Mnterhaltungsblatt des Horwärts Nr. 155. Dienstag, den 13. August. 1912 lNachdruS htrvoken.z SU Oer Mttiber. Von Ludwig T h o m 6. Und die Asamin war nebenher noch angefüllt mit Schmerz darüber, daß man noch nicht ein halbes Jahr nach' dem Tode ihrer Schwester, der Schormayerin, eine Hochzeit abhielt. ..Da ko nix Guat's außakemma," sagte sie,und mi g'- fallt dös amal gar it, daß ma'r an Tot'n so schnell vagißt." .Loscht dös it g'sehg'n," fragte die Grieblerin,daß si d' Hochzeiterin umdraht Hot, wia s' in d' Kircha ganga san; wer dös thuat, sagt an alta Spruch, der schaugt si nach an andern Ehstand um." Bei de Schormayerisch'n that mir gar nix wundern, dös sag i dir." »,Js it all's richti dabei?" O meil Da mag mi gar it o'fanga. Vom Alt'n sag'n d' Leut allahand." Wos denn?" Die Grieblerin rückte näher. Der is auf d' Weibaleut aus, daß's a wahre Schand is. Ganz bocknarrisch is a, sag'n s'." Geah? Der Alt?" Zu dem is a no it z' alt. Hinta a jed'n Weibakittl is a her." Gel? Gel? Ja. wann eahr d' Weiba ster'm, wern s' ganz bärig(geil). Dös hört ma'r oft sag'n." Und zuageh' muaß bei eahm? Oiwei Krach und Un- fried'n. De Zollbrechtin, sei Nachbarin, Hot ma vazählt, daß ma's oft weitum hört." Dös laßt sie denga(denken)." Mi sagt aa. daß a desz'weg'n sei Urschula so g'schwind ausg'heireth Hot: und do hat ma freili net wart'n kinna bis auf'n Hirgst(Herbst). D'Schwesta wann's halt no wissatl" Good schenk ihr de ewig Ruah!" De braucht s'. Chrischtlich's O'denk'n hat s' net viel bei ihre Leut. Wann inseroans it a diam(zuweilen) dafür bet'n that, kriaget s' net viel Vaterunsa." Da thuast d' freili a guat's Werk." Obwoi daß i gar nix kriagt ho von ihran Sach. It an Spensa(Jacke) oda'r an Rock oda sinscht wos. Liaba laßt ma's in Schrank dafäul'n, als daß mi da Schwesta wos gab." Selle Leut kinnan koa Glück Hamm, Asamin." Na, und mi wern's aa daleb'n. Jessas, is dös a Spektakll" Die Klarinettentöne stiegen kreischend in die Höhe, hielten sich gellend oben und kletterten wieder herunter, wo sie ein gumpender Baß auffing im lustigen Takte, daß die Röcke schwenkten. Die Fischerbäuerin rückte ihren Stuhl etwas näher zum hochwürdigen Herrn Pfarrer Kern und Hub mit ihm und der tugendsamen Hochzeiterin ein Gespräch an. Dös Hot ins scho alle miteinand g'freut. Herr Pfarra, daß S' vo da Urschula ihra Muatta so schön g'redt Hamm: i ho woana müass'n." Das ist recht," sagte der geistliche Herr, ein vergnügter alter Junggeselle:bei einer Hochzeit soll's naß hergehen. Regnen soll's, weil das ein Glück bedeut', weinen sollen die braven Frauenzimmer, weil's ihnen ja so net hart ankommt: lind beim Mahl, da soll's dann was Ordentlich's zum trinken geb'n. No, das is ja auch vorhand'n." Und er nahm einen braven Schluck. ..D' Muatta hätt's halt daleb'n soll'n," meinte die Fischerin immer noch wehleidig. Ja no, das laßt sich nicht ändern. Sterb'n ist unser aller Los. Der eine früher, der andere später. Wo hat denn übrigens die Wirtin das Kochen gelernt? Das war/ja heute ausgezeichnet." I glaab, in Dachau ." sagte Ursula. So? Da war sie in einer guten Schule. Ganz delikat war alles zubereitet!" ».Sie Hot si übahaupts a Müah geb'n." Und hat sich ausgezeichnet nnd bewährt als eine gute Regentip in ihrer Küche." Sie sollt' halt do bei ins hocka," sagte die Fischer« bäuerin. Rufen wir sie herauf!" Na, i moan ja da Urschula ihra Muatta',,* Ach so! Das laßt sich nun freilich nicht machen. Gönnen wir ibr den Frieden: und überHaupts, net wahr, sitzen wir da bei einer Hochzeit und haben die Hoffnung, daß wieder neues Leben daraus sprießt. Ja." Und nachdem er eine Prise genommen hatte, legte er die Dose wieder neben das Schnupftuch und sagte mit einem gut- mütigen Lachen:Der Kaspar scheint mir schon der Mann zu sein, auf den man gewisse Erwartungen setzen kann, und auch die Hochzeiterin ist vertrauenerweckend." Die Nächstsitzenden lachten noch herzhafter, weil det Spaß von ihrem geistlichen Herrn kam: und die Ursula wußte, was geziemend war, und schaute verlegen in den Schoß. Da werd nix fei'n(fehlen)." sagte die Fischeritt,Mi g'fallt scho dös. daß de Hozet bei zuanehmad'n Mond g'wen is. Dös Hot mi gern: denn bei'n abnehmad'n Mond, sagt mi, bleib'n d' Kinda aus. Is it Wöhr, Herr Pfarra?" Jawohl, das ist ein alter Glaube: ob er richtig isk, können wir nicht wissen. Aber es g'hört halt noch was andres dazu als wie der zunehmende Mond." Er zwinkerte lustig, und alle lachten wie auf Befehl, Dös werd' na scho-aa vorhand'n sei." Hoffentlich, Fischerin: mich freut's. wenn ich Arbeit krieg in dreiviertel Jahr, und wir wollen uns den Tauf- schmaus gut schmecken lassen." Bal amal wos um an Weg is, kimm i zu dir, Urschula,"' sagte die Schneiderbäuerin,denn de junga wiss'n it, wia ma si vahalt'n muaß. Daß mi vor da sieb'nt'n Wocha koa Kinds« wasch ins Freie hänga derf, und daß mi ja nix davo aus- leicha(ausleihen) sollt, und daß d' Wöchnerin sechs Wocha lang in koan Kella it geh' derf, dös san lauta Sacha, auf de mi guat aufpass'n muaß." Z'weg'n wos sollt' oans it in Kella geh?" Z'weg'n de Hex'n, Fischerin. Hoscht du dös NS wia g'hört?" Na, aba dös woaß i, daß a Wöchnerin it von Haus weg geh' soll, so lang s' net in da Kircha war." Und daß mi in da Schwangerschaft net über an Pfluag steig'n derf, und üba koa Loata(Leiter), sinscht gibt's a harte Geburt." Dös hon i aa scho g'hört, nd drei Oar(Eier) soll ma siad'n und's Wassa trink'n.", Oda drei Nüss' ess'n." Das sind weise Lehren," sagte der Pfarrer lachend:Md diesmal kommt der gute Rat nicht zu spät." Aba Sie müass'n do selm sag'n, Hochwürd'N, daß mi auf de alt'n Bräuch wos halt'n muaß?" Freilich, nnd auf die alten Weiber, denn die wissen mehr wie die Gelehrten. Aber jetzt muß ich mich verab- schieden." Bleib'n S' wirkst nimma, Herr Pfarra?" Es geht leider nicht, Hochzeiterin, und ich wünsch also einen guten Anfang. Gute Nacht beinander I" Die Ehrengäste begleiteten den geistlichen Herrn zur Türe: und wie alles wieder Platz nahm, setzte sich der Schor- mayer zum alten Prückl.. Sitz' ma'r a bisse! z'samm!" sagte dieser.Mi wer'n jetz bald Kamarad'n sei' im Austrag(Altenteil)." Woaß i no it." Wos ko'scht d' macha? De Junga druck'n nach, bal eahna Zeit kemma is." Ob's halt scho so viel g'schlag'n Hot?". A diam(zuweilen) is g'scheidta, ma ruckt d Uhr furr und hört eh'nder auf. In da letz'n Viertlstund richt ma nimma viel aus." Es is it bei an jed'n gl-ich. Prückl.", .�Freut di halt aa net. gel? Mir is selm it lercht wor N. vom Sach weg geh' und vo da'r Arbet. Weil nn g rad zuaschaug'n muaß. geht's krumm oda g'rad, und bal da d Händ jucka. loscht d' halt's Loatsoal(Leitseil) nimma nehma." Drum muaß ma si's übaleg'n, vor ma's hergibt." No. i ho koan Angst it bei'n Kaschpa: er Hot's Haus n von jung auf g'lernt."