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greinen an. So berlangte es die Sitte für diesen Vorgang. Die[ 30 Sonnenweiten oder einer mittleren Entfernung von 4467 Millionen Träger packten den Sarg und trugen ihn keuchend die erweiterte Kilometern mit einer Geschwindigkeit von nur 5,4 Kilometer in der Zür hinaus, um ihn die Stiege hinunter zu befördern. Das ging Sefunde in 164 Jahren und 280 Tagen fich um die Sonne bewegt. wieder nicht. Solange das Treppengeländer im Wege stand, war auch fie zu eng. Weg damit!
Alle halfen zusammen, um das Geländer abzureißen. Dann schaffte man den Sarg mit Mühe hinunter. Jest war wieder die Haustür für seinen gewaltigen Umfang zu schmal. Draußen auf der Straße begleitete bereits die Stadtmusik einen Choral der Leichenjänger. Dröhnend schallte der gewaltige Baß vom Uhr macher Reiner über alle hinaus. Auch die drei Geistlichen standen wartend schon vor der Tür. Der Mesner schwang sein dampfendes Weihrauchfaß. Einer der Ministranten trug ein bergoldetes Kreuz an langer Messingstange. Ein leines Ministrantenbübel schleppte einen großen fupfernen Weihwasserkessel am Henkelring und vergnügte sich damit, den aus langen Borsten angefertigten Wedel aus- und einzutunken, bis ihn der Mesner mit der Fauft ins Genid stieß. Der älteste der Geistlichen nahm heimlich eine Brise Tabak nach der anderen aus seiner silbernen Dose. Die beiden jüngeren traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
Draußen, unter der Menge der Leidtragenden, war auch schon die Nachricht im Umlauf, daß man Türen und Geländer abbrechen müsse, um den Sarg hinauszufriegen. Ueber einzelne Gesichter zudte verhaltenes Lächeln.
Nun schlugen fie das Futter der schmalen Haustür heraus und trugen die Lade ins Freie.
Ein Summen, Raunen und Kichern ging durch die Menge. Habt's g'hört, d' Totentrager streita, den tunntens net bis af'n Gottsader trag'n. Was machas hiah'n?"
Die Geistlichen fegneten unter Wechselgesang den Garg ein. Man nahm nun die mitgebrachte schwarze, silberbefranfte Dede, fwelche eigentlich zum Bedecken der Lade bestimmt war, und legte jie auf den vierräderigen Karren des Feichtlschreiners. Auf dieselbe wurde der Sarg gestellt und mit den Kränzen berziert.
Jetzt setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Zuerst Musik und Sänger, dann Ministranten und Geistliche. Zwei Träger zogen an der Wagendeichsel, zwei schoben an der Seite des Wagens, zwei hintennach. Hierauf folgten die vielen Verwandten, zuerst die Männer, dann die Frauen, anschließend eine große Zahl sonstige Leidtragende, Baterunser leiernd, manches Gesicht darunter, das sich vergebens bemühte, ernst zu bleiben.
Und ganz zuleht zwei hatschendende Weiber: die Laternenanzünderin und die Wichtlin. " Ja, ja, a so a gmüatlinga Lebensabend g'hörat halt an jed'n Menschen! Moanst net a, Wichtlin?"
Von der Größe des Weltalls.
Bon Dr. Ludwig Reinhardt.
Wenn schon unser beschränkter Menschenverstand sich von der Größe unseres Sonnensystems teinen rechten Begriff zu machen bermag, so ist dies bei der Vorstellung der unendlichen Größe des Weltalls erst recht unmöglich. Dort reicht noch als Grundmaß der Kilometer, der hier vollständig versagt. Auch mit den Sonnentweiten zu rund 150 Millionen Kilometern ist nichts anzufangen; da müssen wir schon mit Lichtjahren rechnen, d. h. der Strecke, die das Licht in einem vollen Jahre zurücklegt, oder mit Siriusweiten, entsprechend der Strede von 8,8 Lichtjahreu. Die gebräuchliche fosmische Maßeinheit eines Lichtjahres umfaßt 365.24.60.60 31 558 150 Sefunden. 300 000 Kilometer( die das Licht in der Sehunde zurücklegt)= 9 467 445 000 000, alfo faft 912 Billionen Kilometer. Machen wir uns schon von einer Million feine rechte Borstellung, so ist dies bei einer Billion, d. h. einer Million mal einer Million erst recht unmöglich. Deshalb wollen wir einen anderen Vergleich wählen, um diesem Begriffe etwas näher zu kommen. Nehmen wir etwas recht Winziges, nämlich die Breite eines menschlichen Kopfhaares bon 0,1, d. 5. 1/10 Millimeter. Wenn wir nun eine Billion solcher Haaresbreiten neben einanderlegen, dann bekommen wir die statt liche Strecke von 100 Millionen Meter, d. h. eine Strecke, die hinreicht 21 mal um den Aequator der Erde, also um den größten Imfang unserer Weltkugel, au spannen.
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Unser Sonnensystem ist uns also mar in einer Ausdehnung von 30 Sonnenweiten bekannt und bewegt sich nach den mit dem Spektroitope bestimmten Geschwindig ten von 280 Sternen auf der Lidsternwarte in Nordamerika mit der verhältnismäßig geringen Geschwindigkeit von 19,9 Kilometer in der Sefunde auf das Sternbild des Herkules zu. Um welches Grabitationszentrum und in welch unendlich weiter geschlossener Bahn es sich im Raume bewegt, ist unserer Kenntnis volkommen vericoloffen. Wir wissen nur, daß diese Geschwindigkeit unseres Sonnensystems an anderen Sonnen systemen gemessen eine recht bescheidene ist. Hat doch die genaue Messung der vorhin erwähnten 280 Sterne auf der Ridsternwarte ergeben, daß ihre mittlere Geschwindigkeit 34,1 Stilometer in der Sekunde beträgt. Drdnet man die 280 Sterne nach ihrer Helligkeit, so findet man, daß die hellsten, d. h. diejenigen bis zur dritten Größentlasse eine mittlere Geschwindigkeit von 26 Kiloa meter in der Sefunde im Raume haben. Die Sterne 3.- 4. Größe weisen eine mittlere Geschwindigkeit von 32,3 Kilometer in der Se tunde und die unter 4. Größe eine solche von 39,9 Kilometer in der Sekunde auf. Dies ist schon erheblich schneller als die mittlere Ge schwindigkeit von 29 Kilometer, mit der sich die Erde um die Sonne bewegt. Demnach bewegen sich die von uns ferneren Sterne schneller um den gemeinsamen Schwerpunkt als die uns näheren und sind demnach ihm näher als dieie. Und unser Sonnensystem mit der noch geringeren Eigengeschwindigkeit muß ihm noch ferner sein.
Einfam zieht unser Sonnensystem feine gefchloffene Bahn im Figfternsystem, zu dem es gehört und das wir als Milchstrakensystem bezeichnen, weil die Milchstraße die Begrenzung des linfenförmigen Somplexes von Millionen Sternen dasielbe bedeutet. Man nimmt nämlich mit John Herschel , dem Sohne des berühmten Wilhelm Herschel , an, daß durchschnittlich alle Sterne eines Sternenbaufens, also auch unseres Milchstraßenkomplexes, voneinander ungefähr gleich weit abstehen und ungefähr gleich groß find. Die scheinbare Bufammendrängung in der Mitte ist nur eine Folge der Perspektive, die einen gleichen Zwischenraum um io fleiner erscheinen läßt, je weiter er entfernt ist. Da nun in unserem Syftem die Sterne fich gegen die Milchstraße au zusammendrängen, muß dessen Gestalt eine linfenförmige sein und unser Sonnensystem befindet sich mehr gegen die Mitte zu. Nach der Wölbung der Linse hin sehen wir verhältnismäßig wenig Sterne, während wir nach den Rändern der Linie fich die Sterne zur Milchstraße zusammendrängen sehen. Und zwar ist die Linse gegen die Ränder zu in Spiralen aufgelöst, so daß die Sternenverdichtung der Milchstraße uns nicht gleichmäßig hell erscheint, sondern zu unregelmäßigen Streifen ausgezogen.
Nehmen wir nun an, daß die Sterne innerhalb eines Systems ungefähr gleich dicht bei einander steben, so müssen nach den Herschelichen Sternzeichnungen die schwächsten noch in der Milchstraße wahrzunehmenden Sterne mehr als 200 mal weiter von uns abstehen, als die Sterne erster Größe. Da wir nun festgestellt baben, daß letztere durchschnittlich 17% Lichtjahre von uns entfernt find, so müssen erstere etwa 3500 Lichtjahre von uns abstehen. Das heißt mit anderen Worten, daß die Photographien, die wir mit unseren mächtig vergrößernden Teleskopen von der Milchstraße aufnehmen, den Zustand unserer Beltinsel darstellt, wie er vor dreia einhalb Tausend Jahren, also zur europäischen Bronzezeit, war. Wenn wir nun als etwa in der Mitte des Milchstraßensystems ftebend von unserem Sonnensystem bis zu den Grenzen unferes Fixsternsystem 3500 Lichtjahre entfernt sind, so mnß der Abstand bon einem Ende des linsenförmigen Milchstraßensystems zum andern rund 7000 Lichtjahre betragen.
In diesem ungebeuren System freisen Millionen Sonnen in uns unsichtbaren Bahnen; nur deren Geschwindigkeiten in der Richtung auf uns zu oder von uns weg, nicht aber ihre absoluten Bewegungen durch den Raum können wir vermittelst der Spektralanalyse feststellen. Und durch Bestimmung von Sternparallagen find schon von einer ganzen Anzahl von größeren Sternen die annähernden Entfernungen von uns festgestellt worden. So ist der allernächste der uns benachbarten Firsterne, der bei uns unsichtbare Hauptstern Alpha im südlichen Sternbilde des Zentauren, bolle 4,3 Lichtjahre von uns entfernt. Das find ungefähr 45 Billionen Kilometer oder 285 000 Sonnenweiten. Um uns einigermaßen vorzustellen, was Eilen wir einmal in Gedanken mit der Geschwindigkeit des das heißt, wollen wir uns unfer Sonnensystem im Maßstabe Lichtes 300 000 Kilometer in der Sekunde bom Bentrum von eins zu einer Billion vergegenwärtigen. Danach schrumpft unferes Systems, der Sonne, in den Weltraum hinaus, so passieren der Durchmesser unserer Sonne, der 109 mal größer ist als toir in 3 Minuten den Planeten Merkur, in 6 Minuten Benus, den der der Erde und rutb 1,4 Millionen Kilometer beträgt, Hell leuchtenden Abend- beziehungsweise Morgenstern, in 8 Minuten auf 1/2 Millimeter zusammen, das heißt diefe 1 Millimeter repra 17% Sefunden die Erde, in rund 13 Minuten den Mars , jene röt- sentieren eine Kugel von fo gewaltiger Größe, daß 1 283 700 Sugeln lich leuchtende Schwesterwelt der Erde, braufen in wenigen Minuten von der Größe unserer Erde darin Platz fänden. Bei einer solchen durch die Kleinplanetenwelt der Planetoiden und passieren in Reduktion der Sonne auf 1% Miflimeter Durchmesser würde die 43 Minuten den größten aller Planeten unseres Sonnensystems, Entfernung Sonne- Erde bon rund 150 Millionen Kilometer auf den Jupiter , der 1279 mal größer als unsere Erde, aber die Spanne einer Kinderhand von 15 Zentimeter lafterung zu immer noch 1047 mal fleiner als die Sonne ist, gelangen in fammenschrumpfen. Venus wäre dann 11 Zentimeter, Mars 28 1 Stunde 19 Minuten zu dem gewaltigen, ringumschwebten Zentimete, Jupiter 75 8entimeter, Saturn 142 Bentimeter, Uranus Saturn, von dem wir bereits 10 Monde kennen, deren größter, der 285 Zentimeter und der legte uns bekannte Planet rund 450 Zentia 6. Mond, Titan, einen Durchmesser von gegen 4000 Kilometer meter von dieser winzigen Sonne entfernt. Rechnen wir nun mit bejigt, weiter in 2 Stunden 38 Minuten zu Uranus und schließlich 41% Meter den Halbmesser unseres Sonnensystems oder mit 9 Meter in 4 Stunden 8 Minuten zu Neptun , dem äußersten uns bekannten den Durchmesser bis zur Neptunbahn, so müßten wir uns den allerPlaneten unseres Sonnensystems, der in einem Abstande von nächsten" Firstern von nur 4,3 Lichtjahren Entfernung in nicht