« I|— 61„Bega hat die Führung?" schrien sie ivie besessen'..TrotzdemS für 1!" Und heimsten wirklich von leichtgläubigen Hitzköpfennoch eine ganze Anzahl Fünffrankstücke ein.Die Leute, die nichts zu sehen kriegten, machten unterdessenihrem gepreßten Herzen Luft, indem sie sich selbst Mut einsprachendurch überzeugungs- und phantasievolle Ausrufe, wie:»Bega ist's!"»Nein, Eperon!"»Entschieden Magloire!" Einige waren nahedaran, über ihre Nebenmänner herzustürzen und ihnen gewaltsamden Mund zu stopfen, wenn diese gar zu laut den Namen de«feindlichen Pferdes in einem unendlichen Rosenkranz abrasselten:„Bega, Bega, Bega!"(50 mal repetencko) und dabei fuchteltensie wie Besessene mit Armen und Beinen.Jungen rannten mit in der Luft flatternden Sohlen über dasniedergetretene Gras der Wiese, um den Bookmakern Kunde einerPeripetie zu bringen. Sie schrien und gestikulierten schon vonweitem.Jetzt schoß ein einzelnes rot und gelbes Mützchen über denKöpfen des Menschenwalles weg. Es waren die Farben von EperonsJockey. Ein Zwischenraum— dann folgten in langer Schleppe dieanderen Mätzchen. Tausendstimmiges Gebrüll— Beifallklatschenund Fluchen begleitete Eperons Ankunft am Ziel.An der Anzeigetafel erschien unter des Siegers Nummer dieRangziffer 1. Vcga war nicht einmal placiert, sondern Magloireals erster Placierter und als zweiter Placierter ein Pferd, demman gar nichts zugetraut hatte, Cassis.Die Unseligen, welche ihre Hütten auf Magloire hatten bauenwollen, zerrissen ihre Karten und schmissen sie wütend in den Sand,während sie den Gaul, seinen Jockey, den Besitzer, wahrscheinlichauch noch aller dreie Erzeuger und Urahnen mit den gemeinstenSchimpfwörtern nur so überhäuften. Ein Provinziale, der, zumerstenmal anwesend, den Mechanismus der Anzeigetafel nicht ver-stand, fragte jeden von den eilig aufgeregt Borbeilaufenden, obMagloire gewonnen hätte? Er hatte zwei Frank auf das Pferdgesetzt, darum schien ihm dessen Triumph naturnotwendig. Diemeisten zuckten geringschätzig die Achseln und gaben ihm gar keineAntwort. Aber ein Ingrimmiger, der ebenfalls verloren hatte,machte sich wenigstens den Spatz, diese naive Seele in ihrem schönenGlauben zu bestärken. Jener lief denn auch sofort freudestrahlendzu seinem Bookmaker— der ihn weidlich auslachte.Die Bookmaker waren von dichten Menschenknäueln umdrängt.Man hielt sie gewissermaßen ccrniert, wie aus Furcht, daß siedurchbrennen würden. Diese Besorgnis war im vorliegenden Falleunbegründet, denn ihre Voraussetzungen hatten sich iin großen undganzen verwirklicht. Auf Epcron hatten sie eine viel kleinere Cotegegeben, als auf die anderen, auch viel gefragten Pferde. LorelsGewinn betrug 1l1 Frank— das waren 4 bis 5 Tageserträge seinesHausierhandels. Er betastete die harten, wirklich greifbaren Fünf-frankstücke. Wofür? Was hatte er zu diesem Gewinn getan? Erfragte sich's vergeblich— das Geld kam ihm wie gestohlen vor.Bargannois hatte ebenfalls gewonnen. Aber Mignon undFüßli kamen verstimmt und langsam zu dem Rendezvous, das manam„Champignon", wie der Riesenpilz des Bufett-Strohdacheshieß, verabredet hatte. Jedem brachte Bega über 10 Frank Verlust.Sie machten sich gegenseitige Vorwürfe.„Hab' ich's Dir nicht vorher gesagt?"„Was? Du hast ja gerade gefaselt, Du wärst unterrichtet!"„Bitte, laß mich das nächste Mal in Frieden!"Lorels Kapital betrug jetzt etwa 13 Frank. iBeim zweitenRennen, dem„Preis des Point du jour"(Ophir, Framboisier undChardon waren die Favoriss riskierte er deshalb 5 Frank aufOphir als ersten und 3 Frank auf Framboisier placiert. Er hattediesmal früh zugegriffen, wo die Coten, die wegen der Nachfragebeständig sinken, noch hoch waren. Deshalb erhielt er auf Ophirdie Cote 3)4, auf Framboisier 2, beide recht günstig.Dasselbe Schauspiel wickelte sich ab wie beim ersten Rennen:Wüstes Geschrei und Getümmel Glockenzeichen— plötzlicheStille-- Gebrüll bei der Ankunft am Pfahl!!Ophir hatte Framboisier um eine Nasenlänge geschlagen. Lorelgewann auf den Sieger Frank, auf Framboisier 6 Frank.Da sein Kapital nunmehr etwas über 40 Frank betrug, so sahMignon, der jetzt alles bis auf 3 Frank verloren, den Moment gc-kommen, wo er seinen Schützling anpumpen dürfe, könne und müsse.Lorel in seiner Erfolgsfreude lieh ihm auch bereitwillig ö Frank.Beim dritten Rennen verlor Lorel über 13 Frank. Mignonhatte ebenfalls wieder verloren. Er werde ihm das Geliehene„morgen" wiedergeben.(Fortsetzung folgt.]]8cbopenbaucr-Litcratur.Die 50. �Wiederkehr des Todestages des Philosophen ArturSchopenhauer(1786— 1300) hat, wie es in solchen Fällen nuneinmal die Sitte ist, eine Reihe von Veröffentlichungen über ihnund seine Philosophie angeregt sowie zu(teilweise volkstümlichen)NeuauSgabcn seiner Schriften Anlaß gegeben. Es wurde auch dieGründung einer Schopcnhaner-Gesellschast angezeigt, und über kurzoder lang werden wir wohl mit eineni»zurück auf Schopenhauer I"beglückt werden. Die bürgerliche Gesellschaft sucht ja desto mehr zu„erneuern", je weniger sie es zu etwa? wirklich Neuem bringen kann.Und so wird wohl auch hier und da ein Literat seine»Welt-anschauung" aus Brocken vom Tische der Schopenhauerschen Philo-sophie zurechtzuzimmern versuchen, aber zu einem wirklichen»Neu-schopenhauerismus" wird e« aus vielerlei Gründen doch kaumkommen. Einer der Gründe— und nicht der letzte— ist der, daßder Schopenhauerschen Philosophie so gut wie gar kein Einflußauf die proletarische Ideologie beschieden ist. Keiner der modernenDenker steht allen Problemen der Menschheitsbefreiung soweltenfern entrückt wie der Philosoph der Lebensverneinung.Indes, je weniger Berührungspunkte zwischen dem Proletariat undder Philosophie des Pessimismus bestehen, je weniger der„Wille"der Arbeiterklasse durch die Lehren des Philosophen erregt zu seinbraucht, desto mehr Zeug soll nach dem eigensten Sinn der Schapen»hauerschen Philosophie gerade sie zu der reinen, ungetrübten Er»kenntnis seiner Philosophie besitzen. Und reiche Quellen der Er»kenninis werden die Werke des Philosophen trotz allem lange nochsein und bleiben.Den Zugang zu diesen Quellen von allem nebensächlichen Ge-lehrtenzeug zu besteien und einen volkstümlichen Schopenhauer zuliefern, ist der Zweck der billigen(2 Bände 2 M.) Ausgabe vonAlfred Kröners Verlag, Leipzig, die das Hauptwerk des Philosophen„Die Welt als Wille und Vorstellung" umfaßt.Dieser Zweck ist leider nur unvollkommen erreicht worden. DerHerausgeber Dr. Heinich Schmidt(Jena) hat zwar eine Aus-wohl fremdsprachlicher Zitate, die dem Verständnis des Ganzennichts hinzufügen, gestrichen und andere verdeutscht. So verdienstvolldiese Arbeit gerade bei Schopenhauer, der in seinem Gelehrtendünkelvon allen Lesern die Kennluis des Griechischen und des Lateinischenschlechterdings verlangte, auch sein mag, kann sie doch die Haupt-sache, woraus es bei solchen Ausgaben ankommt, nicht ersetzen:nämlich eine historisch- kritische Einleitung und einen sachlichenKommentar. Wie das Werk jetzt vorliegt, wird es gewiß in manchenPartien, so insbesondere in den Betrachtungen über das Schöne unddie Kunst, dank der klassischen Klarheit der Darstellung, auch denLesern ohne besondere philosophische Vorbildung zugänglich sein.Als Ganzes jedoch wird es durch die neue Ausgabe keine» wesent-lich größeren Lesertreis gewinnen können, als es ohnehin schon besaß.Auf einer viel höheren Stufe, was die Genießbarkeit des Dar-gebotenen betrifft, steht die Jnfel-Ausgabe von SchopenhauersBriefen, besorgt von Max Brahn(Preis geb. 3 M,). DieAusgabe, mit einer Einleitung, Anmerkungen und einem Registerversehen, stellt eine geschickte Auswahl aus Schopenhauers Korre-spondenz dar und bietet nicht nur wertvolle Einblicke in das innereLeben des Philosophen, sondern auch gehaltvolle Ergänzungen zuseiner Philosophie. Wer sich für die historische Stellung der Schapen»hauerschen Philosophie interessiert, wird an dieser Ausgabe seinerBriefe nicht vorübergehen können. Sie beginnt mit einem AuSzugeaus den Tagebüchern der Mutter, die sich auf die bevorstehende GeburtdeS ersten Sprößling« stdut und endet mit Schopenhauers Testa-ment, worin er zu feinem Universalerben„den in Berlin errichtetenFonds zur Unterstützung der in den Aufruhr- und Enrpörungs»kämpfen der Jahre 1843 und 1849 für Aufrechterhaltung und Her-stellung der geletzlichen Ordnung in Deutschland invalide gewordenenpreußischen Soldaten, wie auch der Hinterbliebenen solcher, die injenen Kämpfen gefallen sind." einsetzt.Von den Werken über Schopenhauer, die für unsere Leser einInteresse bieten können, ist ein Biographiewerk von Dr. O. F. Dammin der Sammlung Reclam(Nr. 5388—90; Preis 60 Pf.) an ersterStelle zu nennen. Eine fleißige Arbeit, die mit größter Sorgfaltdas einschlägige Material zusammenträgt, entbehrt das Werk jedochaller historischen Gesichtspunkte und fft für die Auffassung desPessimismus, als einen Niederschlag bestimmter sozialer Zusammen»hänge, so gut wie wertlos. Auch der engere Zweck des Buches, diePersönlichkeit Schopenhauers unserem Verständnis näher zubringen, leidet zu sehr an dem wenn auch unfreiwilligenapologetischen Zug, der das Ganze durchdringt. Es istzum Beispiel sehr possierlich zu sehen, wie der Verfasser diereaktionäre Gesinnung Schopenhauers lediglich durch dessen von derWelt abgeschlossenes Gelehrtenleben zu erklären sucht. Daß hierviel tiefere Zusammenhänge obwalten, getraut sich der Biographie-schreiber gar nicht zu ahnen. Im übrigen ist das Werkchen brav.zuverlässig, sehr anziehend und flott geschrieben.Das aus dem Französischen übersetzte Wer! von ErnestSeilliöre: Arthur Schopenhauer als romantischerPhilosoph(Verlag von H. BarSdorf, Berlin; Preis 3 M.) wollenwir an dieser Stelle nur erwähnen. Es ist einem Problem ge»widmet, das ein mehr spezielles Interesse hat, und trügt in seinergeistreichelnden Art zu dem wahren Verständnis der SchopenhauerschenPhilosophie, wie uns scheinen will, herzlich wenig bei. Auf einesachliche Auseinandersetzung mit dem Verfasser müssen wir hier indesverzichten._ V. Tb.37» Tagung dca dcutfcben Vereinsfür öffentliche Gesundheitspflege.Den zweiten Sitzungstag eröffnete OberingenieupDr. Ma u t n c r-Düsseldorf mit einem Vortrage überschallsichere Bauten.�Die Bauten der Neuzeit auch schallsicher zu gestalten, ist einswichtige Aufgabe der öffentlichen Gesundheilspflege, denn big