von Polen . Unser heiligstes Wort, ebenso allen Deinen Anhängern, daß Wir im Begriffe sind. Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen, und führen Wir mit uns 13 Könige mit 1300 000 Kriegern Infanterie und Kavallerie, und werden Dem Ländchen mit diesem Heere, von dem weder Du noch Deme Anhänger je eine Ahnung hatten, ohne Gnade und Barmherzigkeit mit Hufeisen zertreten und dem Feuer und Schwerte überliefern. Bor allem befehlen Wir Dir. Uns in Deiner Residenzstadt Wien zu erwarten, damit Wir Dich köpfen können. Auch Du, kleines Königlein von Polen , tue dasselbe. Wir werden Dich, sowie alle Deine Anhänger vertilgen und das allerletzte Geschöpf Gottes, was nur ein Giaur ist, von der Erde verschwinden machen. Wir werden Groß und Klein vorerst den grausamsten Qualen aussetzen und dann dein schändlichsten Tode übergeben. Dein Keines Reich will ich Dir nehmen und die gesamte Bevölkerung von der Erde wegfegen. Dich und den König von Polen werden Wir so lange leben lassen, bis Ihr Euch überzeugt haben werdet, daff Wir alles Angesagte erfüllt. Dies zur Darnachachtung. Gegeben in Unserem 40. Lebensjahre und in dem 2S. Jahre Unserer allmächttgen Regierung." Literarisches. Karl Henckell nennt sein letztes Buch Gedichte-- das zwölfte seit den achtziger Jahren—„Im Weitergehn' sVerlag „Die Lese", München ). Es schliefst sich an den kurz vorher er- schienenen Band„ W e l t l y r i k" an, in dem der Dichter seme Uebersetzerkraft, die längst anerkannt ist, in der Fülle alten und neuen Schaffens zeigte. Wenn Henckell sich entschließt, ein Gedicht ins Deutsche zu übertragen, so ist das immer ein Zeichen, daß ihm das Gedicht persönlich nah ist. Das erhöht nun den Wert seines schönen Sammelbuchs fremder Lyrik. Wir hören einen Grundklang der Freude am Gewaltigen aus seinen Blättern. Wo mit Quadern gebaut wurde, da reiz« eS den deutschen Dichter, seine Kunst, die immer jauchzend nach dem Anblick des Stärkest und Hohen drängte und sich ihm in den besten Stunden gewachsen fühlte, einzusetzen. Der Wert seiner Arbeit besteht darin, daß sie nicht nur den Gesamtcharakter der fremden Dichtung wahrt: sie läßt auch dem �Besonderen sein Recht und geht mit voller eigener Kraft in das einzelne und Ganze ein. In jeder Gabe empfangen wir eine sehr treue Uebenragung des Vorbilds und zu- gleich ein HenckellscheS Gedicht, das meist vollendet heißen darf. Dieser Zug bringt auch Einheit in die Fülle, an der so viele Dichter aller Zungen beteiligt find. Der höchst mannigfalttge Buchinhalt, der stofflich mit mancher knorrigen Wurzel Soziales und Sozialistisches umklammert, scheint innerlich sinnvoll verbunden: au« dem mächttg pulsierenden Leben hervor aufgereiht. DaS Buch Welllyrik, deffen Anfänge im letzten Abschnitt des Buches der Freiheit von 1893 stecken, wird ein dauernd großer Genuß sein. Das Buch.Im Weitergehn', das nur eigene Lyrik darreicht, schließt sich in seiner Art den Bänden.Gipfel und Gründe' und .Schwingungen' an, die vor acht und sechs Jahren erschienen. Auch in dem neuen Buche tönt es vor allem von Liedern lichter Weihe. Weltheitere Seligkeiten schwingen und schreiten. In kristallen-klaren Glanz ist alle? emgetaucht, das Kleine, das Große, das Zarte, das Strenge, die Sttlle, der Swrm. Dies Wesen herrscht so durchaus vor, daß man fast erstaunt, wenn gegen den Schluß des Buches hier auf polittsche, sattrische, polemische Stimmungen stößt. Die Schwere der Wirklichkeit, mit der auch Henckell einst innerlich auf- gewühll gerungen hat, schemt keine Macht mehr über ihn zu haben. Dem Rhythmenringen der Gegenwart, in dem sich der Lebenskampf der jüngsten Generatton abspiegelt, ist Henckells neues Buch fern. Der Dichter siebt die Wirklichkeit, die er durchwandert, aus seinem immer gebieterisch regen Drang, sich am Herrlichen zu freuen, alles ins Herrlichste gesteigert zu genießen. Leichtgläubigen Naturen wie ihm ist leidtiefes Graben und Grübeln fremd. Sie find durchaus nicht blind für Widersinn, Weh und Grauen der Wirklichkeit, aber sie sehen'« nie ohne das wundertättg säubernde Licht, unter dessen Macht alles Dunkle hinsterben wird. Gegen das Schwere gefeit zu fein, ist höchste Bedingung ihres seelischen Lebens. Henckells Natur ist in dieser Art durchaus auf läuterndes Anschauen gestimmt, dem Falsches und Häß- liches, so oft sich's herandrängen mag, nichts anhaben kann. Dieser Natur entspricht aber auch des Dichters Liebe zur„Kunst der edlen Formen', die auf„stolzen Bau' und„ttefgeschöpftes Bildtum' hält, die„schwanke Willkür' verwirft und„festen Rhythmenplänen' sich immer überzeugter zuwendet. Unter dem Zeichen so gerichteter künstlerischer Arbeil steht das Buch„Im Weitergehn", und es hat Blätter genug hervorgetrieben— das innigbewegte Lied„Heim- liches Licht' gehört zum Edelschönsten— die als ein goldiggrüner Schmuck am Baum Henckellscher Lyrik dauern werden. F. D. Kunst. Wie man hohe Preise für moderne Bilder macht. Wie ist es möglich, daß uns die neuesten Entartungen der Pariser Kunst, die Werke der Expressionisten und Kubisten, als Schöpfungen großer Genies angepriesen werden, und daß der, der sich solch ein Bild als kunsthistorische Kuriosität aufheben will, große Preise bezahlen muß? Diese Rätselfrage beantwortet Camille Manclair, indem er uns in einem Aufsatz der„Revue' einen inttmen Blick hinter die Kulisien des modernen Kunsthandels tun läßt. Die VerantS- Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag: Gestalt des Händlers mit modernen Gemälden ist erst im letzten halben Jahrhundert aufgetaucht und sie hat aus dem Kunstmarkt eine Börse gemacht, auf der mit Bildern spekuliert wird, wie sonst mrt Aktien Zur Zeit Delacroix' und Ingres ' gab es nur Händler mit alten Kunstwerken; erst die Kaufleute, die den geschäftlichen Verttieb der Arbeiten der großen Impressionisten übernahmen, haben gezeigt, wie man mit Schöpfungen der zeit« genössischen Kunst ungeheuer viel verdienen kann. Die nach ihnen kamen, hatten es schon viel leichter: sie konnten vor irgend einem extravaganten Bilde mit warnend erhobenem Finger sagen:„Lachen Sie nicht vor dieser Leinwand; erinnern Sie sich daran, daß man auch vor Delacroix und Degas gelacht hat, und hüten Sie sich vor Gewissensbiffen l' Die Händler der zweiten großen modernen Maler- generation Frankreichs haben dann die Spekulationsmethoden ausge- bildet, deren sich die Allerjüngften skrupellos bedienen. Die Maler selbst haben nichts gehabt von der Hausse, die nach ihrem Tode mit ihren Bildern einsetzte.„Cözanne bringtpjeute Riesensummen; er ist gestorben, ohne dieses Resultat vorausgesehen zu haben; er lebte ärmlich von einer klemen Rente, verkaufte wenig oder nichts, zu lächerlichen Preisen, erstaunt darüber, daß er überhaupt was bekam. V a n G o g h hat ohne alle Hilfsmittel gelebt; der brave Vater Tanguh kaufte von ihm ins Blaue hinein und tat. was er konnte, selbst ebenso arm wie ehrlich. Gauguin mußte, um nach Tahitt reisen zu können, im Hotel Drouot eine Menge von Bildern für einige Tausend Frank verkaufen und ist ohne einen Pfennig gestorben. Man kennt aber einen gewiffen Händler, der, einige Schritt vom Boulevard entfernt, einen Kramladen hiett, besonders auffällig durch seine staubige Unordnung, seine schmutzigen Schaufenster und seine schlechten, das Publikum abschreckenden Aus- lagen, und der ganz sachte ein Vermögen machte, indem er die schlechteren Arbeiten dieser Toten mit einem Borteil von SSV oder 1000 Proz. verkaufte. Die unförmlichsten Farbenflecke, die van Gogh auf ein Endchen Leinwand spritzte und für die man vor zehn Jahren nicht 10 Sous gegeben hätte, wurden mit Gold bedeckt. DaS zeigt, wie unser Zeitalter den Toten Gerechttgieit antut und fürchtet, rück- ständig zu scheinen, aber nur der Kaufmann hat den Profit davon." Die Methoden dieses modernen Kunsthandels unterscheiden sich kaum von denen der Börse. Da gibt eS z. B. die sehr be- liebten Scheinkäufe. Ein Bild, daS lange verschmutzt und unbeachtet in einer Ecke lag, erhält einen prächtigen Rahmen und eine ganze Geschichte. Drei oder vier Kaufleute übernehmen es zu scheinbar immer höheren Preisen und der Kunstfreund glaubt schließlich ein gutes Geschäft gemacht zu haben, wenn er 20 000 Fr. für ein Werk zahlt, da» M. Arssnieux so glücklich war, für 16000 Fr. von M. Tripson zu kaufen, der für dies Meisterwerk 10 000 Fr. M. Larvol zahlte, der eS für 5000 Fr. von M. Laviser erworben hatte. Der wichttgste finanzielle Coup, der heute so skrupellos ge- übt wird, ist das„Lancieren". Da«„unbekannte Genie' wird aus- gewählt in größter Sttlle, wie irgend ein fabelhaftes Bergwerk, deffen Allien man an den Mann bringen will; man sieht nicht« von seinen Werken, man weiß nur. daß eS ein genialer Maler ist. Allmählich fängt man dann an. davon zusprechen: Welcher Jammer, daß dieser Maler ruhmlos untergehen soll I Dann sieht man zwei oder drei Bilder von ihm, die letzten; rührende Anekdoten werden über ihn in Umlauf gesetzt. Einige Sammler kaufen aus ftommer Neugier; man veranstaltet eine Subskriptton, um ein Bild den Museen zu schenken. Dann erscheinen neue Bilder und immer wieder neue; die Lobeserhebungen steigern sich. Endlich kommt die Apotheose.' Der Händler aber, der alles geschickt inszeniert, verfährt mit dem aufgekauften Vorrat des neuen Genies sehr sparsam, hält viele Werke zur Preissteigerung zurück und bringt sie fo immer teurer an den Mann. Naturwissenschaftliches. I Eine Schmetterlingssammlung, die eine Mit. lion wert ist. DaS große Museum für Naturgeschichte in der Londoner Vorstadt SouH Kensington hat ein Geschenk erhalten. daß von der Verwaltung dieses» Museums selbst als das wertvollste seiner Art bezeichnet wird, das bisher jemals in seinen. Besitz gc- langt ist. Die Stiftung besteht in einer Schmetterlingssammlnng, die ein vor wemgen Monaten verstorbener Mr. Adams hinterlassen hat. Dieser Mem der in der erfreulichen Lage gewesen ist. große Geldmittel für seine Liebhabereien aufzuwenden, soll mehr als 800 000 M. nach und nach für diese Sammlung ausgegeben haben, so daß ihr Wert als Ganzes reichlich auf eine Million geschätzt werden kann. Sie enthält sowohl paläarkttsche wie exotische Schmetterlinge und Motten. Außerdem besaß der Erblasser noch eine besondere Sammlung brittscher Schmetterlinge, die er der entomologischen Sammlung seiner Vaterstadt hinterlassen hat. Um die große Sammlung, die etwa 150000 Stücke umsaßt, aufstellen zu können, wird das Museum für Naturgeschichte allein 68 seiner Kabinette zur Verfügung stellen müssen. Im übrigen werden die Zoologen des Museums nicht mehr viel Mühe mit der Sammlung haben, da sie in ausgezeichnetem Erhaltungszustand und mit ge- nauen Bezeichnungen der Art und des Fundorts für jedes einzelne Stück verschen ist. Adams war übrigens nicht nur Sammler, sondern auch selbst ein tüchtiger Entomologe, der über 200 neue Schmctter- linge entdeckt und beschrieben hat, deren Belege sich selbstverständlich glcickfalls in der Sammlung vorfinden. .vorwärtsBuchdryckerei y.Perlagsan>laltMaiii SingeräiCo., Berlin LW.
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29 (22.10.1912) 205
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