ffand. Aber man weiß ja, wie das ist! Wer konnte be rechnen, wann es ihr gefallen würde zu erplodieren?
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Höre, Friz, kennst Dr die Leute von der Kampfgruppe? Sag, Friz, was Du weißt. Wie ist das mit einem solchen Ding? Hat es gern kalt oder warm? Hat es gern trocken oder feucht? Wo muß man es hintun, damit es ruhig bleibt?" Ich weiß nicht, Morib, aber ich denke, man läßt es dort stehen, wo es ist. Ich weiß auch nicht, was ihm lieber ist, aber ich weiß, daß es Bewegung nicht gern hat."
,, Wie habe ich es bloß in dieser schweren Mulde mit den Würsten getragen! Wie bin ich bloß damit über die dunkle Treppe gekommen! Ich, Moris Jerke, mit meinem schwachen Bein! Was, Frig? Es ist ein Wunder, daß Du noch Deinen Bruder hast! Geh, Friz, bring doch zwei Flaschen Porter, ich bin noch sehr aufgeregt."
Beim Borter lachte Moritz lustig.
,, Friz, geliebter Bruder, es gibt kein Böses, denn das Böse ist zuweilen gut. Wie heißt doch das Sprichwort?" Es gibt nichts Schlimmes, das nicht auch seine guten Seiten hätte."
Diese Bombe wird uns zustatten kommen. Ich habe
eine Idee.
Was fällt Dir denn ein, Morik!" rief der Bruder erschrocken, in dem Glauben, daß Morib, der selten trank, nicht ganz nüchtern sei. Leg Dich nur schlafen und denk nicht an diese Sache! Morgen früh ist sie nicht mehr hier." ,, Du bist dumm, Friz, ich hab eine Idee!" Ja, was meinst Du denn?"
4[
" Das ist meine Sache."
( Fortfegung folgt.)
Der Lebensabend.
Eine Bauerngeschichte von Hermann Stenz.
( Schluß.)
Die befann sich, daß ihr Mann nun doch auch einen Sarg brauche. Sie schickte den Geppert, dem man ein feierliches, schwarzes Krawattl umgebunden hatte, zum Feichtlschreiner. Er solle tommen und einen Sarg anmessen. Wenn der auch ein versoffener Nickel war, so schöne Särge wie er machte fein anderer.
Nachdem der Bub seinen Kopf in neun Wirtschaften hineingestreckt hatte und bei zweien auf die Fensterbank geklettert war, entdeckte er den Feichtl glücklich beim Bummerlbräu hinter dem Maßkrug. Daß der nicht das erste Mal eingeschänkt war, konnte man aus der Bierlache entnehmen, die rings um den Filzunterjab des Maßkruges schwamm.
Und dann macht der Feichtl halt auch schon kleine Augen," dachte sich das Bübl.
Es ging also von der Seite an den Schreiner und zupfte ihn am Aermel:
.Da Strafferprivatier is g'schtorb'n, ös sollte femma und eam a Totentrucha anmess'n," richtete der Sepperl aus. Mußte es aber noch einmal wiederholen, ehe der Meister vom Hobel begriff.
" So, so, der Strasser, schau, schau! Da, Büaberl, trink!" gludste er und gab dem Buben den Maßkrug.
" Für den brauchat'n mir viel Bretter. Trink no fest, Büaber!, fimmt net drauf z'famm."
er vergnügt.
Am Freitag nachmittag wurde die schiefe Kugelbergstraße lebendig. Morgens schon waren eine Anzahl Bauernwägelchen im Städtchen eingetroffen. Lauter Verwandte und Bekannte bom seligen Strasser. In der Krone, im Kreuz, beim Trompeterwirt faßen sie mit ihrer Sippe. Sifrig sprachen sie den Bratwürften und dem Maßkrug zu. Ist es schon nicht gut, mit leerem Magen zur Arbeit zu gehen, zu einer Leiche muß man schon gleich gar nicht hungrig kommen. Denn die Hungrigen übermannt die Rührung immer leichter wie die Satten, ist die Meinung der Bauern. Und sie haben recht. Schon eine Stunde vorher standen einzelne Gruppen Kinder und alte Weiber auf der Gasse in der Nähe des Sterbehauses. Es gibt in diesem Städtchen immer eine Anzahl alter Männer und Weiber, die bei keinem Leichenbegängnis fehlen. " Die Toten begraben", heißt eines der Werte der Barmherzigfeiten in der Bibel. So gingen sie, weil sie sonst nichts zu tun hatten, zu jeder Leiche, wie es in der Stadt Menschen gibt, die man in allen Konzerten treffen kann. Dazu kommt, daß vor und nach der Beerdigung so schön Gelegenheit zu einem fleinen Plausch ist.
Die alte Holzmacherkelzin stand bei ihrer Freundin, der branddürren städtischen Laternanzünderswitwe. Sie überschluckte sich schier im Eifer des Aufzählens der Vorzüge des Toten. Einige andere Klatschbasen kamen noch dazu, und ein reger Plausch war rasch im Gang. s a guata Mo gwen, da alt Strasser. A jeda Handwerksbursch hat sein 3woaring triagt", meinte die alte Wichtlin.
Ja, und wenn mir bei eam Holz geigt ham, nacha hat ma fei sauba sei Maß Bier und sein Kas friagt", gab die Kelzin zu wiffen.
„ Ma hört no grad Guat's von eam!"
,, Er is allaweil freundli zu oan gwen und hat niana a schiach's G'sicht g'macht!"
A so dice Leut fan allaweil gmüatli und freundli!" Das jetzte die städtische Laternanzünderswitwe als Spike auf. " Der hat leicht gmüatli sei g'habt, wann's oan a so guat geht. A so a schöns Leb'n sollt halt a jeda Mensch ham. Wannst foan Rummer und toan Sorg'n hast, werst grad fett g'füattert, konnit jeden Tag zwoamal in dei Kircha geh', brauchst an nig denka wia ans Seelenheil, haft leicht lacha."
„ Und a so an schön sanft'n Tod dazu. So a Schlagl is halt do as schönste Sterb'n. An Tag vorher hat er a no beicht."
Der hat leicht beicht'n g'habt. Wann oana gnua Geld hat, fummt da Herr Pfarrer jeden Tag ins Haus. Zu cam is jed'n Tag an anderer femma."
Ja, ja, as Geld," grinsten sie sich verständnisvoll zu, werd halt a paar Legat g'schrieb'n ham."
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Oben in seiner Stube lag der Strasser aufgebahrt auf dem Bette, es mit seinen drei Zentnern beinahe ausfüllend. Eine Menge Kränze auf und neben ihm.
In schönem, feierlichem Frieden wartete er inmitten brennens der Kerzen und scharfen Weihrauchduftes, daß man ihn zum leşten Gang abhole.
Wartete, wie wenn ihn die ganze Geschichte gar nichts an ginge, in breiter Behaglichkeit.
Wartete auf den Sarg vorerst.
Denn der Teichtl hatte ihn noch immer nicht abgeliefert. Der Sepper! war bereits als Bote nach ihm gesandt worden. Der junge Strasser stand am Fenster und hielt ungeduldig Ausschau. Die Verwandtschaft saß in allen Winteln herum.
Unten im Hauseingang standen sechs Leichenträger hinter der geschlossenen Tür und sogen aus schäumenden Maßkrügen Stärkung.
Die Straße herauf tam jezt ein vierrädriges Handwägelchen. An der Deichsel zog stolz der Sepperl, seiner heutigen Wichtigfeit voll bewußt, den Wagen mit dem nach frischem Firnis duftenden Sarg hinter sich her. Der Teichtlschreiner schob hintennach, eilig und schwißend. Er schien nüchtern zu sein. In schönem Bogen rollte das Gefährt vor die Haustür. Der Sarg glänzte in der Märzensonne. Die sechs Träger tamen heraus, um ihn abzuladen und die Treppe hinaufzutragen. So einen gar schönen Sarg hatte der Feichti da wieder gemacht. Aus eichenen Brettern gefertigt, stand er in gewaltigem Umfang, solid anzuschauen, auf dem Wagen. Wie ihn die Träger aber zur Haustür hineinbringen wollten, da stellte sich heraus daß er viel zu breit war. Bedeutsam schauten sich die Sechse an.
Dann erhob er sich und schwankte mit dem Kleinen fort. Für den Sarg konnte man das Doppelte rechnen, kalkulierte Wie der Feicht das Sterbezimmer betrat, suchte er sein Geficht in ernste Falten zu legen, was ihm aber nicht ganz gelang Er brachte nur ein verschwommenes, halb weinerliches Grinsen zurecht. Mußte auch das Maß zweimal nehmen, da er sich selbst, in Anbetracht des Räuschleins, das er spürte, nicht ganz traute. Dann drüdte er der Strafferin, einen Heinen Anfall von Zungenschlag tapfer durch Schlucken bewältigend, was sich beinahe wie Rührung ansah, sein Beileid aus und stolperte die enge Holztreppe hinunter. Um nach Hause zu gehen und den Sarg zu machen? Nein, um im Bummerlbräu weiter zu trinken! Er war ein Gefühlsmensch, der Feichtl, und brachte seine Särge immer erst im lebten Augenblid, weil's um einen Totenschrein halt gar somote Aber d' Haustür net, Mannl, die hättst a meß'n sollen!" Was macha mir iagtn?" ließ der Weidenhüller Alois seine etwas Trauriges ist. Wie sich ein anderer durch eine Reihe tiefer Gedanken für eine wichtige Arbeit vorbereitet, jo tat der Feicht schnapsheisere Stimme hören. durch eine lange Kette tiefer Züge aus dem Maßkrug. Ist eben heder Mensch anders veranlagt.
" Am Freitos nachmittag einhalb drei Uhr sei die Leiche vom ehrenwerten, verstorbenen Herrn Privatier Mamertus Strasser, früheren Wiesenbauern in Reiding", meldete das Volksblättchen. Und die alte Sauhirtenleni, die im Nebenamt Zeichenbegängnisfe ansagte, ging von Haus zu Haus, mündlich noch einmal mit den gleichen Worten einladend. Doppelt genäht hält beffer, dachte die Strafferin, Deshalb hatte sie der Leni zwei Mark extra verfprochen, wenn sie's recht gründlich mach
Ja, Höllsatra," fluchte der Schreiner," i hab do zwoamal
g'mess'n."
aufi!"
Mir nehmen d' Gurten und ziag'n an Sarg auf d' Altana Stubentür hinein. Da ließ sich der Maurerbitterl eine Art geben Das taten sie auch. Aber droben ging er wieder nicht zur Jept ging es. und rieß das Türfutter auf beiden Seiten weg. " Da tonn do i nig dafür, wenn der a so did is," brummte der Feichtl.
Nun nahmen die Sechse den alten Strasser und legten ihn in die Totenlade. Mit harthallenden Hammerschlägen nagelte der Schreiner den Deckel drauf. Die Weiber huben zu jammern und