Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 156.
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Mittwoch, den 14. August.
Nachdruck berboten.
Dös sell muaß aa wieda wohr sei. Mi hot' s bös g'habt an Ausgang Novemba , Schormoar, und a Wocha a drei hon i gar nig mehr glaabt."
Daß i net vagiß," sagte der Schormayer, i ho g'hört, ös seid's weitschichti vawandt mit'n Sedlmoar vo Arnzell. svo dena wer do?"
,, Er it, aba sie; er hot dahoam bleib'n müassn, weil a'r an Wehdam( Leiden) hot. Schaug no umi, an dem Tisch fell hodt s', neb'n an Schuasta vo Bellhamm; kennst d'' n scho mit seina Platt'n."
So, de is? San Kinda do bei'n Sedlmoar?" Bwoa Töchta. Die oa is vaheireth in Sulzemoos , und de ander is dahoam; de hot an frumb'n Har'n."
Krumb is f'?"
Bo Kind auf scho. Sie hot desweg'n if g'heireth." Aha!"
Wia kimmscht du auf' n Sedlmoar? Hoscht du g'moant, weg'n an Lenz? De waar nir für eahm; sie is scho bald dreiß'g Johr alt und muaß vui doftern, weil s' a G'schwär aa hot am Har'n."
Von Heireth'n und von Lenz hon i nig g'moant. bo g'rad a so g'fragt, weil z'nachst oana g'sagt hot, daß a'r eahm a Holz vokaffa funnt."
" Do hot' s foa G'fahr it; zahl'n thuat a guat, da Sedlmoar; no, daß ziemli oa Schuld'n do san, is ja richti, aba er haut si scho durch.'
"
Mi gehts übahaupts nix o," sagte der Schormayer gleichgültig, nahm sich aber vor, den Tretter schön hinauszuwerfen, für den Fall, daß dieser unverschämte Mensch zu ihm kommen werde. Vor ein paar Tagen hatte ihm der einen Brief geschrieben, und da war kein Wort darin gestanden von dem Olchinger Platz für die Benzi, aber drei Seiten lang Lobsprüche über die Tugenden und Reichtümer der Sedl mayertochter von Arnzell. Und wie man nur ein wenig genauer hinschaute, waren es lauter Lügen. Der hatte sich' s rein vorgenommen, ihm eine übergebliebene anzuhängen und sich noch brav zahlen zu lassen.
Bischt d' it guat aufg'legt?" fragte die alte Prücklin. Mir feit gar nir."
Werst d' halt heut oft an dei Bäurin denga müass'n? Dös to ma sich ei'bild'n."
1912
Auf a bissel mehra geht' s nimma' samm. Und, is wohr aa, i paß gar it her. Bu de Bursch'n mog i net, und zu de Bauern g'hör i net."
,, No, Lenz, in dein' Alta müass'n de mehrer'n dahoam an Deanstbot'n macha."
Ja, aba fie sebg'n an Ehrbarkeit und hamm a G'wißheit, daß s' scho amal dro kemma."
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hot
Dös hoscht du aa."
An Dred hon i."
Pscht! D' Asamin schaugt scho oiwei umma!"
Ah wos! Dös, wos mir hoamli red'n, pfeifan morg'n Spaß'n vom Dach."
wos neu's?"
,, Na, lauta alt's; bei ins braucht' s nir neu's mehr. Jekt a dös Mensch scho als Hauserin ei'g'stellt." De Zenzi?"
Jamoi."
Dös is it wohr, Lenz," sagte die Ursula, dös muaßt d' if sag'n."
Net is wohr? Wer is na in da Kuch'I?" Sie is grad zu da Aushilf drin."
So? Woaßt du dös?"
Ja, dös woaß i. Paß auf, Schneiderin, de G'schicht is a so: er hot eahm a Hauserin dunga, de eahm da Wirt zuabracht hot, aba de sell is frank worn und ko erscht in a Wocha oda zwee vo Freising her femma. Und weil d' Benzi a wengl wos vasteht vom Kocha und scho länga do is, muaß sie dawei' aushelfa, und für d' Stallarbet hot a'r a Taglöhnerin."
Der Lenz lachte höhnisch und sagte:
Dös hört si ganz unschuldi o, gel, Schneiderin? Aba ganz so dumm bin i net, daß i' s glaab. Dös geht, wia' s de ganze Zeit herganga is. Da vageht oa Wocha, und zwoa Wocha, und de selbige Hauserin werd oiwei( alleweil) no mehra marodi, und der Schlamp'n bleibt."
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Die Schneiderin machte ein sorgenbolles Gesicht.
..Mi g'fallt aa nig mehr. Hot a denn gar it denkt, wos Leut jeza scho red'n?"
,, Na thuat a' s erscht recht. Aba'r i schaug den Saustall o, i geh nimma an d' Stub'n eini, i iß nimma'r am Tisch." ,, Sagt's ma no grad, wo dös no hi'geht!"
Dös kon i dir g'nau sag'n, Basel . Vor a Johr um is, derfst d' wieda in a Hozet geh, in a ganz luschtige, da heireth a schlecht's Mensch an alt'n Depp'n."
Jessas na! Es werd' s do scho insa Herrgott it zualass'n!" „ Höhö! Was macht's denn ös für G'frieß( Gesichter) Der Hochzeiter kam von seinem Rundgang bei den Gästen zurück und setzte sich mit lauter Fröhlichkeit neben seine junge
Ja... ja. Aba jekt wer i mi a biffel zu'n Burga- ber?" So möcht i' s net bei meina Leich'!" moaschta umi hocka. Pfüad Good dawei!"
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,, G'freut di' s Tanz'n gar it?" fragte die Schneiderin den Lenz, der mit finsterem Gesicht seinen Stuhl zwischen sie und die Ursula geschoben hatte.
,, Na, zu so wos bin i net aufg'legt."
Bäuerin.
,, Da, trink amal, Lenz, daß d' a Schneid kriagst! Flankt
Laß da' s do it gar a so o'fenna( anmerken)!" mahnte a wenig umanand! San ja sauberne Madl gnua do." die Ursula.
,, Sei no du z'fried'n; du hoscht jetzt dein' Will'n und ziagst als Bäurin auf. Da ko'scht du g'scheidt red'n." bot."
sag's grad, wei da Vata scho a paarmal herg'schaugt ass'n herschaug'n! Muaß i G'sichta schneid'n, wia' si eahm paßt?"
vasteh an Lenz uai," sagte die Schneiderin. Woaßt, d' Urschula is guat troffa; de helfat jest bald zu'n Alf'n."
" I helf gar it zu cahm; dös muaßt d it sag'n; aba' 3 3'friag'n hot a foan Werth it."
,, Du hoscht recht; und vo Hirtlbach bis auf Kollbach umi braucht ma'r aa net streit'n."
Bit!" machte die Schneiderin. Gebt's auf d' Leut Obacht!"
,, Und auf meina Hozet( Hochzeit) werst d' ma na do foan Strach it macha?"
mach da koan; und dös liabst waar ma, i waar gar it herganga.
"
Do hättst d' überalln an Vadruß aufg'hob'n( erregt)", begütigte die Schneiderin.
reiß mi it um dös."
Bischt denn du a aa'r a Kerl? Wann i net scho o'g'hängt waar, heunt funnt'st was sehg'n."
" Ja, red' no zua! Du ko'scht di leicht prahl'n." „ Ah! Mach' do koa G'schicht it her! Paß no auf, wia'r auf deina Hozet amal tanz."
So is recht, Buam!" schrie er den Burschen zu, die zum Zwiefach( Tanz) mit ihren Mädeln antraten. Helft's ma mein' Jungherrnstand schö' ei'grab'n. Auf geht' s!"
Und das wirbelte durcheinander, schob links und rechts und drehte sich, die Burschen juchzend und lachend, die Mädeln mit ernsten Gefichtern und niedergeschlagenen Augen.
Der Schormeyer, der manchen tiefen Schlud getan hatte, ging ein wenig unsicher an den Tanzenden vorbei zum Ehrentisch und wurde vom Kaspar herzlich begrüßt.
Jett is amal recht, Vata; den ganz'n Tag fan ma no it viel z' red'n temma. So'scht ma glei helf'n, daß ma'r an Lenz a weng aufriegeln."
,, Laß' n do trauri sei, den Lapp'n! Mi bekümmert dös ganz weni." Er schaute seinen Sohn an; und einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke; Zorn und Verachtung blizten darin auf.