Anterhattungsblatt des vorwärtsNr. 146.Mittwoch den 31. Juli.1912�Nachdruck verboten.)22]Der Mittiber.Von Ludwig Thoma.Zenzi schaute ihren Herrn ehrlich an und gab aufrichtigAntwort:„Siehgst, i that da's gern sag'n, bal i oan g'habt Hütt'.Aba es si it auftroffa..„Geah zua, so a sauber's Madl wia du werd na leb'nwia'r an alte Betschwesta!",.Mi sagt it vo dem, und dös laugn' i aa gar it, daß ifrüherszeit'n mit an Bursch'n was z' thoa g'habt ho, aba dösis scho a guate Zeit her, und in Kollbach iibahaupts it..„Wia lang is na dös her?"„Ja, weit über's halbi Johr, und der lasset si's wohlnet g'falln, bal i eahm o'geb'n that."„B'sinn di no a wengl, vielleicht is's do it so lang her."„Bal i da's sag, Baua, daß's a so is. I bin unta'nJohr bei dir ei'g'stanna(in Dienst getreten), in der Arndt(Ernte), und seit dera Zeit woaß i von koan' Mannsbildnix mehr."„Du moanst vielleicht, i möcht ini von Zahl'n drucka,Zenzi. Dös is aba it Wöhr. I zahl scho. und i that glei anschön Betrag auf oamal hergeb'n, und na kunntst d' mit demGeld heireth'n aa..."„Dös waar mir freili dös liaba."„I sag da's aufrichti: i hoaß da'r an g'wiss'n Betrag,und du gibst den richtinga Vata o und sagst eahm, daß du abisset a Vamög'n aa hascht: und bal er g'scheit is, na heiretha liaba, als daß er si bucklat zahlt."„Aba, Baua, es is koana dol"„Herrgottsaggerament, jetzt sangst d' ma wieda'r a so o!"„I muaß sag'n, wia's is. Was hascht'n du davo, bali di o'lllag?"„Du lüagst mi scho ol"„Auf Ehr und Seeligkeit itl Auf da Stell sollt' i totumfall'n, bal's it wahr is l"„AI"„Siehgst d', Baua, i waar ja selm froh, wann i anledinga Bursch'n aufweis'n kunnt. Wei' de ganz Sach änderstwaar, und bat er mi aa net heireth'n that, auf dös gang'sit z'samm, aba's G'redt waar it so viel, und da Vadrußa it..Der Schormaycr schaute nachdenklich vor sich hin: erkratzte mit dem Fuß den Schnee zusammen und wieder aus-einander. Es war still um sie hertm.Ein Nußnäher, der in ihrer Nähe aufbäumen wollte.flog erschrocken und schimpfend weg.Von weither klang eine Säge, und dazwischen auch derRuf eines Holzknechts.Da fragte der Bauer vor sich hin, ganz leise, als wenner mit sich selber redete:„Wia denkst dir nacha du, daß dös werd?"„I woaß wohl it."„Hoscht du scho an Platz auf Lia'meß(Lichtmeß)?"„Beim Untaburger kunnt' i ei'steh'(in Dienst gehen)."„Wos? Bei ins in Kollbach? In da nächscht'n Nach-ba'schaft?"„Er hat mi sag'n lass'n, daß i zu eahm kemma sollt."„Und du hoscht di scho vadingt?"„Na. I ho de Botschaft erseht gesting kriagt."Der Schormayer redete wieder laut und befehlhaberisch:„Aus dem werd nixl Dös sag' i da glei."„Was will i mocha? I muaß do an Deanst Hamm!"„Ja, muaßt d' Hamm! In an etla Monat woaß dösganz Dorf, wia's bei dir steht. Dös sell geht it."Die Zenzi schaute ihren strengen Herrn ganz und garhilflos an. Aber der fuhr eifrig fort:„Und wia lang ko'scht d' denn bei Arbet richti macha?Mitt'n an Summa muaßt d' weggeh'. Na, dös paßt migar it."„Leb'n inuaß mi na do, und sie was vodcan(verdienen)."„Aba'r it bei ins in Dorf. Du bischt vo Wolnzachumanand dahoam, gel?"„I— ia."'„Warum gehscht na it dort hi? Du werscht dort aa'r au(Platz find'n."„Bal i neamd mehr kenn', und meine Leut' leb'n nimma.Da bin i ganz fremd, und auf's Grad'wohl hi'laffa kon tdo itl"Der Schormayer dachte nach: und da fiel ihm sein FreundTretter ein. Der war für so eine Sache zu brauchen.„Vielleicht kunnt da i an Platz zuabringa," sagte er.„Wo nacha?" �„Dös woaß i jetzt an Aug'nblick aa it, aba i bi mit anHandler bekannt, der wo weit umandum kimmt, und demselln reib' i a bissel was ei', daß a für die an Deanst ausfindimacht. Ja, dös thua i."„Werd' na do scho a richtiga Platz sei?" fragte die Zenzikleinlaut.„Warum it? Änderst wo is aa net schlecht« wia'r inKollbach."„Aba bis er oan findt?"„Bis a'r oan findt, bleibscht bei mirl Jetzt geht's aufa paar Wocha nimma z'samm, und vielleicht kimmt ins schobis Lia'meß was passet's unta. Is da recht a so?„Mi muaß's scho recht sei."„Na red'n ma nix mehr drüba. Und was i no sag'n will:i befrag mi bei an Advikat'n z' Dachau, ob dös it glei g'scheit»waar, bal's du koan Vätern überHaupts gar it o'gibscht."„Na l Dös sell möcht i net I"„Z'weg'n wos net?"„A niad's Kind muaß do an Vätern lMininl"„Wo steht dös g'schrieb'n? Dös, glaab i, liaß si ganzguat macha."„Na! Wia schaugst denn dös aus, bal dös Kind vo garneamand waar?"„Aus dös geht's wohl net z'samm, wann's amal alcdig's is."„Na, auf dös sell laß i mi it ei..."„Spreiz di no it gar a so l Bal da Advikat sagt, daß sowas nach'n G'sctz geht, z'weg'n wos soll'n denn mir nachaso a Blamaschi hermacha?"„An Vätern muaß a niad's Kind Hamm, und dös waarja grab, als wenn's vo da Straß'n aufklaubt(aufgelesen)waar."„Mein Nama ko's nia kriag'n." �.„Aba dös wurd' geschrieb'n, vo wem daß er is, und bala größa wurd. na wisset a do, wer'n herg'setzt Hot..."„Du red'st g'rad, als wann's d' an Buam scho do hättst."„Bal's a Madl werd, is aa it änderst."„Paß auf, Zenzi I Und thu ano it glei ob'n oußi fahr'nlI woaß ja heunt aa net mehra wia du. Aba bal da Advikatins den Rath gab. g'setzt den Fall, daß er'n gab, na is dog'scheidta, mir thean, wos er sagt, indem daß a's do bessavastcht. Es is ja g'rad z'wenga(wegen) dem."Zenzi gab keine Antwort. Zwischen den Augenbrauensaß ihr eine Falte, und in ihrem Schweigen lag ein trotzigerWiderstand.„Red amal a Wort!" mahnte der Schormayer gutmütig.„Da wissat ma'r amal gar nix vo eahm. bal nixg'schrieb'n werd, und d' Leut kunnt'n moana, woaß Gott wo»daß fürkemma is..."„Dös is a G'red't, dös koa Hoamath it thot. Du muaßtdo vui(viel) g'scheidta sei. Mi kunnt'n mit anand an Hand'lmacha. Bal da'r i an achthundert, a tausad March gab, nachahättst du an auflieget's Geld, und waar it schlecht spekaliert,indem daß ja dös Kind sterb'n ko."„Aba'r a niad's muß an Vätern Hamm!"„Gcah zua! Mi red'n heunt nix mehr üba dös, undübalegst da de Sach amal richti. na kimmst scho auf'n Vastand,daß i' s g'rad guat moan. Und bal di oana heireth, der sellkunnt ja dös Kind o'nehma. Waar dös it des allabcscht?"„Aba..."..Na, jetzt gehst hoam, und laß da nix o'kenna: und balda Untaburga no mal was sagt, nacha laßt d' eahm wiss'n,daß du it mogst. oda sagst glei. du bleibscht bei mir in Deanst."„Daß i bei dir bleib?"