»«Bia dös?'„Dös siehgsi d' scho," sagte öer Hansgirgl und ging mdie Stube.„Ah, du bischt dol" lachte der Schormaycr. Hascht deinSausa vo geschtern ausg'schlaifa?"„Do hon i net vui zu'n Ausichlaffa g'habt."„Ochö, mein Liaba, du bischt guat beinand g'wen."-„Zu'n Abschied macht na dös aa nix."».Was Abschied?"-„J that die schö' bitt'n, Baua, daß d' ma'r a Zeugnisschreibst."Ter Schormayer sprang vom Swhl auf.„Was is denn mit dir, Mensch? Js dir de Dummheituet aus'n Kopf ganga?"„I Hab's für koa Dummheit it."„Ahl Dös hascht do grad im Rausch g'sagt! Bai mineun Johr au oan Platz is, lafft ma'r it ohne Grund weg."„I ho scho mein Grund"„Den that i halt nacha sag'nf und bal wos seit, ko ma'sja richt'n."„Do is nix zun Richt'n. I sag da's glci, Schormoar,i bi liaba auf an fest'n Plötz, und den hon i bei dir nimma.Du kunnt'st morg'n übageb'n, und i hängat do."„Wos tvoaßt du vo mein Uebergeb'n? Hot da anderdumm daher g'redt? Der kunnt si aba schneid'»."„Na; der Hot nix g'red't. I passet aa net auf."'„Wia kimmscht ma nacha mit dem?"„Ja no, dös werd amal schnell geh', bal jetzt d' Urschulaweg is."„Wos bekümmern di de Sacha? I sag da's für ganzg'wiß, daß i Heuer net übagib."„Sell mog scho sei, aba i hon an Weitschichtinga Betta inVierkirch'n drent, und... und bei dem kriagat i jetzt anruhig'n Plötz, und dös mog ma halt do it auslass'n."(Fortsetzung folgt.)� Lügen*Von Gustaf I a n s o it.Er kam an eine Reihe aneinandergcbautcr Schilfhütten, dieeitler Stallung für Schafe oder Ziegen glich. Als Tür hatten diemeisten nur ein Zeugstück oder eine alte Decke. Pietro bliebstehen, als ob ihm etwas eingefallen ioäre.— Doch, gewiß, erhatte dies schon früher gesehen. In diesem Schuppe» von zu-sammengebundenen Schilf wohnten Menschen. Die Wände botenkaum Schutz gegen den Wind, der Regen strömte durch das Dachherein, Gras und alte Lumpen dienten als Lager, und mitten aufder Lehmdiele brannte das Feuer, von dem sich der Rauch, so gutes ging, einen Ausweg suchte. In jedem dieser kleinen Kobenwohnte eine Familie; da wurden ihre Kinder geboren, da starbenihre Kranken und Alten.Pietro schloß eine Sekunde lang die Augen, sein Gesicht hatteeinen gequälten Ausdruck erhalten. Dann blickte er fragend nachder Stadt zurück, die er vor ein paar Stunden verlasicn. Er hatteim Orient manches gesehen, was sein Erstaunen und seinen Un-willen erregt hatte, aber ein Gegenstück zu dem, was sich ihm hierdarbot, gab es dennoch nicht. Sein Portemonnaie kam rasch ausder Tasche, und sein Inhalt an Silber und Kupfer wurde auf denWeg gestreut.Die Kindcrschar fuhr zurück. Einige der Kleinsten liefen eiligstin die Schilfhütten, die Knaben standen zur Verteidigung, dieMädchen zur Flucht bereit, im Fall dieser seltsame Fremde zuGewalttätigkeiten übergehen würde. Es dauerte eine Weile, bissie begriffen, daß das Geld ihnen zugedacht war. Da warfen siesich lautlos auf den Weg nieder und fingen an im Staub zusuchen. Die Bewegungen, aber vor allem das immerwährendeStillschweigen machten einen so peinlichen Eindruck, daß er eiligweiterging. Bei einem Blick über die Schulter nierkte er, wieeine Frau mit einem Kind an der Brust in der Türöffnung einerber nächsten Hütten stand. Sie sah erstaunt dem schweigendenKampf der Kinder im Staube des Weges zu. Als sie die Veran-llassung begriffen, kam sie herbcigcrannt, um mit den Kleinen zu-teilen. Ein Geldstück, das zur Seite gerollt war, wurde ihr Anteil.Mit hängendem Unterkiefer und einem Gcsichtsausdruck, der vondem größten Erstaunen zeugte, stellte sie sich hin, um Pietro nach-zustarren. Ihr Blick, der von dem Geldstück in ihrer Hand zu demFremden flog, sagte, daß sie ihn für einen Wahnsinnigen hielt.Bei diesem Gedanken packte sie offenbar die Angst um ihren Raub,denn sie eilte hastig in die Hütte und ließ den Türvorhang hintersich nieder.Pietro ballte die Hände, ein Schauer überlief ihn, als erweiterging.Dort drüben auf dem Hügel lag Gabii. Er kletterte rasch denAbhang hinan, folgte dem selten betretenen Fußsteig über einabgemähtes Maisfeld und stand bald mit bei Ueberrestcn des u>v>alten Junotempcls. Drei nackte Mauern aus Quadersteinen warenalles, was von einer volkreichen Stadt, älter als Rom, übrig war.Straßen, Häuser und Marktplätze deckte das Erdreich, aus demdie Ernten der Jetztzeit ihre Nahrung sogen. Der Archäologe inFontanara träumte von verborgenen Schätzen, und für eine Se->künde vergaß er den Verfall der Gegenwart. Aber ein einzigerBlick in das Tal führte ihn schonungslos in die Wirklichkeit zurück.Da lagen die Schilfhütten seines stolzen Zeitalters. Die Nachwelthatte ihr Erbe schlecht verwaltet.Pietro lachte auf, hart und bitter. Ihm war plötzlich derKrieg eingefallen... dieser Angriff auf einen Barbarenstaat«..im Interesse der Zivilisation... Und hier, einige Kilometer vorden Toren der Hauptstadt, lebten die eigenen Einwohner des Lan->des in Behausungen und unter Verhältnisien, die schlechter waren!als die eines afrikanischen Negerdorfes.Er konnte diese schweigenden, halbverhungerten Menschen,denen er ein paar Geldstücke zugeworfen, nicht mehr aus seinenGedanken loswerden.„Die Malaria." murmelte er immer wieder. Seine Wangenglühten, und seine Augen sprühten vor Zorn. Das Land hatte keinGeld, um die verräterische Krankheit von den Toren der Hauptstadtfernzuhalten, aber zu einem Raubzug waren die Mittel Vorhan-den. Die vormals reiche Ebene konnte nicht wieder angebautwerden, die dafür nötigen Summen mußten ganz einfach fürKriegsschiffe verwandt werden.An die Unterjochung eines fremden Volkes vergeudete manMillionen, indes die eigenen Kinder des Landes an Hunger undEntbehrungen zugrunde gingen. Ein Bruchstück aus Aleardis Gr-dichten kam ihm in den Sinn und er zitierte es laut:„In allen Furchen unseres Erdenballswächst eine ernste Pflanze— die des Todes.Wenn übersättigt von der Sonne Glutdas Land in Sommertagen schweigend trauert,dann steigen Tausende von Schnittern nieder,wie sie die grimme Qual des Hungers treibt,und wie Verdammte wandern sie herab.Die klaren Augen werden dunkel schonvon gift'gen Dünsten, die sie hier umwch'n,und nicht ein Ton aus muntrer Vogelkehleerheitert ihre Herzen, nicht ein Liedder Heimat in den Bergen der Abruzzcnerquickt die Schar trübselig düst'rer Wandret.In tiefem Schweigen mähen sie die Saatder unbekannten Herren, und wenn endlichdie mühevolle Arbeit ist vollbracht,in tiefem Schweigen geh'n sie, wie sie kamen."Die Gedanken an den Krieg ließen sich nicht mehr verjagenund aufs neue packten ihn Mißtrauen und Zweifel. War es wirk-lich die Absicht der Herrschenden, tripolitanische Wüsten urbar zumachen und die Pestherde der Campagna nach wie vor sein zulassen, was sie schon allzulange gewesen waren?Der Wind pfiff ununterbrochen hier oben bei dem uraltenJunotempel. Das kühlte so schön. Pietro entblößte seinen Kopf.Den steilen Weg herunter kam eine Schar Landarbeiter. Wort-los, mürrisch und vornübergebeugt gingen sowohl Männer wieFrauen. Ihre Blicke waren an den Boden geheftet, ihre Füße be-wegten sich schwer und schlurrend. Das waren die Bewohner derSchilfhütten. Hinter der Schar ritt der Vogt mit der Büchse aufdem Rücken und einer langen Pike in der einen Hand.Was Aleardi vor mehr als hundert Jahren geschrieben, warheute noch zutreffend.Es sauste in Pietros Ohren, und er hob flehend die Händegen Himmel empor. Diese ständigen Beweise von Armut undElend überall in diesem von der Sonne gesegneten Land warenzu brutal, als daß nicht alles in ihm dagegen hätte reagierensollen.Die schweigende Schar sank in eine Vertiefung, nur der An-treiber mit dem Gewehr und der Pike war zu sehen. Wie eineLeichenprozession schritt sie weiter, tauchte wieder auf, wich nachrechts auf der Landstraße ab und verschwand schließlich hinter denSchilfhütten. Der Vogt ritt allein dem Gutshof zu.Pietro biß die Zähne zusammen, und den Hut noch immer inder Hand schlug er dieselbe Richtung wie diese Landsleute ein.„Ja, Landsleutc," rief er laut, und das Wort klang ihm wie eineAnklage in den eigenen Ohren.Als er an den Schilshütten vorüber kam, in denen das schweig-same und traurige Häuflein Menschen hauste, waren alle Tür--öffnungen sorgfältig verschlossen. Es war still und tot in den dunk-len Wohnstätten, aber Pietro hatte die Empfindung, als ob ihndurch die Ritzen unzählige Augen betrachteten. Da draußen gingjener sonderbare Fremde, der etwas so Seltenes wie Geld auf denWeg gestreut hatte. Es war schon am sichersten, sich still und ruhigzu verhalten, dem Touristen, der sich offenbar verlaufen, konnte ainEnde seine Freigebigkeit wieder leid werden.Pietro ging mit schnellen Schritten wieder nach Rom zurück.Er sagte sich, daß das, was er eben gesehen, durchaus nichtsMerkwürdiges und keineswegs ein Geheimnis war. Er selber warfrüher oft genug auf seinen Streifzügen diesen müden, schweigen-den, vom Fieber gezeichneten Scharen begegnet. Joder Reisende,der abseits der großen Heerstraße einen Spaziergang in der Cam-