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Bobenwucher fernzuhalten wiffen und denen Kleinwohnungssiedes Jaußerdem diese Bildchen, die bei Karl Fröhlich , Noonewta lungen, Gartenstädte, Arbeiterkolonien in großer Anzahl zu ver- und anderen zu höchster Meisterschaft entwickelt ist. Ueber danken sind, aber trotzdem bleibt es eine Pflicht der Städte, nicht den Fröhlichschen Bildchen schwebt ein Hauch kindlicher Poeste, des darauf zu warten, sondern wo es nötig ist, selbst ans Werk zu gehen. gleichen lebt in den Versen dazu eine reizende Harmlosigkeit. Ein Die drei Systeme, den Bodenwucher bei den Kleinwohnungen zu derberer Humor weht uns aus Paul Konewlas Schattenbildern ents unterbinden, das Erbbaurecht, das Wiederkaufsrecht und die Ren- gegen, und zugleich viel Naturwahrheit. Beide Meifter haben erst tengutsbildung steden allerdings noch in den ersten Anfängen, und mit der Schere geschnitten und find hernach zur Zeichnung über­mur Barmen, das die Erbbaukolonie einer Allgemeinen Bauge- gegangen. Bisher hat der Kunstwartverlag zwei Serien aus dem nossenschaft, die Generalkommission in Düsseldorf , die Lagepläne Schattenliliput und Allerlei von Karl Fröhlich nebst vier Serien für Rentengüter in Lennep , und Opladen , das eine Wohnungsane von Renewka, darunter die aus Falstaff und seinen Gesellen und aus Siedlung auf Grund der Wiederkaufsrechts errichtet, vermögen in dem Sommernachtstraum gebracht. Jede Serie dieser auch gerade der Ausstellung auf praktische Versuche hinzuweisen. Ein von der zu postalischen Grüßen verwendbaren Schattenfarten umfaßt 12 Bilder. Industrie mehrfach bei Arbeiterkolonien angewendetes System der Preis( in Umschlag) 1,20 M. Außerdem werden als spezielle Kunst­Raufanwartschaft, das sobiel wie ein Vorkaufsrecht des Bewohners wart- Arbeit 652 fleine Illustrationen kartonniert zu 50 ẞf. geboten. ist, gliedert sich in der Ausstellung jenen drei Systemen an. Altertumskunde.

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Mit allen diesen technischen und kommunalen Maßregeln haben aber die Städte ihre Aufgabe, sich selbst zu bauen, erst halb gelöst. Die sorgsam ausgeflügelte Bauordnung bürgt noch nicht dafür, daß nun ein Stadtgebilde entsteht, das auch ein Stadtbild ist. Ein Stadtbild, wie es zu schaffen durchaus möglich ist, wie es aber nur dann entsteht, wenn die Aufgabe ein fünstlerisch fühlender Städte­bauer in die Hand nimmt. Wie man die Bauordnung nach dieser Seite erweitern tann, ist schon gesagt, aber der Initiative des ein­zelnen Bauherrn bleibt dabei natürlich immer noch genug Spiel raum es nämlich schlechter zu machen, als es geplant war. Weder von Bauspekulanten noch vom Bauherrn kann man verlangen, daß fie ihre Bauprojekte auch künstlerisch durchführen und daß sie dabei Rücksicht nehmen auf das Nachbarhaus, auf den Straßencharakter und die Blabgestaltung. Mit Vorschriften ist hier nichts zu machen, mit funstgelehrter Aufklärung auch nichts; aber ein gutes Wort findet wohl auch hier eine gute Statt. Um sich einen guten Be­bauungsplan und eine bernünftige Bauordnung nicht von jedem, der da baut, über den Haufen rennen zu lassen, haben verschiedene Städte oder auch Vereine Bauberatungsstellen eingerich tet und es gehört zu dem Interessantesten der Ausstellung, zu sehen, in welcher Weise diese Bauberatungsstellen der Stadt und des Landkreises Düsseldorf , von Barmen, Rheydt , Solingen , Vohwinkel , Weblar ust. arbeiten. Da reicht der Bauherr seinen Entwurf ein; er ist gewöhnlich modern im Sinne der Nippsachen und der Rauch tischchen aus dem Warenhaus. Die Bauberatung zeigt ihm nun die Fehler in der Fassaden- und Dachgestaltung und macht sogleich einen besseren Vorschlag, bielleicht noch ein zweites Mal, wenn dieser Vorschlag noch nicht gefällt, bis schließlich der Bauherr überzeugt ist, daß die Bauberatungsstelle ihm nicht schaden, sondern ihm und dem Stadtbild nüßen will. Auf diese Weise kann die Maurer­meisterarchitektonik aus den neuen Stadtvierteln verschwinden, und unter verständiger Bauberatung läßt sich besser, vernünftiger, schöner und oft sogar auch billiger bauen.

Denn es gilt auch für die Städte, Ererbtes zu schüßen, sie mögen noch so schnell größer werden und in ihren Stadtparlamenten möge der fortschrittliche Gedanke noch so viel Spielraum haben. Die Heimatschußbewegung zeigt, was auf dem Spiele steht, wenn alte Stadtschönheiten ohne zwingende Notwendigkeit zerstört werden, ohne daß man das Berlorene erseßen kann. In verschiedenen Ab­teilungen werden alte schöne Stadtbilder in Abbildungen gezeigt, die den Unterschied zwischen alter, zweckmäßiger und schöner Bau­weise und unserer bulgären Bauerei von heute Klarmachen. Es werden hier die künstlerischen Grundsäße dargelegt, die für Einzel­fragen, wie Platz ums Monument oder die Kirche im Stadtbilde in Betracht kommen. Die alte Stadtform in ihrer Nachwirkung bis zur Gegenwart und die alte Stadtschönheit in ihren Bedingnissen mag man ergründen an den alten Stadtplänen der historischen Ab­teilung.

Das ist das wesentlichste der Städteausstellung in Düsseldorf . Wie die Städte ihre monumentalen Zweckbauten planen und bauen, das ist in einer anderen Gruppe umfangreich dargestellt; das wich tigste ist aber doch, daß die Städte für sich selbst die Grundlagen schaffen, auf denen die Städte der Zukunft nicht mehr dichtgedrängte Menschenansiedlungen ohne Luft und Licht zu sein brauchen, son­dern wieder und mehr als jetzt die Brennpunkte einer alles um­faffenden Kultur werden können. Hugo Hillig.

Kleines feuilleton.

Literarisches.

Das älteste Museum der Welt. Unter allen gegen= wärtig existierenden Museen und öffentlichen Sammlungen ist jedenfalls das älteste das Shosvin", das in Nara , der alten Hauptstadt Japans , bereits seit dem 8. Jahrhundert unserer Zeit­rechnug besteht. Weder Regierung- und Dynastiewechsel, noch selbst Revolutionen haben ihm etwas anhaben können. Nur sehr wenige Europäer haben den Kaiserlich japanischen Schah" besichtigt. Einer unter ihnen, Dr. O. Kummel, gibt in einem lebten der Berichte der Franko- japanischen Gesellschaft eine sehr interessante Beschrei= bung des eigenartigen Kulturdenkmals. Es wurde im Jahre 756 von dem Kaiser Shomu und der Kaiserin Homho gegründet, und enthält daher lediglich Objekte aus dieser Epoche oder noch früheren Perioden. Es sind etwa 3000 Stüd, meist rein dekorativen Charak­ters, und Dr. Kummel erklärt, sie gehöern zu dem Schönsten, was Menschenhand je geschaffen hat". Es sind zarte, batistähnliche Stoffe, Holz- und Ladarbeiten, bemalte Möbel vorhanden, daneben auch Cloisonné- Emaillen, Truhen und schwere Stoffe. Wo die einzelnen Teile der Sammlung ihren Ursprung haben, steht noch nicht überall fest. Einige Stüde find offenbar chinesische oder koreanische Arbeit. Andere, nicht mit Ursprungszeichen versehene, find allem Anscheine nach gleichfalls erotischen Ursprungs und scheinen aus allen Teilen Asiens zusammengetragen zu sein. Bahl­reiche Darstellungen von Kamelen, Elefanten, Tigerjagden und der­gleichen weisen auf Südasien , andere wieder auf Persien , Nord­asien, ja selbst das Mittelländische Meer hin. Unter letteren sind besonders auffällig griechische Blattmuster, Darstellungen des Pe­gasus u. a. m. Der Forscher ist der Ansicht, daß diese Arbeiten von chinesischen Kunsthandwerkern und von dort ausgebildeten Japanern ausgeführt sind. So sind z. B. Bronzespiegel vorhanden, welche den berühmten Spiegeln der chinesischen Tang- Dynastie aufs Haar gleichen.

Das Shôsvin steht dem Publikum nicht offen; es hat tat­sächlich mehr den Charakter einer Schazkammer als eines Muse­ums. Nur einmal jährlich, im Frühjahr, wird durch eine besondere Kommission unter Leitung eines hohen Würdenträgers das In­bentar aufgenommen. Und bei einer solchen Gelegenheit fand auch Dr. Kummel Einlaß. Es heißt, daß in nächster Zeit ein englisch­japanischer Katalog des Shósvin veröffentlicht werden soll.

Aus dem Tierleben.

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Wie Insekten die Welt sehen. In der Schlußsizung des Internationalen Kongresses für Entomologie, der in diesen Tagen in Oxford die Entomologen aller Kulturländer zusammen­führte, erregten die Beobachtungen eines deutschen Naturforschers besonderes Interesse. Der Darmstädter Gelehrte Dr. Adalbert Seit berichtete über seine Forschungen über die Frage: Was sehen die Insekten von der Welt?" Die Studien des Dr. Seit zeigen, daß die Seborgane der Insekten die Tiere befähigen, auf geringe Entfernungen Gegenstände und Dinge genau so wahrzu­nehmen, wie der Mensch; besonders interessant aber ist die Fest stellung, daß die Insekten Farben sehr scharf unterscheiden und für bestimmte Farben eine ausgesprochene Vorliebe befizen. Dr. Seiß wies auf Experimente hin, die er in Algier mit Schmetterlingen borgenommen hat. Er stellte aus Papier angefertigte Nachbildun­gen der betreffenden Gattungen auf; das Ergebnis war, daß die Schmetterlinge sich diesen Nachahmungen stets näherten, die Papier­schmetterlinge übten eine große Anziehungskraft auf die wirklichen aus und selbst in großer Nähe wurde der Irrtum nicht erkannt. " In Brasilien beobachtete ich längere Zeit ein bestimmtes Gebiet, auf dem gewisse rote und blaue Blumen nebeneinander wuchsen. Die blaue Blume war die Futterblume für die betreffenden Schmetterlinge: aber merkwürdigerweise wurden die Tiere stets durch die rote Blume angelockt und suchten erst dann von der roten den Weg zur blauen. Es kann also als wahrscheinlich gelten, daß die rote Farbe auf Schmetterlinge eine besondere Anziehungskraft ausübt, ebenso wie Gelb und Weiß. Dabei ist interessant, das Berhalten der Schmetterlinge mit dem der Bienen zu vergleichen. Ich beobachtete Bienen, die regelmäßig die roten Blumen auf­suchten. Nach der Reife nehmen die Blumen einen blauen Ton an: und sofort verloren sie jede Anziehungskraft für die Bienen". Die mitgeteilten Beobachtungen und Versuche beweisen, daß die Seh organe der Insekten diese Tiere, mit gewissen Einschränkungen, dasselbe sehen wie der Mensch: ihre Augen sind für die gleichen

Schattenrißkarten sind die neueste Gabe des Kunstwart", die dieser( im Verlag Georg D. W. Callweh- München ) heraus­gebracht hat. Das Silhouettenschneiden oder Zeichnen war ehedem eine fünstlerische Spielerei, mit der man sich auch gerade im Bürger­Hause beschäftigte, als man noch gemütlich bei der Dellampe faß. Bei solchen häuslichen Geselligkeiten hantierte wohl zuweilen alles mit der Scheere und mancher brachte es zu einer gewissen Virtuosität im Fache des Schattenbildes. Es läßt sich nicht leugnen, daß in dieser stillen Kunstübung viel Grazie zum Vorschein kommt, unter der keineswegs eine scharfe Charakteristik leidet. Das Ge­mütvolle, Schalthaftigkeit und harmloser Humor belebt Strahlen empfänglich. Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW

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