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Der schwätt fein einst Der macht's wie der Jlbeshäuser sonderes Pläßchen im frisch gemähten Mätteli ausfindig gemacht Papagei und denkt sein Zeil!" und zeichneten mit ernster Kennermiene geschäftig und fleißig Der Krämersfarl war von einem Reisenden in seinem drauf los. Laden über die Gebühr lang zurückgehalten worden und hatte herunter neugierig und andächtig zu und fühlten, welch großer Ehre Die Dörfler schauten dem eifrigen Treiben von der Straße fich als Spätling beim Hochzeitsmahl eingefunden. Nun Allmers alle Jahre von neuem teilhaftig wurden. Manch einer legte er Meffer und Gabel beiseite und sagte: Beffer, wie ließ sich die paar Schritte das Weglein hinunter nicht gereuen, der Herr Lehrer sich ausgedrückt hat, kann ich's wahrhaftig stellte sich hinter die letzte Reihe der angehenden Künstler und nicht. Was der gesprochen hat, unterschreib ich, Wort für verwunderte sich, wie flott, sicher und rasch da schon gearbeitet Wort. Kassen haben wir in den Städten meinem Bedunk wurde. Dann stieß der eine den Nachbar heimlich an und raunte nach schon genug gehabt. Wem haben sie Nußen gebracht? ihm zu:" Lue dert, ds Dach, ds Chemi . Gsich dert! No de Den Schindhunden, die den Landmann bewuchert haben. Löubli u b' Mein!" Und so wie einer der Maler rasch das Blatt Das ist das Schöne bei der Genossenschaft, daß sie selber den herunterzeichnete und im Nu die Seitenansicht des Häuschens und Bankier macht und nach keinem Deibel zu fragen hat. feiner nächsten Umgebung mit tecken Strichen entwarf, so verUebrigens ist's ja kein Muß, daß eins Mitglied wird. Wer folgten seinen Stift die vielen Blicke mit Spannung und ohne einmal wegzusehen. Wieder stieß einer den andern an: feine Lust hat, läßt's. Ich sag, wo ein guter Wille ist, da ist chunnt de undere Löubli. Lue de Bänkli ud Fänsterli. Dr auch die Kraft. Und das is emal klar: die vorn am Steuer Geißestall!" Und die Malerin nebenan war schon am Gärtchen stehen, müssen treue Arbeit tun!" mit dem alten verwitterten und über und über bewucherten Zaun, der unter der Last des Gewächses und der Blüten da und dort zusammenzufallen schien. Zuletzt kam noch" ds Depfubäumli", dann der klare, wunderbare Himmel mit einigen lichten Wanderwolken und der maigrüne ferne Buchenwald mit blaßblauen Schatten und durchsickernden Lichtern.
Der Bürgermeister richtete sich hoch auf und wandte sich an die ganze Tafelrunde.
Man kann viel schwäßen, wann der Tag lang is. Vom Wasser wird kein Schmand abgeschöpft. Da muß auch gemolfen sein. Ich bleib debei, in der unbeschränkten Haftung liegt eine große Gefahr. Stedt der Karren erst im Dred, dernachert müßt ihr den Beutel ziehen. Ich sein der Bürgermeister. Ich denk für euch all'!"
Jetz
Peter Allmers sechs Buben mußten natürlich auch dabei sein, und sie hatten an dem Ereignis noch eine ganz besondere Freude und Genugiuung: das Duhend herrliche Bilder, die da mit leuchtenden, prächtigen Farben gemalt wurden, stellten eben ihr HäusAbend rückte, nicht satt daran sehen. Etwas so schönes konnte chen und kein anderes dar! Sie konnten sich, als es gegen den man sonst ja gar nirgends sehen! Weder die Wandbilder in der Schule, noch die Abbildungen in den Schulbüchern und im Kalender, noch in den Bilderbüchern, nichts tam den Werken dieser Maler gleich: Die hatten so wunderbar starke Farben!
Der Margolfspeter, der, obwohl er dem Wortgefecht seine volle Aufmerksamkeit lieh, den Mund bis dahin nicht geöffnet hatte, erhob sich plötzlich und rief mit dröhnender Stimme: Ich schäß,' 3 sein noch mehr Leut' im Dorf, die net auf den Kopf gefallen fein. Der Burgemeister spielt den Buzemann. He is doch bei der Kass' in Lauterbach. Die schreibt sich„ Eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht". Da wünschen sich alle Buben so eine rechte Farbschachtel, wo Und's fein auch bloß Menschen.' s is merkwürdig, daß he da kein Argwohn hat! Ich will euch sagen, wie der Has' läuft. He is in Lauterbach interessiert und fürcht die Konfurrenz von der neuen Kaff'. He gunnt dem Ort nig und trägt sein Geld fort. Ich mein, die Lauterbacher brauchen net alles zu schlucken. Was andere können, können wir auch. Herr Lehrer, ich patsch mit!"
Wider Erwarten ging der Bürgermeister auf die Angriffe des Peter Margolf gar nicht ein, sondern fagte gelaffen: Was mich net beißt, frag ich net. Noch emal: bleibt ewweger von der Kass'! Das End' trägt die Last!"
Sieben oder at der angesehensten Bauern, die dem Dorfoberhaupt nicht gewogen waren und hinter dem Margolf nicht aurückstehen wollten, erklärten dem Lehrer, sie träten bei, ( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck berboten.)
Peter Allmers Häufelchen.
Von Ernst Nobs ( Luzern ). Herrgott! Das Häuselchen! So eins gabs im ganzen Dorf und weit in der Gegend keins. Von allen Häusern der Kirchengemeinde war es weder das größte, noch das prächtigste, noch das eleganteste, noch das kunstvollste, sondern von alledem gerade das Gegenteil. Es war, abgesehen von den erst kürzlich entstandenen Bretter- und Zinshütten, das Schlichteste und Zierlichste, das Einfachste und kleinste, aber auch, und darin waren alle Leute des ganzen Dorfes einig: Peter Allmers, das Fabriklers Häufelchen, war weitaus das Hübscheste, was es im Dorfe zu sehen gab!
man den Daumen durchstecken und bequem malen fönnte." Ja, wenn man so etwas hätte, ginge es vielleicht auch. Die sechs Sinirpse hatten gar nicht gewußt, wie schön ihr fleines Heim war, das nun mit dem Gärtchen, einem Teil des Mättelis und den Bäumen auf allen Bildern beinahe ganz Blab fand. gebrochen waren, kam Peter Allmer, der Vater, mit dem lang= Buleht, als einzelne Künstler und Künstlerinnen schon aufsamen Schritt des von schwerer Arbeit ermüdeten Werkmanns, mit cinem großen Vierpfünderbrot unterm Arme, das Weglein herunter getrappt. Sein Wesen und Charakter lag in feinem ganzen Aeußern und geruhigen Auftreten gespiegelt: Ruhige Gelaffenheit, ernstes, nachdenkliches Sinnen und unweigerliche Entschlossenheit. " So Bueben, was git' s?"
Das war sein ganzer Abendgruß. Dann stapfte er am moosigen Brunnen vorüber und polterte über die Laube, wo ihm sein Weib mit seinen groben Holzschuhen in den Händen entgegentrat; denn Allmer hatte zuerst die drei Geißen zu füttern und zu melken, wie es seine Gewohnheit war. Aber er konnte es sich doch nicht bezsagen, mit der Milchmelchter noch schnell übers Mätteli zu laufen und nach den Malern zu sehen, die eben den letzten Binfelstrich anbrachten. Nun lag das Häuselchen ganz in dunflen Schatten. Die Bilder aber waren voller Licht und glänzender Sonne. Das war gut. Es gefiel Peter Allmer.
Da und dort wurden die Malgeräte zusammengepackt, und die Aquarelle lagen zum Trocknen im Gras. Er ging langsam von einem zum anderen. Wenn er eins anschaute, meinte er, das sei das schönste. Aber kaum, daß er das nächste eine Weile still be= trachtet hatte, gefiel ihm dieses noch besser. Kurz, jeder Künstler hatte aus dem Häuselchen etwas anderes herausgeschaut und wieder ins Bild hineingelegt, und das gefiel Peter Almer.
Dann ging er bedächtigen Schrittes wieder zu seinen Ziegen. Ein warmes starkes Glücksgefühl durchströmte ihn, als er ins Ställchen trat, und es war, als ob dieses Gefühl plöhlich zu Worten geworden wäre, als es ihm über die Lippen murmelte:" Ja, is, das Häuselchen!"
Alle Jahr, kurz vor dem Heuet, wenn der große buschige Holderstart wie ein riesiger Strauß mit seinen großen weißgelblichen Blütenscheiben übers Vordächlein lehnte, einen herrlichen dunklen Am gleichen Abend, als die sechs Buben längst zu Bett waren Schlagschatten über die karminbraunen Ziegel und schräg über das und im Traume alle so herrliche Farbschachteln besaßen, durch die Mäuerlein warf, dann kam der Professor von der Stadt mit den man den Daumen stecken und so bequem malen konnte, da saß Kunstschülern, um das Häufelchen zu malen. Und das hätte man Peter Allmer noch weit in den Abend und bis in die Nacht hinein alle Jahre sehen sollen, wenn eine neue Klasse an die Reihe kam: im offenen Fenster des vorderen Stübelchens. Eine rantende, Die vielen entzückten und" beglückten jungen Gesichter! bereits verblühte Glyzine streckte mit knorrigem Arm ihm ein Büschel langspießiger Blätter unters Kinn. Der im Garten blühende Reseda, in dem tagsüber die Bienen summten, strömte zusammen mit der in vollster Blüte stehenden Juniwiese einen bestrickenden Duft aus, der in vollen Schwaden durch das beinahe zu ebener Erde liegende Fensterchen drang und das Schlafen fajt unmöglich machte. Hinterm Walde stieg mitternächtig und groß die gelbe Scheibe des Mondes empor und hüllte die blühende Weite in duftigen, märchenhaften Schein; in der vernehmlichen Stille war nichts zu hören als das friedliche Aufatmen eines Kindes, das weitab ferne, nur zuweilen bemerkbare Ried junger Mädchen und das Zirpen der unermüdlichen Grille im Gras. Nein, das hatten die Maler nicht gesehen, und war doch noch viel, viel schöner! Endlich legte sich Peter Allmer von Müdigkeit überwältigt, doch
Noch bevor sie den Malblock aufgeschlagen und Feldstuhl und Beichenstift bereit hatten, gudten die jungen, hübschen Malerinnen durch ein Kartonrähmchen, und dann riefs ein über das andere Mal: „ U, das isch noggelig!*)& wie isch das jest mörelig!* Säg Fanny, Der etwas ältliche Professor der Aquarellierkunst, der in seinem steifen, aber forretten und wohlwollenden Weser in nicht den berühmten Meister des Faches verraten hätte, lächelte felbstzufrieden über diese ungewollten Huldigungen, die die Schüler mit ihren Ausrufen des Entzückens seinem Entdeckergenie darbrachten. Die jungen Maler aber hatten dann schon längst jeder für sich ein be
*) hübsch, zierlich, idyllisch. gäu, das isch juber!"