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Der junge Mensch tat, wie ich ihm geheißen. Aber die Leiche war ihm zu schwer. Seine Ellenbogen bewegten sich nach außen und der Kopf fiel mit einem dumpfen Schall vom Rumpfe der Leiche ab zu Boden. Dadurch verlor mein Schüler das Gleich­gewicht vielleicht war er auch erschroden und fiel mit dem Gesicht nach born in den verwesten Körper."

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Um folche Leichen zu bergen, muß man sehr vorsichtig zur damals den Venetianern gehörenden Griechenlanda. Mit den Er. Werte gehen, damit sie nicht auseinander fallen. Man stellt sich oberung von Konstantinopel , 1453, verschwand der letzte Rest des an das Kopfende und schiebt die Arme von hinten unter den Rüden, alten oströmischen Kaisertums; die Aufpflanzung des Halbmonds indem man die Ellenbogen eindrückt, um den Kopf zu fassen." auf der Hagia Sophia , der heiligen Kirche des griechischen Christen tums, besiegelte die Herrschaft ter mohammedanischen, längst durch den Uebertritt zahlloser Christen verschiedener Nationen in ihrem nationalen Bestande verwischten Eindringlinge, die nun eine Gefahr für Ost- und Mitteleuropa wurden. Die Moldau und Wallachei, Siebenbürgen , Ungarn , Südrußland, Teile von Bolen mußten der Eroberer als Herrn anerkennen. 1529 lagen die Türken vor Wien Die Regierung des gewaltigen Suleiman II. ( 1520-1566) war der Höhepunkt ihrer Macht, die schon vorher durch Gewinnung der islamischen Länder Borderafiens: Syrien , Palästina, Teile von Persien , Mesopotamien sowie Aegyptens die Erwerbung der Kalifen würde( 1517), die Durchsehung ihrer Oberherrschaft in den nord afrikanischen Barbarestenstaaten: Algier , Tunis , Tripolis , die Vormacht, ja die nahezu umfassende Gemeinschaft des Mohamme danismus geworden war.

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terbarg.

Entfeßlich!" rief hier die Wirtin aus, indem sie ihr Gesicht Herbert fuhr fort: Wir mußten den jungen Mann ohnmächtig zutage schaffen. Drei Monate war er danach frant und wollte feine Nahrung zu sich nehmen. Ich habe gehört, daß er seinen Be­ruf aufgegeben hat."

O gräßlich, gräßlich!" rief die Wirtin. O, ich werde die ganze Nacht von dieser schrecklichen Geschichte träumen."

" Ja, es war gräßlich, wenn ich daran zurüddenfe," bejahte der Bergmann . Und dann die Gesichter der Leichen!"

Ich glaube jedoch, daß mich diese Dinge nicht halb so sehr aufregen wie die meisten Menschen. Mich schidt man stets an diese traurige Arbeit, weil ich mich nicht beflage. Die Erfahrung hat mich abgehärtet. Ich habe dem Gevatter Tod zu häufig die Hand gedrückt. Manchmal fomme ich mir vor wie ein Heizer des Teufels."

Ach, nun fommen Sie auch noch mit dem Teufel!" warf die beunruhigte Wirtin ein.

mann.

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Nun, lassen wir den Teufel aus dem Spiel," meinte der Berg " Der Bergbau ist schlimm genug, wiewohl das viele Men schen vergessen. Ich frage mich oft, wie viele von denen, die wie wir heute abend so behaglich um die brennende Kohle siken, wohl je an die Blutstropfen gedacht haben, die an jedem Stüdchen dieses Minerals fleben, an das rote Schmieröl, das das Räderwert unserer großen Industrie im Gange hält. Bier Bergleute werden täglich in den Gruben unseres Landes totgeschlagen und Hunderte täglich berkrüppelt und berlebt. Das ist nicht etwa das Resultat der großen Katastrophen- die tommen glüdlicherweise nur selten bor fondern die gewöhnliche Ration. Dieses große Morden und Schlachten geht tagaus, tagein vor sich, ohne Unterlaß und un­unterbrochen steigen die Klagen der Witwen und das Jammern der Waisen zum Himmel. Und viel, viel von dem Unglüd fönnte ver­hindert werden, wenn nicht auf der Wage unserer Gerechtigkeit das Menschenleben so leicht und das Gold so schiver wöge.

" Ich denke manchmal über diese Dinge nach," fuhr der Berg­ mann nach einer kurzen Unterbrechung fort, und suche ihnen auf den Grund zu kommen. Ich bin überzeugt, daß unsere Nachkom­men den Kohlenbergbau aufgeben und sich Brennstoffe auf zwved­mäßigeren und weniger mörderischen Wegen verschaffen werden."

Jad Bustins niďte seinem Kollegen verständnisvoll zu. Es entstand eine lange Pause, während der Harry Herbert feine Pfeife ausrauchte. Draußen tobte das Unwetter schlimmer denn zuvor. Die Wirtin, die vorher Miene gemacht hatte, zu Bett zu gehen, schien jest teine Lust zu verspüren, uns zu verlassen, und auch ich fühlte ein Bedürfnis, meinen Gedanken eine andere Rich­tung zu geben, ehe ich mein Zimmer aufsuchte.

Schließlich erhob sich Harry Herbert und sprach:" Gute Nacht, alle! Nichts für ungut, Frau Wirtin. Ehe Sie sich zur Ruhe legen, denken Sie noch an etwas Angenehmes, damit Sie nicht von den toten Bergknappen träumen. Uebrigens, wissen Sie, die Toten tommen nicht wieder."

An der Türe wandte er sich noch einmal um, um zu bemerken: Wenn Sie wiederkämen, würde das manchen Herren nicht sehr angenehm sein."

Das Türkenreich.

Ungleich den von religiösem Fanatismus beherrschten christ­lichen Völkern jener Zeit übten die Moslemin religioje Duldung und hielten sich von der gewaltsamen religiösen Belehrung", mie sie namentlich von den Spaniern und anderen glaubenseifrigen Völkern in jener Zeit betrieben wurde, fern. Da aber die Last einer höchst willkürlichen Besteuerung auf den Ungläubigen lag und nur die Anhänger Mohammeds zum Kriegsdienst und den öffent­lichen Aemtern zugelassen wurden, vollzog sich massenhaft bei den unterjochten Völkern, Albaneser, auch Serben und Griechen u. a., der Uebertritt zum herrschenden Glauben, wobei hier wie immer in solchen Fällen, der Adel an der Spitze der Renegaten marschierte. Das Grundeigentum in den eroberten Ländern wurde nach der Lehre des Koran derart geregelt, daß dem Staate das Obereigen­tum aufiel, während das Nutzungsrecht gedrittelt wurde: ein Teil für den Staat, den Sultan und seine Familie und die hohen Be­amten, ein zweiter( Watuf) rir die Kirche, d. h. die Moscheen, religiöse und wohltätige Stiftungen. Der dritte Teil blieb den privaten Besizern, die indessen auch einen großen Teil der übrigen zur Bewirtschaftung gegen Abgabe erhieltem Dieses feudale Shitem führte zusammen mit der willkürlich aussaugenden Be­teuerung zur Verwahrlosung des Acer es, so daß Landstriche, die zu den fruchtbarsten der Welt gehören, nur dürftig den fümmerlichen Unterhalt liefern Um so größer war die Rolle, die das Beutemachen im Striege spilte. Wo der Türke hintritt, wächst tein Gras mehr": ein altes Sprichwort, das die Erinnerung der westlichen Völker, die übrigens ihre Kriege nicht minder graujam und beutelüstern zu führen pflegten, an die Einfälle jener wilden Horden kennzeichnet. Dabei waren die seit der Mitte des 14. Jahr­hunderts als Kern des Heeres gebildeten Janitscharen ( neue Truppe), das an Stelle des alten Voltsheeres tretende stehende Heer, aus christlichen Saberi herangezogen. Die Reiterei der Spahis bildete den Ausgangspunkt eines Feudalsystems, da die Ausgedienten mit Rittergütern belehnt wurden und mit ihren Nachkommen von der Ausbeutung ihrer Bebauer lebten.

Man hat das Türkenreich, das keine eigene Kultur entwidelte und auf wirtschaftlichem Gebiete nur die notdürftige Existenz fristete, als ein Feldlager fremder Krieger auf europäischem Boden bezeichnet. Tatsächlich ist das Frer der einzige Bestandteil der tür­fischen Gesellschaft, der ebenbürtig neben die Schöpfungen anderer Mächte treten fonnte und noch kann. Im Innern herrschte bald schrantenloser Despotismus, bald wilde Anarchie der Soldatesta. Sultan Mohammed III., der von 1595-1603 regierte, ließ seine Osman II. , der 1621 die Janitscharen vernichten wollte, wurde von von verschiedenen Frauen stammenden Brüder erdrosseln, diesen getötet.

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Diese Wirten ebenso wie sie Unfähigkeit zu Fortschritten in Wirtschaft oder Berwaltung lassen es begreifen, daß die Türkei mehr und mehr von den konkurrierenden Nachbarstaaten zurüd gedrängt und schließlich von ihnen und den schwer bedrückten Nation nalitäten ihres Reiches aus ihrer Machtstellung vertrieben wurde. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, nach dem Mißlingen ber neuer Gebietsteile, bis nur noch ein fümmerlicher Rest blieb, deffen Fortbestehen heute auch in Frage gestellt ist. Erst ging Mittel­ungarn an Oesterreich verloren. 1699, im Frieden von Karlowitz, folgte der Rest von Ungarn mit Siebenbürgen und der Beginn der Abgliederung der südrussischen Bejizungen. Weitere Kriege wurden von Oesterreich , damals der Schuhwehr Deutschlands und West­ europas ( 1717.Prinz Eugen der edle Ritter": Sieg bei Peterwardein , Eroberung von Belgrad , weitere Abtretungen im Frieden von Passaromiß 1718), auch von Polen und später namentlich von Ruß­I and geführt. Mit wenigen Ausnahmen endeten sie mit türkischen Niederlagen und Gebietsabtretungen in Europa oder Asien , jei es an die friegführende Macht selbst, sei es durch Bildung von Schutz­staaten.

a. k. Gin Nachzügler der alten Weltreiche des Ostens, ein ver­fallender Rest mittelalterlich- barbarischer Staatsbildung ragt das Reich der Türken in die moderne Zeit, seit langem durch die eigen- Belagerung von Wien ( 1683) bzieht sich die Absplitterung immer nüßigen Einmischungen der europäischen Mächte, die Selbständig teitsbestrebungen der unterworfenen Völker, neuerdings auch durch die Entwickelung des eindringenden Kapitalismus in seinem über­lieferten Wesen bedroht und dem Untergange entgegenjehend. Die Geschichte der türkischen Herrschaft erinnert an das Kinderspiel von dem Bauern, der ins Holz fuhr. Der Bauer nahm sich ein Weib," ein Kind usw., bis zum Knechte, worauf das Scheiden beginnt, am Ende das des Weibes vom Manne. Jahrhunderte der Grobe­rungen, denen andere der Loslösung der eroberten Gebiete folgen. Ein durch Mischung mit Semiten und Ariern abgeänderter Zweig der uraltaiischen( mongolischen) Völkerfamilie, famen die Osmanen, die schon im 8. Jahrhundert zum Jalam übergetreten waren, im Jahre 1225, 50 000 Seelen start, unter dem Drucke der gleich ihnen aus den Wüsten Innerasiens stammenden Mongolen weiter nach Westen und eroberten unter Sultan Suleiman Armenien. Seitdem ein ruheloses Vordringen nach Westen und Norden. Die slawischen Völker der Balkanhalbinsel , Serben und Bulgaren , wurden im 14. Jahrhundert( 1389 Schlacht auf dem Amfelfeld) unterworfen, 1385 Adrianopel zur Residenz gemacht. Im 15. Jahrhundert folgte die Eroberung der Donauländer und des

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts dauern die Aufstände der Unterworfenen. Seit 1804 der Gerben, der erst zur Bil­dung eines abhängigen Fürstentums( 1817), nach dem letzten russischen Kriege 1878 endlich zur vollen Unabhängigkeit führte. 1821 begann der große griechische Unabhängigkeitstrieg, der die Freiheitsfreunde Westeuropas in Bewegung setzte und schließlich, nachdem der von den Türken mit äußerster Grausamteit geführte