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ab, indem er aufblickte und Wolén's gänzlich veränderte Miene[ ebenso wie die Schesingerschen Opern und Konzerte gewahr wurde. führer und die populären Kretschmarschen 10 Bf- führer " Zweitausendfechshundertundzelhn", zählte Hans Mortensson( Breitkopf u. Härtel) in der Tasche feines Musikfreundes fehlen, der

und wiederholte die Zahl mechanisch, indem er sich anstrengte zu ergründen, was wohl im Wege sein könne.

" Halt!" unterbrach der Kaufmann das eisige Schweigen. Hans Mortensson rührte sich nicht. Die Ahnung eines Ver­hängnisses hatte sein Gehirn getroffen, daß es wie eine abgelaufene Uhr stand und er nicht über einen gewissen Punkt hinaus zu denken vermochte.

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Zweitausendfeche..." wiederholte er abwesend.

" Ja, die gehören Mortensson," bestätigte Bolén. Nee..

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Sieht er nicht, daß diese Scheine ganz verschieden von den andern find?" Dabei deutete er auf den einen Haufen, indes er mit geringschäßigem Achselzucken den andern musterte.

Allmählich begann es im Gehirn des Bauern zu dämmern. Daß etwas mit den Scheinen los war, begriff er wohl, ohne es jedoch zu fassen, was es sein könne.

Geld."

" Ja, aber ich hab' sie doch redlich verdient", stammelte er. Vor zwölf, fünfzehn Jahren, ja, aber jetzt haben wir neues Neues?" Endlich hatte Hans Mortensson die Richtschnur gefunden, die er verfolgte: Er meint doch nicht, daß sie nichts taugen?"

Die meisten find ja von der Reichsbank, so taugen sie viel Teicht. Ich weiß nur soviel, daß ich sie nicht besitzen will." Während seiner Rede wuchs der Kaufmann zusehends. Er zeigte sich als der Ueberlegene diesem einfältigen und unwissenden Are beiter gegenüber, der seine Zeit und Kräfte für etwas geopfert hatte, dessen Wert zweifelhaft war. Es waren weniger seine Worte als gerade seine Haltung, die den Hoffnungen des Bauern den Gnadenstoß gaben.

Als dieser schließlich das Unglüd in seinem ganzen Umfang zu ermessen vermochte, sant er leise stöhnend, geknickt unter der Last seines Kummers, zusammen.

Würdig und selbstbewußt stand der Kaufmann vor dem ge­schlagenen Manne. Freilich verbot ihm seine Frömmigkeit, einem Mitmenschen Böses zu wünschen, aber sie hinderte ihn nicht, wirt­liche Befriedigung beim Anblick dieses harten und brutalen Bauern zu empfinden, der wie ein Bündel Kleider zusammen gesunten dasaß. In herablassendem und mildem Tone warnte er ihn eindringlich vor dem Hochmut, der stets dem Falle vorangehe, und unterstüßte seine Rede durch eine Reihe alltäglicher und für diese Gelegenheit passender Bemerkungen, die gleich Hammerschläge der gebeugten Naden trafen. Zuletzt beflagte er den Unglüdlichen, der sich eingebildet hatte, ohne weiteres Geschäfte machen zu fönnen. Und während er fortfuhr, in schwebenden und unklaren Ausdrücken seine Ansichten über diesen Puntt auseinanderzusehen, erhob sich Hans Mortensson, fnitterte seine Scheine in einen Ball zusammen, stopfte sie in die Tasche, schwankte der Tür zu und stolperte über die Schwelle hinaus ins Freie.

Mit einer Mischung von Mitleid und Verachtung blickte ihm der Kaufmann nach, wandte sich dann nach einem Bibelspruch um, der eingerahmt die Wand schmüdte, und murmelte vor sich hin: " Ja, ja, der Hochmut. der Hochmut.

Gin gefnidter Mann, sant Hans Mortensson auf der Treppe von Ost- Hagen nieder. So hatte Karin ihren Hans noch nie ge­sehen, und sie schloß aus dem verwirrten und erschrockenen Blick, mit dem er fie anstarrte, daß ihre Hoffnungen begraben feien. Nachdem sie ihn ausgeforscht, begann sie über die Möglichkeit nach zufinnen, den Schaden wieder gut zu machen. Zu stumpf, um selbst bernünftig zu denken, ließ sie der Mann reden. Als sie geendet, ward beschlossen, daß er zur Stadt fahren und sich vergewiffern jolle, ob Bolén recht habe.

" In Geldangelegenheiten," meinte sie, muß man nicht seinem Freund und erst gar nicht seinem Feind trauen," auch fügte sie barsch hinzu: Schäme sich, wer gleich' n Mut verliert!" ( Schluß folgt.)

Neue Mufikliteratur.

sich ernstlich über Wert, Stil, Charakter und Aufbau eines Werkes, über geschichtliche Zusammenhänge, Lebensda en und Schöpfungen eines Komponisten uff. informieren will, der nicht nur das Tone drama, die Sinfonie mit vagem, lyrischem Gefühl genießen, sondern die Tontunst verstehen, ihre starten Wirkungen auf Seele und Gemüt vor sich selbst rechtfertigen will. Von Reclam  - Musikheftchen liegen folgende Neuerscheinungen vor: Erläuterungen zu Meisterwerfen der Tontunst: Bajazzo, Cavalleria rusticana, Roseno tavalier, Tiefland, sämtliche von dem bewährten Mag Chop, Anton Rubinstein   von Nic. D. Bernstein.

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Nichts verführt mehr zur Einseitigkeit und fachtünstlerisch- spezia­listischem Verbrauch aller geistigen und technischen Kräfte wie das Musitstudium. Es hat geniale Musiker der Geschichte gegeben, die wohl zahlreiche Opern und schöne Sinfonien ohne große Schwierig teiten tomponieren fonnten, aber in Geographie, Geschichte, Literatur faum ein Schülereyamen bestanden hätten. Von Schumann und Liszt   gehört universale Bildung zum Rüstzeug des schaffenden Meisters. Wenn Schumann einmal meinte, bon Jean Baul habe er mehr gelernt, als bon feinen Musiklehrerm so wollte er mit dieser gelinden Uebertreibung sagen, daß musi­talische Bildung oft wo ganz anders au bolen ist als in der Harmonie und Kontrapunktstunde. Auch der Leipziger   Privatdozent Dr. A. Schering weist in seinem beachtenswerten Büchlein: Musikalische Bildung und Erziehung zum must­talischen Hören"( Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig  , 1 Mark) mit Nachdruck darauf hin, wie nötig es ist, der allgemeinbildung an musikalischen Fachschulen größeren Raum zu geben. Tatsächlich sind in die Lehrpläne vieler Konservatorien und Musikakademien Fächer wie Literaturgeschichte, Philosophie, Geschichte der darstellenden und bildenden Kunst, neuerdings auch Tanzfunst und rhythmische Gymnastik aufgenommen, aber noch viele höhere musikalische Forme reitschulen", wie Hans v. Bülow spöttisch die Konservatorien nannte, stehen beharrlich auf dem Niveau einer einseitigen Fachschule und überlassen es den Zöglingen, weitere Bildung auf der Universität oder in Bolkshochschulfurfen zu suchen. Scherings halb pädagogisch, balb ästhetisch gehaltener Bildungsführer" erreicht feine Absicht, dem bereits musikalisch vorgebildeten Leser gewissermaßen die Natura geschichte eines musikalischen Kunstwertes zu liefern, ihm einen lleber­blid über Wesen und Wirkung der wichtigsten musikalischen Ausdrudse mittel zu geben, weniger durch den oft trocken- lebhaften, akademischen Ton seiner auf Riemann'schen Kniffen beruhenden rhythmischen und Vortrags- Theorie, als durch die ein Drittel des Buches füllenden vortrefflichen musikalischen Analysen einiger großer Meisterwerfe aus den verschiedensten Stilformen. Durch diese mit Notenbildern ergänzten praktischen Einführungen in die lebendige Musik wird meines Erachtens viel mehr für die musikalische Bildung getan als durch ebenso langwierige wie schwierige theoretische Erörterungen, die mit physikalisch- physiologischen Begriffen arbeiten und doch stets fich ins metaphysische Grenzgebiet verlaufen müssen. Ein flare Analyse einer Beethoven- Sinfonie, eines Schubert'schen Liedes, eines Mozart  'schen Streichquartetts wiegt eine ganze theoretische Musik­bibliothet auf, denn in der fünstlerischen Analyse reichen sich Ver stand und Gefühl die Hand.

mit

Komponisten von Renz gehört Johannes Brahms  . Ueber Zu den am gründlichsten biographisch durchforschten deutschen Meister Johannes den Problematischen, der in seiner Musik nord­Deutsche Gründlichkeit und Grüblerei bermählen wollte füddeutscher lebenswarmer Empfindung und doch nicht erreichte, daß Gefühl und tondichterische Phantasie immer Herr wurden über frostigen Formalismus und Schematismus, haben die deutschen und englischen Wüsikschriftsteller( ich nenne nur Stalbed, Deiters, Vogel, Köhler, Widmann, Reimann, Billroth, Jenner, Krebs, Hanslick  , Heu­berger, Altmann) ganze Bände zufammengeschrieben. Brahmfiane" gibt es fast ebensoviele wie Wagneriane". Was der Bayreuther für das Mufikdrama, das hat der aktlimatisierte Wiener   für die moderne Kammermusit getan, in der er sozusagen( nach Schumann!) als Erster den subjektiven Stil, die Mitiprache des formgebenden Gefühls hineintrug. Kammermusik und Quartettspiel ist aber ein sehr beliebter Zweig der bürgerlichen dilletierenden Hausmufit ( zwischen Heringsjalat und Bunich 1). Es gibt bei den konservativ gerichteten, d. h. über das klassische Dreigestirn Haydn- Mozarte Beethoven noch ein paar zaghafte Schritte Sinausgehenden deutschen Unter den vielen eingebürgerten populären Opernführern, Mufit- Bourgeois teinen beliebteren und befömmlicheren Komponisten die dem Laien das musikalische Kunstwert erschließen helfen sollen, als den Johannes Brahms  . Und die echten Brahminen konsumierem verdient der von Dr. A. Neisser( im Berlag von Hermann Hillger  , natürlich auch alles, was über Brahms   als Künstler, Mensch, Lehrer, Berlin  - Leipzig  , für den billigen Preis von 50 Pf.) erschienene Kleine Freund, Zechgenossen, Kartenspieler und Briefstilisten auf den Markt Opernführer" Empfehlung. Der auch in der Parteipresse bekannt ge- geworfen wird. wird auch die Weltfirma Breitkopf u. wordene Musikschriftsteller behandelt nur den eisernen Bestand des Härtel auf ihre Kosten kommen, die den Brahms" deutschen Opernspielplans, zirka 90 der bekanntesten immer wieder von der Claffischen Leipziger Liszt- Biographin 2a Mara im Spielplan auftauchenden Opern von den Klassikern Gluck, als Einzelbruck aus den berühmten Musikalischen Studienköpfen" Mozart  , Beethoven   und Weber bis zu Strauß, Debussy  , Buccini, in hübscher Ausstattung neu verlegte und auch den dicken wälzer d'Albert und Wolf- Ferrari  . Die Einteilung ist die übliche: Ent- Johannes Brahms  " der Engländerin Florence May stehungsgeschichte der Oper, furze biographische Notizen über wagte.( Aus dem Englischen   überiezt von Ludwille Kirschbaum. Komponisten und Librettisten, zuletzt eine fleine Kritik des Wertes, Zwei Teile in einem Band. mit 10 Abbildungen und zwei die freilich bei dem beschränkten Raum zumeist nur in Schlagworten Fatfimiles. Geheftet 12 M.) Es ist das typische Damenbuch. bestehen kann. Wenig Ahnung vom schwerlastenden Schicksal eines ernsten, eckigen, Selassisch in ihrer Art sind auch die vortrefflichen Kleinen wortfargen, tiefsinnigen Musikers, von der Mystik der schöpferischers. Reclam   Musikführer und Biographien a 20 Pf. Sie dürfen, Inspiration, von der immer größer werdenden Reizbarkeit der fünft

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