übet Jen Pseudopobe?«'»Wißt, die(iiU> höhet heruniergebsmmen W« wir", sagt einer. In ider Volkslüche fear heute«in Bruder vom Reichert, der frisch vom Land kommt, braun und wohlgenährt. Ausnahm-- Werse kein gewesener Sträfling. Weil Maurer im Winter wenig Arbeit haben, wurde er Stallknecht, in Kuhsdorf bei Pritzwalk , beim Gutsbesitzer Krugmann, der ein seiner Mann ist. Reichert war dort wie zu Hause und hatte auch Mägde genug. Krugmann nähme mich gleich, wenn ich ihm schreibe, sagte er. 3. Juni. Ich werde morgen nach Station Karstadt befördert, die in der Mitte zwischen Berlin und Hamburg liegt. Eine alte Frau, die wie eine Dame aussah, mietete mich im Arbeitsnachweisebureau des Fürsorgeoereins als Kuhhirte und Landarbeiter ihres Bruders in Bäk bei Reetz. Mein Lohn ist vierzig Pfennige pro Tag. In der Eisenbahn, 4. Juni. Heute ist«in Gedenktag: bor acht Jahren kam ich als verant- Wortlicher Amtsblattredakteur nach Bonndorf im Schwarzwald . Der Abschied von der Urbanstraße war wieder«ine Flucht. Sie erfolgte mühelos, da Frau Müller mich keines Grußes mehr würdigte. Am letzten Abend war auch die Zimmerlampe der- schwunden. Meine Habseligkeiten, ein kleines Bündel, hatte ich schon gestern bet Vetter Ferdinand am Kottbuser Ufer in Sicher- heit gebracht und das Nötigste vom Depot bei der Schwägerin dazu getan. Die Schwägerin lachte über den Kuhhirten, aber nicht so hart wie sonst. Der Müllern hinterließ ich einen Zettel auf dem Tisch: 1 Pfennig für Stiefelwichsen und herzliche Behandlung nach dem Wahlspruch: Die Liebe höret nimmer auf." Den Pfennig oben drauf. Vetter Ferdinand begleitete mich ein Stück. Ich hatte ein Butterbrot von ihm bekommen. Mittags war AbfchiedSesien in der Volksküche. Ein Liebes- mahl. Ich vertilgte doppelte Portionen und drei Kaffee ä fünf Pfen-nig; gab den Rest meiner Speisemarken an die Schreibstuben- genoffen und an jene junge Arbeiterfrau, die sich jeweils gern mit einem Stück Volksküchenkuchen traktieren lieh, wofür mich ihre warmen Augen heimlich liebkosten. Heute dankte sie traurig.„Wes- halb wollen Sie fort?"„Weil Sie ja doch schon verheiratet sind und einen hübschen Mann haben." Der schaute mich heute weniger finster an. Beim Fortgehen stand sie in einem Winkel und sagte leise: „Es ist gar nicht mein Mann— bleib doch hier!" Mit Reichert, Zack und einem neuen Schützling zog ich nochmals zur Schreib- stube. Es war wie ein fröhlicher Festzug. Die Sonne lachte. Zack war sehr aufgeräumt. Im Bureau bekam ich als Vereinsgeschenk eine neue große Hose, ein wollenes Hemd und eine Mark Zehrgeld, nebst der Anweisung für die Fahrkarte, was eine Auszeichnung ist, weil sonst die Billets oen Landarbeitern von einem Vereinsbeamten erst am Bahnschalter ausgehändigt Werdern, Der Neue begleitete mich zum Bahnhof Alexanderplatz und trug das Segeltuchköffer- chen. Er ist ein sentimentaler Geselle. Wir kennerv uns erst seit gestern. An seiner schmutzigen Nase hing ein großer Tropfem der kein Schweiß war. Ich aber bin Kuhhirte und jauchzte in die Welt! Eine probefakrt im Öntcrlceboot. Von Dr. Otto E. Moll. Häßlich, grau und unscheinbar. liegt nahe am Ufer ruhig, fast einem toten Riescnwal vergleichbar, wenn nicht der kleine zweistöckige Turmaufbau wäre, das moderne Unterseeboot, mit dem wir in wenigen Minuten in die unheimliche Tiefe tauchen sollen. Uns Neulinge, die wir zum erstenmal die Situation kennen lernen sollen, beschleicht ein aufregendes Gefühl, aber auf den braun- gebrannten Gesichtern der Matrosen, alles wettergcwohnte Teer- jacken, ist keine Spur von Aufregung zu sehen. Das ganze graugestrichene Ungetüm mit dem stumpfen Vorder- teil ragt gerade nur mit dem breiten Rücken aus dem Wasser heraus und mit dem Beobachtungsturm, der in Form eines treppen- artigen schmalen Aufbaues aus diesem Rücken aufgesetzt ist, also selbst wenn es„über Wasser" fährt, kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Durch das runde Loch, das zum Einsteigen dient, sehen wir mit unseren Laienaugen in den Bauch dieser Riesen- schildkröte, auf ein wirres Durcheinander von Maschinenteilen, Kolben, Röhren, Ventilen, Rädern, von Apparaten und Geräten, von Karten und hundert anderen Dingen. Röhren von Erz sind die Eingeweide dieses Molochs. Aber alles ist so klein wie möglich be- messen, und in dem scheinbaren Wirrwarr herrscht eine peinlich strenge Ordnung. Denn der Raum, der zur Verfügung steht, ist sehr knapp bemessen; das ganze Boot ist ja kaum länger als 35 Meter und nur etwa 3 Meter im Durchmesser. Außer den genannten Dingen sind zudem in dem engen Raum ein zusammenlegbares Rettungsboot, ferner verschiedene Sprach- röhre und noch anderes mehr untergebracht. Als treibende Kraft dient uns natürlich Elektrizität, denn andere Motore könnten wir aus zwei Gründen nicht gebrauchen, wegen der Wärmcentwickclung, die in dem engen abgeschlossenen Raum unerträglich würde, und vor allem wegen des Sauerstoff- Verbrauches. Unsere Akkumulatoren reichen aber für eine Fahrt von rund WO Seemeilen(etwa 180 Kilometer, d. h. etwa die Ktxecke Berlin -Leipzig ) aus. Unser dem Maschinenraum sind mächtige loslösbare Gewichts befestigt, ähnlich den Bleigewichten, die die Taucher an ihren Fuß« sohlen tragen, oder dem Ballast eines Luftschiffes. Sollte einmal die Maschine versagen, wenn wir wieder aufsteigen wollen, so wer« den diese Gewichte von innen aus losgelöst und abgeworfen, undt wir haben genügenden Austrieb. Soweit wäre es nun ein fried« liches, harmloses Tauchboot— aber in seinen Eingeweiden ruh< furchtbares Verderben. Vorne liegen zwei etwa 5 Meter lange, an beiden Seiten zugespitzte Messingkörper und ein gleicher hinten, vor, Gestalt ähnlich dem Ballon von Zeppelins Luftschiff: das sind die» Torpedos, die unheimlichste Waffe des Seekrieges , die im Kriegs« falle in ihrem Kopfteile mit etwa 30 Kilogramm Schießbaumwolle geladen werden. Mit Hilfe komprimierter Luft können sie dann in» geeigneten Augenblick mittels des Lanzierrohres ausgestoßer» werden. Eine kurze Probefahrt an der Oberfläche, die die Seefestigkeikl der einzigen an Bord befindlichen Landratte auf die Probe stellt» dann wird die Klappe des Einsteigrohres„dicht" gemacht, und wir fangen an zu tauchen. Hierzu gibt es zwei Mittel: entweder wir halten an und sinken darauf senkrecht unter, oder, das einfachere der beiden Mittel, die Spitze des Bootes wird durch Einpumpen von Waffer während der Fahrt gesenkt, und wir kommen auf diese Weise auf die gewünschte Tiefe. Natürlich sind diese Räume durch» wasserdichte Schotten(Querwände) gegen die übrigen Bootsräume dicht. Nun sind wir völlig von der Oberwelt abgeschnitten, allein bei den„Ungeheuern der grausigen Tiefe". Zuerst noch rauschen die Wellen so eigentümlich über unserem Kopse, aber dann wird esl plötzlich grabesstill. Ein paar von uns sehen sich betreten an; es ist so ungefähr dasselbe Gefühl, als wenn man zum ersten Male im Fahrstuhl in einen tiefen Bergwerksschacht einfährt, nur be» weitem unbehaglicher. Mitten im Beobachtungsturm, im greller» Schimmer des elektrischen Lichtes, steht der Kommandant, still und ernst. Kaum ein anderer Laut als das eintönige Tuck-tuck-tuck! des Motors unterbricht die Stille, Endlich Worte: der Maat meldet dem Kommandanten, daß der letzte Schimmer des Tages» lichtes oben verschwunden isti Allmählich wird nun das Periskop ausgestreckt, ein langes Rohr mit Glaslinsen und Spiegeln in» Innern, das ähnlich wie eine Camera obsknra wirkt, bis es seink volle Länge von etwa 7 Meter erreicht hat. ES ist ein sonderbares Gefühl, mit der Oberwelt nur durch solch ein dünnes Rohr der- bunden zu sein. Immer tiefer sinken wir, bis wir etwa 12 Metev Tiefe erreicht haben.— nun sind wir ganz auf uns selbst ange- wieien; langsam gehtS jetzt vorwärts mit sechs Knoten Fahrt» d. h. 6 Seemeilen= zirka 11 Kilometer die Stunde. Gelegentlich unterbricht ein Klingelzeichen des Maschinentele« graphen oder ein kurzer Befehl die eintönige Stille. Wir Haber« eine Aufgabe erhalten, und jeder steht mit gespannter Aufmerksam« keit auf seinem Posten: wir sollen gegen einen feindlichen Kreuzer aufklären und ihn wenn möglich mit unseren Torpedos angreifen» und anschließend daran in 12 Meter Tiefe eine Unterwasser» Dauerfahrt machen. Eifrig studiert der Wachossizier Kam» paß und Karten. Noch ist die Luft einigermaßen gut, und es isii nicht zu heiß, so gut man es eben von einem Maschinenraum ver« langen kann. Da— ein Kommando! Das Wasser wird wieder aus der» Ballasttanks entfernt, und langsam und vorsichtig beginnen wir wieder zu steigen, bis wir einige Fuß unter der Wasscroberflächs find; dann wird vorsichtig daS Periskop eingezogen. Selbst ern s» winziges Objekt könnte einem wachsamen und argwöhnischer» Gegner zum Verräter werden. Alles klar! d. h. nichts zu sehen» Ein Offizier springt die Leiter hinauf in den engen Wachturn» und hält selbst Umschau. Uns ist es so gegangen, wie es bei Unter» seebooten häufig vorkommt, wir haben unter Wasser die Richtung� verloren, vielleicht hat uns eine Strömung abgetrieben, und Win sind statt etwa 100 Meter von dem feindlichen Kreuzer wohl etwa 1200 Meter davon aufgetaucht. Bei einem solchen Friedensmanöver hat nun so etwas immer nicht viel zu sagen, so peinlich es auch ist; in Kricgszeiten könnte es indessen weniger harmlos ablaufen. In der Tat ist es für ein Unterseeboot beinahe ausgeschlossen, genau den richtigen Kurs einzuhalten, denn bei den engen Raumver» hältnisscn ist es fast unmöglich, die Kompaßnadel frei von stören» den Einflüssen zu halten. Einige Augenblicke später sinken wir wieder unter, abev dies- mal nur bis auf 5 Meter. Der Feind ist erspäht und wir steuern geraden Wegs auf den Kreuzer los. Vorsichtig steigen wir dann» bis der Beobachtungsturm eben an die Oberfläche kommt. Wir sind- jetzt in der gewünschten Entfernung von etwa 500 Metern» und gerade noch zur rechten Zeit können wir unfern ersten. Torpedo auf den Kreuzer abfeuern, oder besser lancieren, natürlich blind. Aber schon hat uns der Feind erblickt und seine Geschütze auf uns ge» richtet. Durch das heftige Zittern und Stampfen unserer mit Voll» kraft arbeitenden Maschine, durch das Brausen des Wassers hindurch hören wir dumpf den Schall der Schüsse, die er hinter uns her ins Wasser jagt. Mit voller Kraft fahren wir, immer sinkende wohl? 100 Nieter weiter, lancieren den nächsten Torpedo, sinken noch tiefer und passieren dann glücklich unter dem Gegner hindurch. Von der anderen Seite aus zagen wir ihm dann auch noch unseren Heck» torpedo in die Seite, ehe wir uns eiligst davon machen. Im Kriegs- falle würde man allerdings diesen letzteren nur dann gebrauchen» wen?: die beiden anderen Torpedos daneben gegangen sind, Eir»
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29 (8.10.1912) 195
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