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Die Vervollkommnung ihrer Werkzeuge befähigt die Mang- Ineben ihren Hütten und bringen den Geistern der Abgeschiedenen bettu auch zu einer größeren Entwidelung der Holzschnitzerei. Opfer in Gestalt von Nahrungsmitteln dar. Auch ehren sie ihr Bereits Schweinfurth stellte est„ daß sie das einzige afrikanische Andenken in Legenden und Gesängen, die sie zum Klange ihrer Volk find, welches den Gebrauch des einschneidigen Messers kennt, Mandolinen vortragen. Welch tiefe und selbst nach europäischen dessen Vorteil darin besteht, daß die Unterstützung des Beigefingers Begriffen schöne Gedanken manche dieser Gesänge enthalten, davon beim Schnißen eine im Detail sichere Handhabung ermöglicht". Das mag ein Vers eine Probe geben, den mein Gewährsmann, Herr de zum Schnißen verwendete Holz wird einer riesigen Rubiacee ent- Calonne- Beaufaict, aus dem Munde eines alten Mangbettubarden nommen, das weich und risselos ist, ähnlich wir unser Pappelholz. bernahm: Die Stämme dieser Bäume erreichen, soweit sie astfrei sind, eine Länge von 15 Metern bei einem Durchmesser von mehr als zwei Metern. Man kann daraus erme en, wieviel tausend Hiebe mit dem fleinen Mangbettubeil nötig sind, um einen derartigen Riesen zu fällen. Aus diesem Holze fertigen sie ihre Boote, Schilde, Schüsseln und Schemel.
Wenn ich gestorben sein werde,
So begrabt mich nicht neben euren Hütten, Ihr vergeßt mich trotzdem.
Begrabt mich am Ufer des Flusses, Die Wasservögel und die Frösche Werden mich dort immer beweinen.
Man wird, glaube ich, in der Poesie primitiver Völker lange suchen müssen, um etwas Aehnliches zu finden.
Kleines feuilleton.
Geologisches.
wird,
Die Mangbettu müssen Meister der Baukunst genannt werden; ihre Hütten sind die solidesten und hübschesten aller mir bekannt gewordenen Regerbehausungen. Nur die Musgumhütten am Tschad see übertreffen sie an Eigenart. Schweinfurth betonte, daß die Mangbettu rechteckige Häuser Lauten, und erkannte daran den borwiegend westafrikanischen Charakter dieses Volkes. Rundhütten hätten zwar zu seiner Zeit auch schon bestanden, aber nur in ge= Die Vorstellungen vom Innern der Erde. Ueber ringer Anzahl. Heute ist das umgekehrt. Diese haben gewöhnlich 6 Meter Durchmesser. Sie bestehen aus einer etwa 1,20 Meter die Beschaffenheit des Erdinnern kann der Mensch feine unmittel hohen und 0,35 Meter breiten Lehmwand, d. h. einem Palisaden- baren Beobachtungen anstellen, denn selbst die tiefsten Bohrlöcher zaun, der mit Lehm ausgefüllt und verstrichen ist und ein fegel- sind nur wie der winzige Eindruck einer Nadel auf der Erdoberfläche. förmiges Dach trägt. Das Dad, pflegt nicht unmittelbar auf der Es ist zwar neuerdings vorgeschlagen worden, einen Schacht von Seitenwand zu ruhen, sondern auf Pfeilern, die rings um die 20 Kilometer Tiefe herzustellen, aber diese Arbeit würde nach einem Außenwand der Hütte eingerammt sind. Kein Mittelpfeiler ist Boranschlag 85 Jahre in Anspruch nehmen und die Kleinigkeit von nötig, um es zu halten, und trotzdem bietet es auch dem heftigsten 100 Millionen Mark kosten. Es ist daher nicht anzunehmen, daß wenn es sich nur um ein Orkane Widerstand. Hergestellt wird es aus zahlreichen, drei bis sie ausgeführt werden bier Meter langen Blattschäften der Raphiapalmen, die unterein- hauptsächlich wissenschaftliches Interesse dabei handelt. Nach den ander mit Rotang verbunden sind. Eine wasserdichte Schicht Gras Gezeitenstudien ist die Behauptung aufgestellt worden, daß das Erdbedeckt das stabile Gerüst. Der Boden der Hütte besteht aus ge- innere eine Härte habe, die etwa zwischen der von Glas und von stampftem Lehm und erhebt sich, etwa einen Fuß über den Erd- Stahl liegt. Außer den Gezeiten des Meeres haben namentlich die boden, wodurch er vor Nässe vollkommen geschüßt ist. Die Innen- Erdbebenwellen ein Mittel geboten, Schlüsse auf den Zustand des einrichtung bildet ein seitlich eingebautes Bett und eine in der Erdinnern zu ziehen. Gewöhnliche Erdbebenwellen pflanzen sich durch Mitte befindliche Feuerstelle. Ueber dieser ist ein derbes Gerüst den Erdkörper mit einer Geschwindigkeit von etwa 9,2 kilometer in errichtet, auf welchem die Fleischvorräte geräuchert werden. Das der Sekunde fort, und würden danach die ganze Erde in der Richtung Bett ruht auf vier starken, tief in die Erde gerammten Pfählen, eines Durchmessers in 23 Minuten durchdringen. Im Zusammenhang die bei Häuptlingsfrauen oft mit Skulpturen geschmückt sind. mit Bendelbeobachtungen haben diese Tatsachen dazu geführt, Längs- und Querballen verbinden sie, und eine dicke Schicht getrock die Dicke der festen Erdkruste auf etwa 56 Kilometer zu schäßen. neten Laubes dient als Pfühl. Die Mangbettuhütten sind peinlich Die Härte des eigentlichen Erdkerns wird jetzt noch weit höher bewertet als früher, denn sie soll die von Nickelstahl noch dreimal sauber. Die ganze, in Afrika ihresgleichen nicht findende architektonische übertreffen, während die Starre der Erdfruste im Durchschnitt Jedenfalls ist die alte Begabung der Mangbettu tritt aber erst beim Bau ihrer großen, etwas unter der des Glases steht. aus bestünde durchweg einer Diejenige, Borstellung, das Erdinnere Bassa" genannten bahnhofähnlichen Hallen zutage. Diejenige, Borstellung, welche ich bei Okondo sah, ist rechteckig. hundert Meter lang und feurig- flüssigen Masse, jetzt als gänzlich aufgegeben zu befünfzig Meter breit. Das in der Mitte zwölf Meter hohe Dach Ueberhaupt sind durch die Fortichritte der Naturwissenfällt zu beiden Seiten bis auf zwei Meter ab. Diese mächtigen schaft während der lezten Jahre alle alten Begriffe von der BeWährend man früher Bauwerke dienen als geschützte Versammlungsorte bei festlichen An- schaffenheit der Erde ins Banken geraten. Täffen. allgemein glaubte, daß die Erde sich zusammenzöge, erheben sich jezt Stimmen dafür, daß sie sich im Gegenteil ausdehne. Namentlich hat die Entdeckung des Radiums zu einer Umwälzung der An ichauungen geführt. Lord Kelvin hat die Temperatur im Erdinnern auf etwa 4000 Grad geschäßt, während sie jetzt auf 400 000 Grad veranschlagt wird, aber dieser Schluß ist noch recht unsicher. Medizinisches.
Es gehört zur Tradition der Mangbettu, daß jeder große König eine solche sein eigen nennt. Schon Schweifurth spricht mit Worten höchster Anerkennung von Munzas Halle, und diese technischen Leistungen, die ohne jeden europäischen Einfluß ausgeführt werden, fordern allerdings zur Bewunderung heraus. Man tann getrost sagen, daß wir nur mit unseren modernen Eisenkonstruktionen in der Lage wären, mit diesen Bauwerken, was Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit anbetrifft, zu konkurrieren. Die Mangbettu berwenden auch zu diesen Bauten die Blattstiele oder Mittelrippen der Raphiapalme, deren Wedel zehn bis zwölf Meter lang werden. Das tühn gewölbte Dach der Festhalle rust auf fünf parallelen Pfostenreihen, aus je zwanzig fichtengraden, mit Stulpturen versehenen Baumstämmen. Die zahllosen Sparren des Dachstuhls und die Seitenwände werden ausschließlich aus den Blattschäften der Raphia zusammengefügt. Da die Mangbettu ebensowenig wie andere Neger Nägel fennen, sind sie genötigt, alle Teile zusammenzubinden. Dazu benußen sie die gespaltenen Stiele des spanischen Rohrs, das ein sehr derbes Bindematerial ist.
Die Mangbettu sind eir sehr leichtlebiges Bolt. Feste spielen bei ihnen eine noch größere Rolle als bei anderen Negern. Sie Lassen teinen Anlaß freudiger oder trauriger Natur vorübergehen, ohne sich zum Tanze zusammenzufinden, und in mondhellen Nächten ist es schwer, in ihren Dörfern vor dem Lärm der Pauten und Trompeten zur Ruhe, zu kommen.
Es wäre ja an sich nicht überraschend, bei einem Volke von der äußeren Kultur der Mangbettu Aeußerungen einer tieferen Gemütsveranlagung zu finden. Merkwürdig ist nur, daß diese Kannibalen, die vor cinem Menschenalter noch Kinder schlachteten, und, sich selbst überlassen, wohl auch heute nicht davor zurückschrecken würden, auf der anderen Seite so sympathische Eigenschaften an den Tag legen, wie Liebe zu ihren Eltern, zu ihren Kindern und Frauen und Respekt vor den Weißen, ja sogar Mitleid. Eifersüchtige Regungen sind den Mangbettu nicht fremd, bei der Koketterie der Weiber auch oft am Flabe Ihre Finder sieht man sie oft streicheln, sich über ihre Spaße und Spielereien freuen, auch die Händchen der Säuglinge mit den Lippen berühren, was ich des halb erwähne, weil das Küssen bekanntlich eine den Negern unbetannte Gitte ist.
trachten.
Die
Heilung eines angeschossenen Herzens. Fälle, in denen ein verwundetes Herz durch einen chirurgischen Eingriff geheilt worden ist, haben sich in den letzten Jahren in erfreulichem Grade gemehrt. Meist hat es sich dabei um Verletzungen durch Stiche entweder mit Nadeln oder mit Messern gehandelt. Jetzt aber berichtet Dr. Tedesco in der Wiener Klinischen Wochenschrift" über den erstaunlichen Erfolg, den er bei der Be handlung einer durch ein Geschoß verursachten Herzwunde erzielt hat. Der Arzt, der seit zwei Jahren in einer brasilianischen Stadt tätig ist, wurde eines Tages in großer Gile zu einem jungen Burschen gerufen, der durch das Losgehen einer Schußwaffe in der linken Brust verlegt worden war und sich augenscheinlich im Zustand höchster Lebensgefahr befand. fein war gänzlich geschwunden, fast der ganze Körper talt und mit großen Schweißtropfen bedeckt. Die Schußwunde war entsprechend dem geringen Kaliber der Waffe von nur 6 Millimetern sehr flein und gab nur in Abständen einzelne Blutstropfen von fich. Während die Atmung noch wenig beeinträchtigt war, konnte der Puls überhaupt nicht mehr gefühlt werden, weder am Handgelent, noch in der Herzgegend. Da der Befund auf eine starke innere Blutung schließen ließ, mußte möglichst schnell zur Operation geschritten werden, die sich aber geraume Zeit verzögerte. Noch bedenklicher war die Lage mit dem Beginn der Betäubung. Nunmehr hörte nicht nur auch die Atmung völlig auf, sondern es trat auch eine so starke Verfärbung des Gefichts ein, daß die Erhaltung des Lebens kaum noch erhofft werden konnte. Dennoch wurde durch künstliche Atmung und durch Massage der Herzgegend die Atmung wieder hergestellt. Es stellte sich nun heraus, daß dem Herzen durch das Geschoß eine Verlegung beigebracht worden war, die mit einem seidenen Faden verschlossen wurde. Schon am Tage nach der Operation besserte sich das Befinden des Kranken und es trat eine völlige Heilung ein, obgleich sogar eine Eiterung der Operationswunde nicht vermieden werden konnte.
Ihre Toten behandeln sie ehrfurchtsvoll. Sie begraben sie dicht Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderet u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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