur von dem Pelz die Partien nehmen, die diesen Anforderungen möglichst nahe entsprechen. Nachdem diese Teile gewaschen und von mechanisch an- hängenden Unreinigkeiten befreit sind, werden die einzelnen Büschel, zu denen sich die Wollhaare schon beim Wachsen zusammenschließen, möglichst gelockert, was man technischöffnen" nennt. Hierzu bedient man sich besonderer Maschinen, und auch der nächste Prozeß, das einst- weiligeOrdnen derWollhaare zu einem zusammenhängenden Faserband, wird auf Spezialmaschinen ausgeführt. Diese vorbereitete Wolle kommt dann auf die eigentlichen Kämmaschinen, auf denen mittels Stahl- kämmen alle kurzen und krausen Fasern entfernt werden. Da? nach diesem Prozeß Übrig bleibende Faserband ist dann das Roh­material für das eigentliche Kammgarn, welches noch verschiedene Prozesse durchlaufen muß, ehe ein endgültiger Faden daraus ge- macht werden kann. Der wichtigste Zwischenprozeß ist das so­genannte Plätten, durch welches den einzelnen Fasern daS allen Wollhaaren mehr oder minder anhaftende Bestreben genommen wird, sich beim Feuchtwerden zu kräuseln. Daher kommt es denn auch, daß Kammgarnstoffe, wenn sie nicht zu unvernünftig behandelt werden, beim Waschen nicht einlaufen, was bei jeder anderen Wollware be- kanntlich sehr häufig eintritt. Hauswirtschaft. Marmeladenbereitung. Marmeladen werden mit jedem Jahre auch in Deutschland häufiger, allein noch ist der Verbrauch des ObsteS in dieser Zubereitung lange nicht so groß wie etwa in Eng- land. Die in Deutschland erzeugten Marmeladen stehen den in England hergestellten auch vielfach im Geschmack nach, dies trifft be« sonders für jene Marmeladen zu. die im Haushalt selbst gewonnen werden, während die deutschen Fabriksabrikate den englischen schon näher kommen. Die Ursache des minder guten Geschmacks ist in zu reichlicher Verwendung von Zucker und in zu langem Kochen zu suchen. Um gute Bereitungsmethoden ausfindig zu machen, die eS er- möglichen, auch im Haushalt eine dem englischen Fabrikat gleich- wertige Marmelade herzustellen, sind an der Königlichen Gärtner- lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz umfassende Versuche angestellt, über die im Jahresbericht ausführlich berichtet wird. Im allgemeinen war die Handhabung folgende: Die zuvor gereinigten, eventuell zer- kleinerten Früchte wurden im eigenen Saft, oder wo nötig, mit wenig Waffer weich gekocht. Um Kerne, Schalen und Stiele zu entfernxn, wurden die zerkochten, weichen Früchte durch ein Sieb getrieben. Der so gewonnene glatte Brei wurde mit einer bestimmten Zuckermenge versetzt. Sodann wurde daS Ganze sofort zur Manne - ladenkonfistenz eingedickt und noch warm in die hierzu geeigneten Gefäße eingefüllt. Der Zuckerzusatz hängt, da die Marmeladen sterilisiert lverden, lediglich vom Geschmack ab. Je nach der Frucht- art werden 400 bis 500 Gramm Zucker pro Kilo Fruchtbrei genügen. Einige Schwierigkeiten bereitet da? Erkennen des richtigen Zeit- Punktes, an dem das Kochen einzustellen ist. Fällt der Brei in breiten, schweren, zähen Tropfen vom umgekehrten Löffel ab. so ist der Brei gut. Auch daS ist ein gutes Zeichen: Bringt man von dem kochenden Brei etwas auf einen Teller, so darf die mit einem Löffel zerteilte Masse nicht wieder zusammenfließen. Die Marme- laden wurden zum Schluß in den mit sogenanntem Luftdruck- decke! verschlossenen Gläsern 20 Minuten lang bei 00 Grad Celsius sterilisiert. Bei den verschiedenen Früchten wurden nachfolgende Verfahren als besonder? gut geeignet befunden. Apfelmarmelade. Die sauber gewaschenen Früchte werden gevierteilt, wobei schlechte Stellen ausgeschnitten werden, und dann mit ganz wenig Wasser auf ge- lindem Feuer weichgekocht. Die weiche Masse wird durch ein Sieb passiert und der so gewonnene Brei mit Va Kilogramm Zucker ans ein Kilogramm Fruchtbrei bis zum Gelieren gekocht. Gelbe und grüne Aepfel eignen sich besser als rotschalige Früchte; letztere er- geben eine graubraun gefärbte Marmelade. Apfel mit Sorbus sEberesche). Die Apfelmarnrelade Ivird herzhafter schn, ecken, wenn man zu den Aepfeln '/,<> SorbuSftüchte nimmt. Auch die Gelierfähigkeit wird dadurch erhöht. Erdbeermarmelade mit Johannisbeersaft. Auf ei» Kilogramm Erdbeeren wird ein Liter frisch abgepreßter Johannisbeersaft ge- nommen. Aus zwei Kilogramm dieser Fruchtinaffe nimmt man ein Kilogramm Zucker und kocht, ohne die Erdbeeren zu zerkleinern, schnell zur Gelierprobe. Orangenmarmelade. Um zehn Pfund Marmelade zu ge- Winnen, werden neun Apfelsinen geschält. Die Schale wird auf einem Brett ntöalichst fein zerschnitten. Sodann werden auch die Früchte zerkleinert, wobei die Kerne zu entfernen sind. Ebenso werdeir drei Zitronen behandelt. Dies alles wird dann mit. 5 Liter Wasser 24 Stunden hingestellt. Hierauf wird das Ganze auf gelindem Feuer zwei Stunden lang gekocht, worauf die Masse wieder 24 Stunden stehen muß. Die Kerne sind inzwischen mit etwas Wasser(etwa'/« Liter) aufgekocht worden. Der hieraus gewonnene Extrakt und 5 Pfund Zucker werden der Masse hinzu- gefügt, sobald sie erkaltet ist. Nach Verlauf der 24 Stunden wird die Marmelade auf lebbaitem Feuer noch etwa eine Stunde gekocht und danach warm in Gläser oder Kruken gepullt. Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin. Druck u. Verlag: VorwärtSBuchdruckereiu.PerlagLanstaltPaulSingeräCo.,Berli..SVV,