Darauf ivar nichts zu erwidern, es kam nur Joel vor. als hätte Eidermans Stimme einen auffallend höhnischen Klang. Das Boot schoß dahin, als es unerwartet in Treibeis geriet, das sich zwischen einigen Felsen gesammelt hatte. Darüber vergaß Joel seine Verwunderung über Eidermans Gegenwart, sondern lauschte dem Schaben des Eises gegen den.Bord, denn jeder Laut aus dem Meer entzückte ihn. Er merkte, daß Eiderman hinter ihm sich mit irgend etwas zu schaffen machte, jedoch lenkte er Joels Aufmerksamkeit ab, indem er eine Flasche aus der Rocktasche zog und fragte: Willst Tu'nen Schluck haben, so sag' nicht nein!" Danke!" sagte Joel und näherte sich Eiderman, um die Flasche entgegenzunehmen, wobei er das Boot dem Winde entgegen wendete, und das große Segel abermals zu flattern anhub. Erbittert stieß Eiderman eine Reihe von Flüchen auS, aber Joel kniff geringschätzig ein Auge zu. Jetzt war es ihm klar, daß Eiderman getrunken hatte, und er dachte bei sich: Fürchtet sich der Kerl im Dunkeln? Und ohne etwas zu beabsichtigen, lachte er spöttisch. Zum Henker, Junge!" zischte der Lotse, indem er die-glaiche zurücknahm. Joel wußte nicht weshalb, aber eine Ahnung nahenden Unglücks durchzuckte ihn, durch Eidermans Stimme klang es wie verbissener Haß. Aber in der nächsten Sekunde wurde er sich seiner Jugend und Kraft bewußt und atmete tief auf. Sann der andere auf Schliche, was ihm Joel jedoch kaum zutraute, so war er doch der Mann, mit einem halben Dutzend solcher Kerle fertig zu werden. Inzwischen war das Boot aus dem Treibeis gelangt und hatte die letzten Schären hinter sich gelassen. Die See ging nicht hoch, obwohl der Wind stoßweise pfiff und Joel im stillen vermutete, daß es vor Morgen Sturm oder auch um Mitternacht Schnee geben würde. Die beiden Laternen, auf die sie zusteuerten, rückten näher, und sie berechneten, in einer Viertelstunde das Schiff erreicht zu haben. Vom dunklen Hintergrund hoben sich zwei scharze Masten und ein plumper Rumpf ab. So, nun dreh'n die dummen Hunde," brummte Eiderman, als die eine Laterne verschwand. Fallreep, so kommen wir ihnen zuvor!" mahnte Joel. Das ist leicht gesagt, aber..." Wiederum machte sich Eider­man im Achter etwas zu schaffen, und nach einer kleinen Weile steuerte das Boot südlicher. Joel zuckte verächtlich die Achseln. So'n Kerl zum Gefährten zu haben, der nicht mal'n Boot in leidlichem Wetter steuern konnte. Pfui Teufel!" Eiderman brummte etwas zwischen den Zähnen, das nicht zu verstehen war. S wird weder Schnee noch Sturm," murmelte Joel für sich, wir bekommen Frost heute Nacht, gut, daß man bald heimkommt." Er kroch nach vorn, denn sie sollten gleich am Ziel sein. Nach einer Weile richtete er sich auf, legte die Hände au den Mund und rief: .Lotse hier!" Vom Fahrzeug ließen sich harte Tritte auf dem Deck vernehmen und eine phlegmatische Stimme antwortete:Ohoj!" Gleich darauf erklang es:Aufgepaßt!" (Fortsetzung folgt.)) Die Vogelwarte RoHitten. Alljährlich nehmen zahllose Vögel bei ihrem Hin und Her zwischen Sommer» und Wintersiedelungen den Weg über die Zturische Nehrung und rasten hier, wo sie stellenweise geeignete Nahrung nnd passendsn Unterschlupf finde». Dazu, fie in ihrer Ur- wüchfigkeil gleichsam zu belauschen, ist die Nehrung besonders im südlichen Teil, im Bereich von Rosfitten wie geschaffen. Die am 1. Januar 1901 begründeteVogelwarte" verfügt über ein Gebäude in geringer Entfernung nördlich vom Dorfe Rossitten  . Das ganz frei stehende Häuschen mit der verhälmiSmäßig sehr hohen Bedachung umschließt ein Zimmer zur Unterbringung ausgestopfter Vögel usw.. ein kleines Arbeitsgemach, einen zugleich als Dunkelkammer benutzten Vorratsraum und die Familien- Wohnung des Dieners. Ulmenborst, die andere jetzt der Vogelwarte zugehörende Baulichkeil vom Dorf RosfiNen sieben Kilometer in vorwiegend südlicher Richtung und von menschlichen Wohnstätten überhaupt weit entfernt, ist noch kleiner und besteht nur aus einem Wohn- und dem auch als Küche dienenden Vorraum. Gutsbesitzer Ulnier auf Ouanditten bestritt die Kosten der Herrichtung, und ihm zu Ehren erfolgte die Benennung. Professor Tbienemann. der Leiter der Bogelwarte, bezeichnet Ulmenhorst, wo er sich während der Zugzeiten aufhält, als geradezu ideale Beobachtungsstätie. Die Nehrung ist an dieser Stelle schmal und ohne Waldbestände, in denen sich Vögel verstecken könnten. Sie läßt sich hier ziemlich genau von der Haff  - bis zur Vordüne hin überblicken. Erforschung des Vogelzuges liegt der Warte in erster Linie ob, wobei, wie Professor Thienemann in seiner 1910 herausgekommenen Schrift.Die Vogelwarte Roffitten" aufreiht, Nebelkräbcn. Lach-, Herings-, Sturm-, Raubmöwen, Störche. Rauhsilßbussarde und Strandvögel der Beobachtung anheimfallen. Um nun das Be- fiedelungsgebiet dieser Tiere, die Richtung ihrer Bahn usw. zu er- künden, wird eine gewisse Zahl derselben gezeichnet, das heißt, mit einem Alummiumsußringe, der die AufschriftVogelwarte Rossitten  " und das Datum der Auflassung trägt, versehen. Mit solchenRing- versuchen" begann die Vogelwarte 1903, wobei zunächst Nebelkrähen an die Reibe kamen. Diese überwiegen miter den über die Nehrung ziehenden Vögeln u.-.d werden hier an vielen Stellen seit der Ur- Väter Zeit mittels des Netzes gefangen. Das Zeichnen wäre jedoch zwecklos, wenn von dort aus, wo man.Ringvögel" antrifft, niemand die Ringe oder, was noch freudiger zu begrüßen ist, die vollständigen Vögel nach dem Ort der Auflassung zurückschicken würde. Erfreulicherweise haben sich aber Verständnis utid Interesse für die Sache in immer weitere Kreise hineintragen lassen. Bis jetzt gelang es u. a. festzustellen, daß eine Nebelkräbe die Gegend von Savolinna in Finnland   er» reichte, daß diese Tiere im Winter in Pommern  , und besonders um Stettin   herum, sehr zahlreich anzutreffen sind, daß Prettin   a. d. Elbe  den südlichsten Punkt ihres Vorioinmcns in Deutschland   bildet, daß Lachmöwen gewöhnlich einen Flußlauf oder eine Küste als Richtschnur wählen und hauptsächlich an der Pomündung überwintern usw.; trifft mitunter, z. B. aus dem Innern Afrikas  , eine Sendung anHerrn" oderMonsieur Vogelwarle" in Rossillen ein, so bleibt ja deren Wert durch diese Auffchrift unberührt. Schon in früherer Zeit sind bisweilen Vögel in der einen oder anderen Weii'e aus Spielerei oder zu wissenschasilichen Zwecken markiert worden. Neuerdings haben Männer der Wissenschast, zu denen Brehm gehört, und Tienchutzvereine dagegen gesprochen. Ihre Einwände erwiesen sich jedoch als keineswegs stichhaltig, wobei z. B. auch an Brieftauben, die ja ebenfalls etwas Fremdes tragen, zu erinnern wäre. Die von der Vogelwarte Rofsilen benutzten Ringe find so leicht, daß, wie eingehende Untersuchungen dartalen, die daS Anlegen ruhig hinnehmenden Vögel nicht die mindeste Beeinträch- tigung erleiden. Schon u. a. dadurch, daß Ringvögel wohlbehalten aus Ostpreußen   nach Südafrika   gelangen, daß man Vögel, die ihre Ringe seit Jahren an sich haben, munter beim Brüten antrifft, werden ja die gegen das Zeichnen erhobenen Bedenken entkräftet. Das Anlegen der Ringe, besonders bei Kleinvögeln eine äußerst schwierige Arbeit, muß allerdings geschickt und sachkundig erfolgen, und dem ist eben nicht jeder gewachsen. Im Interesse des Vergleichens und der wisienichaftlichen Forschung darf auch nicht planlos in irgend einer beliebigen Weite, sondern nur nach der Art einer Zentralstelle gezeichnet werden. Als jolche kommt für Deutsch  - land die Vogelwarte Rossitteii, die Ringe unentgelllich hergibt, in Betracht. Eine Jagd auf Vögel zu dem Zweck, solche mit Ringen zu erbeuten, ist natürlich schon im Hinblick auf die im Verhältnis zur Gesamtmasse ganz verschwindend geringe Zahl der Ringvögel durch- auS verfehlt. Das Auffinden muß, betont Professor Thiencmann ausdrücklich, dem Zufall überlassen bleibe». Die dann aber zu wissenschaftlichen Zwecken gelöteten Ringvögel wiegen gar nicht gegenüber den Massenmorden, die an Vögeln z. B. zur Befriedigung einer Modelaune begangen werden. Zu den Aufgaben, die sich dem Hauptarbeitsgebiet der Vogel  - warte Rossilten naturgemäß an- und eingliedern, gehört der Vogel  - schütz. Nistkästchen werden angebracht, Furterplätze für den Winter hergerichtet uiw., und um tatkräftigem Interesse für die gefiederte Welt mehr und mehr Boden zu gewinnen, hielt Prof. Thienemann im Frühling des laufenden Jahres in Rossilten einen Kursus für praktische Vogelkunde und praktischen Vogelschutz ab. Es gilt auch mit Veränderungen zu rechnen, die dem Eingleisen menschlicher Tätigkeit entspringen. Am Wege zwischen der Vogelwarte und dem Schwarzen Berge", der einen wundervollen Ausblick nach der See und dem Haff hin gewährt, liegt unmittelbar an letzterem die Vogelwiese". Aus ihr tummelten sich früher Strandvögel der ver- fchiedensten Art in gewaltigen Scharen. Damit bat sich'S aber stark gemindert, seitdem zum Schutz des Hassufers Rohranpflanzungen er- standen. Nun läuft eine 12 Kilometer weite nach Norden gelegene Palwe eine mit spärlichem Gräswuchs bestandene Sandfläche der Vogelwiese den Rang ab. Eine zweite Stätte zur Erforschung des� Vogelzuges hat Deutsch  - land in derKöniglichen Biologischen Anstalt" auf Helgoland  , wo zum erfreuliche» Aufschwung der Sache jetzt wieder ein Ornithologe schafft. Ringveriuche stehen hier seit 1999 auf dem Arbeitsplan. Bon derKöniglich-Ungarischen Ornithologischen Zentrale" in Buda» Pest) von der Universität Aberdcen in Schottland   wird die Vogel- markiening planmäßig und in großem Maßstabe durchgeführt. In England zeichnet seit einiger Zeit Wilherbh, der Herausgeber der British BirdS", und in Riga   wie in' Algier   ist eine Station zur Beobachtung des Vogelzuges im Ausbau begriffen. Ringversuche greifen mehr und mehr zu internationaler Arbeit in einander ein. Kleirns f emlleton. Volkskunde. Die Frau im Sprichwort d e r B a l k a n v ö l k e r. Die eigenartige Zwiiterstcllung der Frau auf dem Balkan  , die zwischen ritterlich europäischer Verehrung und orientalischer Nichtachtung hin und her schwankt, wird am schärfsten durch den Sprichwörter- fchatz der Südslawen beleuchtet. In den zahllosen Sätzen der Volks- Weisheit, über die die Bauerg der Ballcmhalbiusel in ihrer schlag-