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der Beigeordnete gute Dienste leistete. Endlich stellte er die gewöhnlich hohen Preisnotierungen versehenen Tiere kommen fast Vermögensstücke und Schulden einander gegenüber und ge- ausnahmslos zu den Besitzern zurüd, wenn es auch gelegentlich passiert, daß ein verrückter Hühnerfrize, dem bares Geld recht lose wann so die Bilanz. in der Tasche fißt, 2-500 M. für ein besonders schönes Exemplar einer Moderaffe aufwendet.

Als ein gewissenhafter Mann rechnete er alles doppelt und dreifach nach. Dann erst ließ er die Kassenmitglieder durch den Ortsdiener zu einer Versammlung laden.

Schon vor der festgesezten Stunde war die Oberstube im Ritter" so voll, daß keine Stecknadel mehr zur Erde konnte. Auch Vorstand und Aufsichtsrat waren erschienen. Nur der Peter Margolf fehlte.

Als der Revisor eintrat, herrschte tiefe Stille. Die einen stellten sich gleichgültig, die anderen blickten bänglich drein, wie wenn's ihnen an den Kragen ginge.

Zu den bevorzugteften Modehühnern gehören bespielsweise die gestreiften I y mouth- Rods. Sie sind, wie schon der Name besagt, amerikanischen Ursprungs. Es handelt sich um prachtvolle, ziemlich schwere, gelbbeinige und gelbschnabelige, blau und schwarz gestreifte Tiere. So wurde auf der letzten Hannoverschen Jungs geflügelschau eine solche diesjährige Plymouthhenne für 500 M. berfauft, während zwei weitere je 200 m. erzielten. Die Höhe der stände beeinflußt. Erstens erfordert die Meldung eines jeden Tieres Geflügelpreise auf den Ausstellungen wird auch durch andere Um­einer Konkurrenzklasse einen Einsatz von durchschnittlich bis Der Beamte, ein großer, schlanker Herr in den vierziger 4% M. und zweitens verlangen die Ausstellungsleitungen 10-15 Jahren, legte seine Papiere zurecht, räusperte sich und sprach: Prozent Verkaufsprovision. Gewöhnlich sind die Tiere gar nicht " Ich habe den Auftrag erhalten, die Spar- und Darlehnskasse einmal zu den Katalogpreisen käuflich, denn alle prämiierten Tiere zu revidieren. Das ist geschehen. Ich teile Ihnen das Er werden entweder am Abend des Prämiierungstages oder am letzten gebnis mit. Was an barem Gelde vorhanden ist, stimmt mit Ausstellungstage in der Weise öffentlich versteigert, daß der Kata­logpreis den Grundpreis für die Versteigerung darstellt. Was bei dem Ueberschuß des Einnahme- und Ausgabejournals über dieser Versteigerung über den Katalogpreis erzielt wird, fällt zur ein. Die Bücher sind durchweg tadellos geführt. Wegen einen Hälfte dem Aussteller, zur anderen Hälfte der Ausstellungs­der Schuldscheine muß ich mich auf die Aussage des Herrn kasse zu. Wenn Tiere mit Grundpreisen von 1000-3000 m. an­Beigeordneten berufen, weil ich die Verhältnisse der Kassen geboten werden, so erfolgt natürlich fein Gebot, handelt es sich mitglieder nicht kenne. Der Rechner hat mehrfach Leuten aber um Tiere, die mit 30-60 M. im. Katalog stehen, und von sach­Geld gegeben, die nicht kreditwürdig sind. Auch die Bürgen kundigen Preisrichtern hoch bewertet wurden, so wird im Wege der sollen tief in Schulden stecken. Hier drohen der Kaffe Ber- Steigerung nicht selten ein Betrag erzielt, der den Katalogpreis um luste. Nach meiner Schäßung nicht mehr als dreitaufend flügesausstellung, die 1910 in Berlin stattfand, erbrachte die an 100 Proz. und mehr übersteigt. Bei der letzten nationalen Ge­Mark. Ich komme zu der unglückseligen Geschichte mit der einem Vormittag vorgenommene Versteigerung eine Summe von Hypothet. Ich kann Ihnen da nichts Neues erzählen. Sie etwa 30 000 M. Bei der letzten Cypria- Ausstellung am 300 war wissens bereits: die fünfzigtausend Mark werden, wenn nicht die Staufluft aber außerordentlich gering; es wurde nur sehr wenig ganz, so doch zum größten Teil verloren gehen. Es fragt sich verkauft. Das billigste Huhn der verflossenen Cypria- Ausstellung nur, wer für den Schaden aufzukommen hat. Vorstand und fungierte mit einem Verkaufspreis von 10 M. im Katalog, es folg Aufsichtsrat haben ihre Prüfungspflicht gröblich verlegt. Wie ten eins mit 12, 8 mit 15, 1 mit 18, dann kamen die Verkaufss ich höre, sind es Herren, die als wohlhabend gelten. Sie preise von 20, 25 und 30 M. und höher. werden in den sauren Apfel beißen müssen, werden ersetzen, ständen eine außerordentlich kostspielige und zeitraubende. Die Die Beteiligung an solchen Ausstellungen ist unter allen Ume was sie verklempert haben. Weigern sie sich, kommt es auf Ausstellungsbedingungen sind oft so rückständig wie nur möglich. eine gerichtliche Entscheidung an. Derlei Fälle habe ich öfter So soll jedes Tier in einem besonderen Korb verpadt werden. Das erlebt. Der Prozeß fiel jedesmal zuungunsten der Beklagten ist in vielen Fällen absolut unnötig, zum Beispiel wenn man in aus. Die Gerichtstoften waren beträchtlich. Ich kann den verschiedenen Klassen Hahn und Henne ausstellt, deren Verwechse= Herren nur raten, die Sache auf gütlichem Wege zu ordnen. lung ja ausgeschlossen ist; wenn man drei Hühner mit gleichen Nun zur Bilanz. Ich beschränke mich darauf, Ihnen die wich- Verkaufspreisen in der gleichen Klasse fonfurrieren läßt, oder drei tigsten Ziffern zu nennen." Tiere verschiedener Rassen einschickt. Auf der Berliner Ausstellung wurde auch für jedes einzelne von außerhalb kommende Tier ein

Er setzte seinen Zwicker auf, nahm feine Belege zur besonderes Attest gefordert, in dem die zuständige Polizeibehörde Hand und las die einzelnen Posten vor.

( Fortseßung folgt.)

Der Laubenkolonist.

Wir stehen jetzt im Zeichen der Geflügelausstellungen; fie be­ginnen gewöhnlich im Oktober- November mit dem Junggeflügel und setzen sich dann als allgemeine Ausstellungen bis in den Fe­bruar fort. Die bedeutendste Junggeflügel- Ausstellung, die all­jährlich stattfindet, ist die Hannoversche; sie wird von allen maß­gebenden Züchtern des ganzen Deutschen Reiches beschickt. Die größte allgemeine Ausstellung ist die sogenannte nationale, alljährlich ver­anstaltet vom Klub deutscher und österreichisch- ungarischer Geflügel­züchter. Diese Ausstellung ist eine Wanderausstellung, wie die Ausstellungen der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. 1910 hatten wir sie in Berlin in den Ausstellungshallen am 300.

In den Tagen vom 19. bis 22. November dieses Jahres fand in Berlin , und zwar wieder am 300, eine große Ausstellung des hie­figen Vereins Cypria statt, der nunmehr fast 50 Jahre besteht. Diese Ausstellung umfaßte ungefähr 6800 Nummern und kann in bezug auf ihre Bedeutung den großen nationalen Ausstellungen an die Seite gestellt werden.

Auf dieser Ausstellung, auf der nationalen, der Hannoverschen Junggeflügelschau und einigen anderen, darf auch in den Kon­furrenzklassen nur verkäufliches Geflügel ausgestellt werden. Es werden da für jede häufig gezüchtete Rasse, ja für jeden Farben­schlag dieser Rassen, zahlreiche Klassen ausgestellt, davon solche für Tiere zum Verkaufspreis bis zu 50, bis 75, bis 100 und über 100 Mark das Stück. In den erst genannten Klassen darf die ange­gebene Höchstgrenze des Verkaufspreises natürlich nicht über­schritten werden, und der Züchter, der hier einige seiner Lieblings­tiere ausstellt, muß gewärtig sein, daß sie verkauft werden, so schwer er sich auch oft von ihnen trennt. Wer sich deshalb unter allen Umständen vor dem Verkauf eines lieb gewordenen Tieres schüßen will, dem bleibt es nur übrig, in der Klasse für Tiere zum Ver­faufswert von über 100 M. auszustellen und dann die Preise so festzusetzen, daß er menschlicher Voraussicht nach gegen den Verkauf geschüßt ist. So entstehen die Preise von 300, 500 bis 2 und selbst 3000 M. pro Stück, die dem Laien Respekt einflößen. Die mit un­

bescheinigt, daß am Herkunftsort und im weiteren Umkreise in dec letzten Zeit keine Geflügelseuche geherrscht hat. Es liegt doch klar zutage, daß ein einziges solches Attest für die gesamte Einsendung eines Ausstellers vollständig genügt.

Je größer die Ausstellungen sind, und je größer die Kon­furrenz in einer Rasse ist, um so geringer werden natürlich auch die Aussichten auf die Erlangung von Preisen. In der Regel fallen auf 12 Nummern in einer Konkurrenz je ein erster, zweiter und dritter Preis. Ist eine Konkurrenzklasse mit 15, 20 und mehr Tieren beschickt, so kommt zum ersten Preis noch ein 1a, zum zwei ten noch ein 2b- Preis und so fort. Bei großen Ausstellungen, wie die der Cypria fommt es vor, daß weit berühmte Züchter, die mit ihrer Spezialrasse in 15 und 20 verschiedenen Konkurrenzen ver­treten waren, fast oder ganz leer ausgingen. Lobende Anerkennun gen werden allerdings reichlich ausgestellt; für diese kann man sich aber nichts kaufen, denn sie werden nicht honoriert. Will man sie aber auf einem Diplom bescheinigt haben, so muß man noch 3 M. extra dafür zahlen. Von den für jede Konkurrenzklasse ein gezahlten Geldern steckt der veranstaltende Verein zunächst erst ein­mal 25 Proz. für allgemeine Unkosten in die werte eigene Tasche. Die verbleibenden 75 Proz. werden dann prozentual auf die Preis­träger verteilt. Die kleinen Züchter lassen natürlich bei der Aus­stellungsbeteiligung in den meisten Fällen Haare, aber auch die großen und berühmten, die mit den auserlesensten und kostbarsten Tieren erscheinen, werden bei einer Schlußabrechnung immer wieder die Entdeckung machen müssen, daß die erhaltenen Geldpreise in mehr oder weniger erheblicher Weise hinter den Geſamtunkosten zu= rückbleiben. Außer den Geldpreisen werden noch Staats- und Ehrenpreise verteilt, wofür aber nur solche Tiere in Frage kom­men, die erste Klassenpreise errungen haben. Diese Ehrenpreise sind Zusatpreise, und soweit sie von Spezialvereinen gestiftet werden, find sie fast ausnahmslos nur den Mitgliedern dieser Vereine er­reichbar. Die Staatspreise und die Ehrenpreise der Lorswirtschafts fammer werden in Preußen nicht von den Preis terr, jonvern auf Vorschlag des Obmannes der zuständigen Kammer tergeben. Diese Preise waren seit Jahren Tauben überhaupt nicht mehr zu­gänglich, von jetzt ab tönnen wieder einige wenige Nußtaubenrassen darum fonkurrieren. In der Hauptsache sind sie aber für die weni­gen Rassen und Farbenschläge des Großgeflügels bestimmt, das die zuständige Landwirtschaftskammer als Nußgeflügel anerkannt hat. Diese Auswahl der Landwirtschaftskammern ist eine höchst ein­seitige und anfechtbare. So fennt die brandenburgische Landwirts fchaftstammer von den Orpington- Hühnern nur zwei Farbenschläge,