Hlnterhaltungsblatt des vorwärts Nr. 145. Dienstag, den 30. Juli. 1912 �Nachdruck sctPolen.! 21] Der Mittiber. Bon Ludwig T h o m a.- Kaspar hörte eä am Ton, daß weiter reden keinen Wert hatte. Er patschte aufs Knie und sagte frischweg mit lauter Stimme: „Alsdann is mi a so aa recht; und dös ander werd scho amal kemma, wia's Recht und G'setz is." Er hielt dem Schormayer die Hand hin, und dieser schlug ein. „Du hoscht as g'hört, daß er di heireth'n möcht; vo mir aus liegt nix an Weg," sagte er zur Ursula. Sie strich die Schürze hinunter und hielt den Kopf gesenkt. „Ja no..." Sie stockte und schaute den Zukünftigen von unten herauf an...„Mi is na aa gleich." „Gilt schal" sagte Kaspar und gab auch ihr die Hand darauf. „I mach mei Gratalation; und dös zwoa werd's it schlecht mitanand haus'n, und ös hockt's enk(setzt euch) aa'r in a schön's Sach(Besitz). Du kennst an Hof, Schormoar?" - fragte die Schneiderin. „I kenn an scho. Wia werd denn da Austrag(Alten- teil) für de Alt'n, Kaschpa?" „Sie halt'n si scho a Geld z'ruck und nehma si it z' weni aus. Aba'r i thua ma'r it hart." „Dös is na enka Sach. Und wos i sag'n will: mit'n Aufgebot und mit'n Lad'n und mit drra ganz'n G'schicht kon i mi net bcfass'n, dös müaßt's selm macha." „I hilf scho, und übahaupts geh'n i da Urschula an d' Hand, weil d' Muatta nimma do is." „I dank da schö, Basel ." „Dös thua'r i gern, und wann moant's, daß d' Hozet sei kunnt?" „Oiwei no vor die Fascht'n," schlug Kaspar vor. „Dös waar in a vier Wocha? I moan, dös liaß si richt'n, Schormoar?" „Richt's as no. Herwart'n Hot aa koan Sinn." „Kimmst d' vielleicht morg'n auf Arnbach umi, Urschula?" „Bal's an Vata recht is?" „Mi is gleich. I bin a so in Holz draußd." „Also na geh'n i morg'n zu dir Basel ." „Dös is des G'scheidtest; da macha mi allssammete aus; und was beim Pfarra und an Bezirksamt sei muaß, dös sell trifft an Kaschpa, und mit'n Hozetlada(Hochzeitslader) kinna mir rcd'n, und..." „Jetzt is aba Zeit, daß ma gengan," drängte Kaspar, „mi hockan scho den ganz'n Tag her." „Spann no ei; i bin glei g'richt'," sagte die Schneiderin. Der junge Prücklbauer nahm seinen Hut von der Ofen- dank und ging hinaus. Im Stall fand er den Lenz auf ein paar Strohbündcln liegend im festen Schlaf. Er riihrte ihn mit dem Fuß an und pfiff. „Hö, Lenz!" Der fuhr auf und rieb sich die Augen. „Wos is?" „Ei'spanna hilf ma; i fahr." Lenz gähnte.' „So. du fahrst scho weg? Was is nacha wor'n?" „Mi san richti." „Is a so g'wen, wia'r i g'sagt Hab? Fnfzehtausad?" „Ja. No, mi wer'n na scho z' thoa kemma und d' Ur- schula is ja a guate Hauserin." „Do feit(fehlt) dir nix. Wiahl Geht'S außa!" Er koppelte einen Gaul ab, den andern nahm Kaspar. Als sie eingespannt hatten, zündeten sie die Laternen an, denn es wollte schon dunkel werden. Die Pferde scharrten ungeduldig mit den Hufen, und es dauerte eine Weile, bis die Schneiderin noch dies und daS gejagt hatte. Endlich stieg sie ein. Der Kaspar setzte sich neben sie und grüßte ein letztes Mal seine Hochzeiterin, die mit verschränkten Armen unter der Türe stand. „Adjäs beinand! Hü!" Die Gäule zogen scharf an, und klingelnd ging es zum Tor hinaus. „Pfüad dr Good, Kaschpa!" klang die Stimme der Ursula nach. Schier fein und lieblich. K 11. Kapitel. Mit rot gefrorenem Gesicht kam die Zenzi ins Möselholz, wohin sie der Bauer bestellt hatte, damit sie Daxen(Tannen- äste) zusammenklauben sollte. Aber sie dachte sich gleich, daß noch ein anderer Grund dabei sein werde. Ein Holzknecht zeigte ihr, wo sie den Schormayer antreffen könne; und als sie ihn sah, ging sie, zögernd und vrlr allerlei Bedenken be- schwert, auf ihn zu. „Wo soll i na Dax'n z'sammenklaab'n?" fragte sie schüchtern. „Dös pressiert it. I Hot mit dir was z' red'n." „Wos nacha?" „Dös werft d' glei hör'n." Der Schormayer machte erst die Zugstränge von den Wag- scheiteln los, damit die Gäule nicht anziehen konnten; dann schaute er die Person, die ihre Hände schützend unter ihr Tuch versteckt hatte, scharf an. „Du hoscht ma vorgeschtan was g'sagt. Wos soll denn dös sei?" „Ja no." „Daß du in da Hoffnung waarst?" «I � ja." „Wia kam denn dös?" „Woaßt as ja fo!" Zenzi gab ihre Antworten in weinerlichem Ton, denn die Fragen des Bauern kamen grob und mißtrauisch daher, und von Mitleid war nichts darin zu spüren. „Woaßt as ja so!" „Nix woaß i. Und daß vo dem oa'mal, vo dera Dumm- heit, so was kam. dös sell glaab i dir no lang it. I bi ja volla Rausch g'wen." „Gar so b'suffa tverst d' it g'wen sei." „Da hon i Zeug'n dafür, mei Liabi; de müass'n dös auf- weis'n, daß i durchaus rauschi g'wen bi." „Wos ko denn i dafür, daß du kemma bischt? I ho da 's ja g'sagt, du sollst dös it thoa, und ho no mei Thür vor dcina zuag'spirrt, und hoscht ma s' schier ei'tret'n mit de Stiefeln.". „So g'stellt sie a jede; dös kennt Magnat." „I ho mi durchaus gar it g'stellt. Mi is selm it recht g'wen."... „Ja, mei Liabi! Net recht g'wen! Weil dös it a jede daher bringt! Und bal's d' as it an Sinn g'habt hättst, nacha hättst ja d' Thür zualass'n kinna. I bi halt in Rausch a Weng hi'g'fall'n." Zenzi verzog ihr Gesicht schmerzlich und fing zu weinen an. „J ho ma's scho glei denkt, daß d' di weglaugna willst, weil i jetzt an Elend do hock, und weil i mir selm nimma z' Helsa woaß." „Plärr' it a so! Dös sell Hot jetzt gar koan Wert." „Da sollst d' it woana, bal's du a so daher kimmst und sagst, i waar schuld." „Dös sag i pfcigräd(gradycrail-t). Z weg n was blscht denn du daher kemma im Hemmad(Hemd)? Hot dir dös wer g'hoaß'n?" „I hon an Untarock aa'r o'ghabt!" .Ja. Aba ob'nauf hoscht di schg'n lass'n und hoscht d' aS mit Fleiß recht herzoagt. Und bat mi b'suffa is, na is schnell was g'schchg'n." „Is vielleicht it a so?" fragte er barsch, weil Zenzi schwieg und vor sich hin schluchzte. „I sag gar nix mehr, wei i dös scho siech, daß di du Weg- langua willscht." „Ja no! Moanst, i zahl für an andern?" �, Zenzi hob den Kopf rasch in die Höhe, �
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29 (30.7.1912) 145
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