nach längerer Vergessenheit von dem französischen Chemiker Macquer 1778 wieder aufgenommen, um dann von Lavoisier akzeptiert und weiter verbreitet zu werden. Die Bezeichnunz.Gaz ' kam in Deutschland schon 1733 als Folge der Berichte über die Montgolfierschen Ballonaufstiege aus Paris , in Gebrauch. Es hieß damals allgemein noch.der Gaz '. Ein Ungenannter derHam- burgischen Zeitung" machte 1784 darauf aufmerksam, daß nichtGaz ", fondern entsprechend der deutschen Herkunft des Wortes.Gas" zu schreiben sei. Adelung nun sträubt sich heftig gegen dasbar­barische Wort", und er hofft,daß unsere Naturkundigen ein schick- kichere? Wort, welche» nicht so sehr das Gepräge der Alchymie an sich hätte, ausfindig machen'. Hierbei ist es geblieben. War das SteinkohlengaS in der ganzen Welt zuerst für Beleuch- tung eingeführt worden, so fand es eine nicht weniger ausgiebige und wichtige Verwendung für Heizzwecke. Die Leuchtgasflamme ist nicht ohne weiteres als Heizquelle zu verwerten, weil sie die zu erhitzenden Gegenstände berufit. Diese Erscheinung erklärt sich aus dem Umstände, daß das Leuchtgas in der Flamme Kohlenstoffteilchen in feinster Verteilung enthält, die bei der plötzlichen Abkühlung an kalten Gegenstäilden in ihrer feinsten Verteilung als Ruß zur Aus- scheidung gelangen. Gibt man jedoch den in der leuchtenden Gas- flamme schwebenden Kohlenstoffteilchen durch reichliche Luftzufuhr Gelegenheit zur vollständigen Verbrennung, so wird die Flamme ent- leuchtet und ruht nicht mehr. Durch die vollständige Verbrennung der Kohlenstoffteilchen des Gases wird aber außerdem noch die Temperatur des brennenden Gases wesentlich erhöht. Die Anwendung dieses Prinzips verdanken wir Robert W. Bunsen , der den bekanntenBunsenbrenner" Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in der noch heute verwendeten Form erfand. Eine scharfe Konkurrenz als Lichtspenderin erfuhr die Leuchtgas - flamme durch das elektrische Bogenlicht, das bei großer Oekonomie daS Lichtbedürfnis stark gesteigert hatte. Die Erfindung des Gas- glühlichtS durch Auer v. Welsbach ließ das GaS den Borsprung deS elektrischen Lichtes wieder einholen. Auer, ein Schüler B u n s e n s, beschäftigte sich mit dem merkwürdigen Leuchteffekte ge- wiffer Salze vonseltenen Erden" in der Flamme des Bunsenbrenners. Er fand, daß ein Gemisch von S9 Proz. Thoriumoxyd mit 1 Proz. Cor- oxyd ein ungewöhnlich helle? Leuchtvermögen in der Flamme zeigte. Der bekannte Glühstrnmps ist nichts weiter als das Aschenskelett einer Ramie- faser oder Kunstseidestrumpfes, der mit der angegebenen Salzmischung jener beidenseltenen Erden' getränkt war. Der Erfolg dieser im Jahre 1886 bekannt gewordenen Erfindung war beispiellos. Da für dieselbe Lichtstärke, wie sie früher mit der leuchtenden Rußflamme erzielt wurde, durch daS neue Gasglühlicht erheblich geringere Mengen an Gas verbraucht werden,' hatte die Einführung der Auerschen Erfindung in die Praxis einen starken Rückgang im Gas- konsum zur Folge. Durch die erstaunliche Verbreitung des Gas- glühlichteS wurde jedoch dieser Ausfall bald wett gemacht. Die Einführung deS Preßgaslichtes, wo die Strümpfe durch gepreßtes Leuchtgas aus sehr hohe Temperaturen und damit enorme Lichtstärken gebracht werden, hat der Verbreitung des GaSglühlichteS und damit dem Gasverbrauche noch weiteren Vorschub geleistet, so daß auch die modernsten Errungenschaften der elektrischen Beleuchtungstechnik, wie Tantal-, Wolftam« und Quecksilberdampflampe, dem Gas- verbrauch keine nennenswerte Einbuße verursachen können. Dem Laien ist meistens nur die Verwertung-des Gases alS Leucht- und Heizstoff bekannt. Das Gas dient jedoch auch als Kraft- quelle. Man bringt ein Gemenge von GaS und Lust durch Zünd- funken zur Explosion, genau so, wie bei den BenzinexplosionS- motoren. Die GaSkrastmaschinen sind an die GaSzentralen ge- Kunden, darum stationäre Motoren. Ueber die bei der Leuchtgasgewinnung auS der Steinkohle auf- tretenden Nebenprodukte, ihre Gewinnung und Verwertung sich zu verbreiten, würde zu weit führen. Es mag genügen, daran zu er- innern, daß der als Rückstand der erhitzten Kohlen verbleibende Koks ein wichtiges Heizmaterial in Haus und Industrie bildet! daß das bei der Destillation gewonnene sogenannte Gaswasser Ammoniak gelöst enthält, aus dem man den wichtigen Stickstoffdünger Amnion- sulfat gewinnt; daß endlich der Teer, da? Destillat bei der trockenen Destillation der Steinkohle eine wahre Fundgrube zur Gewinnung und Darstellung wichtiger Stoffe deS täglichen Lebens und des industriellen Bedarfes bildet, wie Farbstoffe und pharmazeutische Präparate. Um nun zwei markante Beispiele herauszugreifen: Roh- und Hilfsstoffe zur Darstellung des künstlichen Jndigos und deS Aspirins" stammen in letzter Linie aus dem Steinkohlenteer. Ncberblickt man die Fülle der Anwendungsgebiete des Gases und berücksichtigt man den enormen Einfluß dieser Industrie auf das industrielle und kulturelle Leben, so wird man auch in unserer etwas übermäßig jnbilöumSfreudigen Zeit gern an der retrospektiven Säkularseier dieser Industrie Anteil nehmen und ihr auf ihrem Weg nach aufwärts Erfolge wie bisher wünschen. Dr. Max Speter . kleines feuitteton. Literarisches. Hesse» Volksbücherei hat sich rasch entwickelt und eS hat den Anschein, daß sie sich von allen konkurrierenden Billigkeits- Süerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag buchereien trotz ReclamS weltberühmter Uni versalbibliothek am stand Hastesten zu behaupten versteht. Auch ihre Gaben zeichnen sich au» durch handliches Taschenformat, gutes Papier, schönen klaren Druck, feste Drahtheftung. Ihr Preis bewegt sich zwischen 20 Pf. bis 2 M. für den ungebundenen Band. Aeltere Erzählwerke und solche von Gegenwartsautoren bestreiten diese Bücherei, die jetzt schon nahe daran ist, ihr erste? Tausend zu vollenden. Unter den letzten Er« scheinungen notieren wir Willibald Aleris' historischen RomanDer falsche Waldemar"(747 Druckseiten) mit einer vier Druckbogen um« fassenden Biographie von Dr. Ludwig Lorenz(Preis geb. 2, SC M.s. Ferner zwei Bändchen Erzählungen von Friedrich Gerstäcker und Max KretzerS Berliner RomanDer Millionenbauer"(Preis 1 M., geb. 1,20 M.). Eine Spezialität bildet die biographische Samm- lung:Deutsche Lyriker", Band XI und Xll behandeln Otto Emst (von Arnold Latwesen) und Otto Julius Bierbaum (von Fritz Droop ). Wenn solche Dichter-Biographien nichts anderes bezwecken sollen, als das literarisch unkundige Lesepublikum mit der Art und den Schaffensresultaten eines Autors bekannt zu machen, so ist das Unternehmen gut zu heißen. Vom kritischen Standpunkte läßt sich ja gegen derlei mehr oder weniger panegyrisch gehaltene Schriften manches einwenden. Ob anderer>eits aufgeklärten Lesem mit Büchem, wie denBerliner Schloß- und Stadtgeschichten aus drei Jahr» Hunderten" von Ludwig Solomon(bisher zwei Bändchen) gedient wird, muß sehr bezweifelt werden. Die es handelt sich nämlich fast durchweg um breit ausgesponnene sogenannte edelmütige Potentatenhandlungen meist tatsachenwidrige, dabei sentimental- byzantinisch durchtränkten Geschichten haben gar keinen Wert und sollten besser ungehoben geblieben sein. o. k. Ges undheitspflege. Elektrisch behandelteSchulkinder. Die pädagogische ZeitschriftNeue Bahnen" läßt sich über folgenden interessanten Versuch berichten. Svante Archenius, der berühmte schwedische Phy- siker, soll in Stockholm an Schulkindern eigentümliche Experimente angestellt haben, um die Wirkung der Elektrizität auf das physische und geistige Befinden der Kinder zu erproben. Es wurden zwei Gruppen von je 50 Kindern gebildet, von denen die eine unter üb- liiben Bedingungen Unterricht genoß, während die andere in den Arbeitsräumen untergebracht wurde, in welchen mittels besonderen technischen Einrichtungen die hochgespannten Ströme zur Entladung kamen. Die fraglichen Einrichtungen blieben für Lehrer wie für Schüler verborgen. Nach sechs Monaten Unterricht ergab sich, daß die elektrisch behandelten Kinder um 13 Millimeter mehr gewachsen waren, als die Kinder der anderen Grnppe und daß sie auch in geistiger Hinsicht mehr vorwärts gekommen waren. Die elektrische Behandlung kam auch den Lehrern zugute, da dadurch nach ihren eigenen Angaben ihre Widerstandskraft gegen Ermüdung wesentlich gesteigert worden war. Soll diese Nachricht stimmen und wahr­scheinlich ist sie immerhin, dann handelt eS sich um einen recht beachtenswerten Versuch, dessen weitere Verfolgung im Jntereffe der Volksschule dringend zu wünschen wäre. Astronomisches. Die Meteore des Monats September. Der Astronom Dr. Henry, der seit einiger Zeit in der WochenschriftNature" für jeden Monat deS Jahres im voraus die Berechnungen für das Erscheinen von Meteorschwärmen zusammenstellt, zählt für den September nicht weniger als 17 solcher Begegnungen auf. Allerdings hat diese un- gewöhnlich hohe Zahl insofern nicht viel zu bedeuten, als die Größenordnung der Schwärme im Durchschnitt auf einer niedrigen Stufe steht. Während der Monat August, dann später wieder der November durch die Kreuzung großer Meteorfchwärme mit der Erd- bahn ausgezeichnet sind, kann der September nur geringe Aussicht auf eine ansehnliche EntWickelung von Sternschnuppenfälleu erregen. Rur in der erste» Woche treten zwei Schwärme ein, deren Größe annähernd auf die erste Klasse geschätzt worden ist. Beide begegnen sich zeitlich am 7. September, erstrecken sich aber im ganzen über die Tage vom 5. bis 3. de? Monats. Außerdem werden noch der 13. und der Zeitraum vom 21. bis 23. September hervorgehoben. An den letztgenannten Tagen ist ein Schwärm von dritter Größenordnung zu erwarten. Aus dem Pflanzenreich. Eine neu efleischfressen dePflanze ist, wie dieBlätter für Aquarien- und Terrarienkunde" mitteilen, im Botanischen Garten zu Graz entdeckt worden. Es handelt sich um einen bereits mit dem Namen �oopbagus insidians getauften Pstg, der siä> von den im Wasser lebenden Infusorien auf höchst interessante Weise er- nährt. Die seitlichen Verzweigungen der Pilzfäden scheiden an ihren zarten Spitzchen klebrigen Stoff auS, so daß kleine Nädertierchen, die manchmal versuchen, daran ihre Nahrung zu finden, von der Pflanze festgehalten werden. Bleibt dann das Tier mit der Mund- öffnung an der Spitze deS Pilzfadens stecken, so beginnt dieser schnell zn wachsen tind dringt in das Innere des Jnfusors ein. wo er sich woiter verzweigt. Aus diese Weise saugt die Pflanze das Tierchen vollständig auS. vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstglt Paul SingerScCo., Berlin SW.