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Schaffens gegeben war, den Prozeß der Entstehung des Kunstwertes Bänden( gebunden 4 M.). Diefe lettere tft reichhaltiger im Geiste des Dichters in, höchster Steigerung erlebt und uns die und umfaffender als die meisten anderen. Sie gibt ausführlichste Schilderung dieses ewigen Geheimnisses auch die Jugenddramen Hanns Frei" und die Bfarrrofe" geschenkt. Wundervoll beschreibt er die einzelnen Phasen, die wohl und auch einige der sonst nicht mitgedruckten Dramenfragmente. eine gewisse Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfen. Es geht Unter den Erzählungen treffen wir außer der Heiteretei, Zwischen Stimmung voraus, eine musikalische, die wird mir zur Farbe, Himmel und Erde"," Maria" und den drei Wünschen auch dann seh' ich Gestalten, eine oder mehrere, in irgend einer Emanzipation der Dienstboten", Das Märchen vom toten Kinde" Stellung und Gebärdurg für sich oder gegeneinander, und und das Fragment aus dem Schulmeisterleben( sämtliche erzählende dies wie einen Kupferitic auf Papier von jener Farbe, Schriften sind auch separat zu haben, Preis geb. 2,25 M.). Neben oder etwas genauer ausgedrückt, wie eine Marmorstatue oder den dramatischen Studien, die von Ludwigs raftlofem Analysierfinn plastische Gruppe, auf welche die Sonne durch einen Vorhang fällt, und übergroßem und sein eigenes Schaffen bannender Handwerks der jene Farbe hat." eifer zeugen, find auch die epischen Studien und allerlei Beiträge, die sein eigenes Schaffen beleuchten, herangezogen.

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Aehnliche Farbenerscheinungen hatte Ludwig auch bei der Lektüre einer Dichtung, die ihn ergriff. Für die bildende Kunst besaß er ein Formengedächtnis von merkwürdiger Kraft. Er hatte die Ge­mälde, wie er sagte, auswendig gelernt. Häufig war der Eindruck, den er von bildnerischen Werken hatte, so start, daß er fie lange in der Deutlichkeit von Halluzinationen vor sich fab. Von Rubens   be­rühmter Kreuzabnahme, von der ihm ein Freund eine Photographie gebracht hatte, erzählte er, daß sich ihm das Bild beim Lesen lange Beit wie törperlich zwischen Schrift und Auge gedrängt und die Zeilen des Buches berdeckt habe. Er erzählte, es habe sich ihm oftmals von solchen koloristischen Meisterwerfen die farbige Stimmung gleichsam abgelöst, sie sei gewissermaßen selbständig geworden und habe seine Bhantafie auf das mannigfachste poetiich befruchtet." Das farbige Bilt, das sich ihm zuerst aufdrängte, war aber nicht das Bild der Katastrophe, manchmal nur eine charakteristische Figur in irgend einer pathetischen Stellung, an diese schließt sich aber sogleich eine ganze Reibe, und vom Stücke erfahr' ich nicht die Fabel, den novellistischen Inhalt zuerst, sondern bald nach vorwärts, bald nach dem Ende zu von der erst geiebenen Situation aus, schließen immer neue plastisch- mimische Gestalten und Gruppen an, bis ich das ganze Stück in allen seinen Szenen habe, dies alles in großer Hast, wo­bei mein Bewußtsein ganz leidend sich verhält, und eine Art törper­licher Beängstigung mich in den Händen hat... Nun findet sich zu den Gebärden auch die Sprache. Jch ichreibe auf, was ich auf­schreiben tann, aber wenn mich die Stimmung verläßt, ist mir das Aufgeschriebene nur ein toter Buchstabe. Nun geb' ich mich daran, die Lücken des Dialogs auszufüllen. Dazu muß ich das Vorhandene mit kritischem Auge ansehen. Ich suche die Jeee, die der General­nenner all dieser Einzelheiten ist..." Aus dem eruptiven Feuer der Vision, in dem die Grundstimmung des Kunstwertes entstand, ist es nun in die klare Helle des Verstandes emporgehoben, der feine ordnende und formende Tätigkeit beginnen kann.

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Auch in die Goldene Klassikerbibliothet des Verlagshauses Bong find Ludwigs( ausgewählte) Werte jezt aufgenommen( 2 Bände, geb. 3,50 M.). Die Vorzüge dieser Ausgaben: flarer Druck, solider Einband, Billigkeit sind ja bekannt. Herausgeber, Biograph und Einleiter ist in diesem Falle Artur Eloesser. Die Auswahl bietet die Hauptwerke und genug von den Fragmenten und Frühwerken. Das Lebensbild ist mit großer Liebe gezeichnet und Ludwigs Stellung in der deutschen Literatur richtig gekennzeichnet.( Ein geschichts­materialistisch geschulter Literarhistorifer würde natürlich manches in anderem Lichte sehen.)

Eine historisch- kritische Ausgabe von Ludwigs sämtlichen Werken, die den ganzen Reichtum des Goethe- Schillerarchivs an Ludwig­Manuskripten ausnutzen soll, beginnt in Georg Müllers Verlag in München   zu erscheinen. Sechs Herausgeber sind dabei beteiligt, die Leitung hat Paul Merkel  . Die geplanten 18 Bände, die u. a. auch alle Vorstufen und wichtigen Entwürfe, die gesamten kritischen Studien, sowie Briefe und Tagebücher bieten sollen, haben für ein breiteres Publikum natürlich kein Interesse, wenn sie im Einzelnen auch gewiß manches Neue geben und den Eindruck von Ludwigs grandiosem Ringen verstärken werden.

Geologisches.

Das Alter der Erde und die strahlenden Elemente. Professor Brown hat in der Wochenschrift Science  " eine Abhandlung veröffentlicht, die in mehr als einer Richtung Be­achtung verdient. In der Hauptsache hat sie den Nachweis zum Zweck, daß auch das gewöhnliche Element Natrium, das besonders in Verbindung mit Chlor, also als Kochsalz, in ungeheueren Mengen an der Erdoberfläche, namentlich im Dzean, vorhanden ist, gleich­falls zu den strahlenden Elementen gehört. Brown stüßt diese Be­hauptung auf zwei Untersuchungen, deren erste auf die Alters­bestimmungen der Erde auf Grund der Strahlenforschung, deren Die Teufel auf der Nadelspike. Der berühmte Physiker zweite auf dem Natriumgehalt des Meerwassers im Vergleich zum William Crookes  , der bereits im 81. Lebensjahr steht und auf Chlor beruht. Die Geologen, soweit sie sich überhaupt an eine eine wissenschaftliche Laufbs in von 65 Jahren zurüdficht, hat Ende Schäßung des Erdalters herangewagt haben, geben dafür Ziffern Januar bei einer öffentlichen Gelegenheit das Stüd wissenschaft- swischen 70 und 100 Millionen Jabren. Seit den Forschungen über Cicher Entwickelung beleuchtet, das er in dieser langen Zeit durch die Körperstrahlen aber wird das Alter der Erde viel höher ver­lebt hat. Er nahm dabei zunächst seine Jugend in Schuß gegen anschlagt, wenigstens zehnmal so hoch. Diese Berechnungen gründen die irrtümliche Vorstellung, daß damals die Naturwissenschaft noch fich auf die Bestimmung des Alters einiger Mineralien nach ihrem ganz rückständig gewesen sei. Er war zugegen, als der große Gehalt an strahlenden Stoffen. Zum Teil sind die Gelehrten dabei Faraday   1850 in der Royal Society   über den magnetischen zu ganz außerordentlichen Beträgen gelangt. Der bekannte Physiker Charakter des Sauerstoffs sprach und damit eine Begeisterung Rutherford   fand das Alter eines Stüds des Minerals Fergusonit Jahren; zwei Felsstücke aus dem Urs erregte, wie sie wenigen Gelehrten seitdem beschieden gewesen ist. au 240 Millionen Damals hatte auch Pasteur bereits seine großen umwälzenden gebirge von Kanada   wurden auf 222 und 715 Millionen Jahre ver­Entdeckungen über das Leben der Kleinwesen beröffentlicht. Crookes anschlagt, und zwei ähnliche aus Norwegen   auf 218 und 449 sagte davon, Pasteur   habe gewiffermaßen indirekt das berühmte Millionen Jahre. In entsprechender Weise ist auch das Alter von Problem des Mittelalters gelöst, wie viele Engel auf einer Nadel- Mineralien und Gestein aus jüngeren Epochen der Erdgeschichte be­spite stehen könnten. Wenn man statt des Wortes Engel Teufel rechnet worden; das eines Kallsteins der Steinkohlenformation auf setzte, so würde man finden, daß in der Tat etwa 500 Teufel 150, das eines Roteiſenſteins aus dem ältesten Tertiär auf der schlimmsten Sorte ohne Gedränge auf der Spike der feinsten 31 Millionen Jahre. Nadel Platz finden könnten. Diese Teufel wären die Bakterien Schließlich hat es der Physiker Holmes unternommen, nach dem der tödlichen Krankheiten, die als Geißel der Menschheit über die Verhältnis von Blei zum Uranium in den einzelnen Gesteinsarten Erbe ziehen, wie Pest und Cholera. Allerdings gab es damals die Vergangenheit der Erdgeschichte bis zur Urzeit aufwärts zu bestimmen. noch fast gar feine organische Chemie, und in dieser Hinsicht Danach würde die Steinfohlenzeit 340 Mill. Jahre zurückliegen, die #lafft freilich eine tiefe luft zwischen der Wissenschaft von 1850 borausgegangene Devonformation 370, das Silur 430 Mill. Das Alter und der Gegenwart. Crookes sagt der synthetischen Chemie eine der ältesten Schichtgesteine, die sich in der Erdfruste überhaupt finden, glänzende Zukunft voraus. Echon hätten wir synthetische Arzneien, ist nach Proben aus Schweden   auf 1025, nach solchen aus den Ver­synthetische Wohlgerüche und Essenzen, synthetischen Kautschut, einigten Staaten auf 1310 und nach solchen von der Insel Ceylon synthetischen Farbstoff, synthetische Nahrungsmittel und wehe! fogar auf 1640 Millionen Jahre gefchäßt worden. Diese Biffern auch synthetische Getränke. Nur ist zu fünstlichem Beefsteat oder wären jo recht geeignet, den Menschen mit Bescheidenheit auf die Hammelfotelett die Chemie noch nicht ganz borgedrungen. Von den Kürze seiner Lebensipanne blicken zu lassen. Immerhin haben die Folgen der neuen Entdedungen über die Zusammensetzung der besten Berechnungen für das Alter des Weltmeeres erheblich geringere Materie hat Crookes die größte Borstellung, und er prophezeit, daß Bahlen ergeben, nämlich nur rimd 70 Millionen Jahre, und Bro­auf diesem Wege der gewaltigste Fortschritt geschehen werde, den feffor Joly, dem diese Untersuchungen hauptsächlich zu danken sind, die Chemie überhaupt zu erwarten habe. hat die Ergebnisse der Forschungen über das Alter der Gesteine nach den Strahlungsvorgängen schlechthin eines Irrtums geziehen. Der Gegensatz beruht auf dem Umstand, daß der Gehalt des Meer­waffers an Natrium weit größer sein müßte, wenn die ältesten aus dem Meer abgefekten Schichten ein Alter von mehr als einer Milliarde Jahren befäßen. Prof. Brown meint nun aber eben, daß auch das Natrium wie die strahlenden Elemente einer allmählichen Bersetzung in andere Elemente unterliege, woraus sich dann freilich die Tatsache erklären würde, daß das Weltmeer trop feines un geheueren Alters nicht viel salziger ist.

Literarisches.

Otto Ludwig   Ausgaben. Die Haupttverke Dito Lud­wigs sind, seitdem sie frei geworden, in zahlreichen billigen Aus gaben berbreitet worden. Seine klassischen Erzählungen zumal sind einzeln sowohl bei Reclam  , in Meyers Volksbüchern, wie auch bei Hesse erichienen. Auch an Ausgaben von ausgewählten und ge­fammelten Werken Otto Ludwigs ist kein Mangel. Von früheren find zu nennen die des Bibliographischen Instituts, die auch Dialekt­ausdrücke erklärt, dann die Reclamiche und schließlich die von Adolf Bartels   für Hesses Massifer- Ausgaben besorgte in in zwei Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW