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Aber die Brieftasche war auch zur Hälfte geleert, und Sans fonnte| Schreibmaschinenfräulein oder als Telephonistin beschäftigt gu fich nicht verhehlen, daß er einen Rechenfehler begangen habe. werden. Noch viel bedenklicher sei es, versichert man, wenu Men Wir müssen uns noch besser dranhalten," meinte er und schen die Hochschule absolvieren, um dann um des lieben Brotes tröstete sich damit, daß er fernerhin weder Bretter zu Haus und willen Stellen anzunehmen, für die Hochschulbildung nicht Bora Stall, noch Bieh und Werkzeug bedürfe. bedingung ist. Namentlich bei studierenden Frauen trift dieser lettere Fall häufig ein, man sieht hier auf mancher Seite einem Grund gegen die weibliche Studentenschaft, zum mindesten unter den heutigen Verhältnissen.
Mit Sonnenaufgang ging er an die Arbeit, und lange nach ihrem Untergang kehrte er todmüde heim. Am Tage gönnte er sich teine Ruhe, aber selbst nachts fand er sie nicht. Gine merkwürdige Raftlosigkeit ließ ihn im Schlafe auffahren und völlig wach in die Dunkelheit um fich her starren. Eine unklare Ahnung, daß seine Hoffnungen zu fühne und hochtrabend gewesen seien, raubte ihm die Zuversicht, ohne welche er nicht imstande war, feinen Willen durchzusetzen. Dann richtete er sich auf und betrachtete das Weib an seiner Seite, deffen ruhiger Schlaf durch keinerlei Sorgen gestört tourde, und mit schwerem Herzen versant er in Grübeleien über die Zukunft.
Mit dem ersten Morgengrauen erhob er sich vom Lager, froh, in der Arbeit einen Tröster zu finden, der die drückenden Gedanken und unklaren Befürchtungen fernhielt. Aber unerwartete Schwie rigkeiten anderer Art störten ebenfalls fein Gleichgewicht. Es entging ihm nicht, daß man an den neuen Ansiedlern viel auszusehen fand und daß es nicht menschenfreundliche Urteile waren, die gefällt wurden. Auf der Insel, wo alles, was im geringsten vom Althergebrachten abwich, Anstoß erregte und Anlaß zu boshaften Auslegungen gab, genügte der Umstand, daß zwei Menschen sich absonderten und einsam lebten, um dem bösen Leumund Nahrung zu geben. Daß die beiden, Hans und Karin, andere in Frieden ließen, war fein Grund zur Schonung, vielmehr meinte man hierin den Beweis zu finden, um jeden Preis etwas verbergen zu wollen. Seine kurz angebundene Art und Weise ward als ein Fehler erklärt und seine derben Antworten als Aeußerungen eines schlechten Charafters ausgelegt. Daß beide nicht gefeßlich getraut und das Kind nicht getauft waren, vermehrte den Unwillen. Als aber Bolén so weit ging und sich weigerte, ihm seine Waren zum gangbaren Preis zu verkaufen, weil er es vor seinem Herrn und Meister nicht berantwort enfönne, das Laster zu unterstützen, indem er einem folchen Spötter wie Hans Wohlwollen zeige, zog dieſer andere Saiten auf.
im Laden.
Wir wollen hier nicht die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßige feit unserer Lehrpläne untersuchen. Uns interessiert heute eine andere Frage: ist es notwendig, ja nur sinnvoll, die Ausbildung des jugendlichen Menschen in erster Reihe in Hinblick auf seine spätere Tätigkeit auszugestalten? Wir hören mancherlei von der Bauern auf Jsland und den Färöerinseln; sie besuchen Lateina schulen und pflegen Kunst. Wenn sie von ihrer Feldarbeit heima tehren, tommt es häufig vor, daß im einen oder anderen Hause eine Beethovensche Sonate gespielt wird. Zum Landbau haben fie derlei gewiß nicht nötig, aber was sich bei ihnen entwidelt hat. ist ein fultivierter Menschenschlag, der neben schwerer Handarbeit geistigen Genüssen zugänglich ist. Freilich berichten die gleichen Reisenden von einem gewissen gleichmäßigen Wohlstand unter dieser Bauernbevölkerung, Bettler sollen überhaupt nicht zu sehen sein,
Weder die
Was empfinden wir eigentlich als störend, wenn wir sehem, daß ein Mensch jahrelang geistig ausgebildet wird, um dann eine Ausbildung als solche, denn die meisten sind sich klar darüber, daß untergeordnete Beschäftigung ergreifen zu müssen? die durchschnittliche Bildung ein wichtiger Bestandteil der Kulturhöhe eines jeden Volkes ist, noch die Beschäftigung als solche. Auch Vorwürfe gegen den Lehrplan und die Art des Unterrichts find Ausbildung. Was uns stört, ist wohl in erster Reihe das Zeite etwas ganz anderes, als die Klagen über die unnüze Länge der ausmaß, das erst ausschließlich der Ausbildung und dann der Bes russarbeit gewidmet wird, find in zweiter Reihe die Verhältnisse, unter denen diese Menschen dann ihre Arbeit leisten müssen. Wir sehen heute, daß der Mittelschüler bis in fein achtzehntes Lebenss jahr oder noch länger von der Schule so sehr in Bejchlag genommen wird, daß er daneben nur unter Opfern an Nachtruhe oder nota Soll ich mehr als andere bezahlen?" murrte Hans eines Tages die Familie einen solchen Zuschuß oft bitter nötig hat. Noch wendiger Muße einem kleinen Verdienst nachgehen kann, troßdem Das tann ich nicht ändern," entgegnete der Kaufmann fried, häufiger aber werden wir beobachten, daß der Mittelschüler einer fertig, begreift, Mortensson nicht, wie gewagt es ist, sich mit ihm derartigen Verdienst überhaupt nicht findet und so nur vor die einzulassen? Was soll ich wohl antworten, wenn mich unser Herr- Wahl gestellt ist, entweder seiner Familie eine schwere Last aufgott am jüngsten Tag fragt: wie konnte ein wahrer Christ wie zubürden oder aus der Schule auszutreten. Unser heutiges Gra Bolén Heiden und Missetätern behilflich sein? So was tann hart werbsleben verlangt meist den ganzen Menschen oder weist ihn gestraft werden, Mortensson, und da muß ich mich im Leben schablos zurüd, eine Sonderung der Beschäftigungen nach Arbeitszeit mis dementsprechend geringerer Entlohnung fehlt so gut wie völlig. halten." Die schlecht bezahlten Arbeiter sind heute auch die am längsten Bea schäftigten. Wir sehen aber auch den gleichen jungen Menschen, wenn er die Mittelschule nicht mit der Hochschule vertauscht, meist einen Beruf ergreifen, der seine Zeit und Kraft so in Anspruc nimmt, daß wieder für geistige Muße nicht viel übrig bleibt. Dazu kommt, daß die Bezahlung in untergeordneten Berufen für vere feinerte Genüsse so gut wie feinen Spielraum läßt. Man hätte oder Konzert aufzunehmen, aber das läßt wieder die Kaffe nicht zug vielleicht abends noch Spannkraft genug, um ein gutes Theaterstüc man fühlt sich vielleicht noch rege genug, um ein gutes Buch zu lesen, aber das Geld fehlt, um es zu kaufen, das Herbeischaffen aus Bibliotheken fojtet Mühe und Zeit und hat man vielleicht beides überwunden, so wirken die engen, dumpfen Wohnungsverhältnisse lähmend. Das Ergebnis ist, daß auch der Angestellte mit guter Schulbildung bald versumpft.
Hans Mortensson war kein hurtiger Denter, aber bereit zu rascher Tat, weshalb er die sehnige Faust ballte und sie dem Krämer unter die Nase hielt, indem er düster sagte:
Was er mehr nimmt, als ihm autommt, bezahle ich mit Sieben und Schlägen."
Die Gegner standen zu beiden Seiten des Ladentisches und starrten einander ins Gesicht. Schließlich wandte sich Bolen mit fanfter Geberde ab, um anzudeuten, daß er nachgebe. Hans ging mit seinen Paketen, vom höhnischen Grinsen des Krämers gefolgt, der beim Rechnen Fehler gemacht hatte, aber nicht zum Vorteil des Käufers.
( Fortsetzung folgt.)
Arbeit auf Halbzeit
und verlängerte Ausbildung?
Unter diesem Titel bringt das zweite Januarheft des Kunst Warts und Kulturwarts eine an längst erhobene sozialdemokratische Forderungen fich anlehnende Anregung, deren Verwirklichung von einschneidender Bedeutung sein könnte. Wir geben die beachtenswerten Ausführungen hier wieder.
So brauchen wir eine weiter und tiefer gehende Voltsbildung, aber sie müßte anders verlaufen, wir brauchen biel Handarbeit, aber sie müßte anders gestaltet werden. Strebt der junge Mensch keiner geistigen Laufbahn im eigentlichen Sinne dieses Wortes zu, so kann das Erwerbsleben ruhig mit etwa sechzehn Jahren beginnen. Aber die Erwerbsarbeit müßte für Jugendliche mindestens bis zwanzig, womöglich bis Anfang der zwanzig auf Halbzeit gesezt sein. Neben ihr müßte noch täglicher, und zwar nicht in die Abendstunden fallender Schulunterricht statta Die Klagen über die Ueberfüllung von Mittelschulen und Uni- finden. Bis heute kennen wir die verkürzte Arbeitszeit für Gersitäten werden immer lauter. Bald sind es die Frauen, die sich Jugendliche bis zu sechzehn Jahren nur bei reiner fabriksmäßiger nicht zu den wissenschaftlichen Berufen drängen und den Männern Handarbeit, und auch dann ist die Verkürzung so gering und der die Konkurrenz nicht erschweren, bald die unteren Voltsschichten, Fortbildungsunterricht so lüdenhaft, daß von einer tatsächlichen Arbeiterschaft und Kleinbürgertum, die ihre Kinder nicht höheren weiteren Ausbildung der Persönlichkeit taum die Rede sein fann Berufen zuführen sollen. Auch gegen das Bürgertum wird immer Für die weiblichen jugendlichen Arbeiter fehlt der Fortbildungsa wieder der Vorwurf erhoben, es schäße handwerksmäßige Berufe unterricht fast überall gänzlich, ebenso steht es bei den Berufen, zu gering und lotse selbst schlecht begabte Söhne unter allerlei die den Mittelschulklassen als noch weniger standesgemäß gelten, Qualen für Kinder, Eltern und Lehrer durch Gymnasien, Real- ohne geistige Anforderungen an den Menschen zu stellen. Der Schulen und Hochschulen, statt geistig wenig regsame einer technisch- junge Mann, der nach beendeter Handelsschule vielleicht mit achte handwerkmäßigen Ausbildung zuzuführen. Ebenso wird behauptet, zehn Jahren in ein Handelshaus eintritt oder nach acht Jahren die Kosten der Ausbildung stünden oft in schreiendem Mißverhält. Mittelschule die unterste Sprosse der Beamtenleiter beseßen darf, nis zu der wirtschaftlichen Lage der Eltern und zu dem Berufe gilt als erwachsen"; auf seine weitere geistige Ausbildung, die in selbst, den die jungen Leute dann notgedrungen ergreifen müssen. diesem ter doch nicht schon als abgeschlossen gelten kann, wird Man findet es unzweckmäßig, wenn Knaben acht Jahre lang weder vom Privatunternehmer, noch vom Staat als Arbeitgeber flassische Bildung aufnehmen, um dann als kleine Post- oder Bahn Rüdsicht genommen. Und doch ist der Mensch für viele Dinge, so beamte unterzukommen, da sie bei dieser Beschäftigung alles müh für politische, boltswirtschaftliche und künstlerische Ausbildung, die felig aufgespeicherte, später nicht weiter verwendete Wissen allmäh- er als Persönlichkeit und Staatsbürger notwendig hat, erst um lich vergessen; es fei ebenso töricht, versichert man uns, wenn die zwanzig herum jo recht aufnahmefähig. Wollen wir also reife, Madchen jahrelang verbesserte Schulen, die einen wirklich ernst bewußte Menschen, so muß für den Durchschnitt zwischen Aus nehmenden Bildungsgang ermöglichen, durchlaufen, um dann als bildung und Berufsarbeit nicht ein scharfer Schnitt gemacht, sonte