-�Wos für an andern?" „Werst scho anort(irgendwo) mit oan z' thoa g'habt Hamm ! Was woah i?" „Bal's d' as it woa�t, muayt d' as aa'r it sag'n." „Weil i's net glaab. daß i mit mein Rausch do auf's erstmal scho da Vata sei müaßt." „Dös werd si Wohl aufweis'n, weil mi d' Zeit aa woaß." „Vo dem is nix bekannt, daß mi's aus oan Tag sag'n ko." „Bring ma halt oan Her, der wo dös mit Recht'» be° haupt'n ko, daß i mit eahni beinand g'wen bi." „Zenzi, valaß di it z' viel auf dös! So was kimmt gern auf." „Bei mir kimmt gar nix auf, weil nix aufkemma ko." „Net, moanst d'?" „Na, durchaus gar it, und da kon i a niad'n(jeden) Eid schwiarn," „Aba meini Zeug'n kinnan aa schwiarn, daß i durchaus b'suffa g'wen bi." „Dös werd na's G'richt scho ausmacha: und jetzt geh'n i, und i ho ma's glei denkt, daß's a so kimmt..." Zenzi wandte sich langsam um und ging erst zögernd und dann schneller den Waldweg hinunter. Sie war nicht weit gekommen, als der Schormayer laut pfiff und sie beim Namen rief. Da blieb sie stehen und schaute rückwärts. „Wos willscht no?" „Geh nomal her!" „Z'weg'n wos denn?" „Geh no Herl I sag da's scho." Seine Stimme klang ruhiger, und ste kam gehorsam zurück. Er hatte den Fuß auf einen Baumstamm gestellt und schaute in Gedanken verloren zu Boden. Schüchtern fragte sie wieder. „Was. willscht d' ma denn no sag'n?" Der Schormayer redete nun beinahe sanft und mit Güte. „Siehgst. i will koan Prozeß g'wiß it, und i moan, mir kinnan da aa'r in Guat'n ausanand kemma. Aba dös derfst d' ma'r it iibl Hamm, daß mi dös vadriaßt, wann i z'weg'n dera oan' Dummheit ganz und gar an Vata macha müaßt." Zenzi gab keine Antwort. Er stimmte seinen Ton noch um eins milder. „Schaug, für di is dös aa koa Vorteil, bal's du g'rad an alt'n Mensch'n hernim.nscht, und no dazua dein Bauern, wei dir dös d' Leut ganz schlecht ausleg'n. Bal's du aba an junga Bursch'n aufweist, na is dös für di vui(viel) bessa, wei' di der vielleicht aa heireth', und wei' dös übahaupts schöna ausschaugt. Hascht d' denn gar koan?" „Na, Baua! G'wiß itl Bal i da's amal sag." „Du b'stehst ma's halt net ei! Aba du muaßt it moan, daß i di zu dein Schad'n frag, und daß i nacha bei'n G'richt den selbinga o'gab. Dös is durchaus net da Fall. Dös sell ko'scht da leicht ei'bild'n, daß i mi it für's G'richt hi'stell und üba d' Vataschaft streit wia'r a Deanstknecht. I moan da's guat, und is ja besser aa, wann mir zwoa z'sammhelfan, daß si de G'schicht no gftit ausgeht. Du derfst ma's g'wiß sag'n, was für an Bursch'n daß d' g'habt hoscht." (Fortsetzung folgt.) 61 Luis. Von Wilhelm H o l z a m e r< <SchIutz.) Nun der Winternheimer einmal gesagt hat, was er lieber nicht gesagt hätte, und auch so nicht seinen Willen erreicht hat, wie er ihn vorher mit allerhand Winkelzügen und Einwürfen nicht er- -eichen konnte, kennt er keine Rücksicht mehr. Nun will er, was er will. Da beißt jetzt keine Maus kein Faden ab. Da kommt der Stein nicht hin— damit basiv. Er will's nicht, und da geschieht's nicht— und es hilft kein Dr-ktor und kein Apotheker. Und wann er jetzt von Pontius zu Pilatus gehen muß— er will's nicht, dabei bleibt's— und wann's vor den Großherzoa kommen müßt, es bleibt dabei. „Da will ich ihn nicht hin. Stieb. Ich will nicht." „Auch gut— lassen wir's." „Aber sie muß ihren Grabstein kriegen. Das ist beschlossen und wird ausgeführt." „Und fertig ist er auch sthon." .Also wie?" »'s gibt kein Wie." .'s muß ein Wie geben." „Ihr meint, wei Jl?r der Winternheimer seid, wird's Gesetz geändert," faxte der Stieb jetzt pikiert, Darauf blieb der Wirsternheimer still und wollte sich zum Gehen wenden. Nm, wurde dem Stieb für seinen Verdienst bange. „Muß denn alle» in der ersten Hitz abgemacht sein?" rief er dem Bauern nach. Der blieb stehen. � „Muß nit— wird aber nix geändert an dem, was ich ge- sagt Hab." Dann berieten sie. Es gab einen Ausweg. Einen Ausweg gab's. Der Winternheimer kaufte ein großes Familiengrab, dann konnte der Stieb den Grabstein genau in die Flucht stellen, und er brauchte nicht über dem Sarg der Winternheimerin zu stehen. Das war der Ausweg. „Gut," sagte der Bauer,„'s'ommt mir nit drauf an." So bekamen die Winternheimer ein Familiengrab. Außer dem Pfarrgrab gab's sonst keines auf dem Friedhof. Und der Grabstein drückte nicht auf die ruhende junge Frau, die als erste darin lag. *« » Sie sahen es alle auf dem Hofe: der Bauer wollte von feinem Buben nichts wissen und war ans Trinken geraten. Aber sie hatten nicht darunter zu leiden— er trank nie am Tage. Am Tage war er nüchterr und klar bei seiner Arbeit. Nur am Abend sprach er dem Kruge zu. Seine Augen wurden dick, und sein Gesicht be- kam eine scharfe Röte, und sie sagten auf dem Hofe und im Dorfe: „Das hat er davongetragen, daß ihm die Frau so früh gestorben ist. Die Winternheimer sind von jeher so, sie stehen entweder steif und fest, oder sie brechen. Sie biegen nicht— sie haben eiserne Köpf." ES war nun schon um Allerheiligen geworden. Die Dresch- flegel schlugen in den Scheuinen, der Wein gärte im Keller. Die alte Lisett weinte oft, wenn sie den kleinen Pankraz ansah— und wenn ei sie anlachte und sie ihn küßte, sagte sie zu ihm: „Ich muß dir Vater und Mutter sein, du arm Würmchen du— und du kannst doch wahrhaftig nichts dafür. Du bist doch nicht schuld, daß du auf die Welt kommen bist— sollt man dir auch kein Schuld geben." Die Tränen liefen ihr die welken Wangen hinunter, und das Kind, das ausgezeichnet gedieh, strampelte und lachte. Eines Abends konnt's aber die Lisett nicht mehr uberS Herz bringen, sie mußte was wagen für das arm unschuldig Würmchen. Sie hatte den Bauern die Treppe herunterschleichen gehört und hatte ihm nachgelauscht, wie er in den Keller gestiegen war. Sie mußte etwas tun, sie mußte, und wenn er sie gleich auf der Stelle hinaus- warf. Das Kind lag munter in seinem Bettchen und wartete auf die Flasche, die die Lisett schüttelte, weil sie noch ein bißchen zu heiß war. Und als er sie endlich bekommen hatte und nun tapfer saugte, sperrte die Lisett die Tür ein wenig, daß ein Licht- schein hinaus auf den Gang fiel. Sie stand und wartete. Sie wußte nur, daß sie etwas tun und sagen wallte, wasb das wußte sie nicht, konnte sie auch nicht denken. Nun hörte sie den Schritt ihres Herrn, und wie er an der Kellertreppe ein wenig stölperte. Denn er ging immer ohne Licht hinunter an den Wein. Sie sperrte die Tür noch ein wenig mehr. Und nun trat sie selbst in den Spalt. Sie stand dem Bauern gegenüber. „Was willst Du, Lisett," herrschte er sie an. Der Mut sank ihr ein wenig. Aber sie tat einen Schrit hinaus zu ihm und rührte ihn am Arm und sagte: „Herr, Ihr sollt doch einmal� nach Eurem Kind gucken gehenl" „Kümmere Dich um Dein each," brummte er,„ich tu mein." Und wollte sie abschütteln. Sie ließ sich aber nicht verscheuchen. „Ich bin eine alt Person— und auch weiter nichts als eine einfache Magd— aber das Kind dauert mich, das unschuldig Würm» chen. Kein Mutter hat's und das ist schon ein Unglück für's genug — und kein Vater soll's haben— das ist doch unrecht. Zu Lebtag ist so ein Unrecht noch nit erhört worden, wie Jhr's tut. Das Herz könnt ei'm vorspringen— und ich war ruhig und Hab nichts gesagt all die Zeit— denn's iL auch recht, daß es Euch leid tut um die arm jung Frau, die so früh hat ins Gras beißen müssen— aber was zu viel is. is zu viel, und was zu stark is, iL zu stark, Winternheimer. Alles hat seine Grenzen— und man kann so ein Würmchen nit vergelten lassen, was ei'm eine Schickung ist, zu der'S nix kann." Er stellte den Weinkrug auf die Treppenstufe und wartete noch, daß sie weiter redete. Die Worte taten ihm gut, und die Vorwürfe waren ihm lieb. Sie hätte noch mehr auf ihn häufen sollen— und sie hätte nicht so weich und wehleidig reden sollen— und sie hätte auch nickst bitten sollen— sie hätte ihn mehr anklagen sollen, so arg man nur einen Menschen anklagen kann— und er wartete weiter. daß sie's noch täte. Sie schluchzte und schwieg ein wenig. Dann schluckte sie. als er keine Antwort gab und auch nichts tat. woraus sie hätte sehen können, was er vorbatte, die Tränen hinunter und sagte mit fester Stimme,:n einer Mischung von Bitte und Befehl: „KoNivii, Winternheimer, kommt herein und guckt nach Eurem Kind—"b ist mein Seel spät genug, aber—'S ist noch nicht zu spät — und wahrhaftigen Gott, Ihr versündigt Euch an dem Würmchen, wann Jhr's nit tut." Er war verschämt und zerknirscht und konnte nichts antworten und sich nicht von der Stelle rühren— aber da sie ihn am Bermel jetzt ein wenig zog, folgte er ihr willenlos in die Stube hinein und stanp nun vor dem Bettchen seines Sohnes, den er fast drei Monate
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29 (30.7.1912) 145
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