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stantinopels die Stadt Hadrians   zur zweiten Hauptstadt des türki schen Reiches herabfant, hat sie jedoch immer wieder große historische Schauspiele und geschichtliche Persönlichkeiten gesehen. So weilte in der heutigen Ruine Demir- Tasch 1713 Karl XII.   von Schweden  . In den Kriegen des 19. Jahrhunderts war die machtlos gewordene Türkei   nicht mehr imstande, Adrianopel  , die eigentliche Pforte des Reiches, zu halten. 1829 fiel es ohne Widerstand der russischen Armee unter Diebitsch   in die Hände. Doch es war, als ob die ber­fallene Feste Rachegeister in sich bärge, die die Schmach vergalten. Die Russen erlitten in Adrianopel   einen so großen Verlust an Leuten, wie ihnen die glänzendste Verteidigung keinen größeren hätte zufügen können. Aus den fumpfigen Tälern der Mariza stiegen die Krankheitskeime auf, die die Truppen dezimierten. In Adrianopel   wurde dann der Friede zwischen dem Baren und dem Sultan   unterzeichnet. Im Krimkriege wurde die Stadt von 15 000 Franzosen unter dem General Bosquet beſeßt.

Nachdem im russisch  - türkischen Kriege 1878 die Stadt wiederum in die Hände der Feinde gefallen war und hier der Waffenstillstand geschlossen wurde, ging man dann dem Problem einer starken Be­festigung dieser wichtigen Stadt energisch nach; Befestigungswerke wurden angelegt, die einem großen Logen am linken Marihaufer bildeten, und diese Fortifikationen sollen seit 1909 so verstärkt wor­den sein, daß Adrianopel   heute vom türkischer Seite als uneinnehm bar bezeichnet wird. Adrianopel   breitet sich auf mehreren, sich etwa 30 bis 40 Meter über dem Wasserspiegel der Mariza erhebenden Hügeln aus. In südlicher Richtung flachen sich diese Erhöhungen immer mehr zur Ebene ab; im Westen der Stadt steigt das Terrain zu einem fanft gewölbten Hügellande empor, dessen Kuppen durch kaum merkliche, wellenförmige Einsattelungen voneinander ge­trennt sind. Von fern bieten diese mit Häusern bedeckten Hügek einen wundervollen Anblick; sie scheinen eingebettet in blühende Gärten, die sich wie bunte Dafen in die einförmige, zum Teil sumpige Ebene der großen Flüsse hinabziehen. Das Innere bietet freilich den gewöhnlichen Anblid einer türkischen Stadt mit schmutzi gen engen und winteligen Gassen. Einige herrliche Bauwerke er innern an die Größe der Vergangenheit, so vor allem die Selim­Moschee, deren Suppel fich 20 Fuß höher wölbt als die der Hagia Sofia   und die die Türken für die schönste Moschee der Erde erklären. Ueber die säulentragenden Galerien der Murats- Moschee heben sich neun Suppeln in die Luft, und um diese ragenden Wahrzeichen des Jalams entfaltet sich ein reges Handelstreiben in den riesigen Bazaren, die von der auch heute noch blühenden Industrie der Stadt Beugnis ablegen. Ebenso groß wie die militärische ist ja auch stets die kommerzielle Bedeutung Adrianopels gewesen, denn hier ver­einigen fich fast alle Hauptverkehrsstraßen, die von den Pässen des Paltans und Bosporus  , dem Marmarameer  , den, Dardanellen und dem Mündungsgebiet der Marika führen.

Träftigen und zugleich dichterisch geschmückten Ausdrucksweise ber­fügen, spielen Weib und Ehe die Hauptrolle. Wiele dieser Worte Sprechen die Sklavenstellung der Frau kurz und präzise aus; so heißt es: Der Mann ist der Kopf, das Weib ist das Gras", d. h. Das, worauf der Mann herumtritt. Ein Mann ist mehr wert als Behn Weiber", und um zu zeigen, wie hoch der Mann stets über der Fran steht, sagt man:" Der Mann auf den Wandschrank, die Frau auf den Sessel". Aber trotz dieser Geringschäßung der Frau erkennt man doch willig den Segen des Heims an, der durch weibliche Arbeit geschaffen wird. Die Frau sorgt für die Kleidung des Mannes mach dem Worte: Das Weib trägt den Mann auf ihrem Gesichte, ber Mann das Weib auf seinem Hemde". Im Haus regiert die Frau: Der Mann ist da, um die Welt, das Weib, um das Haus zu Tenken"." Das Haus steht nicht auf der Erde, sondern auf dem Weibe". Ein weises Weib baut das Haus, eine Törin zerstört es." Darum erklingt das Roblied der tüchtigen Frau, von der es Heißt: Kein Schatz ist soviel wert, als ein tüchtiges Weib".- Ein hutes Weib ist der Ruhm ihres Mannes." Ohne Frau fühlt sich der Südslawe verlassen von Gott   und der Welt: Allein kann der Mann auch nicht ins Paradies". Ein Mann ohne Weib, wie eine Stube ohne Wand. Aber auch die Frau ist nichts, ohne ihre stärkere Hälfte; nur in der Ehe findet sie ihr Heil: Besser ist es, des widrigsten Mannes Weib zu heißen, als des besten Bruders Schwester". So gehören die Ehegatten ewig zueinander, wie zum Samstag nach südslawischem Glauben die Sonne. Der Mann ist ba, zu erwerben, das Weib aber, zu erhalten und zu bewahren". Ein tüchtiges Weib füllt das Haus bis zum Dache". Die Frau ist die beste Freundin, die flügste Beraterin des Mannes; sie ist sein höchstes Gut, denn:" Das Weib gebiert auch Helden" Aber schlimm ist es, wenn sie herrscht in Haus und Hof: Wo das Weib die Hosen anzieht, der Mann aber den Unterrod, Ach and Wehe dann über Beide und über das Haus". Und damit sind wir bei dem schier endlosen Kapitel der bösen Weiber, in dessen Behandlung das südslawische Sprichwort unerschöpflich ist. Friedrich S. Krauß   führt eine lange Litanei an, in deren ewigen Anrufungen zu den alten Voltshelden Marko gebeten wird, die chlimmen Frauen zu züchtigen, zu bedrohen und zu ermahnen. Leider wird das Mädchen in der Ehe meist so ganz anders, wie sie als liebliches Bräutchen schien: So lange sie bei der Mutter weilt, ist sie sanfter als ein Schäfchen; faum aber ist sie beim Manne, so Stredt fie eine ellenlange Bunge heraus." Schwabhaftigkeit ist ihr angeboren. In einem modernen Scherzgespräch heißt es: Wir brauchen keinen Telegraphen, so lange unsere Weiber leben", und als schwerste lebel bezeichnet man:" Ein Hungerjahr und mein fläffen Des Weib". Gar schwer ist es, den Charakter einer Frau zu erraten: Das Weib ist keine Blume, daß Du an ihr riechst und ihre Art er­Bennit". Man foll keine schöne nehmen: Ein schönes Weib und füßer Wein, zwei süße Gifte", dagegen: Ein häßliches Weib, die Beste Hausfreu". Nie soll man Frauen loben, sonst werden sie über­mütig: We: das Weib schmäht, der ölt sein Kraut; wer aber das Die Verbreitung der Tollwut   in Preußen 1911. Weib lobt, der versengt sich selber den Bart". Bei manchem Ehe Nach den Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamtes vom mann bewahrheitet sich das Sprichwort:" Ga trifft manchen ein 9. Oktober 1912 wurden im Jahre 1911 in Preußen 231 Personen größeres lebel daheim, als im Kriege". Doch weiß der südslawische von tollen oder der Tollwut verdächtigen Hunden gebissen. Dies Volksmund ein probates Mittel gegen die schlimmen Weiber zu ist seit zehn Jahren die kleinste Bahl gebiffener Personen. 1910 empfehlen: den Stock." Der Wein ist zum Trinken, die Weiber sind waren es noch 247 und 1909 406 Personen, ein Beweis, daß die gum Prügeln da", heißt es, und:" Wer sein Weib nicht schlägt, der Befürchtungen derer, die von der Aufhebung des Maulforbzwanges ist kein Mann". Aber das Recht der Züchtigung hat auf dem Bals in Groß- Berlin und anderen Drten eine Zunahme der Biß­fan nur der Mann an seine eigenen Frau; fremde Frauen zu verletzungen durch tolle Hunde befürchteten, nicht zutreffend waren. fchlagen, ist schimpflich und ehrlos." An Weibern und an einem Die meisten Fälle von Tollwut   wurden 1911 noch im Regierungs­Rinde vergreift sich ein Held nicht." Wer ein Weib tötet, dessen bezirk Koblenz   und im Kreise Liegnitz   in Schlesien   festgestellt. Bon Ehre geht spurlos zugrunde." Es leuchten durch alle Derbheit und diesen Bißverlegungen durch tolle oder der Tollwut verdächtige Tiere Roheit der Sprichwörter doch die warmen Strahlen echter Liebe fielen 141= 61,38 Proz. auf die Sommermonate von Anfang April and tiefer Verehrung der Frau als der eigentlichen Schöpferin und bis Ende September und 89-38,7 Proz. auf die Wintermonate und zwar Hüterin des Familienglücks, und so klingt die südslawische Volks wurden in 224 Fällen Personen von 129 der Tollwut verdächtigen weisheit aus in dem leidenschaftlich schmerzlichen Wort: Das Weib Hunden gebissen und sieben Personen von drei Kazen. gestorben, das Heim entwurzelt". Also auch diese lieben Haustiere tönnen von der Tollwut angeſtedt. werden und dann auch ihre Hausgenossen bedrohen. Die höchste Bahl von einem Hunde gebissener Personen waren neun und die Adrianopel  . Um Adrianopel   als um den wichtigsten von einer Kaze gebissenen sieben. Von den Bißwunden wurden am ffrategischen Mittelpunkt ballen sich die Wolfen des Kriegsgewitters meisten die Hände und Arme betroffen, doch wurden 24 Personen zusammen; hier wird die erste große Entscheidung fallen. Als der außerdem noch an anderen Körperteilen gebissen. Von 132 Tieren, Snotenpunkt der wichtigsten über den Baltan führenden Verbindune die 138 Personen gebissen hatten, wurden 122 obduziert; von diesen gen, durch seine Lage am Zusammenfluß dreier großer Flüsse, da glückte noch bei 26 der mikroskopische Nachweis der sogenannten fich hier die Tunscha und die Arda in die Mariza ergießen, ist die Negrischen Körper, der Verursacher der Tollwut  . Bei den übrigen alte Stadt, einst die prunkvolle Residenz der Sultane, für die Türkei   meist von auswärts zugesandten, die Fäulnis schon bon höchster militärischer Bedeutung. Ihre Jahrtausende alte Ge- zu weit vorgeschritten. Von den gebissenen Personen unter­hchichte Beweist, daß sie stets im Zentrum der politischen Begeben- 3ogen fich 102 der Schußimpfung im Kochschen Institut heiten gestanden und der Schauplak zahlreicher wichtiger Ereignisse für Infektionskrankheiten und 123 Personen unterzogen sich gewesen ist. Früher erhob sich an der Stelle des heutigen Adria- derselben im hygienischen Institut der Universität Breslau. Eine mopel die Hauptstadr dee thratischen Volkes der Bessier. Kaiser   Person starb an der Tollwut, ohne eine Schuhimpfung erhalten zu Hadrian   soll die zerfallene alte Feste wieder aufgebaut und ihr seinen Samen gegeben haben. Große Schlachten haben in den Ebenen stattgefunden, die Adrianopel umgeben. 323 n. Chr. schlug hier Konstantin der Große   den Licinius; 378 erlag der Kaiser Valens bem Ansturm der Gothen; 551 errangen die Slawonier einen Sieg über den Kaiser von Konstantinopel  ; 586 wurde die Stadt von den Avaren belagert, 922 von den Bulgaren   genommen. Am 22. Novem­ber 1189 ziehen die deutschen Kreuzfahrer in die türkische Stadt ein, und erst 1361 erobert der Sultan   Murat I.   die Stadt zurück, die er 1366 zu seiner Residenz erhebt. Auch als nach der Eroberung Kon­Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Geographisches.

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Ge- zu

Medizinisches.

war

haben, ein anderer Gebissener starb 18 Tage nach dem Biß, aber nicht an Tollwut, sondern an Blutvergiftung. In Laufersweiler  , Kreis Simmern  , Regierungsbezirk Koblenz   war ein 18jähriger junger Mann an 26. Juli 1911 von einem tollen Hunde in die rechte Hand gebissen worden, am 29. Juli wurden bei ihm die Schußimpfungen im Kochschen Institut in Berlin   vorgenommen, aber obwohl er noch zwanzig Schußimpfungen erhielt, brach bei ihm am 17. August die Tollwut aus, an der er am 29. August starb, ein Beweis, daß die Schuhimpfungen nur Erfolg haben, wenn sie mit äußerster Beschleunigung vorgenommen werden.