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wig wurde angezündet und leuchtete gelblich auch auf der anständiger Zeitgenossen. Goethe hat dem Trefflichen denn auch gegenüberliegenden Seite wurde eine angezündet, und dann folgendes Epigramm gewidmet: wieder eine auf der ersten, sie tamen im Bidzad auf sie zu.
Biele Schaufenster, in denen hübsche Sachen lagen, waren jekt hell erleuchtet. Jetzt nollte sie schnell nach der Norderstraße zurückgehen, es war gewiß schon ziemlich spät, und sie war von ihrer Näharbeit weggelaufen, und die sollte morgen fertig sein-- Ne, welch ein Licht bei Tostrup, weißes und gelbes elektrisches Licht!
Okönnt' ich doch dort droben hinein Wie bald sollt' alles versch... en sein!
Die zugehörige Zeichnung zeigt den Kavalier von Rozebue in einer gewissen Verrichtung; er schaut dabei neidisch nach dem Olymp hinauf, wo die literarischen Götter der Zeit in Heiterfeit thronen. Kotzebue seinen edlen Royalismus bekundete, ist ein Aufsatz über Ein Beispiel für die Art, in der unser Herr Staatsrat von Preßfreiheit, den er für das von ihm zu Weimar herausgegebene Die Augen taten ihr förmlich weh davon, und alle die Literarische Wochenblatt" geschrieben hat. Dies Blatt war in der entzückenden Sachen, Broschen und Spangen und Broschen journalistischen Form sehr geschickt gemacht; es ist eines der jourund Spangen aus Silber und Gold, übereinander und unter- nalistisch interessantesten Blätter der Zeit, wenn es auch den raffieinander auf schwarzem Samt. nierten journalistischen Wit von Börnes Zeitschwingen" und die In dem andern Fenster nur Ringe und goldene Retten- journalistische Leidenschaftlichkeit des von Ludwig Wieland herausund dann kamen Löffel und Gabeln, die in schwarzen, ge- gegebenen Boltsfreunds" oder des von Lindner herausgegebenen öffneten Schachteln mit grünem oder rotem Atlasfutter lagen. weimarischen Oppositionsblatts" nicht von ferne erreichte. Das Es war so hell wie am Tage, da drinnen im Laden und" Biterarische Wochenblatt" war Salonpublizistik. Inhaltlich war es gerade in den journalistisch besten Aufsäßen von einer ungewöhn= draußen auf der Straße, und die Leute, die still standen und lichen Gemeinheit. Zuweilen war der schofle Inhalt aber nicht borübergingen, waren einen Augenblick in dem Licht es einmal durch journalistische Würze genießbar gemacht. Dahin ge war ganz wie am hellen Vormittag. hört der Auffah über die Breßfreiheit, der sich im 1. Band( Weimar 1818, Seite 198-199) findet.
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Die Gaslaternen hier draußen wurden so trübe und sahen aus wie ein Butterkler, den sie an eine lange Stange gestedt hatten.
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Mit den einfältigsten Wißeleien unterscheidet da der wohlbezahlte Royalist und Staatsrat zwischen Sprech- und Preßfreiheit. Weiße Handschuhe, nichts als weiße Handschuhe in dem Die erste sei wohl zu empfehlen, weil das gesprochene Wort bereinen Fenster Weint. auben und Aepfel; Weintrauben Gedanken für Jahrhunderte. Es fann recht gut so argumentiert halle . Preßfreiheit sei gefährlicher, denn der Druck fixiere die waren herrlich sie hatte sie einmal im Leben gekostet, der kultur- liberal- konservative Ged und umgekehrte fleine Voltaire Herr Gott, das war schon viele Jahre her! Wieder Hand- eine freie Mitteilung geben auch ohne Breßfreiheit. Warum schuhe in Gasbeleuchtung mit breiten Raupennähten auch nicht? Die Römer und die Griechen hatten ja auch feine Preßhübsche Stöcke dies war cffenbar ein Herrenladen. freiheit und waren doch sehr freiheitliche Völker! Eine phänomenale Unterscheidung, die vielleicht noch einmal modern wird.
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Sie ging schräg über die Straße hinüber, mit dem Strom, bis an die Ecke- wieder Schaufenster- die Uhr dort im Fenster war schon sechs nein, iegt mußte sie sich beeilen sie ging schnell- dies fonnte sie sich ja ein ander mal ansehen sie mußte jegt sehen, daß sie nach Hause kam, sonst machte sich die Alte wohl auch ihretwegen Sorgen.
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Nein, was für ein reizendes Korsett da bei Mathiesen, und so hübsch mitten im Schaufenster aufgestellt ganz allein und ein paar: ofseidene Taschentücher, oben hineingestedt, um es ein wenig auszufüllen ja, ein Korsett mußte sie auch haben, obwohl es gar nicht so angenehm anzuhaben war das wußte sie noch von damals, als fie Soffas angehabt hatte, aber Jossa mußte ein Korsett tragen ihrer Figur wegen.
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Ja, nun wollte sie wirklich gehen aus dem Korsett machte sie sich eigentlich nichts, wenn sie nur die langen, feinen, blauen Strümpfe friegen könnte, von denen je einer an jeder Seite des Fensters hing die mußten ja bis weit über die Knie reichen. Aber nun wollte sie auch wirklich nach Hause.
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Die Uhr würde sicher sieben werden, ehe sie auf diese Weise nach Hause kam bloß die bunten Kragen mußte sie sich noch ansehen die roten waren am hübschesten auch die rot- und blaugestreiften.
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oder
Ein paar andere junge Mädchen drängten sich an das Fenster heran, die Gaslaterne fiel auf die vorgestreckten Gefichter- es kamen mehrere es entstand ein förmliches Gedränge fie ging weiter.
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Ja, solche blauen Strümpfe ach, diese feinen Damen, die immer mit solchen Strümpfen gehen konnten, die viele solche Paare hatten, blaue und rote und die all der gleichen kaufen konnten, was sie nur wollten, und die unter wärts ebenso hübsch waren wie nach außen, ja, ganz bis auf die Haut- nein, dann würde sie sich auch um nichts auf der Welt grämen.
( Fortsetzung folgt.)
Herrn v. Kotzebues Anfichten über Preßfreiheit.
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Den Einwand, der Mißbrauch der Preßfreiheit durch einzelne widerlege noch lange nicht den Wert der ganzen Einrichtung, behandelt unser Schmod folgendermaßen:
darf, ist doch auch nur verboten, damit nicht einzelne diese Freiheit " Wir finden das nicht. Daß kein Apotheker Gift verkaufen mißbrauchen sollen?"
Um die Breßfreiheit ungiftig zu machen, schlägt der Treffliche nun vor, der Staat solle die Preßfreiheit wie persönliche Auszeich nungen nur an einzelne verteilen.
Wir sehen voraus, daß der Staat seine Beamten, Professoren, Schullehrer usw. fennt. Nach Maßgabe dieser Kenntnis erteile der Staat jedem einzelnen, sogleich bei dessen Bestallung oder auch später, die Preßfreiheit, so daß es zum Beispiel Professoren mit Preßfreiheit und Professoren ohne Preßfreiheit gäbe. Es sei eine Ehre, eine auf besonderes Butrauen gegründete Auszeichnung, wenn in dem Dekret steht: mit Preßfreiheit. Sie werde demjenigen wieder entzogen, der sie mißbraucht, und das sei eine Schande. Sie werde durchaus feinem zugestanden, der nicht in Staatsdiensten steht. Will ein unbeamteter Schriftsteller etwas drucken lassen, so müsse er es der Zensur unterwerfen, das heißt: er müsse von irgend einem derjenigen, die der Preßfreiheit genießen, das Imprimatur ( d. h. die Drudgenehmigung) vorzeigen fönnen. Auf diese Weise würde der Staat auch die Kosten für eine Bensurbehörde sparen. Uns dünkt, jeder der Bevorrechteten würde sich wohl hüten, sein schönes Privilegium auf das Spiel zu sehen, und folglich weder selbst etwas Anstößiges schreiben noch sein Imprimatur leichtsinnig berwilligen. Es fiele ferner die alte Klage über unverständige Bensoren weg, denn jeder Schriftsteller ohne Preßfreiheit würde unter so vielen wadern Männern mit Preßfreiheit immer leicht einen finden, der ihm Achtung einflößte Eine dreifache Verweigerung des Imprimatur durch drei Privilegiaten der Preßfreiheit solle die endgültige Verweigerung faches Imprimatur das Wert unantastbar machen, wenn es auch der Druckerlaubnis bedeuten. Ebenso müßte aber auch ein dreider Regierung mißfallen sollte."
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Man sieht, das Schmöckchen zeigt zuweilen auch den liberalen Pferdefuß. Im Notfall tann das Schmöckchen allerdings darauf hinweisen, daß es ja der Regierung erlaubt sein solle, Mißbrauch der Breßfreiheit und leichtsinnige Verwilligung des Imprimatur" durch Entziehung des Privilegs zu bestrafen.
Wenn man diese unbezahlbaren Vorschläge liest, so meint man zunächst, sie sollten eine blutige Satire auf die Gegner der Preßfreiheit sein. Aber so einfach ist die Sache nicht. Natürlich ist der Schmod viel zu intelligent und literarisch viel zu begabt, um nicht zu wissen, daß seine Vorschläge vie eine Satire aussehen. Und August von Kozebue war ein talentierter Lustspieldichter und wahrscheinlich macht er im Hinterſtübchen seines Journalistenein politischer Gesinnungslump. Es ist bekannt, daß er wegen dieser bewußtseins diese Satire schäfernd und meckernd mit. Aber es ist zweiten Eigenschaft dem Dolch des demokratischen Theologiestudenten eben Schmock, und darum schreibt er in der Oeffentlichkeit rechts, Karl Ludwig Sand zum Opfer fiel. Dies Attentat war zwar ein während er in der Heimlichkeit seines Faunsgemütes sozusagen politischer Wahnsinn, wie das politische Attentat überhaupt nur das links denkt. Als öffentlicher Vorschlag ist der Aufsatz des" Wochens Mittel primitivster politischer Kulturen ist. Aber damit ist die Ghre blättlers" wie ihn die Kollegen vom Fach betitelten ganz ernst des Herrn von Kotzebue noch lange nicht gerettet. Gesinnungslump gemeint. Der Vorschlag paßt ganz in den Stil der heiligen Allianz. bleibt trotzdem Gesinnungslump. Und Sand hatte ganz recht, wenn und solche Gesinnung" wurde bezahlt, wiewohl der Bar Alexander er in Kotzebue den Bertreter einer politischen Charakterlosigkeit er- der Grste, Kozebues Souverän, manchinal geneigt gewesen sein soll, blickte, die kein Bedürfnis kennt als das, sich in der guten Gesell- dem Staatsrat seine allerhöchste und allerpersönlichste Verachtung schaft möglichst angenehm zu betten geschehe dies auch durch zu befunden. Indes: eine Hand wäscht die andere, und die AuguMittel wie eine salonfähige Pornographie, einen feilen Byzanti-| ren lächeln einander wohl pfiffig zu, aber sie verraten einander nismus und allerhand geistreiche Niedertracht im Heruntermachen nicht. So blieb Kotzebue der Empfänger einer Staatsratspension
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