»«Bia dös?' Dös siehgsi d' scho," sagte öer Hansgirgl und ging m die Stube. Ah, du bischt dol" lachte der Schormaycr. Hascht dein Sausa vo geschtern ausg'schlaifa?" Do hon i net vui zu'n Ausichlaffa g'habt." Ochö, mein Liaba, du bischt guat beinand g'wen." -Zu'n Abschied macht na dös aa nix." ».Was Abschied?" -J that die schö' bitt'n, Baua, daß d' ma'r a Zeugnis schreibst." Ter Schormayer sprang vom Swhl auf. Was is denn mit dir, Mensch? Js dir de Dummheit uet aus'n Kopf ganga?" I Hab's für koa Dummheit it." Ahl Dös hascht do grad im Rausch g'sagt! Bai mi neun Johr au oan Platz is, lafft ma'r it ohne Grund weg." I ho scho mein Grund" Den that i halt nacha sag'nf und bal wos seit, ko ma's ja richt'n." Do is nix zun Richt'n. I sag da's glci, Schormoar, i bi liaba auf an fest'n Plötz, und den hon i bei dir nimma. Du kunnt'st morg'n übageb'n, und i hängat do." Wos tvoaßt du vo mein Uebergeb'n? Hot da ander dumm daher g'redt? Der kunnt si aba schneid'»." Na; der Hot nix g'red't. I passet aa net auf." 'Wia kimmscht ma nacha mit dem?" Ja no, dös werd amal schnell geh', bal jetzt d' Urschula weg is." Wos bekümmern di de Sacha? I sag da's für ganz g'wiß, daß i Heuer net übagib." Sell mog scho sei, aba i hon an Weitschichtinga Betta in Vierkirch'n drent, und... und bei dem kriagat i jetzt an ruhig'n Plötz, und dös mog ma halt do it auslass'n." (Fortsetzung folgt.) Lügen* Von Gustaf I a n s o it. Er kam an eine Reihe aneinandergcbautcr Schilfhütten, die eitler Stallung für Schafe oder Ziegen glich. Als Tür hatten die meisten nur ein Zeugstück oder eine alte Decke. Pietro blieb stehen, als ob ihm etwas eingefallen ioäre. Doch, gewiß, er hatte dies schon früher gesehen. In diesem Schuppe» von zu- sammengebundenen Schilf wohnten Menschen. Die Wände boten kaum Schutz gegen den Wind, der Regen strömte durch das Dach herein, Gras und alte Lumpen dienten als Lager, und mitten auf der Lehmdiele brannte das Feuer, von dem sich der Rauch, so gut es ging, einen Ausweg suchte. In jedem dieser kleinen Koben wohnte eine Familie; da wurden ihre Kinder geboren, da starben ihre Kranken und Alten. Pietro schloß eine Sekunde lang die Augen, sein Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck erhalten. Dann blickte er fragend nach der Stadt zurück, die er vor ein paar Stunden verlasicn. Er hatte im Orient manches gesehen, was sein Erstaunen und seinen Un- willen erregt hatte, aber ein Gegenstück zu dem, was sich ihm hier darbot, gab es dennoch nicht. Sein Portemonnaie kam rasch aus der Tasche, und sein Inhalt an Silber und Kupfer wurde auf den Weg gestreut. Die Kindcrschar fuhr zurück. Einige der Kleinsten liefen eiligst in die Schilfhütten, die Knaben standen zur Verteidigung, die Mädchen zur Flucht bereit, im Fall dieser seltsame Fremde zu Gewalttätigkeiten übergehen würde. Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, daß das Geld ihnen zugedacht war. Da warfen sie sich lautlos auf den Weg nieder und fingen an im Staub zu suchen. Die Bewegungen, aber vor allem das immerwährende Stillschweigen machten einen so peinlichen Eindruck, daß er eilig weiterging. Bei einem Blick über die Schulter nierkte er, wie eine Frau mit einem Kind an der Brust in der Türöffnung einer ber nächsten Hütten stand. Sie sah erstaunt dem schweigenden Kampf der Kinder im Staube des Weges zu. Als sie die Veran- llassung begriffen, kam sie herbcigcrannt, um mit den Kleinen zu -teilen. Ein Geldstück, das zur Seite gerollt war, wurde ihr Anteil. Mit hängendem Unterkiefer und einem Gcsichtsausdruck, der von dem größten Erstaunen zeugte, stellte sie sich hin, um Pietro nach- zustarren. Ihr Blick, der von dem Geldstück in ihrer Hand zu dem Fremden flog, sagte, daß sie ihn für einen Wahnsinnigen hielt. Bei diesem Gedanken packte sie offenbar die Angst um ihren Raub, denn sie eilte hastig in die Hütte und ließ den Türvorhang hinter sich nieder. Pietro ballte die Hände, ein Schauer überlief ihn, als er weiterging. Dort drüben auf dem Hügel lag Gabii  . Er kletterte rasch den Abhang hinan, folgte dem selten betretenen Fußsteig über ein abgemähtes Maisfeld und stand bald mit bei Ueberrestcn des u>v> alten Junotempcls. Drei nackte Mauern aus Quadersteinen waren alles, was von einer volkreichen Stadt, älter als Rom  , übrig war. Straßen, Häuser und Marktplätze deckte das Erdreich, aus dem die Ernten der Jetztzeit ihre Nahrung sogen. Der Archäologe in Fontanara träumte von verborgenen Schätzen, und für eine Se-> künde vergaß er den Verfall der Gegenwart. Aber ein einziger Blick in das Tal führte ihn schonungslos in die Wirklichkeit zurück. Da lagen die Schilfhütten seines stolzen Zeitalters. Die Nachwelt hatte ihr Erbe schlecht verwaltet. Pietro lachte auf, hart und bitter. Ihm war plötzlich der Krieg eingefallen... dieser Angriff auf einen Barbarenstaat«.. im Interesse der Zivilisation... Und hier, einige Kilometer vor den Toren der Hauptstadt, lebten die eigenen Einwohner des Lan-> des in Behausungen und unter Verhältnisien, die schlechter waren! als die eines afrikanischen Negerdorfes. Er konnte diese schweigenden, halbverhungerten Menschen, denen er ein paar Geldstücke zugeworfen, nicht mehr aus seinen Gedanken loswerden. Die Malaria  ." murmelte er immer wieder. Seine Wangen glühten, und seine Augen sprühten vor Zorn. Das Land hatte kein Geld, um die verräterische Krankheit von den Toren der Hauptstadt fernzuhalten, aber zu einem Raubzug waren die Mittel Vorhan- den. Die vormals reiche Ebene konnte nicht wieder angebaut werden, die dafür nötigen Summen mußten ganz einfach für Kriegsschiffe verwandt werden. An die Unterjochung eines fremden Volkes vergeudete man Millionen, indes die eigenen Kinder des Landes an Hunger und Entbehrungen zugrunde gingen. Ein Bruchstück aus Aleardis Gr- dichten kam ihm in den Sinn und er zitierte es laut: In allen Furchen unseres Erdenballs wächst eine ernste Pflanze die des Todes. Wenn übersättigt von der Sonne Glut das Land in Sommertagen schweigend trauert, dann steigen Tausende von Schnittern nieder, wie sie die grimme Qual des Hungers treibt, und wie Verdammte wandern sie herab. Die klaren Augen werden dunkel schon von gift  'gen Dünsten, die sie hier umwch'n, und nicht ein Ton aus muntrer Vogelkehle erheitert ihre Herzen, nicht ein Lied der Heimat in den Bergen der Abruzzcn erquickt die Schar trübselig düst'rer Wandret. In tiefem Schweigen mähen sie die Saat der unbekannten Herren, und wenn endlich die mühevolle Arbeit ist vollbracht, in tiefem Schweigen geh'n sie, wie sie kamen." Die Gedanken an den Krieg ließen sich nicht mehr verjagen und aufs neue packten ihn Mißtrauen und Zweifel. War es wirk- lich die Absicht der Herrschenden, tripolitanische Wüsten urbar zu machen und die Pestherde der Campagna nach wie vor sein zu lassen, was sie schon allzulange gewesen waren? Der Wind pfiff ununterbrochen hier oben bei dem uralten Junotempel. Das kühlte so schön. Pietro entblößte seinen Kopf. Den steilen Weg herunter kam eine Schar Landarbeiter. Wort- los, mürrisch und vornübergebeugt gingen sowohl Männer wie Frauen. Ihre Blicke waren an den Boden geheftet, ihre Füße be- wegten sich schwer und schlurrend. Das waren die Bewohner der Schilfhütten. Hinter der Schar ritt der Vogt mit der Büchse auf dem Rücken und einer langen Pike in der einen Hand. Was Aleardi vor mehr als hundert Jahren geschrieben, war heute noch zutreffend. Es sauste in Pietros Ohren, und er hob flehend die Hände gen Himmel empor. Diese ständigen Beweise von Armut und Elend überall in diesem von der Sonne gesegneten Land waren zu brutal, als daß nicht alles in ihm dagegen hätte reagieren sollen. Die schweigende Schar sank in eine Vertiefung, nur der An- treiber mit dem Gewehr und der Pike war zu sehen. Wie eine Leichenprozession schritt sie weiter, tauchte wieder auf, wich nach rechts auf der Landstraße ab und verschwand schließlich hinter den Schilfhütten. Der Vogt ritt allein dem Gutshof zu. Pietro biß die Zähne zusammen, und den Hut noch immer in der Hand schlug er dieselbe Richtung wie diese Landsleute ein. Ja, Landsleutc," rief er laut, und das Wort klang ihm wie eine Anklage in den eigenen Ohren. Als er an den Schilshütten vorüber kam, in denen das schweig- same und traurige Häuflein Menschen hauste, waren alle Tür-- öffnungen sorgfältig verschlossen. Es war still und tot in den dunk- len Wohnstätten, aber Pietro hatte die Empfindung, als ob ihn durch die Ritzen unzählige Augen betrachteten. Da draußen ging jener sonderbare Fremde, der etwas so Seltenes wie Geld auf den Weg gestreut hatte. Es war schon am sichersten, sich still und ruhig zu verhalten, dem Touristen, der sich offenbar verlaufen, konnte ain Ende seine Freigebigkeit wieder leid werden. Pietro ging mit schnellen Schritten wieder nach Rom   zurück. Er sagte sich, daß das, was er eben gesehen, durchaus nichts Merkwürdiges und keineswegs ein Geheimnis war. Er selber war früher oft genug auf seinen Streifzügen diesen müden, schweigen- den, vom Fieber gezeichneten Scharen begegnet. Joder Reisende, der abseits der großen Heerstraße einen Spaziergang in der Cam-