meft'cn sei. Die Beschwörungen de» Schaumschläger» fruchten' ebensowenig bei mirUngläubigem". Da wirb noch eine Tasse Motta aus der nächsten Kaffeebude spendiert ich schmecke: es ist eine für zehn Para! Eine Zigarette bekomme ich aber dazu, die ist besser, man kann sagen gut und so gehe ich um einen Piaster über mein erstes Angebot hinauf und das Tuch wird mir unterm befriedigten Grinsen des Schaumschlägers,� der auch eine Zigarette bekommen hat. eingewickelt. Aber ich schüttle vorher erst das Tuch sehr kräftig in der Luft aus denn mein gnädiger Turko hat neben sich auf einem der inkrustierten maurischen Tisch- chen einen Affen sitzen, der die umliegenden Kleidungsstücke gleich mit dem nötigen lebendigen Juckpulver versieht er selbst scheint ja sehr reinlich zu sein, wenigsten? ist er fortwährend mit seiner Säuberung ernstlich beschäftigt. Das bunte Völkergemisch. wie es Adrianopel bewohnt, trifft sich in dieser von einer angenehmen Kühle durchwehten riesigen Halle, die von einem sanften Dämmerlicht aus den oberen Fen- stein erhellt ist. Man beobachtet auch, daß die Käufer gern unter den Verkäufern sich ihre Landsleute aussuchen. So sieht man Bulgaren , die hier die ostrumelische Tracht tragen eine ansehn­liche Schaffellmütze, enge Jacke, roten Gürtel und kurze Pump- hosen auch dort vorzüglich handeln, wo bulgarische Tücher aus- liegen und Töpfereien in den grellen Farben dieses Landes aus- gestellt sind. Beim spaniolischen Juden im weiten altmodischen geblümten Kaftan, im Pelzrock, Gürtel und Fes aber kaufen alle einträchtiglich, da er offenbar der reellste unter diesen Gaunern ist. Als ich aus dem Getümmel der Menschen und Dinge heraus- komme, bin ich der gleichen Verführungsknnst erlegen, die auch unsere modernen Kaufhäuser auf uns ausüben. Arme und Hände habe ich voll überflüssiger nutzloser Sachen und Sächelchen und schon werde ich willenlos in eine schellenklingende Talika hinein- gepackt und über das höchst angenehme Pflaster dieser merkwürdigen Stadt nach Hause''gefahren. Als führen wir auf lauter Sprung- federn, wird man immer auf und niedergewiegt etwas heftig wenn die Polster der Talika besser wären, würde es, rede ich mir ein, ein Vergnügen fein! An manchen Stellen in den aufsAn- heimelnde" abgestimmten, intim engen Gassen nimmt das bockige Kopfsteinpflaster geradezu Wellenformen an, wie im Wogen eines Erdbebens erstarrt, und an anderen Stellen sieht es aus, als hätten kleine Krater das Pflaster durchbrochen. Die Löcher aber hat man aus Respekt vor den unterirdischen Mächten hübsch gelassen. Ich hatte die lächerliche Sehnsucht einmal: nach so etwas wie einemPrater " man kann seinen westeuropäischen Mensche« manchmal auch hier nicht ganz los werden. ImFedwaid", hieß es, sei eine Theatertruppe aus Konstäntinopel gestrandet. Hier «nd da klebten große gelbe Zettel an den Mauern ich ließ mich auch verführen, in den großen Holzkasten zu wandern aber ich kam wieder heraus mit weniger Vergnügen als das Kamel aus dem Holzkasten Noahs kam. Ob sich die europäische Kolonie, die ziemlich vollzählig zu dem Ereignis in der Arche versammelt schien. besser amüsiert hat? es schien fast so; ja ich konnte mich nicht so rasch akklimatisieren. Der näselnde Gesang einer türkischen Chansonett« hat mir imKasino " fast ebensogut gefallen, wie der anspruchsvolle Tingeltangel aus der Metropole. Aber ein wenig natürliche Volkskunst, die sollte ich noch genießen imPrater "! Ich entdeckte ihn eines Tages, als ich schon wieder an den Aufbruch dachte und nur noch mit einem der höchsten MinaretS der Selimlie liebäugelte, von wo ich nochmals Ausschau halten wollte. Ein Blick über das Menschengetümmel hin und in die Weiten des stillen Horizontes hinein hat stets etwas seltsam Beruhigende? und Be- freiendes in sich es ist ein eigentümlicher Frieden in den Höhen und wenn es nur 60 Meter hohe schlanke Gebetstürme sind, auf die man im Schweiße seines Angesichts sich hinaufmüht. Bor - her aber geriet ich in denPrater " von Adrianopel ! Vor dem Konak stand ich, dem gelben, national-türkisch angestrichenen Re- gierungsgebäude, einem weniger malerischen Gebäude als die Pri- vathäuser der Stadt, die oft weit mit ihren hölzernen Ueberbauten und Balkons in die Gassen vorragen. Mein blauer Schatten auf dem Pflaster wies nach den türkischen Posten hin. die in einer Uni- form dort auf und nieder trotteten, die bewies, daß man hier mehr auf innere als auf äußere Werte gibt. Anderswo ist dos manch- mal umgekehrt. Einer Karosse folgte ick dann vom Konak aus. in der Menschen mit blitzenden Kordeln und Türkensäbeln saßen. Das schuckerte sich ganz bedächtig über das..Polsterpflaster". Ich träumte so hinterdrein, wahrscheinlich fasziniert von dem Kordel- gefunkel und dem Blitzen der Türkensäbel. Am Gefängnis döste ich vorbei, dann an einem anderen Gefängnis, in dem wir alle eingesperrt werden, wenn wir aufgehört haben, zu tumultieren. Schief und scheel standen die Denkmalssäulen auf diesem Friedhof durcheinander, als hätten sie sich in der Nacht betrunken am Rausch des Lebens. Dann rechte, echte Türkenbuden, halb Ruinen, halb Zigcunerzelte. Und dann waren sie auch schon selbst da, Zigeuner. wahre Zigeuner auf grünem, sonnenglänzendem, smaragdenere Wiesenplan bunte braune Abenteurer mit der schönen etwas melancholisch nuancierten Verwegenheit und Wurschtigkeit des hei- matlosen Nomaden in den dunkelglänzenden Augenperlen. Schafe schnuppern daneben das Gras ab; Büffel mit breitem, grauem Silbergehörn brüllen ihre Brunst nach einem auf der Landstraße vorbeischaukelnden Kuhgespann hinüber. Dann noch eine alte, ur- alte Brücke über einen Arm der Tundscha. einen Nebenfluß der Berantw. Redakteur: Alfred Wiele)?, Neukölln. Maritza . Eine Roste von türkischen Straßenhunde« hält hier eine sehr verbissene Generalversammlung um einen alten Eselsschädel ab. zu dem das abgenagte Gerippe sauber wie abgekocht unten schon halb in dem grauen Wasser der Tundscha liegt. Nun end- lich find wir imPrater ". im Eski-Serail. Herrliche Platanen werfen grüngoldenen Schatten auf den weiten, rings von dem breit ausschwemmenden Fluß umrauschten Jnselplatz. Eine Reihe höl- zerner Pavillons Äenen als Cafes. Vor einem ist ein riesiger Menschenauflauf zusammengestürzt. Ich vermute mindestens einen indischen Fakir in dem undurchdringlichen Knäuel. Plötzlich hebt etwas zu brüllen an fast wie das seltsameBellen" eines Unter- feeboots, dann aber klarer verständlich und nun kommt das Wundertier selbst hervorgeschossen und hervorgebrüllt ein Auw! Ja, ich hatte fast vergessen, daß ich noch in Edirne bin, wie der Alt- türke stolz sein Adrianopel nennt. Irgendwo höre ich die Töne eine? internationalen Instru­mentes, einen Dudelsacks. Dort im Cafe sind Bulgaren beieinan« der in animierter Stimmung. Die Frauen haben goldene Mün- zen in den rosigen Ohrläppchen und im blauschwarzen Haar, das mädchenhaft in zwei Zöpfen mit roten Bändern durchwunden auf den Rücken fällt. Das kurze gestickte Westchen mit den goldig und silbern schimmernden Blumcnarabesken, fliegt bei jedem Tanz- schritt auf und das funkelnde Münzenkollier um den brünetten Hals klappert und klingelt, während die faltigen Pumphosen dem Ganzen etwas Feierliches verleihen. Auch die Männer und Bur- schen stecken in ihrem Nationalkostüm. Sie tanzen ihreHora", einen bulgarischen Tanz in einer Reihe. Mit graziösen Bewegun- gen, wobei sie sich untereinander mit den Händen an den Schulter- achseln berühren, beginnt es, um gleich darauf in einen schwer- fälligen Rythmus zu verfallen, daß man glaubt, die Frauen und Söhne alter Patriarchen in stiller Gemessenheit einen 5tultuswnz ausführen zu sehen. Aber bald wird man wieder lebhafter. Die jungen Dirnen schreien auf vor Uebermut, ihre Wangen glühen wie serbische Rosenbeete, sie jauchzen und springen immer höher und die Burschen fassen sie und werfen sie wie Bälle durch die Luft. Der Dudelsack schrillt begeistert mit, kreischt immer falschere Töne. bis er zuletzt aus dem letzten Loch flötet und streikt, während sich alles erhitzt und schnaufend an die Tische wirst,«m von der süßen Raserei zu weiterem Rasen sich auszuruhen. Indes man kann hier auch ,.a la franca" tanzen, wie ich an einer anderen Ecke des PraterS" sah. wo steife junge Türken in schwarzem Gehrock und rotem FeS fich bemühten mit einigenbesseren Töchtern" der Stadt zu dem Gedudel einer Drehorgel und einer nur noch mit zwei Saiten bespannten Gitarre im Walzer zu drehen. Ganz in der Nähe ragen noch alte Türme aus den Zeiten, da Trompetenfanfaren und kampflustig Rossegewieher über diese alte blutgetränkte Stadt hinklangen. Denn hier auf dem Eski-Serail stand einst die alte prachtprunkende Sultansresidenz, die die Tür­ken selbst beim Sturm durch die Russen 1878 in die Luft sprengten. Der Sturm braust hier in den Platanen, die sich in der Sonne funkelnd bis zu den rauchgeschwärzten Turmresten herauftecken. Weit schweifen die Blicke von den melancholischen Resten alter Köniasherrlichkeit über eine riesenhafte öde baumlose Fläche, die sich bis in die zartblauen Dunstschemen des verschwimmenden Hori­zontes verliert. kleines Feuilleton. Medizinische?. DieTodfeindfchaft desRadiums gege«Bakterien. Die Wirkung der Radiumstrahlen auch auf die Lebewelt ist bald nach der Entdeckung de« einzigartigen Mineral« untersucht worden, aber eS bleibt auf diesem Feld« noch viel zu tun. Bisher stand nur fest, daß gewisse Teile der Radiumstrahlung, namentlich die sogenannten Alpha- und Betastrahlen, das Wachstum einiger Bakterien hemmen. Jetzt haben Dr. Chambers und Ruß vor der Royal Society of Medicine neue anregende Untersurbungen über die boktmenfeindliche Wirkung der Radiumstrahlen veröffentlicht und find zu dem Ergebnis gelangt, daß die Strahlen schon von wenigen Milligramm Radium unmittelbar tödlich für Bakterien sind. Selbstverständlich wurden unter diesen solche ausgewählt, die für den Mensrden besonders schädlich sind, nämlich der goldgelbe Eiterbazillus(Stapb�Io» cocous pyogenes aureus), ein anderer Eiterbazillus(Bacillua pyocyaneus), der Bacillus coli und der MilzbrandbazilluS. Der Bacillus coli, wohl das weitest verbreitete aller Bakterien, ist früher für ziemlich harmlos gehalten worden, gilt jetzt aber für einen der Hauptfeinde der menschlichen Gesundheit, da es bei vielen KrankheitSzuständen milwirft. Der Erfolg des Radiums gegen den MilzbrandbazilluS ist besonders hoch zu bewerten, weil der Keim dieses Bazillus besonder» schwer abzutöten ist. Die sogenannten Gammastrahlen des Radium« scheinen sogar bei größeren Mengen keinen Einfluß auf die Bakterien auszuüben, während bei den an- deren Strahlen schon ein Betrag von weniger als einem Millieurie auf je ein Kubikzentimeter zur Vernichtung der Bakterien genügt. Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingertCo..Berlln SVV.