dit Mlbed'Mendske Einzelheit MI VSN verhängnisvoller Be- deutung. Pelle sah Ellen leibhaftig vor sich, bleich, immer schwarz gekleidet, immer ernsthaft. Sie hatte mit den Eltern fiebrochen: alles hatte sie ihm zum Opfer gebracht! Es wurde ogar daheim von ihm gesprochen, damit die Kinder ihn nicht vergessen sollten, bis er zurückkam.Sie glauben ja, daß Du verreist bist, die kleinen Schafsköpfe," sagte Balde. So war denn das Ganze glücklich und gut! Es wirkte Wie Sonne ins Herz hinein, zu wissen, daß sie da saß und traulich auf ihn wartete, obwohl er sie verstoßen hatte. Alle Kälte mußte schmelzen und heraus: er war ein reicher Mann trotz allem. Trug sie denn auch seinen Namen? fragte er gespannt. Das könnte ihr ähnlich sehen, so recht trotzig Pelle mit großen Buchstaben auf die Türplatte zu setzen, unerschrocken, wie sie war. Ja natürlich: da war nichts, was sich verstecken hieß bei ihr. Und wie die Göhren wuchsen! Lasse Fredrik und Schwester waren ja jetzt groß, und der kleine Svend Trost war ein ganz mörderliches Stück von einem Mann für sein Alter, ein richtiger Dicksack. Den mußte man in seinem Kinderwagen sitzen und seine Rolle spielen sehen, wenn sie am Sonntag hinausschoben, das war ein Anblick für Götter! Pelle stand wie von einem Keulenschlag getroffen im Dunkeln da. Svend Trost, ein kleiner Junge, der im Kinder- wagen saß? Und es war kein Pflegekind: Balde ging so selbstverständlich davon aus. daß es seines war. Ellen! Ellen! Er ging nicht wieder an die Wand. Balde klopfte ohne Erfolg; sein halbes Jahr ging zu Ende, ohne daß Pelle es merkte. Diesmal lehnte er sich nicht auf, sondern drückte sich unter ein Gefühl, verflucht zu sein: die Vorsehung mußte ihm ja feindlich sein, da derselbe Schlag zweimal gegen ihn gerichtet wurde. Am Tage suchte er Schutz in harter Arbeit und Lektüre, des Nachts lag er da und weinte aus seiner schmutzigen Matratze, die nach Schimmel und dein scharfen, iaugenartigen Gestank geiler Entleerungen früherer Ge- sangenen roch. Er verfuchte nicht mehr, Ellens Bild herab- zustürzen, das war ja hoffnungslos: tragisch überschattete sie noch immer das Ganze. Sie war sein Schicksal und be­herrschte auch fernerhin seine Vorstellungen, aber nicht glanzvoll: etwas leuchtend Großes gab es überhaupt nicht mehr, nur die zwingende Notwendigkeit! (Fortsetzung folgt.) (NaSdruik rckv-len.) 4] Im sonnigen Süden* Von Max Werner. »Billy, noch drei," rief Klein und gab dem Schwarzen wieder «inen Nickel. Sie sind auch kein Niggerfresser," lachte Robert.Das freut mich. Es sind doch auch Menschen." Ich esse bei einer hübschen Mulattin, bei der Cora." erzählte Klein,ich fühle mich sehr wohl bei den Niggern, ob Männer, ob Weiber. Und wenn ich einmal heirate, dann nur eine Farbige. Man kam auf Deutschland zu reden, wo man derartige Unter- schiede nicht kenne. Da sind wieder die Herren Beamten," fuhr Klein auf,die Unteroffiziere und schneidigen Polizisten. Wenn so ein Unter- osfizier über die Straße geht, dann müssen die Fensterscheiben wackeln, sagt man." Die anderen lachten. Haben Sie beim Militär gedient?" fragte Robert. «Nee, Gott sei Dank nicht," antwortete Klein und schüttelte sich,aber die Herren Beamten, die habe ich kennen gelernt. Ich bin mit 17 Jahren nach Amerika und zur Stellung nicht wiederge- kommen. Als ich nun meine alte Mutter noch einmal sehen wollte, fuhr ich in mein Heimatsnest in Württemberg und wurde festlich aufgenommen. Alles staunte denAmerikaner" an. Muß der Geld haben, daß er eine so weite Reise bezahlen kann und Wochen- sang ohne Arbeit aushält. Der Neid regte sich wohl auch, es wurde getuschelt und gezischelt, bis der Herr Ortsvorsteher so ein dicker Bauerntrottel es für seine Pflicht hielt, bei der Militär- behörde Anzeige zu erstatten wegen Fahnenflucht. Und richtig kam der Herr Gendarm rnd verhaftete mich ohne viel Federlesens. Und ich mußte acht Stunden im Gefängnis verweilen, weil der Herr Staatsanwalt nicht zu sprechen war. Ich bin zu Unrecht hier, sagte ich dem Schließer, einem schneidigen Preußen, bei dem nur alles so knackte, wenn er über den Korridor schritt. Ach was, Unrecht gibt es nicht in Deutschland , schnarrte er mich höhnisch an. Das war wohl so ne Sache, abrücken, Militär schwänzen und dann die dummen Landsleute noch verulken. Nee, mein Bester, jetzt sinn Se drin in der Falle, jetzt heißt cS brummen, da kann Sre kein Lincoln nnd kein Karl Schurz retten." Klein trank erst sein Bier aus, um den Aerger higunterzu- spülen, der ihm jedesmal emporstieg, wenn er an die Zeit dachte. Tann erzählte er weiter: Nun, ich habe aber doch nicht gebrummt! Als der Herr Staatsanwalt endlich zu sprechen war und mir die Gnade zuteil wurde, vor seinem fetten Angesicht erscheinen zu dürfen, da donnerte ich kräftig los und verlangte sofortige Entlassung, damit ich mich beim amerikanischen Konsul in Stuttgart beschweren könne. Das half.Sind Sie denn amerikanischer Bürger?" fragte der S.aatsanivalt.Selbstverständlich, hier sind meine Papiere!" Er prüfte meinen Bürgerbrief und erging sich nun in Entschuldi- gungen. Es sei ein bedauerlicher Irrtum usw. usw. Der schnei- dige Schließer bekam noch eine Nase in meiner Gegentoart und mußte mich schleunigst außerhalb der Wälle befördern." Sie dursten sich aber doch nur eine bestimmte Zeit in Deutsch - land aufhalten?" fragte Robert. Gewiß. Ich habe aber nicht so lange gewartet. Ich hatte genug. Nach zwei Tagen fuhr ich den Rhein hinab und schiffte mich in Amsterdam ein." Sie sind nie wieder drüben gewesen?" Nein. Und ich gehe auch nie wieder hinüber. Betteln gehen will ich in Amerika , das kränkt mich noch nicht so, als dieser über- triebene Beamten- und Militärkoller in Deutschland . Wie kann ein Mensch, der mehrere Jahre chicr gelebt hat, sich drüben wieder einleben? Einfach undenkbar." Es war spät geworden, sie waren die letzten Gäste, und Robert ermahnte zum Aufbruch. Klein war in fröhlicher Stimmung. trank mit den beiden Landsleuten Brüderschaft, und nach einer letzten Runde an der Bar verabschiedeten sie sich, nachdem Robert dem redseligen Klein noch versprochen hatte, morgen abend sein Supper bei der schönen Cora einzunehmen. Es war eine sternenklare Nacht. Robert war es, als wäre der Himmel blauer und die Sterne heller und goldener als in Deutsch - land. In den einsamen Straßen traf er niemand als einen patrouillierenden Policeman oder eine der kleinen Negerinnen, die vor den Häusern saßen und auf späte Gäste warteten. Ruhe und Frieden über den niedrigen Häusern, die hinter den zahlreichen Bäumen versteckt lagen. * Morgncr schüttelte wieder die Medizinflasche und schritt mit langen Schritten auf und ab. Es war Sonnabend und Zahltag für Robert. Heute Muß ich zeitig kollekten gehen." sagte er wichtig,ich habe so viel Außenstände und muß doch mindestens Ihren Lohn zusammenholen. Ich werde vor Abend nicht wieder da sein." Schon gut," erwiderte Robert.Sollten Sie spät kommen. so finden Sie mich bei Cora." Bei Cora?" Morgner blieb plötzlich stehen und sah»er- wundert auf Robert.Gehen Sie zu der Mulattin?" Ich will einen Bekannten dort treffen, man soll sehr gut bei ihr speisen." Gewiß. Wer ist denn der Bekannte?" John Klein. Binz machte mich gestern abend mit ihm bc- kannt." O der, ich kenne ihn. Schimpft auf den Süden. Warum kommt er denn her? Soll wegbleiben. Wir brauchen Leute, die sich ankaufen. Der Süden hat eine Zukunft. Wir brauchen Menschen." Morgner setzte seinen Spaziergang wieder fort und nahm einen Löffel des Allheilmittels. Der Binz , das ist so'n Schlauer." begann er und lachte dröh- ncnd,Herrgott nochmal, der hat Glück gehabt. Pferde hat er geputzt, als er nach Foxhill kam. Und jetzt hat er ein gutgehendes Milchgeschäft, der Pantscher, der. Bei dem langt die Milch immer, geben die Kühe wenig, so hilft er mit dem Wasser- eimer nach." Und Morgner lachte so dröhnend, daß auch Robert angesteckt wurde und mitlachte. Ich muß fort, good bhe," sagte Morgner plötzlich und ver- schwand. Cr kam spät am Nachmittag zurück und zahlte Robert seinen Lohn. Schmunzelnd steckte dieser die schmutzigen Papierdollars ein. Jetzt blieb doch jede Woche etwas Ordentliches übrig. Nächste Woche wollte er sogar ein Buch auf der First National Bank nehmen. Er ging heim. Es war so wohlig warm, trotzdem es schon Anfang Dezember war. Kein Herbststurm, kein Schneegestöber gab es hier, lachende Sonne Tag für Tag. Er warf sich in seinen Schaukelstuhl und blies die blauen Wolken seiner Zigarre in die Luft. Bis Ostern so fort arbeiten. dann hatte er genügend Geld übrig, um weiterzuziehen. Dann langte es auch zu einer Reise nach Deutschland . Welche Aus- sichten, verführerische! Er sprang auf keine Pläne machen, den Augenblick genießen, wer weiß, was der Morgen bringt! Er schlenderte die Straße hinab, nach dem Geschäftsviertel zu. Vereinzelt standen noch Rosen in den Gärtchen vor den Häusern. An einer Ecke stand Jim und rauchte eine Zigarette. Well, Jim, was tust Du hier?" fragte Robert. _Ich warte auf Mama.\