einzige? solches Geschoß, das hat der russisch -ja panische Krieg ge- zeigt, genügt ja,, um einen großen Panzer kampfunfähig zu machen, ja, zum Sinken zu bringen. Nachdem wir so nun den, ersten Teil unserer Aufgabe glücklich Mld richtig ausgeführt haben, steigen wir an die Oberfläche, um zunächst wieder unsere drei Torpedos aufzufangen und wieder an Bord zu nehmen. Der hohle Körper ist so cingerichict. daß er nach Ablauf der Maschinerie in seinem Innern, die ihn weitertreibt. wieber an die Oberfläche steigt, wo er dann mit besonderen Ge- raten wieder aufgefischt wird. DaS ist wichtig, denn, ein solcher Torpedo repräsentiert ja einen außerordentlichen Wert, mehrere Tausend Mark. Wir find alle mehr oder weniger aufgeregt und dazu tvarm von der Arbeit, aber andererseits erfüllt uns dach Stolz und Befriedi- gung. Indessen gerade die Tatsache, daß wir unsere drei Torpedos gut angebracht haben, gibt uns Anlaß zu ernsten, zu sehr ernsten Betrachtungen. Ein einziger glücklicher Treffer kann im Ernstfall für den Feind Vernichtung bedeuten aber auch für uns ist die Gefahr außerordentlich groß, nicht nur die uns vom Gegner droht, sondern auch die von unserem eigenen Geschoß. Die.Kraft der Explosionsgase wirkt ja unter Wasser auf bedeutend größere Eni- ßernungen und viel heftiger als oberhalb; und so könnten wir uns bei unserer verhältnismäßig geringen Geschwindigkeit wohl kaum rechtzeitig aus ihrem Wirkungsbereich bringen. Die erste Hälfte unserer Arbeit ist getan, nun beginnt der zweite Teil. Unser Boot soll, wenn nötig, an A) Stunden unter Wasser bleiben können; heute indessen sollen wir nur versuchen, etwa mer Stunden dort unten auszuhaltcn. Langsam gehen wir wieder hinab, nachdem alles dicht gemacht ist, und vorwärts. Langsam, träge verfließt die Zeit, die Minuter scheinen zu schleichen. Die Hitze wird größer und immer größer, und immer schlechter und stickiger wird die Lust. Aber es geht immer vorlwärtS. Wie lange soll cS noch dauern? Werden wir es aushallen? Eine Stunde ist verflossen und wir denken nicht mehr; öde und stumpf ist unser Gehirn. Wir machen uns kaum Gedanken darüber, ob der unnatürliche, geisterhafte Anblick unserer Kameraden nur scheinbar ist, von dem grellen elektrischen Licbt her- kommt, olwr ob sie wirklich infolge der fürchterlichen Stickluft so aussehen. Vorwärts, immer vorwärts! Wir denken nicht mehr an die Zeit, wir denken überhaupt nicht mehr auch Denken schmerzt jetzt. Der Kopf schwillt an, und vor unseren Augen fängt es an. zu flimmern. Einem wird eS schlecht und wir sehen uns betroffen an. Wenn jetzt der Maschinist umfiele? MaS dann? Was würde dann unser Schicksal sein? Aber immer vorwärts, immer vorwärts? In den Schläfen pocht und hämmert das Blut, und schwer und heftig geht der Atem. Die Temperatur ist fast auf 50 Grad Celsius ge­stiegen. Plötzlich stürzt ein Mann ohnmächtig zu Boden nieder. Aber eisern und straff ist die Disziplin, ohne Befehl verläßt niemand seinen Posten. Wäre die Disziplin nicht so unerschütterlich, es gäbe vielleicht eine Panik. Doch der Kommandant handelt kurz und ent- schlössen und läßt das Boot sofort an die Oberfläche steigen und. damit es möglichst schnell geht, die Tvdengewichte abwerfen. Keinen Augenblick zu früh langen wir oben an, denn schon machen sich bei einem zweiten Mann Anzeicken von Hitzschlag bemerkbar. So scknell «S geht, wird das Mannloch geöffnet, als wir oben sind. Aber zuerst vergrößert die einströmend« kühle frische Luft nur noch unsere Benommenheit und Atemnot, und wir brauchen erst einige Zeit, um uns wieder an sie zu gewöhnen. Nach zwei bis drei Minuten in- dessen fangen wir wieder an aufzuleben. Gerade zwei Stunden und 45 Minuten sind wir unten gewesen. So schnell es gehl, kehren «wir nun zum Hafen zurück, wo der eine Mann sofort ins Lazarett geschafft werden muß; erst nach längerer Zeit erlangt er die Be- sinnung wieder. Aber auch, wir andern fühlten uns noch recht un- wohl infolge der schlechten Luft und außergewöhnlichen Temperatur vielleicht waren wir auch etwas seekrank und vor ollem machten sich noch einige Zeit die Nachwirkungen der großen Nerven- Anspannung bemerkbar.__ Kleines Feuilleton. Philosophisches. Spinoza -Brevier.(Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Dr. Arthur Liebert . Berlin 1912. Preis Zart. 2 M.) Die Philosophie des einsamen jüdischen Denkers des n. Jahrhunderts gewinnt in jüngster Zeit immer mehr und mehr an Ansehen, und das vornehmlich außerhalb der engen Mauern der zünftigen Philosopbenwelt. Mit dem wachsenden Bestreben, das bunte Getriebe der Naturforschung zu einer höheren Einheit zu verarbeiten, wird dieses einzigartig monumentale System zu einem Orientierungspunkt für alle, die in der Naturwissenschaft den Grundstein ihrer Weltanschauung erblicken. Fließt doch der philo- sophische Gehalt des heutigenMonismus" zum Hauptteil aus dem System Spinozas. Mit großem Fleiß und aufmerksamer Hingabe an seinen Stoff hat Dr. A. Liebert es unternommen, die Grunbzüge des spinozisti- scben Systems durch des Meisters Mund in knapper Form darzu- stellen. In sechs Abschnitten hat er aus Spinozas Werken alles vas systematisch zusammengetragen. waS nach seiner Meinung als lBerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag: charakteristisch für den Denker, als bedeutungsvoll für sein System zu gelten hat. Eine solche Arbeit ist indes immer nicht nur sehr schwierig, sondern auch höchst verfänglich(obgleich sie gerade in vorliegendem Falle durch die strenge, das System beherrschende Ord- nung des Gedankens erleichtert sein mag); denn der Wunsch, den Philosophen gerade so sprechen zu hören, wie man ihn selbst deutet und versteht, kann zum Vater einer argen Willkür bei der Auswahl seiner Godanken werden. Läßt sich gegen A. Liebert ein solcher Borwurf zwar nicht erheben, so muß doch betont werden, daß Spinoza an der Hand seiner Auswahl eine viel intensivere religiös- metaphysische Färbung erhält, als uns in Bezug namentlich auf die historische Stellung des SpirwzismuS für richtig und geboten er- scheint. Die im Nachwort vertretene Auffassung der Lehre Spi- nozas, als idealistisch-monistische Weltanschauung, mag zwar im Hinblick auf manche mystische Umformung des Systems mit gewissem Recht verteidigt werden. Sie wivd jedoch in keiner Weise jener breiten materialistischen Strömung gerecht, die in dem französischen Materialismus des 18. Jahrhunderts und seinen späteren Aus- läufern, den historischen Materialismus einbegriffen, ihre Verkör- perung gefunden hat und die in dem System Spinozas ihre natür- ticke Basis besitzt. Doch eine ausführlichere Darlegung dieser Dinge gehört nicht hierher. Der Leser wird' sie in dem vortrefflichen Spinoza -Buch des kürzlich verstorbenen Genossen I. Stern finden können. Das vorliegende Brevier wird in seiner fesselnden Art für manchen Leser als eine gute Einleitung zu dem ernsteren Studium Spinozas dienen. Und dies wäre u. E. sein höchster Zweck. Denn die Werke Spinozas, die übrigens in billiger, von I. Stern bei Reclam vorzüglich besorgter Ausgabe vorliegen, verdienen wahrlich nicht nur bewundert und gelobt, sondern auch mehr wie bisher fleißig studiert zu werden. iV. Tb. VcrsteinerungSkunde. DaS Riesengürteltier derBorzeit. Nächst Australien ist Südamerika der Erdteil, in dem sich bis in die jüngste Ver» gangenheit und auch noch bis in die Gegenwart hinein besonders altertümliche und merkwürdige Tierformen erhalten haben. DaS trifft namentlich auf die niedersten Ordnungen der Säugetiere zu. Während in dieser Hinsicht Australien durch seinen erstaunlichen, der ganzen Tierwelt des Erdteils das Gepräge gebenden Reichtum an Beuteltieren ausgezeichnet ist, bat Südamerika als eine Besonder» heit die Gürteltiere, die zu der Ordnung der Zahnarmen gehören. Schon die heute lebenden Arten dieser Gruppe nehmen sich sonderbar genug aus und bleiben wohl jedem in der Erinnerung hasten, der sie einmal im Museum oder im Zoologischen Garten gesehen bat. Da- neben sind es noch die Faultiere, die der gleichen Ordnung an- gehörig gerade für Südamerika kennzeichnend sind. Beide Tier- gruppen haben in einer verhältnismäßig jugendlichen Vergangenheit Vorfahren gehabt, deren Reste mit Recht das größte Erstaunen hervorgerufen haben. Aber das bekannte Riesensauttier der Vorzeit, das im Megatherium die Größe von Elefanten erreicht hat, ist doch immer noch weniger eigenartig wie das ausgestorbene Riesen» gürteltier, das in der Wissenschast den Namen Glyptodon er- halten hat. Der Stammbaum der Gürteltiere überbaupt beginnt mit einigen Vertretern in der ältesten Zeit der Tertiär- Periode und zieht sich dann bi« in die Gegenwart hinein. Das Glyptodon aber ist wahrscheinlich das einzige wirkliche Un- geheuer dieser Tieriamtlien gewesen. Bei ihm war der ganze Körper mit einem festen Panzer umgeben, der sich von dem einer Schildkröte wesentlich unterschied. Einmal bestand er nicht auS einem schildpattäbnlichen Stoff, sondern aus echten Knochen, der sich in einer großen Zahl sechseckiger Platten zu einem Schild zusammenfügte. Ferner war der Knochenpanzer viel stärker, fast kugelförmig gewölbt. Er umgab den ganzen Rumpf, so daß nur der Kopf, der Schwanz und die Füße daraus hervonahen. Auch der Kops war noch mit einer ähnlich zusammen- gesetzten Knochcnplatte bedeckt und der Schwanz sogar vollständig umgeben von einer Knochenröhre. Das größte Glyptodon, besten Reste gefunden worden find, erreichte eine Länge von rund Zftz Metern, eine Höhe von 1,2 Metern. Der Schwanz allein maß etwa 55 Zentimeter, s Die Bezahnung war bei diesen Ahnen der Gürteltiere noch sehr reichlich, denn sie be- stand au» 32 eigentümlich gestalteten Zähnen, so daß die ganze Ordnung den Namen der Zahnarmen nach diesem aus- gestorbenen Vertreter nicht erholten haben würde. Wie diese Tiere sicki überhaupt bewegt haben, ist kaum vorstellbar. Der Knochen» Panzer des Körpers muß ein Gewicht von mehreren Zentnern be- sesien haben, und sogar die Knochenbülle des Schwanzes ist so massig, daß ein_ Mann sie kaum zu beben vermag. Dabei war da? Glyptodon in einem sehr bedeutsamen Punkt im Vergleich zu den heute lebenden Nachkommen benachteiligt. Wenn die Gürteltiere der Gegenwart sich wie eine Asiel zusammenrollen können, da ihr Rückenpanzer au« einzelnen gegeneinander beweg- lichen Ringen oder Gürteln besteht, bildet der Panzer des Glyptodon eine einheitliche, starre, knöcherne Glocke. Da bei seiner Schwer» källigkeit, die in der ganzen Tierwelt nicht ihresgleichen hat, der Nahrungserlverb für das riesige Tier überaus mühsam und unsicher gewesen sein muß, so erscheint sein baldige» Aussterben nur als eine Folge der natürlichen Entwicklung._ vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingeräCo.,Berlin SW.