Schallsicherheit ist ehtc berechtigte Forderung unseres nervösen Zeitalters. Es kann jcooch nicht Sache dieses Bortrages sein, etwa neue Grundsätze hierfür aufzustellen, das ist vielmehr Sache der Physiker, die die hochwertigen Baumaterialien in dieser (Richtung hin zu prüfen haben werden. Die Physiker haben sich ober mit diesen Fragen noch verhältnismäßig wenig beschäftigt, sei es, weil hier die Beziehungen zur Physik nicht klar genug zu» Zage lagen, sei es auch, weil die Untersuchungen nicht genügend texakte Ergebnisse liefern würden. In dem jetzigen Vortrag handelt es sich vornehmlich darum, auf die Bioglichieit hinzuweisen, die vis richtig erkannten Grundsätze zur Schalldämpfung bei den mo° dernen Hochbaukonstruktionen zur Anwendung zu bringen. Da den Aufgaben der Hygiene, zu welchen die Schalldämpfung gehört, micht auf Kosten der Wirtschaftlichkeit, konstruktiven Sicherheit, Neuersicherheit und anderen Aufgaben der Hygiene entsprochen werden soll, so kann das Bestreben nur dahin gehen, die allen diesen Anforderungen entsprechenden 5wnstruktionen auch gleich- geitig schallsicher zu gestalten. Nun begünstigen aber alle neu- zeitlichen Baumaterialien, wie z. B. der Beton, die Schallüber- äragling. und zwar in umso größerem Maße, als für sie die sonstigen Bauanforderungen geeigneter werden. Will man also ldie Hellhörigkeit bekämpfen, dann muß man für die Verringerung der Schwingungen, der den Raum umschließenden Bauteile und isür die Vermeidung von Schwingungsübertragungen sorgen, muß ldaraus achten, daß die an die den Raum abschließenden Körper, «wie Wände oder Decken, gelangenden Schallwellen von diesen ge- brachen werden und nun alle Resonanzwirkungen vermeiden; selbst» verständlich ist auch die möglichste Verhinderung von Geräuschent- istehung. Der erste Punkt ist nur zu erfüllen durch die Vergröße- rung der Masse und Verringerung der Spannung der Bauteile, olso auf Kosten der Wirtschaftlichkeit. Die Schwingungsverringe- rung wird wesentlich günstig beeinflußt von einer ausgiebigen Gedäudever steifung. Nicht tragende Trennungswände müssen, um schalldämpfend zu sein, als Doppelwände mit Zwischen- ffüllungen aufgeführt werden. Der zweite Punkt, die Vermeidung der Schwingungsüber- tragungen, wird durch Auflageisolierung erreicht. Ein Mittel zur Vermeidung der Schwingungsübertragungen besteht auch in der Isolierung des Estrichs von Umfassungswänden. Die Schall» dampfung durch Brechung der Schallwellen an der Grenze ver- schiedcner Materialien, ist ein sehr wirksamer Behelf; am wirksamsten sind hier Auffüllungen, diese Wirkung wird unter- stützt durch Pappe- oder Filzlagen über der tragenden Deckenplatte. Eine Beseitigung der Resonanz- Wirkung ist bei Hohldecken nötig und erfolgt durch untergehängte vnterdccken. Die Verringerung der Geräuschentstehung beim Gehen ist Aufgabe des Fußbodenbelages. In der Diskussion be- tonte Geh. Sanitätsrat Roth- Potsdam die Störungen in der Genesung in Kranken- und namentlich Nervenheilanstalten durch die'Schalldurchlässigkeit. Die preußischen Bestimmungen über die Errichtungen von Krankenhäusern berücksichtigen diesen Umstand gar nicht, obwohl das Gegenteil sehr erwünscht wäre und seitens der Aerzte und Bausachverständigen besondere Aufmerksamkeit er- forderte. Dann sprach Professor Dr. Bruno He hmann- Berlin über die Mückenplage und ihre Bekämpfung. Die Bestrebungen zur Bekämpfung der Mückenplage haben unter Führung des Hhgienikers Flügge von Breslau ihren Ausgang genommen. Was ist denn so ein Mückenstich, sagen viele, warum so viel Aushebens davon machen. Immerhin gewinnt die gegenteilige Anschauung immer mehr an Boden und es wird hoffentlich noch mehr jetzt, Ivo die Gesellschaft für öffentliche Ge- fundheitspslege zeigt, daß eS sich um eine ernste Aufgabe handelt. Und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Tausenden von Großstädtern wird die dringende Erholung durch die Mücken- plage verleidet oder verhindert sie gar. sie überhaupt zu suchen. Man bedenke nur die Lage der Kranken in Lungenheilstätten, denen Liegekuren verordnet find, die sich dieser Stiche nicht erwehren können. Ja, es kommt bei Manövern vor, daß die Aerzte Soldaten wegen Mückenstichen dem Lazarett überweisen müssen. Ob nicht auch durch die gewöhnliche Mückenart Krankheiten aus den Menschen übertragen werden, steht noch nicht fest, ist aber im Hin- blick auf die Verbreitung der Malaria durch Mücken(Sumpf- oder Wechselfieber) nicht von der Hand zu weisen. Die Wirtschaft- ltche Bedeutung der Mückenfrage wird deutlich an einem Ausspruch des VizekönigS von Indien auf der letzten Malaria- Konferenz, der darlegte, daß die Schädigung durch Mücken in Indien großer sei als die durch Pest und Cholera. 100 Mil- lionen Menschen dadurch zugrunde gerichtet wurden. In den südlichen Donauländern bringen die Mücken oft Diere zur Raserei und auch in Deutschland sind Ausflugs- und Badeorte durch sie in Verruf geraten und geradezu in ihrer Exi- ftenz gefährdet. Der Vortragende geht nun genau vom Stand- Punkt des Zoologen auf die Mücke und ihre Lebensbedingungen ein. denn alle Maßregeln gegen sie müssen sich auf möglichst gründliche Kenntnisse der Entwickelungsbedingungcn der Mücken, auf die Ergebnisse einwandfreier Versuche stützen. Kerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Krück u. Verlag: " Die Bekämpfung selbst zerfällt in Maßregeln zur Ver- hütung neuer Mückenentwickelungen in den warmen Monaten, dieSommerbekämpfung" uüd in Maßregeln zur Ver- nichtung der überwinternden Mücken,Winter- bekämpfun g". Während der Sommerbekämpfung ist die Bil- dung von Brutplätzen zu verhindern, was durch die Regulierung größerer, stehender Gewässer oder durch künstliche Bewegung, Be- deckung oder Entfernung kleinerer Wasserbehälter zu geschehen hat. Kerner sind an vorhandenen Brutplätzen Larven und Puppen ent- weder durch chemische Zusätze(Petroleum, Safrol) oder durch Be- günstigung und Züchtung mückenfeindlicher Wassertiere und Pflanzen zu beseitigen. Vorhandene Mücken sind durch Fang- apparate oder aber durch mückerrfeindlichc Landtiere oder Pflanzen abzuschaffen. Die Winterbekämpfung umfaßt die Vernichtung der in geschlossenen Räumen oder auch im Freien überwinternden Mücken durch Bespritzen mit Chemikalien, durch Ausräuchern oder Abbrennen. Die Durchführung dieser Maßregeln erfordert neben einer geeigneten Organisation Zeit und vor. allem Geld. Die Kosten lassen sich schwer allgemein feststellen; zu berücksichtigen ist. daß die Hilfskräfte an etwa 200 Arbeitstagen zu beschäftigen sind. Die Kosten für Ausrüstungs- und Verbrauchsmaterialien find ver- hältnismäßig gering. Die Kosten werden am besten aus öffent- lichen Mitteln gedeckt; es ist nicht ratsam, von den Grundstücks- besitzern irgendwelche Beisteuer zwangsweise zu erheben. In der Diskussion wurde von Dr. Mayer- München die Anwendung eines Schwefeldesinfektors empfohlen. Sehr geteilt waren die Ansichten über die Schädlichkeit des Petroleums für die Vogelwelt. Wie Professor N e i s s e r- Frankfurt a. M. mit­teilt, besitzt Frankfurt zwei eigene Beamte,Schnackentöter", wie sie im Volksmund heißen, was sich ausgezeichnet bewährte. Der Oberbürgermeister von Dessau , Dr. E b e l i n g> konnte mitteilen, daß sich das Setzen von Stichlingen sehr bewährte. Medizinolrat Dr. Riedel erklärte, daß man in Lübeck die Schuljugend, zu ihrer großen Freude, mit Erfolg bei der Bekämpfung der Mücken- plage herangezogen habe. kleines feuilleton. Bon giftigen Pilzen. Noch in keinem Soumer ist die Oeffentlichkeit derart durch das Austreten von Pilzvergiftungen beunruhigt worden als dieses Jahr. Dabei sollte man meinen, daß durch illustrierte Merkblätter, Wanoerausstellungen, Unter- richt in den Landschulen genügend Aufklärung über die Gestalt giftiger und ungiftiger Pilze unter den Pilzsammlern verbreitet würde. Aber daß dem nicht so ist, zeigen die häufigen Verwechse- lungen zwischen dem beliebten Champignon und dem hoch- giftigen K n o l le n b l ä t t e r schwa m m. Sie rühren Vorzugs- weise daher, daß diese Schwammart in ihrer Gestalt äußerst ab- wechslungSreich ist. Bon ihr existieren mehrere Varietäten. Dazu kommt die Gewohnheit Oes Pilzes, sich gern zwischen harmlosen Arten anzusiedeln..Haus- und Bauernregeln besagen zwar, Pilze. die milchen, verfärbte Bruchslächen zeigen, Ringe am Stiel und weißen Sporen tragen, ebenso die mit Löchern an der Unterseite des Hutes seien giftig. Aber diese Merkmale genügen keineswegs. Auch die Schwarzfärbung von Zwiebel beim Kochen mit giftigen Pilzen ist kein sicheres UntcrscheidungSmittel. Ebensowenig genügt es darauf muß besonders aufmerksam gemacht werden, Pilze durch Kochen in Salzwasser entgiften zu wollen, wenngleich in all diesen Beobachtungen ein richtiger Kern steckt. Das Gift des Knollenblätterschwammes ist wie jedes Alkaloid schon in geringsten Mengen von stärkster Wirkung. Wenige Milligramm genügen, um die stürmischsten Erscheinungen auszu- lösen. Schon nach kurzer Zeit stellen sich Schwindel und.Krämpfe, Leibschmerzen und Erbrechen ein. Besonders leidet die Leber unter dem Gift, sie gerät nämlich in fettigen Zerfall. Die Be- Handlung kann sich nur aus die Beseitigung und Linderung der Symptome richten. Obwohl das Alkaloid noch nicht bekannt ist, hat doch der französische Forscher Pros. Calmettc versucht, analog seinen bekannten Versuchen mit'Schlangengift, durch allmähliche Immunisierung von Tieren ein Heilserum gegen die Vergif- tungen mit dem Knollcnblättevsckuvamm zu gewinnen. Doch hat man von Erfolgen damit wenig bisher gehört. In der Pharma» kologie kennt man noch andere Pilzalkaloide und benutzt sie bei bestimmten Gelegenheiten auch zu Heilzwecken. So das Aga- r i c i n, das vom Lärchenschwamm stammt. Von besonderer Wirk- samkeit ist es bei der Bekämpfung von Schweißen. Gewissermaßen das Gegenstück dazu bildet das Muscarin, das wirksame Bestand- teil des Fliegenpilzes. Es verengert die Pupillen und steigert die Schweißsekretion. Da es die entgegengesetzten Wirkungen hat wie das Alkaloid der Tollkirsche, das Atropin, kann man es gegebenen- falls auch als Gegengift bei Tollkirschenvergiftung verabreichen. Acht Milligramm töten eine Katze in zehn Minuten. Merkwürdiger- weise, ohne daß man eigentlich weiß warum, wird es von den ost- asiatischen Nomaden als Rauschmittcl benutzt. Auch in der Leiche bildet sich bei der Zersetzung ein Muscarin. tu.VerlagSanstalt Paul SingerktCo., Berlin SW.