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weibliches Wesen, dem nichts anderes obliegt als die Zubereitung der die die Muskulatur faum beansprucht, sie vielmehr gewisser­Tambesüblichen Maiefladen, der Tortillas; so zeitraubend ist selbst maßen einübt, die Arbeitsbewegungen ohne weitere besondere dieser eine Endabschluß der engeren Nahrungsforge. Die Auf- Willensbetätigung fortzusehen.

Zu allem tritt als drittes Moment noch der Kunstsinn, Der die Mehrzahl unserer Naturvölker erfüllt. Einen Begriff von seiner Art und seiner Ausdehnung kann nur der Gang durch ein größeres ethnographisches Museum geben; hier muß der Hinweis genügen, daß vollkommen unverziert und ohne irgendwelche fünft­lerische Ausgestaltung so gut wie fein Ding bleibt da unten in der Welt dieser Naturkinder, daß aber gewisse Völkergruppen in der Verschönerung jedes ihrer Lefißtümer förmlich schwelgen. Die gange Südsee gehört hierher, vor allem Melanesien und Neusee­ land , auch der malaiische Archipel, sowie der Nordwesten Nord­amerifas und manche Teile des innerften Südamerika und West­afritas. Selbst die dickvermummten Hyperboreer wissen ihr aus geprägtes Ausschmückungsbedürfnis noch recht hübsch zu betätigen,

bereitung und Genießbarmachung des von Natur giftigen Maniof In den Tiefen der Menschheit vereinigen fich also Spiel und in Südamerika erfordert eine förmliche Erfahrungswissenschaft, fo Rhythmus, um dem Angehörigen jener Schichten den Weg zur Kompliziert ist der Vorgang in seiner Gesamtheit, und Hanf und Arbeit zu weisen und sie ihm schmackhaft zu machen. Noch heute Flachs bedingen nicht weniger als einiger zwanzig verschiedener ist es dem Neger unmöglich, in Gemeinschaft mit anderen einen Berrichtungen, um zum gebrauchsfähigen Stoff umgewandelt zu Wagen zu ziehen, ein Boot zu rudern, eine Laft zu bewegen, ohne werden. dieses Tun mit einem Liede oder doch wenigstens rhythmisch aus gestoßenen Lauten zu begleiten; selbst die Bestellung der Felder lassen intelligente Große in West- und Ostafrika unter den Klängen der Musik von ihren Untertanen ausführen. So ließ der Häuptling Ngilla von Tibati in Westkamerun seine Leute in Ab teilungen von je 100 Mann den Loden nach dem Trommeltatt be­hacken; hinter diesen Arbeitern marschierten aber im gleichen Taft die Säeleute, um aus umgehängten Behältern den Samen aufs Feld zu streuen. Auch von den Malaien wird Aehnliches berichtet. Bücher hat in Arbeit und Rhythmus" hundert und aber Hundert Beispiele dieser und ähnlicher Art zusammengestellt. In ihrer Gesamtheit zeigen sie, daß das Spiel tatsächlich älter ist als die Arbeit, daß es sozusagen ihr Vater ist, während der Rhythmus bei ihm Gevatter gestanden hat. Ala Grundlage und Woher das tommt, ist leicht zu ersehen, wenn man das Ber- Ausgangspunkt finden wir überall ein zunächst rein spielerisches hältnis jedes dieser verzierten Stüde zu seinem Herrn, ober, falls Herantreten an jedwede Betätigung, gleichsam ein Tändeln mit der biefer Herr mit feinem tätowierten oder bemalten Körper selbst Arbeit unter Tanz und Scherz und Lied, das von dem furchtbaren in Frage kommt, fein Verhältnis zu den Stammesmitgliedern Ernst und dem starren Pflichtbewußtsein der Träger höherer Kultur männlichen und weiblichen Geschlechts ins Auge faßt. Als das Ur- noch beinahe wohltuend absticht. Getragen aber wird das Spiel von motiv des Schmuckes haben wir in den Kulturelementem der dem Rhythmus, den man in seiner Üniversalität direkt als den Menschheit" die Absicht der Individualisierung, der Heraushebung Ausfluß eines Naturbedürfnisses des Menschen und gleichzeitig auch der Geschmückten aus der großen Menge fennen gelernt. In- als den Vorläufer, ja die Vorbedingung jeder förperlichen Dauer­bividuell ist nun aber auch jede Waffe, jedes Gerät des Primi- arbeit überhaupt bezeichnen muß.

Kleines feuilleton.

Technisches.

tiven; da jeder sein Eigentum selbst anfertigt, legt auch jeder soviel von feinem eigenen Wesen hinein und sucht mit seiner Arbeit zu­gleich soviel Ehre einzulegen, wie er mir kann; und da der Begriff Zeit bei diesen Glüdlichen noch feine Rolle spielt, so gestaltet der Künstler sein Stück auch so reich aus, wie er nur mag. Wahrlich, man muß diefe Wilden glücklich preisen, sobald man sie vom Standpunkt der Arbeitsweise aus betrachtet. Was berbindet unseren Handwerker, vom Fabrikarbeiter gar nicht zu Aleider aus Glas, Eisen und Papier Det weden, noch mit seiner Hände Werk? In 90 bon 100 Fällen Industrie des 20. Jahrhunderts war es vorbehalten, aus so unmög­erfährt er nicht einmal, in weffen Hände selbst sein bestes Gr- lichen Stoffen, wie Stein, Eisen und sogar Glas Kleider herzus zeugnis wandern wird; gleichgültig bringt er daher das eine zu stellen. Von diesen seltsamen Toiletten, deren Material zu den Ende, und gleichgültig fängt er das Neue an. Nur einige wenige bom Glück begünstigtere Berufe haben sich in dieser Wüste der Unpersönlichkeit noch die Zusammeneghörigkeit von Urheber und Erzeugnis gerettet, die Geistesarbeiter nämlich, die Dichter, Künst­Ker und Gelehrten, an deren Werken ihr Name haftet; fie alle wandeln wirklich noch auf der Menschheit Höhen. Um fo mert würdiger berührt es dabei allerdings, daß gerade ihr Verhältnis Bar Mit- und Nachwelt sich in denselben Bahnen bewegt wie das bes ersten besten Wilden aus den Tiefen unseres Geschlechts.

Leider dehnt sich auch bei den Naturvölkern dieser Vorzug bes Genusses an der eigenen Arbeit nur auf die Dauerprodukte and nicht zugleich auch auf die ungleich zahlreicheren des täglichen Werbrauches aus; hier arbeitet auch der schnißfreudigste Neufee­länder und der farbenfrohfte Nordwestamerikaner nur der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb.

Also schafft er, so muß man doch wohl einwerfen, wenigstens hier mit Widerwillen und Unlust? Die Antwort sucht und findet Bücher durch einen Blid auf unsere Kinder; wie diese zwar durchaus betätigt sein wollen, bei jedem Versuch eines Dauer­Bhanges zur Arbeit aber ermüden, so ergeht es auch den großen Kindern innerhalb der Menschheit, den Naturvölkern; auch sie sind keiner systematischen Dauerarbeit fähig. Wie aber andererseits sich jedes Kind mit Wonne und stundenlang ohne Unterbrechung betätigt, sobald und so lange es seiner Beschäftigung den Charakter des Spieles zu verleihen vermag, so führt auch der Primitive alle die Betätigungen, zu denen ihn weder die Neigung zur Kunst noch sonst ein höherer Gesichtspunkt lockt, gern und willig aus, einfach, weil er von jeher gewohnt ist, sie als Spiel auf und anzufaffen. So tanzt der Neger mit einer geradezu erstaunlichen Ausdauer zu dem monotonen, aber höchst erregenden Ten seiner Trommel; so bearbeitet er aber auch zum Taft desselben Instruments oder unter den Klängen eines Liedes sein Feld gleich­fam im Spiel.

fonst üblichen Kleiderstoffen in einem großen Kontrast zu stehen fcheinen, berichtet ein Auffah der amerikanischen Zeitschrift The Inventive Age"( das Zeitalter der Erfindungen). Als die lette Neuheit in der Damenmode werden hier Noben aus gesponnenem Glas geschildert. Die Toiletten werden in Weiß, Grün, Lila, Rosa und Gelb angefertigt; die Stoffe find so weich und zart wie Seide. In Rußland werden Kleider fabriziert, deren Stoffe von den Fäden eines faferigen Steines aus den Bergwerken Sibiriens her­gestellt werden. Der Stoff soll so dauerhaft sein, daß er buch stäblich unzerstörbar ist. Das Material fühlt sich weich an, läßt sich sehr gut falten und leicht verarbeiten. Die Reinigung eines solchen Steinfleides" geht auf ebenso einfache wie radikale Weise vor sich. Der Stoff wird in Feuer gebracht und kommt völlig fledenlos und unbeschädigt wieder daraus hervor. Stoffe aus Eisen werden heute überall von Schneidern benutzt, um dem Rodfragen einen guten und straffen Sitz zu verleihen. Diese Stoffe find aus Stahlwolle hergestellt und sehen so aus, wie wenn fie aus Pferdehaaren ge­woben wären. Ueberall wird Metallwolle vielfach für die Herren­toilette verwendet. Ein Wolle genannter Stoff, der ebenfalls mit dem Fell der Schafe nichts zu tun hat, ist die sogenannte Salf steinwolle", die in einem elektrischen Ofen hergestellt ist. Pulveri­fierter Staffstein wird, mit bestimmten Chemikalien vermischt, in den Ofen gebracht und kommt dann als flaumige, weiße Wolle aus ihm heraus. Diefe Wolle wird gefärbt und zu Kleidern verarbeitet. Ein Paar Beinkleider oder ein Rock, die aus diefem Kalfsteinstoff bestehen, können weder verbrennen noch durch ett beschädigt werden.

Andere Neuheiten in Kleiderstoffen sind die, die aus Tauen gemacht sind. Ein englischer Fabrikant stellt Meiderstoffe aus alten Striden her. Er erwarb eine große Menge von alten Striden und Seilen, wickelte sie auf und ließ fie nach einem ge­heimen Verfahren zu einer Art Stoff weben. Das Material er­ties sich als außerordentlich dauerhaft und praktisch, so daß er Allerdings tritt noch ein weiteres förderndes Moment zu dieser diese Methode weiter ausbaute. Seine Stoffe aus Striden werden Auffaffung hinzu: der Rhythm u a. Wir alle kennen die belebende besonders in den britischen Kolonien in Mengen abgefeßt. Stoffe Wirkung des Marschliedes und der Regiment& mufit, deren rhyth- aus Papier sind von den japanischen Truppen während des Krieges mische Klänge die vorher noch so müden Beine der Grenadiere wie mit Rußland verwendet worden und haben sich hier viel praktischer elektrisiert nach vorne werfen; geläufig sind uns auch das under- und wärmer erwiesen, als gewöhnliche Stoffe. In China hat man fennbare pint, pint, pint" der Pflastersteinrammer auf unseren die Nutzbarkeit des Papiers als Kleiderstoff fchon seit langem er Großstadtstraßen, von dem jeder Straßenjunge weiß, daß allein fannt; in neuester Zeit sollen nun aber auch japanische Toiletten­Dieser Takt die Männer befähigt, die schweren Nammen mit solcher mäntel, Badekleider und ähnliche Sachen aus Bapier in großen Ausdauer zu handhaben; vertraut ist uns schließlich der Takischlag Massen nach Europa ausgeführt werden. Das Material, das man ber Drescher, der Schmiede, der Nuderer, furz aller Werktätigen, verwendet, besteht aus Makulatur, befonders aus Beitungen; es benen es daauf anfommen muß, mit der geringsten Kraftver- mird einem von den Japanern ausgebildeten Prozeß unterzogen, wendung die größtmögliche Arbeitsleistung zu erzielen. in den verschiedensten Farben gefärbt und mit hübschen Blumen­

Der Rhythmus bedeutet in der Tat eine solche physische mustern bedruckt. Sogar Handschuhe werden aus Papier gemacht; Kraftersparnis; durch ihn wird die vordem vom Willen geleitete der Hauptvorteil, der ihnen nachgerühmt wird, besteht darin, daß in eine rein mechanische, automatische Bewegung umgewandelt, fie, ohne zu leiden, sehr oft gereinigt werden können. Beraniw. Rebalteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW

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