sagen, eine solche Gnädige, ein Luderchen, das durch die Straßen gleitet das sind alles ihre Spitzel I Haben sie nicht Hausen Geld gesammelt in Masovien? Und hier dicht vor dem Schloß selbst, was wimmeln da für Gestalten.. hast sie gesehen?" t Da patz ich schon auf! Gestern zum Verspiel, wie ich vor dem Tore stehe, da sehe ich, aus der anderen Seite des Platzes geht einer dreimal vorbei. Meist aber kommen sie mit der Tramway gefahren. Immer steigen da Leute vor­dem Schloß aus, aus der Stadt, aus Praga . So ein Kerl steigt aus, geht langsam, ganz langsam vorbei, kehrt um, als suchte er etwas und fährt wied-cr weg. Wozu fährt er, wenn er eben erst gekoninien ist? Und dann kommt er wieder. Schmeißt Augen vor dem Tor... Die haben was vor! Tie sind jeden Augenblick bereit." Du bist dumm. Eine solche Macht können sie gar nicht haben." Ja, eine solche, wie wir, haben sie nicht. Aber sie haben ihre verteufelten diebischen Tricks und Manieren. Dagegen kommt die größte Macht nicht auf." Das war die größte Sorge des Generals. Diese diebischen Tricks und'Manieren. Er fühlte sich ihnen gegen- über ratlos. Der Schlag konnte jeden Augenblick fallen, ungewiß woher. Trotz der Aufsicht und Wachsamkeit im Schloß, konnte ihn der Feind mit seiner unberechenbaren Geschicklichkeit treffen. Dann ließ er plötzlich mitten am Tag oder in der Nacht den ganzen Platz vor dem Schloß vom Militär besetzen und jeden Vorübergehenden durchsuchen. Ließ jeden verlosten, der irgendwie verdächtig erschien. Die Soldaten freuten sich aus diese Arbeit wie auf ein Fest. Die Frauen wurden schäm» los betastet, und in aller Gemütsruhe stahl man den Revi- dierten ihre Börsen und Uhren. Aber es brachte keinen wesentlichen Nutzen. Der General blieb nach wie vor in seiner Residenz sitzen. Dann kamen gar böse Zeiten. Die Rapporte der Korps- kommandanteil begannen von Militärverjchwörungen zu be- richten, von Meutereien in den Kasernen und in den Lagern. Man entdeckte einen Zusammenhang zwischen der Militär- bewegung und den revolutionären Organisationen. Da Wal­es dem General, als sei ihm der Boden unter den Füßen ent- zogen. Diese Soldaten bewachten seine Person. Ihnen war sein Leben jeden Augenblick aus Gnade und Ungnade ausge- liefert! In dem harten, ungebrochenen Sinn des Herrschers begann ein quälendes Schwanken. Die Weisheit seines ganzen Lebens, die ganze ethische Grundlage seiner Karriere, die aus einem unerschütterlichen Glauben beruhte, geriet in gefährliche Bewegung. Sollte das das Ende sein? Sollten er und alle, die Rußland regierten, sich geirrt haben? Sollten am Ende gar die anarchistischen Elemente, diese aufrühre- rischen Zeitungen, welche das Ende der Selbstherrschaft ver- kündigten, recht haben? lFortsetzung folgt.x AloMtatigKeit. Von M. Roda Roda . Frau von Tarnotzl) beendet ihre Toilette. Sie trägt ein schwarzes Spitzenlleid, das sehr wirkungsvoll mit Silberfäden durch- zogen ist. Wenn sie sich bewegt, raschelt da» Seidenfutter. Das Haar ist gescheitelt und seitwärts gepusst. Schwarzer Hut. dessen Federn berabhangen und sich liebenswürdig an den etwas zu kleinen Knoten der Frisur schmiegen. Frau von Tarnotzl) fährt noch einmal, ganz leicht, mit der Puderquaste Uber das Gesicht und zieht befriedigt die langen Hand- schuhe an. Das Stubenmädchen, in das vorgeschriebene schwarze Sklavengewand gehüllt, bält- den Mantel der Gnädigen bereit. Herr von Tarnotzl, tritt ins Zimmer. Er sieht durchaus nicht so vornehm aus wie seine Frau Gemablin. Er ist klein, unscheinbar, einigermatzen schäbig kurz, er ist Beamter im Ministerium. Er unzufrieden:Du gehst wieder aus, Irma?" Sie:«Du weißt doch auf den Basar." Er:Basar?" Sie:Gott , Du merkst Dir aber auch gar nichts. Heut ist doch der Wohltätigkeitsbasar im Pavillon Gerbeaud." Er:.Ich wäre mit Dir und den Kindern gern zu Mama ßegangen." Sie:Das ist gescheit. Du gehst also mit den Kindern zu Mama Ihr könnt gleich dort Kaffee trinken." Er:.Aber.. Sie:Lächerlich Mama gibt Euch gern Kaffee. ES macht ihr doch gar keine Mühe das bißchen Kaffee." Und zum Mädchen:Kaffee brauchen Sie nicht zu kochen. Holen Sie Milch für sich hier haben Sie sechs Heller.-- Servus, Albert 1 Wenn die Kinder aus der Schule konimen, könnt Ihr gleich wandern. Ich komm' um acht Uhr." Sie rauscht hinaus ins Borzimmer. Sie, Lina, schau'n S' nach, ob die Frau vonLenkey schon fort« gegangen ist. Fragen S' in der Küche DaS Mädchen steigt in den dritten Stock sich erkundigen und kommt mit der Meldung zurück: Frau von Lenket, wäre vor einer halben Stunde gegangen. DaS ist sehr angenehm denn Frau von Lenket, hätte jeden- falls den Vorschlag gemacht, einen Fialcr zu nehmen und ihn dann aus Mangel an Kleingeld von Fron Tarnotzh bezahlen lassen. Lina, den Kindern kaufen Sie Wurst zum Nachtmahl. Wie. der Kleine ißt keine Wurst? Dann geben Sie ihm ein Ei. Für Sie sind anderthalb Stücke Fleisch vom Mittagessen geblieben. DaS essen Sie die Hälfte können Sie dem Pufferl geben. Wenn Sie Nachtmahl kaufen gehen, nehmen S' ihn mit. damit das arme Vicherl ein bißl auf die Luft kommt. Einen Wagen? Ich gehe bis zur Ecke zu Fuß dort werde ich mich schon in einen Fiaker einsetzen. Für den Herrn und mich bring ich das Souper mit. Adieu I" Küß die'and." Frau von Tarnotzy sieht sich aus der Straße vorsichtig um und erklimmt den Omnibus, Linie Stadtwäldchen. Der Pavillon ist gesteckt voll. Alles ist versammelt, was Namen hat oder so tut, als ob es Namen hätte. Frau von Tarnotzl, llbcr- zeugt sich durch einen Blick, daß fie sich trotzdem sehen laste» kann» und segelt lustig die Verkausszelte entlang. Nach süns Minuten hat sie Frau von Lenley gefunden. Wie schade, daß Du nicht gewartet hast ich hätte Dich gern in meinem Wagen mitgenommen." Frau von Lenley ist mir der Untergrundbahn gekommen. Die Freundinnen trennen sich mit herzlichem Händedruck. Sie wollen fich von einander nicht beobachten lassen. Eigenilich hätten alle Verkäuferinnen in Rokoko erscheinen sollen, aber die hübsche Idee wurde nur von den Töchrern und Frauen der Bankdirekloren akzeptiert. Den andern ist'S zu kostspielig. Frau von Tarnotzy bleibt vor dem Blumenzelt stehen. Natürlich kaufe ich Euch was ob, Mäderln," sagt sie in zärtlich mütterlichem Ton.dazu ist mau ja schließlich hergekommen. Also den großen Buicheu Rosen, Edithke l" Edith sucht die Rosen zusammen. Da erblickt Frau vou Tarnotzy eine liebe Bekannte. Malvine da bist Da ja auch! Selbstverständlich. Du darfst ja nicht fehlen bei wohltätigen Veranstallungen. Hast Du viel gekaust? Wie geht es den Kinderl»?" Sie blickt zurück und sagt mit freundlicher Handbewegung:Edith, mein Herz, leg den Strauß beiseile ich hol mir ihn nachher." Und fort lenkt sie ihre Schritte. Links und rechts rufen bekannte Mädchen die Tarnotzy an. Sie lächelt winkt grüßt verspricht und drängt sich bis zur Milte des Saales durch, wo in einem dichteu Kreis von Daincn Ihre Exzellenz die Ministerin steht. Frau von Tarnotzy verläßt ihre Freundin und hängt sich in eine andere ein in nächster Nähe ihrer Exzellenz. Sie wird glücklicherweise bemerkt. Ah, liebe Fra» von Tarnotzy, ich freue mich, daß Sie auch da sind. Biel gelauft?" Frau von Tarnotzy mit edler Bescheidenheit:Exzellenz» man ist glücklich, sein Scherflein beizutragen. Wenn man bedenkt» wie unsere Kinder zu Haus gepflegt und gehegt werden, wie man nicht genug tun kann in ihrer Nahrung so gibt man mit vollem Herzen, um auch dem arnien Kind ein Gläschen Milch zu spenden. Nicht wahr, meine Danien?" Die Damen nickten eifrig. Eine leise Stimme:«Wie die wieder reden kann, die Tar- notzy!" Fron von Tarnotzy hält sich für den Rest deS Nachmittags hübsch in der Mitte, gleich iveit von den Zelten links und rechts. Sie ist iminer in Bewegung, immer mitten in einem Knäuel von Frauen, hat immer etwas zu sagen und zu lachen. Hie und da hört fie sich anrufen: ..Tante Tarnotzy eine Blume I" oder:Tante Tarnotzy ein Päckchen Scbokoladezigaretten!" In solchen Augeiiblickeil wendet sich Frau von Tarnotzy lächelnd um, winkt, grüßt liebenswürdig und fetzt fanatisch das Gespräch mit ihrer Partnerin fort. Was Sie glauben nicht, daß die Lila Henczengruber mit dem Vajszmajr Niki durchgegangen war? Ich versichere Sie, sie war durchgegangen. In einem Monat ist die Hocbzeit." Tante Taruotzy einen Papiersächcr für die kleine Magda!" Ja, mein Engel nachher. Und... was ich sagen wollte... Eine gute Menage? Liebe, unter sieben Siegeln: er bat sie schon lange, lange satt hat sie überhaupt nur umö liebe Geld genommen und tröstet sich mit einer vom Königstheater." Tante Tarnotzy ein Päckchen Ansichtskarten!" Ja, Süße gleich! Die bezieht ihre Toiletten au? Paris . Ich finde das lächerlich. Solche geschmacklose Äckeritisachen