Jiern eine Uebcrgangszeit g-' schaffen«werden. Dann werden wirauch begreifen, datz die Anibildung des Menschen nicht nur umdes späteren Berufes, sondern um der Gesamt Persönlichkeit willengu erfolgen hat. Die leidige Frage, wozu nützt das Lernen, indiesen oder jenen Fächern, wenn der Mensch es nicht weiter ver-wertet, hört dann von selbst auf, der Nutzen äußert sich in der ge-hobenen Lebensweise und Lebensanschauung der Bevölkerung.An die verkürzte Arbeitszeit des Jugendlichen mit obligato-dschem Fortbildungsschuluntcrricht schließt sich die volle SSeschäfti-igungszeit des Erwachsenen. Aber wird der Mensch, der gelerntchat, daß seine Schulzeit nicht einzig den Zweck hat. ihn für denBeruf vorzubereiten, sich auch darein fügen, im reifen Alter allseine Zeit der Berussarbeit zu widmen? Wir sehen gerade einender größten Vorteile der so verlängerten und verbesserten Aus-bildung des nicht-gcistigen Arbeiters darin, daß er noch schärfergegen die lange Arbeitszeit ankämpfen wird, als dies heute schonder Fall ist. Verfolgen wir die Geschichte der Arbeiterbewegung.so sehen wir am Anfang den Kampf um Lohnerhöhung, dann umgünstigere Arbeitsbedingungen erst in dritter Reihe gewöhnlichden Kampf um Arbeitszeitverkürzung. Der Mensch muß bereits«ine gewisse Höhe erreicht baben, um das Bedürfnis nach Mußesehr lebhaft zu empfinden. Auf einer niedrigen Stufe wird er sich-mit einer langen Arbeitszeit abfinden, wenn nur seine primitivstenphysischen Ruhebcdürsnifse halbwegs befriedigt sind. Erst spätertkommt das Bedürfnis, Zeit nicht nur zum Schlafen und Essen.sondern zum geistigen Sein zu haben. Der Erwachsene mußimmer mehr das Bewußtsein bekommen, daß seine Persönlichkeit(neben der Berufsarbeit Rechte bat. Gewöhnt man ihn daran, daßseine jugendliche Ausbildung nickt nur um des späteren Berufes«willen erfolgt, sondern den Menschen in ihm ausbilden soll�so wirder für den Menschen in sich, auch als Berufsarbeiter geistige Mußemnd Weiterbildung fordern. So wird die höhere Ausbildung An-trieb zur kulturellen Lebensweise aus späteren Lebensstufen undverträgt sich auch mit niederer Berufsarbeit. A. S.-R.)HpKonsrnen von 8eume.(geschrieben 1806 und 1807).So lange man die Geduld zur ersten Tugend macht, werdenwir nie viel tätige Tugend haben. An tätigen Tugenden scheintauch den Bolksführern wenig zu liegen: sie brauchen nur leidende.Daher geht es denn leider kaum leidlich.Gleichheit ist immer der Probestein der Gerechtigkeit; und beidemachen daS Wesen der Freiheit.� Niemand ist vor dem anderen ausgezeichnet groß, wo dieanderen nicht sehr klein sind.Die geheime Geschichte der sogenannten Großen ist leidermeistens ein Gewebe von Niederträchtigkeiten und Schandtaten.Wer das erste Privilegium erfunden hat, verdient vorzugsweiseso lange im Fegefeuer im Oel gesotten oder mit Nesseln gepeitschtzu werden, bis das letzte Privilegium vertilgt ist.Warum ist Roulieaus Bürgervertrag so gut und seine politischeOekonomie so schlecht? Den ersten schrieb er, so gut er konnte: diezweite, so gut er durfte: und sehr gut darf man freilich seltenvffentlich schreiben. Die letzte wurde zuerst in Paris gedruckt undwahrscheinlich für Frankreiw geschrieben. Das erllärt schon alles.Wer den ersten Gedanken der Gerechtigkeit hatte, war ein gvtt-sicher Mensch: aber noch göttlicher wird der sein, der ihn wirklichausführt.Man will bemerkt haben, daß die Leute in dem Verhältnissegescheit werden, als sie nickt gelehn waren: wenigstens findet man,daß die Gelehrresten nickt sehr gescheit find.Der Witz ist die Krätze des Geistes. Er juckt sich heraus. Woein fester Körper ist. kann eine gute Krätze wohl eine Lethal(aufLeben und Tod) Krankheit kurieren?— wenn sie ordentlich be-handelt wird, kann aber auch ein Körpercken aufzehren und zer-stören, wenn man sie vernachlässigt. So kann es der Seele mitdem Witze gehen. Ein Witzbold fetzt die Tafel ins Pferdelachen.aber hälr selten die ernstere Sonde.Keine Gesetze sind unabänderlich, als die Gesetze der ewigenNatur: und dieier find wenige, und sie sind deutlich.ES kann in feinem Ursprung nickt leicht ein schlimmeres Wortsein, als Soldat, Söldner, Käufling, feige Seele: Solidarius, glimpflich: Dukatenkerl. Die Sache macht die Ehre des Kriegers: aberein Soldat kann als Soldat dlirchmis auf keine Ehre Anspruchmachen. Es ist ein unbegreiflicher Wahnsinn des menschlichen Geistes,wie der Name Soldat ein Ehrentitel weiden konnte.Die französiiche Revolution wird in der Weltgeschichte das Ver-dienst haben, zuerst Grundsätze der Vernunft in das öffentlicheStaatsrecht getragen zu haben. Läßt man diese Grundsätze sterben,so verdient jeder Weltteil seinen sublimierten Tyrannen.Gewisie sogenannte Verbrechen sind das Heiligste, was die Naturdes Menschen aufzuweiser bat, z. B. Ketzerei. Empörung, Selbst-mord. Was die Vernunft und das Göttliche in uns als groß be-zeichnet, hat der Despotismus und die Dummheit zu Schande undTod verurteilt. Die Menichheit hat sich das wenige Lichr, dessen siegenießt, durch Unglauben und Forschergeist errungen. Die Gerechtig-keit wird nur durch kühnen Widerstand gegen die Selbstsüchtler fest-lverantw. Redakteur: A'sred Wielepp, Neukölln.— Druck u. Berlagegesetzt. Wo ich in der Würde meiner Natur, ohne Beeinträchtigungdes Heiligsten nicht mehr leben darf, verlasse ich das Gewühl derVerworfenheit, der Sklaverei und Tyrannei.Wer von Freiheit und Gerechtigkeit lein besseres Ideal kennt,als ihm die Geschichte zeigt, ist sehr arm an Trost für die Menschheit.Aufklärung ist richttge, volle, bestimmte Einsicht in unsere Natur,unsere Fähigkeiten und Verhältnisse, heller Begriff von unserenRechten und Pflichten und ihren» gegenseitigen Zusammenhang. Werdiese Aufklärung hemmen will, ist ganz sicher ein Gauner, oder einDummkopf, oft auch beides: nur zuweilen eins mehr, als dasandere.Die Bedingung der Vaterlandsliebe ist Freiheit mrd Gerechtig»keit. Von beiden ist in unseren europäischen Staaten nur das Mini»nmm: die Vaierlandsliebe kann also leicht berechnet werden. DieVaterlandsliebe der Privilegierten ist der kochende Grimm wilderTiere, mit welchem sie über ihren Raub wachemKleines feinlleton,Völkerkunde.Ein asiatisches Urvolk. Von allen Völkern Asienssind die Negritos auf den Philippinen eins der altertümlichsten undeigenartigsten und haben daher die Aufmerksamkeit der Forscherin besonderem Grade erregt. Es ist auch die höchste Zeit, dieEigenschaften dieser Menschen völlig aufzuklären, da der Stammin der Gefahr des Untergangs steht. Er ist noch weniger voneinem wirklichen Aussterben bedroht als von der Vermischung mitanderen Stämmen.' Die Zahl der Vollblutnegritos wird jetzt aufnur noch 5000 geschätzt, einschließlich der Mischlinge auf 25000.Auch diese verhältnismäßig kleine Zahl ist noch auf mehrere Inselnder Philippinen verstreut, obgleich die meisten auf der HauptinselLuzon vorkommen. Von der großen Insel Mindoro sind bisherkeine Negritos bekannt. Daß sie als die Urbevölkerung desArchipels anzusprechen sind, geht daraus hervor, daß die Negritosder einzelnen Inseln in allen Eigenschaften durchaus mitcin-ander übereinstimmen. Sie sind Jager und einfache Sammlervon Naturerzeugnissen, doch kennen sie den Fischfang nicht, wasbei einem Jnselvolk besonders auffällt. Als Waffen benutzen sieauch vergiftete Pfeile, und nach der Wirkung zu urteilen, ist dasGift dem Strychnin ähnlich. Ihre Behausungen sind Pfahlbauten,die auf einem Grüst von senkrechten und wagerechten Stangenerrichtet werden. Die Leichen werden unter diesen Häusern oderin ihrer unmittelbaren Nachbarschaft begraben. Daß sie mit demWasser nie eine rechte Gemeinschaft gehabt haben, zeigt auch ihreAbneigung gegen das Baden und gegen jede Reinigung ihrerKleider, die nur in Hüftgürteln oder Schürzen bestehen. Ineinigen Inseln wird zu ihrer Herstellung noch Baumrinde benutzt.Daß diese Urmenschen keinen Ackerbau kennen, ist überflüssig zusagen, aber sie pflanzen doch gelegentlich etwas Reis. Ihr furcht-barster Feind ist eine Hautkrankheit, demnächst die Malaria. Auchdie Tuberkulose ist bereits unter ihnen festgestellt worden, und sowird das Volk wohl bald zugrunde gehen, wenn nicht energischeMatzregeln zu seinem Schutz getroffen werden.Medizinisches.Die Stillung des Nasenblutens. Das Bluten derNase erklärt sich in der Häufigkeit seines Auftretens dadurch, daßdie Nasenschleimhaut außerordentlich ausgedehnt und empfindlichist. Sie weist auch eine reichliche Durchblutung auf, indem siemit kleinen Aederchen ganz durchsetzt ist. Findet nun ein sehrstarker Blutandrang statt, so kommt leicht eins dieser Aederchenzum Platzen. Das hat an sich nicht viel auf sich, zeigt aber einenkrankhaften Zustand an, wenn es sich oft und gar regelmäßigwiederholt. Namentlich können es sich bleichsüchtige Menschen nichtleisten, auf diesem Weg etwas von dem kostbarsten Saft zu ver-lieren, der ihnen ohnehin in zu geringer Menge gegeben ist. Esmuß also eine Abhilfe gesucht werden, die ganz allgemein in einerHerabsetzung des Blutdrucks gefunden wird. Läßt sich das Nasen-bluten nicht vermeiden, so sollte wenigstens eine möglichst rascheStillung herbeigeführt werden, die in der Bildung eines Gerinnselsbesteht, wozu der Luftsauerstoff mitwirkt. Tiefes Atmen ist einMittel dazu, das den Blutdruck um etwa 3 Millimeter verringernkann, was jedoch nicht genügt. Man muß den Luftzutritt noch etwasverstärken, und das geschieht ganz einfach dadurch, daß man denNasenflügel auf der nicht blutenden Seite mit dem Zeigenfingerandrückt, damit die eingeatmete Luft durch die blutende Oefsnungum so stärker hindurchstreicht. Das Einatmen mutz bei geschlosse-nem Mund so langsam vorgenommen werden, daß auf einen Zug5 bis 8 Sekunden entfallen. Darauf folgt ein kurzes Ausatmendurch den Mund. Der Kopf muß dabei gerade und aufrecht ge-halten werden. In gewöhnlichen Fällen genügt eine kleine Zahlvon Wiederholungen dieser Atemgymnastik, um das Blut zumStocken zu bringen. Selbstverständlich mutz man sich dann in achtnehmen, die wohltätige Wirkung des Sauerstoffs wieder aufzu-heben, indem man vorzeitig das Taschentuch benutzt. Die Ent-lastung des Kopses vom Blut, die auf diesem Wege erzielt wird,kann so groß sein, daß bei zu langer Fortsetzung des Verfahrenszunächst ein Flimmern vor den Augen und dann geradezu einOhnmachtsanfall eintritt.__vorwärtSBuchdruckereiu.VerlagsanstaltPaulSingertEo.,Berl»nL�.