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find, die nach höheren Werten des Lebens streben und gegen jenes[ wieder gefchloffen, und während 6-8 Monaten hindurch treibt man raftlose Getriebe das wohtuende Gegengewicht bilden. dann feelenruhig Selbstvergiftung, indem man immer wieder die im

Das Bild hinter der Jannowißbrüche stromauf vermag an- wahren Sinne schmuziggewordene Luft einatmet. Wer würde wohl fänglich nicht zu entzücken. Zwar nimmt sich ein Restaurant zur schmutziggewordenes Waffer trinken? Hier heißt es nun die Ueber­Rechten mit seinen ausgedehntem Terrassen sehr einladend aus, aber gänge benutzen, den Schleimhäuten der Luftwege Gelegenheit geben, zur Linken engen die plumpen Backsteinpfeilen des Stadtbahn- sich an die in der Natur sich langsam vorbereitende Abkühlung zu biadukta das Flußbett auf eine weite Strede in häßlicher Weise ein, gewöhnen. Einen eventuell bei schneller, starker Abkühlung Den Wasserspiegel tief beschattend. Auch weiter bietet der Fluß zu- oder anhaltender Feuchtigkeit sich sich einstellenden Schnupfen nächst noch wenig Anziehendes, denn die Ufer sind verbarrikadiert nehme man ja nicht tragisch. nicht tragisch. Er ist wahrhaftig feine mit alten Bauten, folossalen Speichern, Lagerhäusern, ausgedehnten Gefahr; aber die aber die monatelange Selbstvergiftung ist eine Fabrikanlagen und Geschäftsbauten, zwischen denen tiefe Höfe der schwersten Gefahren für die Gefundheit des ganzen Organismus. gähnen, die den Blick auf Hintergebäude mit zahlreicher Bewohner- Ebenso heißt es, gerade jezt durch fleißiges Luftbaden die Haut schaft freilassen. Auf manchen dieser Grundstücke sind 40 bis reaktionsfähig erhalten, abhärten, nämlich hart machen, der harten 50 Familien ansässig und werden Dußende verschiedenartigster Stälte den wetterharten Körper entgegenerziehen. Uebertreibung ist Gewerbe betrieben. Die Kurzsichtigkeit der früheren Verwaltungen, hierbei durchaus nicht nötig; es ist nicht gemeint übermäßiges bie es zugelassen haben, den Fluß in solcher Weise zugunsten einiger Blanschen mit faltem Waffer. Ein tägliches, fleißiges Luftbaden wirkt Anlieger für die gesamte übrige Bürgerschaft abzusperren ist hier schon segensreich. Je fälter es wird, desto fürzer, aber desto geradezu staunenerregend. In jüngster Zeit sind zwar Uferstraßen öfter bade man Luft, und erhöbe mit der sinkenden Temperatur die projektiert, furze Strecken auch schon angelegt, aber es wird Mil- Lebhaftigkeit der Körperbewegungen. Dann wird man nicht nötig lionen an Geld und viele Jahre kosten, ebe all diese Projekte an haben, durch ein zu frühes Einpacken die Haut zu verzärteln, die ber Oberspree innerhalb des städtischen Weichbildes ihre Berwirk- dann doch einem ernsten Temperaturangriff nicht standhält. lichung erleben.

Je weiter die Fahrt geht, um so kräftiger gibt sich Berlins ge­werbliche Tätigkeit fund. Elevatoren, Paternosterwerke und fahr­bare Drehkräne auf elegant konstruierten Eisengerüsten sind un­ermüdlich an der Arbeit, das Getreide in die Speicher zu heben, den zu Bauzivecken bestimmten Sand zu folossalen Hügeln zu häufen und die Gaskohle zu Chimboraffos zu türmen. Bis hinauf nach Ober- und Niederschöneweide und Friedrichshagen zieht sich die Industrie hin. Alle möglichen Etablissements, große und teine, schmucke und abstoßende, tauchen auf: chemische Fabriken, Farb­werke, Lederzurichtereien, Zementfabriken, Kupferwerke, Stahl- und Eisenwerke, Werkzeugmaschinenfabriken, Webereien, Färbereien, Bauereien und Tuchfabriken in wechselvollem Durcheinander. Den Clou bildet das von einem Duzend Riesenschornsteinen überragte Kabelwerk und Affumulatorenwerk Oberspree" der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft. Wie Säulen des Herkules strecken sich die Schornsteine zum Himmel und wie Paläste bieten die mit hellen Verblendern bekleideten Fabrikgebäude ihre ausgedehnten Formen dar. Der überraschend großartigen Anlage, einer Sehenswürdigkeit der Berliner Großindustrie, folgen die nicht minder bedeutenden Bauten der Spindlerschen Färberei und das mit Waschanstalten und Bleichen reich gesegnete Köpenid.

Psychologisches.

Der Halbwahnsinn. Die besonders von Lombroso auf­gestellte und begründete Annahme einer nahen Beziehung zwischen einer genialen Begabung und einem Wahnsinn oder sogar einer Neigung zum Verbrechen hat viel Widerspruch erfahren, beschäftigt aber die Psychologen noch sehr eingehend. Die menschliche Er fahrung geht auch wohl dahin, dieser Auffaffung ein Stüd Wahrheit auzuerkennen. Der einfache Gedankengang ist, daß ein Genie, fo weit dieser Begriff beſtimmt gefaßt werden fann, jedenfalls eine Ab­weichung vom Normalen, eine Ausnahme darstellt, und daß bei genialen Menschen selten ein harmonisches Gleichgewicht der Geistes­fräfte und des ganzen Ich stattfindet. Der Verständige wird daraus freilich nur die Warnung entnehmen, mit dem Begriff des Normalen in der Beurteilung des Menschengeistes recht vorsichtig zu sein. Es ist recht lehrreich, sich einmal einen Ueberblick über die Liste großer Männer zu verschaffen, die von ihren Zeitgenossen oder auch noch von den Epigonen als halb wahnsinnig bezeichnet worden sind. Professor Grassen von der Universität Montpellier hat in einem be­fonderen Werke über Halbwahnsinnige" eine solche Zusammenstellung gegeben. In ihr finden sich durchaus nicht nur Namen, deren Zwischen all dem industriellen Betriebe schieben sich Volksbade- mehr wurden sie zum Teil als wirklich irrfinnig verfolgt. Pro­Trägern der holde Wahnsinn" der Dichter beigelegt wurde. Biel­anstalten, hübsch gebaute Kommunalschulen, Kasernen, Proviant- feffor Grasseh nennt folgende Reihe von Männern, denen es in ämter, Restaurants, Bier- und Kaffeegärten, umbuschte Villen, dieser Hinsicht freilich recht verschieden ergangen ist: Kolumbus , Dante, Wohnhausfronten, Stättepläte, Ruderklubs, die prächtigen, baum- Shakespeare, Cromwell, Pascal, Descartes, Molière, Goethe, Schiller, reichen Anlagen des Treptower Parks, der Plänterwald, kurze Mozart, Ampère, Lord Byron , Vittor Hugo, Balzac , Richard Wagner , Heidestrecken und manches idyllische Pläßchen ein, das unter über- Tolstoi . Das soll nur ein kleiner Teil der Liste sein. Die Frage ist hängendem Laubdach zu Rast ladet. Das Landschaftliche spielt über­haupt von Stralau an, wo der charakteristische Kirchturm, ein Wert eben, woran der Wahnsinn beim Genie erkannt werden soll. Cäsar Schinkels, aus Bäumen und Büschen ragt, eine größere Rolle. Es drisch, Chopin durch Schwindsucht vergiftet, Boe ein Altoholiker, foll ein Epileptiker gewesen sein, Napoleon degeneriert und hypochon­gewinnt noch an Kraft bei Treptow , dem gegenüber auf der nörd­lichen Flußseite der Rummelsburger See ausbuchtet, so daß die Schopenhauer ein Misanthrop; von Darwin wird erzählt, daß er Wasserfläche eine bedeutende Ausdehnung gewinnt. Hier ist das seine Freunde oft mit scheinbar findischen Experimenten überraschte. Dorado der Ruderer, hier auch der Lieblingslandungsplatz der Per- Was soll das alles sagen?- doch nichts anderes, als daß eine liner Ausflügler, die nicht allzuweit die Oberspree hinauf wollen. Scharfe Grenze zwischen geistiger Gesundheit und Wahnsinn nicht ge­

Kleines feuilleton.

Hygienisches.

zogen werden kann.

Technisches.

Eine Gleislegemaschine findet seit längerer Zeit bei Bahnbauten in Amerifa mit Erfolg Verwendung; sie berrichtet das Legen der Eisenbahnschienen vollständig selbsttätig und läßt für die Leistungen von Menschenhand nur noch wenig Arbeit übrig. Die Maschine ist mit zwei Dampfmaschinen ausgerüstet, welche die Trieb­traft für die Gleisverlegung und für einen Bug von etwa 30 Wagen liefert. Die vorderen Wagen des Buges sind mit Schwellen beladen, Die Zeit der Abhärtung. Mit dem Beginn des Herbstes die hinteren mit den Schienen. Durch automatische Verbindung der naht einer der wichtigsten Zeitabschnitte des Jahres, die llebergangs- Schienen mittels Dorne entsteht ein einziger Schienenstrang, zeit, in der der Körper auf die herbere Temperatur des Binters der sich von den Schienenwagen über die Schwellenwagen nach der langsam vorbereitet wird. In diefen weder falten noch warmen" Maschine hinzieht. In dem Maschinenwagen befinden sich zwei Zeiten sind die sogenannten Anfälligen" den meisten Gefahren dus- Drudwalzen; diese ergreifen die Schienen und ziehen den gesezt. Aber sie haben es auch in der Hand, durch ein kluges An- ganzen Strang, an den fortwährend neue Schienen angeschlossen passen und vorsichtiges Abhärten sich nicht nur gegen die Gefahren werden, nach vorwärts. Gleichzeitig werden auf den Schwellen­des Uebergangs zu wehren, sondern sich auch aufs beste für die an- wagen die für die einzelnen Schienenfelder notwendigen greifenderen Temperaturen des Winters vorzubereiten. Wenn es auch Schwellen auf den Schienenftrang gelegt und von diesen nach richtig ist, daß man sich mit seiner Kleidung den Erfordernissen der vorn befördert. Bei der Maschine trennen sich die Schienen Witterung anpassen muß, so verzärteln sich doch viele durch zu und Schwellen derart, daß erstere durch die Druckwalzen laufen, frühes Warmeinpacken", und wenn dann die wirklich bitterkalten während die Schwellen durch eine selbsttätige Fördervorrichtung und Tage kommen, dann hält der Organismus nicht stand. Die Seg eine mit Greifern versehene Kettenführung über die Maschine und nungen möglichst reichlichen Genusses frischer Luft sind heutzutage ein langes Hängewerf hinweg geführt werden. Die Schienen schließlich auch dem Naturentfremdetsten klar geworden, und während gleiten durch die Druckwalzen des Hängewerks entlang, wo dann des Sommers riskieren sie denn auch hin und wieder einen Spazier die Dorne Herausgezogen werden. Durch Förderwalzen weitergezogen, gang zum Luftschnappen". Ja, viele haben sogar schon eingesehen, werden die Schienen schließlich von zwei Bangen ergriffen daß die Nachtluft eigentlich die reinlichste ist, und da wir doch fast und vor das Ende der bereits verlegten Schienen gebracht, dann die Hälfte unseres Lebens verschlafen, ist's doch für die Gesund - dort heruntergelassen, verbolzt und verlascht. Die vollständige Ber erhaltung unendlich wichtig, auch nachts der frischen Luft durch laschung erfolgt nach der Vorwärtsbewegung des Buges auf dem das geöffnete Fenster freien Zutritt zu unserer Lunge zu verlegten Gleis. Zur Gleislegung mit dieser Maschine sind 36 Ar gewähren; wobei ja der ängstlichen Sorge bor Bugluft beiter erforderlich, welche in 10 Stunden eine Strecke von drei bis Rechnung getragen werden kann. Aber sowie die ersten Herbstwinde fechs Kilometer, je nach Art des Geländes und der Geübtheit der wehen, der erste Herbstnebel steigt, da werden nachts die Fenster Leute zu verlegen imstande sind.

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Verantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Druck u. Verlag; VorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanftelt Paul Singer& Co., Berlin SW.