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könnt sie auch hier in der Trommelgasse kaufen. Meine Kleider] seinem Namen eine Gedenktafel geweiht, die getreulich verzeichnet, ich bitte Dich, ich trag nur einfache Sachen: dieses ganze Kleid was er als Schöpfer der italienischen Schriftsprache, der dritte int loftet faum breihundert Kronen."
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Tantchen- Karpfen gefällig?"
Zantchen schreitet unentwegt weiter.
Endlich ist es Abend geworden. Die Belte find ausgeräumt, die Verkäuferinnen fümmern sich nicht mehr um ihr Geschäft. Jede ist von einem Kreis junger Herren umgeben und wird mit hundert Komplimenten belohnt.
Frau von Tarnogh rüstet sich zur Heimkehr. Sie hält beim Sandwichzelt.
Da steht die kleine Sturmann Klari ratlos vor einer vollen Schüssel.
Frau von Tarnoby eingenommen Klari?"
Oh ja. Aber
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in der Rolle des rettenden Engels:" Viel
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" Aha das ist Dir übrig geblieben jezt weißt Du nicht, was Du machen sollst? Beruhige Dich, packe mir alles ein." Die Umgebung murmelt beifällig.
Bei mir im Hause wohnt eine arme Familie mit einer Masse Kinder. Die Armen sollen auch wissen, daß heute Basar gewesen ift." Sie legt eigenhändig noch eine Schnitte Schinken zu den Brötchen. Wie viel Geld hast Du denn, Klari?"
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Neunundachtzig Kronen."
Na
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da hast Du eine Krone für die Resteln, damit Du eine runde Summe haft. Ba, Kleine!"
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Und läßt die verduzte Klara samt Anhang stehen und fegelt
dabon.
Draußen stößt sie zu ihrem Aerger auf Frau Lenkey. Frau von Tarnozzy:" Nett, daß wir zusammentreffen." Frau von Lenkey- ebenso mißbergnügt: Nein als wenn wir uns verabredet hätten!"
Frau von Tarnozy blickt suchend um.
bleibt
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"
Wo nur mein Wagen ? Ich hab ihn doch für sieben herbestellt." " Ich verstehe auch nicht, wo meiner ist. Vielleicht da born?" Frau von Tarnogh- ärgerlich:" Oder es hat ihn jemand weggefischt. Die Leute haben ja teine Manieren."
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Der soll mir nur morgen um den Fahrlohn kommen
zahle ihm nichts."
Frau von Tarnogh
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energis: Keinen Heller."
Nach einer kleinen Bause:
Frau von Tarnohy:" Was machen wir jetzt?"
Frau von Lenkeh mit sichtlicher Ueberwindung: Du was? Wir wollen einmal fesch sein. Fahren wir Elektrischen."
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' s ist eigentlich wahr. Wir sind ja zu zweien. Und um den Kutscher zu strafen dann kann er hier warten." Beide raffen ihre Kleider und wandern im Staub der grundbahn zu.
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"
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ich
Weißt mit der
schon
Unter
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Frau von Lenkey: Was hast Du in dem Paket?" So Krimstram: Schokoladegigaretten Ansichtskarten Fächer Dummheiten. Was man eben zusammenfauft." Frau von Lenkey:„ Ich steck mir immer vierzig Kronen ins Portemonnaie, wenn ich so wohin gehe die gebe ich dann aus. Wie immer es ist mir egal."
" Ich mache es ebenso."
Nach einem Weilchen:
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Frau von Tarnoty:" Ich hab so viel Blumen gehabt... Wie ich sie gar nicht hab fassen tönnen, leg ich sie in eine Ecke auf dem Tischerl jemand hat sie von dort geschnipit. Liegt ja eigentlich nichts dran."
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Frau von Lenky übertrumpft sie. Ich hab meinen Buschen der Exzellenz geschenft sie hat sich sehr gefreut." Sie steigen ein und reden fünfzehn Minuten allerlei unfreundliche Dinge über ihre Bekannten.
Auf dem Treppenabjazz verabschieden sie sich zärtlich mit Umarmung und Kuß.
Frau von Tarnoty geht gradeaus in ihre Küche, öffnet den Packen und verteilt den Inhalt auf zwei Schüsseln. ,, Lina diese Schüssel tragen Sie hinein für mich und den Herrn zum Nachtmahl. Diese hier stellen sie in den Eistasten für morgen abend."
Darauf vertauscht sie ihre feine Spigentoilette mit einem häßlichen roten Kretonschlafrod.
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Frau von Tarnozy zu ihrem Gatten:" Ich bin froh, daß ich auf dem Basar war. Ich hab mit der Erzellenz gesprochen fie war sehr lieb zu mir. Die Lenkey ist beinahe zerplagt. Ausgegeben? Steine Spur. Bierunddreißig Heller auf der Elektrischen. Und für eine Krone hab ich falten Aufschnitt gekauft zu zweimal gut nachtmahlen. Diese Lenten ist aber eine Aufschneiderin geradezu ekelhaft."
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Boccaccio.")
Von Paul Vois( Charlottenburg ).
Im Jahre 1913 sind es 600 Jahre, daß Giovanni Boccaccio das Licht der Welt erblickte. Jm Pantheon der Geistesgeschichte ist
*) Die zuverlässigste Boccaccio - Uebersetzung erschien im InfelVerlag.
Bunde neben Dante und Petrarca , und als Vorläufer der Re naissance, als einer der Wiedererweder der gelehrten Forschung. geleistet. Jm Buche berühmter Liebespaare ist sein Verhältnis zu jener Fiametta, die eine Königstochter gewesen sein soll, eine hübsche Legende und hier darf auch jener tobentionellen Gedichte und schwülstigen, allegorischen Liebesgeschichten, in denen er den ganzen Olymp nebst der christlichen Mythologie zum romantischem Aufputz heranbemüht, gedacht werden, die er der Geliebten zu Ge fallen schrieb, und des kleinen, entzückenden, noch heute recht gut lesbaren Romans Die flagende Fiametta". Wenn aber heute noch, nach sechshundert Jahren, dieser Mann und sein Andenken gefeiert wird wie ein lebendiges Ereignis, so verdankt er das ledig lich der Sammlung der hundert Geschichten, genannt Das Defameron"( wörtlich: die Zehntage), die er mit vollendeter Kunst der Komposition alten Stoffen und neuen, von Mund zu Mund gehenden Anekdoten nacherzählte und die er durch einen glanzvollen, funstreichen Rahmen zu einem schönen Ganzen aus sammenband.
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Auf der Mittagshöhe seines Lebens stehend, zwischen 35 und 40, in Erinnerung der reichen Geselligkeit und des anmutigen Lebens, an dem er einst am Hofe von Neapel , unter König Roberts Regiment, teilgenommen, schrieb er, sich und andern zum Trost in schwerer Zeit, dies Buch. Der schwarze Tod verwüstete damals, im fünften Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts, Europa , und Boccaccio beginnt das Werk mit einer erschütternden Darstellung jenes Ereignisses. Aber dann führt er uns in einen kühlen, dufa tenden Garten und unter junge Menschen, die in leichter, gezügelter Freude sich zusammenfanden, um der schwarzen Trauer und der Düsterfeit des Verhängnisses zu entgehen. Reizend öffnen sich Blicke in die toskanische Landschaft mit ihren Billen und ihren malerischen Tälern. Und die jungen Leute tun sich in der Kühle des Abends zusammen, ergöhen sich an Spielen, an Musik und Gesang, necken sich und erzählen sich Geschichten. Jünglinge und Jungfrauen sind es, die sich so die Tage leichter zu machen suchen. Das gibt von selbst das vorherrschende Thema: die Liebe. Aber was auch erzählt wird: nirgendwo ist in den Beziehungen der Er zählenden eine Spur von Unordnung oder Lüsternheit zu finden; ein natürlicher Anstand und eine vollkommene innere Reinheit der Gesinnung ermöglicht es ihnen, die heitelsten Dinge frei und offen auszusprechen, und ein selbstgewähltes Regiment der Orde nung regelt alles aufs bejte. Da werden rührende Beispiele treuer Liebe erzählt; tragische Geschichten auch, die die liebenden Herzen erbeben machen. Geschichten von Edelmut und seltener Seelengröße. Und mit dem echten Florentiner Geschmad an der Burla( Scherz) ergößen sich die Zuhörer an Späßen und Schnurren; an Sireichen, die dem und jenem gespielt wurden; an einem treffenden Witwort, einer gut gezielten Antwort. Manche der Späße sind für unsere Ohren gar derb; aber die Selbstverständlichkeit des Vortrags rettet diese Geschichten für den Einsichtigen. Und wirklich ist das Dekameron eine kleine entzückende Geschichte des Menschlichen, eine Art Schatzbehälter des Herzens in tragischen und komischen Aeußerungen.
Das Dekameron hat seine Geschichte. Bewundert viel und biel gescholten; von seinem Autor selber, da dieser fromm wurde und Reliquien sammelte, wie eine Jugendsünde verabscheut und verleugnet; den Autodafés Savonarolas, wie den Indersprüchen der Kirche und den Konfiskationsbefehlen der Staatsanwälte ausgeliefert, hat es dennoch infolge seiner enorm lebendigen Kraft die Jahrhunderte überdauert. Noch vor der Erfindung der Bucha druckerkunst war es handschriftlich weit und breit verbreitet. Petrarca übersetzte sogar die Geschichte von der schönen Griselda ins Lateinische. 1471 erschien dann in Venedig der erste Druck des Werkes und fast gleichzeitig die erste Ueberseßung ins Deutsche. Aber damals begann auch der Kampf gegen das Buch. Wieviele Exemplare des Dekameron von den Schergen Savonarolas, der es haßte, wie alles, das einen Spiegel der Sinnlichkeit und einen Anreiz zur Weltlust darstellte, auf den Scheiterhaufen geschleppt worden, mag der Himmel ermessen. Aber Savonarola bestieg, unterlegen im Kampf gegen den Papst, selber den Scheiterhaufen, und Florentiner Jünglinge besorgten 1527 den ersten forretten Meisterdrud der Novellen. Aber dann kam die Zeit, da Despotismus und kirchlicher Erneuerungseifer die Freiheit Italiens be schnitten. Das tridentinische Konzil fette, mit dem Bemerken: folange keine gereinigte Ausgabe besteht, das Dekameron auf den Inder. Wie die Kirche sich die Reinigung dachte, zeigte sich, als die Florentine: um 1570 eine Neuausgabe des Werkes veran stalten wollten, und diese Geschichte ist historisch interessant genug, weil sie den Wandel der Zeiten in der Auffassung von schicklich und unschicklich beleuchtet, wie sie auch Boccaccio als Autor entlastet und jeden Vorwurf, das moralische Empfinden verlegt zu haben, von ihm abwendet auf die Zeit. Heute ist es die" Sittena losigkeit" des Dekameron , die Anstoß erregt; den frommen Herren des 16. Jahrhunderts machte die Derbheit der Schwänke feine Mühe und Sorge. Schlimmer war es nach ihrer Ansicht, daß Boccaccio , bei aller schuldigen Ehrfurcht vor der Religion, die geistlichen Herren immer und wieder verspottet. Und hier jetzte die Tätigkeit der Kommission ein, die der Papst bestimmt hatte, den Florentinern ihren Boccaccio zuzurichten. Da vers schwanden die Nonnen und Mönche; man zog ihnen das heilige Gewand aus; machte Fr au Laien, Edelfräulein u. bgl. Nur den