gewöhnlick bereits im Frühling als ausgestopfte Rarität irgend eine Vogelkammer von Liebhabern oder gar auch ein»Raritäten- Restaurant" zu schmücken. Die Schnee-Eule, dieser Einsiedler im weihen Habit, ist sonst gewöhnlich am besten in der russischen Tundra anzutreffen, da sie dort ihr bevorzugtestes Rahrungstier, die Lemminge, in Hülle und Fülle bat. Ich selbst entdeckte sie einmal auf einer Jagd in Pommern am Rand eines tiefverschnei- ten und vom Reif blitzenden Waldes. Wir hätten den sonst nie in Freiheit gesehenen Vogel kaum bei der schneeigen Klarheit seines Gefieders entdeckt, wenn nicht«in feiner kaum sichtbarer Schncschlcier aus dem kristallumschimmerten Geäst niedergericselt wäre. Aus zitrongelben Sternen glühte ein Augenpaar groß und schön hervor und nur am Schnabel und an den Krallen hafteten schwarze Fleckchen im Gefieder. Als der Hund anschlug, tauchte sie im Nu fast lautlos wie ein weißer Schemen im Winterwald unter,' Kleines femUeron. Svrachwifseuschaftliches. EtwaS von den Gespenstern. Daß Gespenster einmal etwas Lockendes sein konnten, will uns heute nicht mehr recht in den Kopf. Und doch ist dem so gewesen. In seiner Herkunft vom mhd. spanen{= verlocken) lautet da? Wort ursprünglich die gespanst, woraus zunächst die gespensl und endlich da? gospenste, unser Gespenst(mit seiner erst der Neuzeit angehörenden Mehrzahl Ge- spenster) wurde. Da spanen locken, verlocken heißt, ward die Grund- bedeuNing des Worte« Gespenst natürlich auch Lockung. Verlockung, Verführung und gespenstec bedeutet verführerisch. Als6 läget(stellt UNS nach) cker pös geist, wenn wir unseren vleiz legen auf dieser weilt gespenst und ir öppichait, sagt Konrad von Megen- berg uocb im l4. Jahrbundert. Daß diese?»Gespenst' in alter Zeit als besonders vom Teufel ausgehend gedacht wurde, bezeugen vor allem Lamprcchts von Regcnsburg Worte auS dem 13. Jahr- hundert: dieser werlde wolenste(Gunst) diu ist des tiuvels gcspenste und ein reizel(Reizmittel, Lockspeise) gegen der helle(nach der Hölle bin). Da da? Lockmittel lediglich den Zweck hatte zu täuschen, zu be- trügen, so nahm auch das Wort Gespenst naturgemäß allmählich den Sinn von Täuschung, Blendwerk. Trugbild und Trug selbst an. Daß noch Luther den Ausdruck in dieser Bedeutung kennt, bezeugt sein Ausspruch:»Der bapst richtet all sein Gespenst dahin, daß er abführe von dem reinen Glauben an Christum ". Und sagt nicht «och Lesfings Minna in ähnlichem Sinne:»O, über die wilden und «nbeugsamen Männer, die nur immer ihr stiere? Auge aus das Ge- spenst(trügerische Bild) der Ehre richten?* Aus dem Sinne des Blendwerks und Trugbildes, de« Unwirklichen, Nnkörperlichen, ist dann endlich der zeillich letzte Begriff de« Wortes erwachsen, der unseres Gespenstes als eines geisterbasten Trugbildes, einer Geiftererscheinnng. mit dem wir dann freilich zumeist nichtsVer­lockendes" mebr verbinden. Rur das»Geipeuft" der E h r e lockt die Menschen noch heute. Kulturgeschichtliche?. GagenetatS vor 150 Jahren. Man spricht und schreibt immer und immer wieder und nicht ohne eine gewisse Be- rechtipung von den maßlosen, stets sich sleiger»den pekuniären Ansprüchen uiiserer Bühnengrößen und betrachtet diese Anforderungen an die Bühnenleiter als eine Ausgeburt der Reuzeii, als etwas noch nie Dagewesenes. DieS ist ein Irrtum. Auch bierr» grlt das Wort des alten Weisen:»Nichts Neues unter der Sonne", denn bereits vor anderthalb Jahrhunderten, ja noch früher, wurden Künstlerhonorare ge- fordert und gezablt, die, wenn wir den damaligen Wert des Geldes und die Billigkeit der LebenSbedürfniste ins Auge fasten, den heutigen nicht nachstehen. Es soll hier nicht von den großen Hof- theatern gesprochen werden, deren Herrscher Un'ummen für die von ihnen herangezogenen Sänger, Tänzer und Musiker verausgabten, nein, auch kleine und kleinste Höfe trieben auf diesem Gebiete eine Verschwendung, die in den meiste» Fällen die Kräste ihres Landes und ihre regulären Einnahmen weit überstieg. Schon Karl Eugen , Herzog von Württemberg(1737 93>, der Gründer der Karlsichule, zahlte seinem Ballettmeister, dem berühmten Besttis, für die Zeit von 18 Monaten, eine Gage von 40 000 Gulden, eine für jene Periode ganz unerhörte Summe 1737' ordnete der Herzog eine umfasiende Reduktion des Theaterctats an. besten Entwurf noch heute im Archiv des Fmauzmiuistcriums aufbewahrt wird. Nach der Durch- führung dieser Maßregel wies der neue Etat noch immer folgende Posten auf: Oberkapellmeister Nicol» Jomelli . früher an der Peters- kirch« in Rom . 3100 Gulden, 10 Eimer Ehrrnwein, 20 Klafter «rennholz und Fourage für zwei Pferde. Guiste Aprile 3000 Gulden Masti Giura 4000, Bouani und Cartoni je 3000 und der Geiger Lotti 2500 Gulden usw. Unter den Mitgliedern der Opera dukka figurieren in diesem reduzierten Etat, der im Ganzen eine Summe von einer Biertelmillion Gulden aufweist, die Sänger Messieri»nd Rossi. mit je 3500 und die Rußlerin mit 3000 Gulden. Roch größere Summen verschlang das Ballett, da" der Herzog von dem berühmte» Roverre, Verantw. Redatteur: Alfred Wirlepp, Neukölln.&)ruck u. Verlag: dem großen Reformator auf diesem Gebiet, einrichten ließ, und dem er einen fünfzehnjährigen Bertrag mit einer Gage von 3000 Gulden, nebst lv Eimern Wein und 20 Klafter Holz, sowie noch 400 Gulden für Kopialgebühren der Balletts, 130 Gulden für Schuh« werk und freie Wohnung gab. Auch die damaligen Ausstattungen verschlangen Riesensummen, denn auch darin wollte«5 der tyrannische Herrscher de» kleinen Württemberg den größten Fürsten und namentlich den, prunkliebenden französischen König gleichtun. Die Kostüme lieferte Rocquet. der große und kostspielige Kostümier der Pariser Großen Oper, den der Herzog zur Zeit der großen Fest« alljährlich nach Stuttgart kommen ließ, um dem Ganzen einen erhöhten Glanz zu verleihen. Und fragen wir uns, woher der Fürst eines Ländchens von 600 000 Einwohnern die Mittel zu solch unerhörten Ausschweifungen hernahm, so finden wir die Antwort auf einem der schauerlichsten Blätter der Weltgeschichte, die uns von dem schandbaren Menschen- Handel berichtet, den deutsche Fürsten , namentlich aber die von Württemberg und 5turhesten trieben, indem sie ungezählte Tauseiide ihrer Landcskinder, gegen deren Willen, als Söldner nach Amerika verkauften und so ihr»GotteSgnadentum" gar herrlich bewährten. Astronomisches. Der Lauf der Sonne durch den Weltraum. So dicht besetzt mit Sternen der Himmelsraum erscheint, so groß ist doch die Vereinsamung der einzelnen Himmelskörper, wenn man ihre Abstände von einander nach den dem Menschen aus dem täg- lichen Gebrauch vertrauten Maßen mißt. Aber selbst, wenn man sich mit astronomischen Begriffen hinreichend beranntgemacht hat, um die Familienzusammengehörigkeit der Planeten mit der Sonne und untereinander zu verstehen, so geht doch eine Vorstellung der Entfernungen, die zwischen dieser Sonnenfamilie und anderen Ge- stirncn oder ähnlichen Gruppen bestehen über das menschliche Ver- mögen hinaus. Dennoch versucht der Menschcngeist diese unge- heuren Räume zu durchmessen und zu umfassen, und schon seit einer Reihe von Jahrzehnten betrachtet man es als eine erwiesene Tatsache, daß die Sonne mit ihrer ganzen Schar von Trabanten einen Umlauf um einen Punkt des Weltraums vollführt, obgleich bisher weder die Länge noch die Zeitdauer dieser Bahn bestimmt worden ist. Die Astronomen der Gegenwart gehen aber noch einen Riesenschritt weiter, indem sie einen Schwerpunkt annehmen, um den sich alle Sternfamilien wie die der Sonne bewegen. Der Astronom der Sternwarte von Oxford , Professor Turner, hat sich seit Jahren mit Untersuchungen dieses Systems beschäftigt und ist zu dem merkwürdigen Schluß gekommen, daß sich die Sterne infolge der Massenanziehung des ganzen Systems nicht in kreis - ähnlichen Bahnen wie die Planeten um die Sonne, auch nicht in offenen Bahnen wie manche Kometen, sondern in Schwingungen nach Art eines Pendels bewegen. Mit Bezug auf die Sonnenbahn findet Professor Turner jetzt auch den Mut zu genaueren Angaben. Er schätzt, daß die Sonne mit ihrem Planetengefolge 400 Millionen Jahre braucht, um die ihr vorgeschriebene Bahn zu dur-bmessen, und er glaubt ferner, daß sich die Sonne erst vor einer knappen Million von Jahren, vielleicht sogar erst vor 300 000 Jahren in der größten Nähe des Zentrums dieser Bahn befunden habe, so daß sie sich jetzt noch für viele Millionen Jahre von dieser entfernen wird. Geologisches. Wie die norddeutschen Salzlagerstätten ent- standen? Der mächtige Aufschwung der Kalibergwerke Deulsch- lands hatte zur Folge, daß man sich auch wiffenschaftlich über die Bildung der Salzlager vertiefte. Darüber war man sich im allge- meinen einig, daß das Salz als Niederschlag aus dem Meere ent- standen ist. Jedoch machte es Schwierigkeiten, die Aufhäufung so kolossaler Mineralmcngcn zu erklären. Nach der Walterschen Theorie trocknete bei dem eintretenden Wüstenklima ein rings abge- schlosscnes Meer ein. Niederschlagsabflüsse und Quellen wuschen an den Rändern des Meeres das Salz aus dem Boden und führten es dem Meere zu. Dadurch fand eine Aufhäufung des Minerals und seine Ablagerung an den tiefsten Stellen statt. Lachmann focht diese Hypothese an, da er bezweifelte, daß die vorhandenen Gyps- massen aus einem Meere entstanden sein könnten, da dieses dann eine Ausdehnung von 50 000 000 Geviertkilometer hätte haben müssen. Neben der Walterschen hielt sich die von Ochsenius be- gründete»Barrentheorie'. Diese nimmt an, daß während der Aus- trocknungsperiode das die norddeutsche Tiefebene bedeckende Meer von einer Barre abgetrennt und am Rückfluß gehindert wurde. Durch die Flut erhielt es aber eine Zeit lang neuen Zufluß:«Nif dies« Weise habe sich schließlich der Salzgehalt konzentriert. Auch diese Theorie ließ sich anfechten: denn van't Hoff hatte festgestellt. daß sich die in den Salzlagerstätten vorgefundenen Mincrialien nur bei hohen Temperaturen bilden. Geologische Gründe zwingen aber eine Temperatur von 10 Grad im Mittel, böchstens aber 20 bis 25 Grad, anzunehmen. Unter Berücksichtigung dieser Erwägungen erfährt dann die Barrcntheorie folgende Ausgestaltung. Bei der Temperatur von rund 20 Grad schieden sich zuerst bis auf Tiefen von 700 Metern die Kalisalze ab. Der durch die Wassermassen auf die Ablagerungen hervorgerufene Druck verursachte eine Tempera» turerhöhung bis auf 32 Grad,, wodurch eine molekulare Umwand- lung der Kalisalze und eine Ausscheidung von Salzen entsprechen!» dieser Temperatur vor sich ging.___ vocwärtSBuchdruckereiu.VerlagSanjtalt Paul SingerLEo., Berlin LW.