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Greift er sich ein Weibchen,
Schneid't ihr auf das Leibchen, Nimmt sich Lung' und Leber raus, Bratet sich Buletten draus.
Befer Drejer stüßte ihn als guter Kamerad und nahm bie Stöße von allerlei Unannehmlichkeiten auf sich. Uneigennüßig spannte er alle Kräfte an, teilte aber nicht Pelles Glauben an die gewaltigen Resultate, die daraus hervorgehen 001 sollten. Mein Gott, dies hier ist ja auch kapitalistisch," sagte Gestern, auf der Müllerstraße, will ich eine Bigarre beschneiden er, sozialistischer Kapitalismus! Sieh doch mal da zum und hole das Messer vor. Gleich fallen zwanzig Augen, entsetzt Bürgersteig hinauf, da geht einer, der keine Sohlen unter oder wütend, über mich her. Ein Erlebnis am Abend war komischer: feinen Schuhen hat! Er hat nasse Füße, kommt aber trotzdem Nettelbeckplatz. Vom Sechseromnibus hüpft ein junges Mädchen nicht hier runter und holt sich ganzes Schuhzeug. Denn wir und hat Augen, die wie ein Märchen im Walde loden. In einem wollen ja Geld dafür haben, so wie alle anderen, und der, Sause der Antonstraße verschwindet es und ich bleibe stehen, wie der unsere Arbeit am meisten nötig hat, der hat einfach kein Menschen tun, wenn der Zauber entgleitet. Die Plantagenstraße Geld. Die da sekt zehn Mann auf die Straße hinaus, da entlang, hinter dem Friedhofsgitter, wo nur die Toten Wache halten um diese Stunde, sind verfolgende Schritte hinter mir: ein baumhast Du die ganze Geschichte!" Er stieß mit dem Fuß gegen langer Mensch, der mich stellt mit der Miene eines rächenden eine der Maschinen. Gottes. Ich soll der Messerstecher sein und habe seine Schwester morden, zumindest anstechen wollen. Ich muß viel lachen und versöhne den Bruder mit Zigaretten und einer Galanterie für die Schwester.
Belle verteidigte seine Maschinen, aber Peter beharrte bei seiner Ansicht. Erst hätte das Ganze umfalfatert werden müssen; so wie es jetzt ist, ist es eine Erfindung des Teufels!" fagte er heftig. Die Maschinen sind einen Tag oder auch zwei zu früh gekommen und wenden uns die Mündung zu, so wie eroberte Kanonen!"
Die Maschinen machen Schuhzeug für zehnmal so viel wie wir mit unseren Händen versorgen konnten, das ist doch wohl fein Unglück," sagte Belle. Nur mit der Verteilung fieht es schlecht aus."
Immerhin: vom Sittlichkeitsverbrecher zum Aufschlißer ist nur ein Schritt und es scheint kein artiges Gefühl, seit gestern nun auch in den Listen der Berliner Verbrecherwelt geführt zu werden. Die Schußleute im Revier der Hussitenstraße schauen mich an, als ob sie den ewigen Steckbrief des entlassenen Sträflings für mich schon in der Tasche hätten und einen Vorführungsbefehl zum Polizeipräsidium, als Messerstecher. Entlassene tönnen so leicht berfolgungswahnsinnig werden. Man wohnt nicht ungestraft im Ber brecherviertel am Wedding .
Peter Drejer zuckte die Achseln, er hatte keine Lust mehr, über die Verteilung nachzugrübeln. Wollte man etwas tun, Anfang März. um fie anders einzurichten, so war er mit dabei. Es war Ein weißes Wunder hat das Antlitz der Weltstadt schön bis zur genug darüber salbadert. Wer Geld hatte, konnte alles auf- Untenntlichkeit verändert. Der Himmel sandte diesem gottlosen kaufen, was sie machten, während der Barfüßige noch immer Geschlecht viele Milliarden Grüße. Wolken lösten sich in kristallene ebenso weit war, das stand fest. Großer Gott, würde das die Fluten. Berlin schafft und scherzt im Schnee, der als Berg und Welt auf den Kopf stellen, daß jeder Mann den vollen Ertrag Feld die Straßen verwandelt hat. Die Naturgewalt kam zu den feiner Arbeit erhielt? Das bedeutete ja nur Gerechtigkeit Berlinern! Wie diese kalten spöttischen Augen mit einem Male innerhalb der Grenze des Bestehenden, solange Diamanten verwundert, nachdenklich oder luftig sind. Dieses hochfahrende Volk, noch immer mehr wert waren als Brot. Ich sehe nicht ein, das nur Achtung vor Goffen und Königen kennt. Allen Unrat deckt nun das weiße Wunder. Und hunderttausend Hungrige haben daß die, die zufälligerweise an der Arbeit stehen, mehr Recht Arbeit, Luft, Brot. zu leben haben als die, die nicht ankommen fönnen," sagte er beberd. Oder kennst Du etwa nicht den Fluch der Arbeitslosigkeit? So sieh doch, wie sie zu Tausenden dahinwandern, Sommer und Winter, ein ganzes Schattenheer. Der Staat erhält sie, so daß sie so eben zusammenhalten. Gott bewahre, das ist keine Armenunterstüßung, alle Achtung vor dem redlichen Arbeiter! Er soll, weiß Gott , sein Stimmrecht behalten, da ihm das nun einmal Pläfir macht, das ist ein unschuldiges Vergnügen. Stell Dir doch vor, wenn er statt dessen ordentliches Essen verlangte!"
Ja, Belle kannte sehr wohl die große Hungerreserve; er war nahe daran gewesen, selbst zu ihr übergehen zu müssen. Aber hier sah er dennoch Grund; es lag eine friedliche Macht in dem, was er vor hette, die weit vorwärts bringen konnte. Beter Drejer erkannte das ja sellest aut, indem er so getreulich mitarbeitete. Er wollte es nur nicht einräumen!
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( Fortsetzung folgt.)
Tagebuch
eines entlaffenen Sträflings
Von Hans von Glümer.
Vor meinem Zimmer machen sich die Werke der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft breit. Die gewaltigen A. E. G. Kohlenlager, gleich hinter der Plante, können wärmend wirken an teuren Tagen, wenn der Ofen talt bleibt. Links liegt der Humboldthain, von dem die Wirtin schaurige Geschichten weiß. Ich habe keine Scheu vor Dirnen und Zuhältern, ausgenommen, wenn sie den Tümmerlichen Naturgenuß im Lausepark verderben. Sie sind meines Schicksals Freunde. Der Humboldthain hat viele Wege und verborgene Bänke, wo die große Stille ausatmen darf. Nachts ist der Hain ein Eiland im Meer der Weltstadt. Neulich Abend ging ich aus, die Einsamkeit oder ein Wurder zu suchen und fand dieses weite, weiße Stück Erde , mit Bogenlampen hell geschmückt. Schnee! Schnee! Das erste Zimmer war mir recht in seiner Nachbarschaft. 20. Februar.
Der Messerstecher! Seit drei Tagen durchrast ein Ungetüm die Straßen dieser eigenstolzen Stadt, grinst auf den Treppen, in den Hauswinkeln. Berlin ist ein elendes Angstloch geworden. Die perverse Volksseele feiert ihre Feste. Schwägerin Anni ist in ihrem Elemente und meine Nichten, erhaben, wie Kinder sind, fingen ein Lied:
Der Bauchaufschliter,
Mit dem Messer in der Hand Schleicht er durch das ganze Land,
8. März.
Menschen in Arbeit und Erfolg werden sagen, daß es Dünkel oder Unfähigkeit ist, wenn ich die fleinen Erzeugnisse der Feder, die armen Kinder meiner Not, andächtig zu Ereignissen mache. Die Straßburger Post" bringt wieder einen Sonntagsaufsatz von . G." Der Mühle- Xander", und diese zweihundertfünfzig Zeilen der Geschichte eines Narren aus dem Schwarzwald machen den wäre. Seit fünfzehn Jahren, schwer und ruhelos, arbeitet in diesem Montag zum Fest, das er feiern muß; als ob ein Werk getan Kopf die Kunst, schreiben zu können. Ist vom Größenwahn des dummen Jungen zur Mutlosigkeit der Selbsterkenntnis gegangen, hat sich in tüchtigen Leitartikeln geübt und die Schande eines Buchdramas überlebt. Nun kommen nach Blütenfrost und Fallobst die allerersten guten Früchte und wieder regt sich der Traum, daß Hundertfältiges zu stolzer Zukunft wachsen soll. Mein Freund, der Xander von der Wutachmühle bei Bonndorf , der ein Bauer und teine Phantasie ist, hat es nicht erreicht. Der Aufsatz schildert sein Schicksal:„ Die Wälderleute sagen, der Mühle- Xander spinnt. Ich bleibe dabei, daß er ein Genie ist, eine von jenen großartig veranlagten Naturen, die von der Volksschule weg in ihrer eigenen Welt sich verirren, unverstanden bleiben, sich wohl auch selbst nicht verstehen lernen, in ein Wirrsal eigener Gedanken und Pläne verstrict werden, in der Enge des übernommenen Berufes des Brotes wegen zwar verharren, doch in mehr oder weniger schlimmen Exzessen gegen sich und die Gesetze der Gesellschaft sich auflehnen und nicht selten zuletzt dahin kommen, wo die geistige Welt mit Brettern vernagelt ist. Vielleicht ist das auch mein Schicksal.
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5. April, am 31. Geburtstag.
Der Frühling kommt, der Verführer. Im Humboldthain schauen die fremdländischen Bäume mit grünen Knospen wie mif Erstlingsaugen in die deutsche Luft, und ich size dort bei den Kinderspielpläßen. Die Natur kann jedes Jahr zur neuen Jugend werden. Unnatur ist Schlacke. Bäume und Kinder können Frühling werden. Die alten Menschen in ihrer Unnatur verlieren gutenfalls einen Schatten im strengen, verbitterten oder leichtfertigen Gesicht. Ich hasse diese verwahrloste Art, die erwachsen und verwachsen ist. Ich kann nur frühe Jugend ehren.
Was kann ein Mensch mit starken Sinnen und empfindlichsten Gefühlen für eine Stätte finden? Jm kleinen Bonndorf standen Gesellschaft und Klerisei vor den Toren der Paradiese. So kam Flucht, Hunger, Gefängnis. Der Zwang will seinen Ausbruch haben. Im großen Berlin stehen Gesellschaft und Geldzwang vor den Gärten der Liebe. Die Hinterhausleute finden sich schon in dunklen Winkeln. Die Herrenleute taufen ihren Bedarf. Aber wenn einer nicht Fisch noch Fleisch ist? Ein entlassener Sträfling, aus seinem Beruf herausgeworfen und ein verlassener Mensch? Der in allen Trieben aufgehaltene Mann von einunddreißig Jahren möchte erobern, was kostbar ist. Oder er möchte die Treue des Weibes erfahren, Ehemann und Vater sein. Er möchte als natürlicher Mensch das Naturgesez erfüllen dürfen.