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Stimmen gesungenen Bachschen Choral getroffen: er wird weich wie Wachs, Thränen der Rührung steigen empor, das verlorene Para­dies der unschuldig gläubigen Kindheit ersteht vor seinem inneren Auge. Entwaffnet von der heiligen Macht der Musit, erschauert er bis ins Innerste. Oder wer bliebe kalt und skeptisch, wenn der Gralsritter- Chor aus Parsifal ":" Bum letzten Liebesmahle" er­tönt? Wenn im Tuba mirum" aus Berlioz ' Tedeum aus allen vier Himmelsgegenden die gewaltig rufenden Posaunen erdröhnen und die angstvoll zitternde Menschenstimme die Schrecknisse des Rezten Gerichts" verkündet? Wer jubelt nicht mit im himmel­stürmenden Freudenchor der IX. Sinfonie, in dem ein Beethoven in brausenden Melodien zum erstenmal die Idee der Menschen­würde, der Bruderliebe, der Gerechtigkeit ausspricht? Wer durch­läuft nicht mit dem spaßig- strengen, lieblich- ernsten Papa Haydn den Kreis seiner Jahreszeiten", wer fühlt nicht in dem elemen­taren Ausbruch der Festwiesen- Chöre aus Wagners Meistersingern " mit ihrer spontanen Huldigung an den dichterischen Volksgenius, verförpert in Hans Sachs , einen Gipfelpunkt deutscher Musik und zugleich das Morgenrot einer neuen Zeit?

Aber herunter von diesen erhabenen, zu den Wolfen greifenden Höhen des musikalischen Pathos, von diesen stolzen Meisterwerken chorisch- instrumentaler Tonkunst, herunter zu den lieblich blumi­gen Gefilden, darin das bescheidene Veilchen des deutschen Volksliedes blüht. Scine Reize sind minder großartig und erschütternd, aber wer nur einmal recht tief in sein dunkelsamtnes Auge blickt, dem ist's, als sähe er das geheimnisvolle Auge der Boltsseele selbst offen. Und er spürt in all den frisch- fröhlichen Trink, Soldaten, Wander- und Jägerliedern, in den Kampf- und Freiheitsliedern, in den Liedern von Liebeslust und Liebesleid, im Klappern des alten Mühlrads, im Rauschen der abendlichen Dorf­linde, im Ton des fernen Posthorns die ungreifbaren, unnennbaren Kräfte aus den tiefsten Wurzeln unseres Voltstums am stillen vor­bereitenden Werk, dessen lauter Verkünder durch Zufall dann jener Dichter und dieser Sänger wurde. Und ein Dritter schrieb auf, was das Volk längst in naiver Ueberlieferung von Geschlecht zu Geschlecht gesungen hat, einzeln, zweistimmig, je nachdem. So flog zuletzt der Duft des bescheidenen Veilchens dem zünftigen Musikanten zu und er ging hin und schrieb das zweistimmige Liedlein vom Beilchen am Bachesrand, von der falschen Müllerin und das Donnerlied vom Zorn zu einem rechtschaffenen vier- bis achtstimmigen Volks­chor auf. So vielleicht entstanden durch mündliche Ueberlieferung, durch zufälliges Erlauschen unsere schönsten Volkslieder.

Sie sind die Grund- und Bausteine des deut­fchen proletarischen Chorgesanges. Denn fie brauchen, um gesungen und in ihrer schlichten gemütvollen Einfalt verstanden zu werden, nicht den kostspieligen und schwierigen Appa­rat von Orchester, Begleitinstrumenten, Solisten und dergleichen, wie die Aufführung der großen klassischen und modernen Instru­mental- Chöre, Oratorien, Messen. Requiems, Opernszenen von Bach und Haendel bis zu Brahms , Liszt , Bruckner und Mahler. Sie brauchen auch keine theoretischen Vorbereitungen und musikalischen Einführungsabende mit fulturellen, ethischen und sozialen 3u­sammenhängen". Sie sind augenblicklich verständlich, sie wirken Surch sich selbst, sie haben ihre Ethik in sich( ein einziger wohlge­Lungener Volkschorlieder- Abend besiegt alle Anstrengungen der musi­falijchen Afterfünfte in Operettenhäusern und Tingeltangels, die Wolfsseele zu bergiften), sie sind der künstlerische Niederschlag unseres kraftvollen, unverdorbenen Volkstums. Sie sind die Bau- und Grundsteine des deutschen proletari­schen Chorgesanges.

=

In vielen deutschen Städten steht der Arbeitergesang in Hoher Blüte. Es gibt in Leipzig , Bremen , Köln , München , Dresden , Nürnberg , Augsburg , besonders am sangesfrohen Rhein , in Schwaben und Franken so wohlgeschulte, mit vorzüglichem Stimmaterial wie mit borzüglicher künstlerischer Disziplin gesegnete Arbeitergesang­bereine, die es mit den bedeutendsten bürgerlichen Liedertafeln, Lehrergesangvereinen usw. in jeder Hinsichtmusikalisch, tonlich, vortraglich aufnehmen fönnen. Welch ein Triumph für diese intelligenten, begeisterten, fähigen Proletarier, die dieses Ziel unter den härtesten Bedingungen erreichen mußten, welch ein Triumph auch für ihre waderen Dirigenten und Chormeister, die aus rohem, brüchigem Material so edle Bildungen formen konnten!

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8

6

Б

3

1

Schach.

Unter Leitung von S. Alapin

a

Troigli.

0 d e f g h

b

C d e

6

f ho h Weiß zieht und gewinnt.

7

5

3

2

1

KXd2; 3. Sf41, Ke2; 4. SXd3, Lg6; 5. Sc5, Lf7; 6. e6 2c.) Lösung. 1. a5- a6, Le8- g61( 1..... Lh5; 2. Kf21, 2. Sh3- f2, Lg6- h51'( 2. 3. e5- e611, d7Xe6; 4. Sf2- g411, Lh5Xg4( 4..... Le8; 5. Se5, Lf7; 3. Sg4, Kc1; 4. Sf6! 2c.) bzw. 4..... Lg6; 5. Sf6) 5. Kel- f21, Lg4- f51; 6. Kf2- e31, Lf5- h3; 7. Ke3-13, Kc2Xd2; 8. a6- a7, Kd2- c1; 9. a7- a8D, d3- d2;'10. Da8- c6t und gewinnt.

Berlin und Prag sind zurzeit zwei Korrespondenzpartien im Gange. Schachnachrichten. Zwischen den Arbeiterschachklubs von

Russisch.

Aus dem Wettkampfe zu Biarrik. F. Marshall. D. Janowski. e7- e5

1. e2- e

2. Sg1- f3 Sg8- f6 Dieser symmetrische Gegenangriff gibt der Eröffnung den Namen. Marshall spielt sie mit Vorliebe und Erfolg, weil die bisher übliche Behandlungsweise für Weiß nicht die richtige ist.

3. Sf3e5

d7- d6

3.... SXe4 ist wegen 4. De2, De7; 5. DXS, d6; 6. d4, Sd7; 7. f4, f6; 8. Lc4, de5; 9. fe5 nebst ev. 0-0 für Schwarz ungünstig. auch 3..... De7; 4. d4, d6( 4..... 5. Sf3, DX04+; 6. Le2, Le7 SXe4; 5. Le2 2c. ist nicht besser); 7. 0-0, 0-0; 8. Tei 2c. überläßt dem Anziehenden einen Entwicklungs­vorsprung.

4. Se5- f3

5. d2- d4

Sf6Xe4

Dies ist die bisher ausschließlich

9. 0-0 Die hiermit eingeleitete Opfer­fombination erweist sich als ganz forreft, weshalb anstatt

10. c4Xd5

10. Sc3 ficherlich den Vorzug ber diente.

10.

Ld6Xh2t! Se4Xf2 Sf2Xd3

11. Kg1Xh2 12. Dd1- e2 13. De2- e6+ Auf 13. DXS folgt 13. nebst ev. Dd8- h4+ Xe1.

13.

14. Lo1- g5 15. De6Xd6 16. Tel- e7

LXS

Kg8- h8 Dd8- d6t

c7Xd6 f5- f4!

gewonnenen Bauer. Denn Hiermit behauptet Schwarz den

17. Sb1- c3

auf 17. TX67 würde 17... h6; 18. Le7( 18. Lh4, go; 19. Tb3, Lf5) Tf7 den Le7 gefährden

18.

( Sa6 nebst Tes)

17.

18. Tal- d1 19. a2- a3 20. Te7- e4 21. Td1- e1

übliche Spielweise, die jedoch nicht die beste ist, weil nunmehr Se4 schwer zu vertreiben ist, wonach Weiß wegen teil von Tempi bleibt. Das richtige des Manövers Sf3- e5-- f3 im Nach Berfahren besteht in 5. Sbi- c31, Se4Xc3( 5..... De7; 6. Sd5 oder 5.... d5?; 6. De2. Oder 5.... Sf6; 6. d4 mit einem Entwidlungsvor­sprung. Oder 5.... Sc5; 8. d4 mit e7( 6..... d5; 7. c4); 7. Lf1- d3 demselben Resultat.) 6. d2Xc3, Lf8- manövriert. ( auch 7. Le3, 0-0; 8. Dd2 nebst 0-0-0 tft gut);

7..... 0-0;

8. Le1- e3 2c. Weiß erlangt ein rapides Entwickelungs- und demnach auch Angriffsspiel.

5.

6. Lf1- d3 7.0-0

8. Tf1- e1

Auch der unter Dr. 3 anders verdienstvoller, sachverständiger und hingebender Leitung stehende Berliner Volts chor hat in achtjährigem Ringen bewiesen, wie ernst er nach gleichen Zielen strebt. Aber seine Scharen rund 300 Mitglieder, darunter nur 200 Sänger sind noch viel zu schwach, um ihm die Stellung zu ver= schaffen, die ihm innerhalb der künstlerischen Organisationen der 9. h3 2c. Arbeiterschaft gebührt.

Möchten diese Zeilen in der zielbewußten Arbeiterschaft Groß­Berlins werben helfen für den aufwärts strebenden Berliner Volkschor!

Daß er durch eine große imposante Mitgliederzahl die Quali­tät seiner Leistungen steigern und an die Spitze aller ähnlichen Chor­Vereinigungen Deutschlands treten kann! Daß er die musikalische Freie Wolfsbühne Berlins werde! W. M.

d6- d5 Lc8- g4 Lf8- d6

In Betracht fam 8. Sc3, f5;

8.

9. c2- c4

f7- fo

10. Sf3- d2 nebst ev. Sfi und f2- f3. Bu erwägen woar 9. Le2, 0-0;

22. g2Xf3 23. Te4Xf4 Dieser Springer

24. Sc3Xd5 25. Tf4Xf8+ 26. Tel- e6

Sb8- d7

Sd3- b4

Sb4- c2

Sc2- e3

Lg4Xf3

Sd7- f6

Se3xd5

hat sehr gefchiat

Sf6Xd5

Ta8Xf8

Verhältnismäßig besser Kg31

26.

h7- h6

27. Lg5- h4

Tf8Xf3

28. Te6Xd6

Sd5- b6

29. Lh4- el

Tf3- d3

30. Le1- c3

Sb6- a4

31. Td6- d7

Sa4Xc3

32. b2Xc3

Td3Xc3

33. Td7xb7

Tc3Xa3

34. d4- d5

Ta3- d3

35. Tb7Xa7 Aufgegeben.

Td3xd5

Briefkasten. Auf die uns eingesandten guschriften fönnen. wir im Blatte nur dann antworten, wenn es sich un Sachen von allgemeinem Interesse handelt. Bei Anfragen jedoch, die entweder auf geringe Spielstärke zurückzuführen sind oder auf leicht eruierbare, im Zeitungsbetriebe leider unvermeidliche Druckfehler sich beziehen, find wir gerne bereit, brieflich zu antworten. Es empfiehlt sich in solchen Fällen, eine Rückantwortfarte mit im voraus drauf geschriebener Adresse zu benutzen.

Verantw. Redaks ur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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