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usiv., ähnlich am 26. Februar 1900 in Raffel 20 Grad, in Friedrichs- I schwemmung herbei, die die größfe des ganzen 19. Jahrhundert haben 20 Grad Celsius. war und am 31. März ihren Höhepunkt erreichte. In leider nur allzu zahlreichen Fällen dauert es in Nord­Gin überwiegend schöner, sonniger warmer März ist eine Herzensfreude für jeden Menschen. Derartige Märzmonate stellen deutschland   bis tief in den April, ja, zuweilen selbst bis tief in den jedoch immerhin feineswegs die Regel, sondern die seltene Aus- Mai, ehe man zum ersten Male im Freien deutlich die Empfindung nahme dar. Einige der in der deutschen   Geschichte berühmtesten hat, daß der Frühling nunmehr tatsächlich eingetroffen sei. Rauhe Märzmonate, so vor allem die der Jahre 1813 und 1848, brachten und kalte Witterung ist dem April leider kaum seltener als früh­anhaltend warme Frühlingswitterung; im letzten halben Jahrhun- lingsmäßig warme zu eigen; ist es doch bezeichnend genug, daß in dert waren aber immerhin nur insgesamt 6 Märzmonate zu ver- den letzten Jahrzehnten das Osterfest häufiger leichten Schnee ge zeichnen, die in der Tat als schöne und warme Frühlingsmonate bracht hat als das Weihnachtsfest! Die Klage, daß man erst Ende angesprochen werden konnten, nämlich die der Jahre 1862, 1872, April, ja, wie 1907 und 1909, rst Anfang Mai die Ofenheizung 1882, 1890, 1896, 1903. In anderen Jahren gab es zwar vereinzelt einstellen kann, hört man ja leider in nur gar zu vielen Jahren, und sehr warme Märztage, so z. B. den wärmsten Märztag der letzten die lange Dauer der Tageshelle steht dann in einem ganz merk­Jahrzehnte, den 30. März 1911, der z. B. in Berlin   eine Tempe- würdigen Gegensatz zu dem winterlich rauhen Wetter. Aber ob­ratur von 22,5 Grad brachte aber der größte Teil des Monats trohl vom Februar bis in den Mai hinein immer wieder und wieder hatte dann trotzdem keineswegs ein auffällig warmes und ange- die beginnenden Frühlingsahnungen erstickt werden von den Nach­nehmes Wetter aufzuweisen. So herrlich eine frühzeitige, fast wehen des Winters es ist doch eine prächtige Jahreszeit, und sommerlich anmutende Witterung ist, als ein Segen ist sie trotzdem einmal, bald früher, bald später, heißt es doch: Winterſtürme durchaus nicht anzusehen, denn die Erfahrung lehrt, daß auf einen wichen dem Wonnemond!" ausnehmend frühen, schönen und warmen Frühling fast stets ein .falter, unfreundlicher, regnerischer Sommer folgt; die oben ge=

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nannten bier Jahre 1882, 1890, 1896, 1903 boten 3. B. trübfelige Kriegschirurgie im Balkankrieg.

Beispiele hierfür. Ja, noch im Frühling selbst kann nach wochen­langer Dauer des herrlichsten Wetters ganz plößlich ein Rückschlag Auch die auf dem Kriegsschauplatz beschäftigten Chirurgen haben allerempfindlichster Art folgen, der dann natürlich um so verderb- die Zeit des Waffenstillstands benugt, und so konnte die Gesellschaft licher ist, je prächtiger vorher der Lenz sich entfaltet hatte. Gin der Aerzte in Wien   in ihren legten Sigungen eine Anzahl von Be­typisches, schlimmes Beispiel hierfür bot besonders das Frühjahr richten über die im Balkankrieg gemachten Erfahrungen entgegen­1903: von Mitte bis Ende März herrschte, mit nur unbedeutenden Unterbrechungen, wundervolles, warmes Wetter, das am 26. Fe­bruar in Süddeutschland   schon Wärmemagima von 21, am 26. und 27. März auch in Norddeutschland schon solche von über 23 Grad brachte( Erfurt   23,6, Lüneburg   23,3, Frankfurt a. Main   23,4, Frankfurt   a. O. und Kassel   23,0, Lauenburg i. Pom. 22,5 Grad). Dann aber wurde etwa seit dem Ostersonnabend( 11. April) das Wetter unfreundlicher und immer kälter, und schließlich raste am 19. April, dem Sonntag Quasimodogeniti, ein Schneesturm aus Nord über Norddeutschland daher, der das gewaltigste derartige Er eignis seit langer Zeit war, und der besonders an der pommerschen Rüfte eine schwere Katastrophe darstellte, da er die größte Sturm­flut mit sich brachte, die man dort seit dem verhängnisvollen, be­rühmten 13. November 1872 erlebt hatte. Nicht viel später, Anfang Mai, hatte dann Norddeutschland bereits wieder geradezu hoch­sommerliche Hite zu verzeichnen, aber der eigentliche Hochsommer war dann alles weniger als erfreulich.

nehmen. Zunächst hat Professor Alfred Egner, der mit mehreren Assistenten das größte Hospital in Sofia   übernommen hatte, seine Erfahrungen vorgelegt. Die Arbeit war besonders in dem ersten Kriegsmonat sehr hart, da täglich Transporte von Verwundeten eintrafen, und zwar meist in der Nacht. Der größte Teil der Verletzten hatte fünf bis zehn Tage zubringen müssen, ehe fie in ärztliche Behandlung famen. Der Transport schloß mehr­tägige Fahrten in einem offenen Büffelwagen in sich. Dazu war das Verbandszeug, das ein Teil der Armee erhalten hatte, nur selten zur Benutzung gekommen. Im ganzen wurden etwa 1200 Fälle be­handelt, davon wurden etwa 300 leicht Verwundete sofort an andere Krantenhäuser in der Provinz weiter befördert. Der Bericht von Profeffor Erner erstreckte sich auf eine Bahl von 617, wovon 474 durch Gewehrschüsse, 188 durch Artilleriegeschosse und nur 5 durch Hiebwaffen verlegt waren. Unter den Verwundeten hatten 65 mehrere Kugeln, und zwar bis zu vier. Das von den Türken gebrauchte Geschoß ist eine Spigtugel, mit der bisher noch keine Erfahrungen Derartigen Fällen besonders früher und intensiver Frühlings im Ernstfall gesammelt worden waren. Die meisten Wunden waren wärme stehen die gegenüber, in denen der Winter sein Regiment sogenannte Durchschüsse, bei denen das Geschoß also nicht steden scheinbar gar nicht abgeben will, in denen Froft und Schnee noch bleibt, sondern den ganzen Körper durchschlagen hat. Dabei ist die bis tief in den meteorologischen Frühling hinein ihre Herrschaft be- Verunreinigung der Wunde eine noch größere Gefahr, und es ist haupten. Ausgesprochen winterliche Märzmonate find leider kaum auch eine Reihe von Todesfällen durch Starrfrämpfe zu verzeichnen feltener zu verzeichnen als die anhaltend warmen und schönen. Als gewesen. Vermutlich war die Infektion erst durch das Stroh der Typus des Märzwinters gilt der März 1888, der in den Tagen vom Eisenbahnwagen erzeugt worden. Erfreulich ist die Tatsache, daß der 11. bis 22. März noch einmal empfindliche Kälte und eine gewaltige Fortschritt der Chirurgie es jetzt auch im Kriege in der Mehrzahl Menge von Schnee brachte. Dennoch war die Kälte im März 1888 der Fälle gestattet, auf Amputationen Verzicht zu leisten. Egner nicht annähernd so scharf ausgeprägt und vor allem nicht entfernt hat solche nur dreimal ausgeführt. Ohne Operation war aller so lange dauernd, wie in manchen anderen Jahren, ja, am 29. März dings nur selten auszukommen, da fie zur Sicherung gegen 1888 herrschte( was der Erinnerung fast ganz verloren gegangen Blutvergiftung erforderlich war. Die häufigen Lungenschüsse ist) eine fast sommerlich anmutende Wärme, die z. B. in Berlin   dagegen wurden nur ausnahmsweise operiert. Auch neun Bauch­abends ein sehr fräftiges Hikegewitter nach sich zog. In Berlin   schüsse heilten ohne Operation. In der Zusammenfassung seiner betrug die tiefste Temperatur in jenen Märatagen 12,5 Grad Erfahrungen hebt Professor Erner besonders hervor, daß der Erfolg Celsius; es ist dies eine recht strenge Kälte, aber sie stellt für den der Behandlung im Kriegshospital zu allermeist von der Güte des März immerhin fein Ertrem in ihrer Art da. Zwei Jahre vorher, Sanitätsdienstes im Felde abhängig ist. Eine au energische Reinigung am 1. März 1886, beobachtete man in Berlin   noch 14, in Kassel   und Behandlung der Wunden im Felde hatte nach seiner Angabe 17,5, in Thorn gar 22 Grad Celsius, am 2. März 1845 gab mehr gefündigt, als sich später durch den Arzt wieder gutmachen es auch in Berlin   19, und selbst um Ende März sind in Berlin   ließ. Eine wichtige Einzelheit ist der Hinweis, daß die für den gelegentlich noch Temperaturen vorgekommen, wie 1888 vom 14. Strieg notwendigen Vorräte von Kautschut schon bald und fort bis 16. März, so z. B. 1853 am 29. März 12,5, 1785 am 26. März während ergänzt werden müssen, da sie zu leicht verderben und fogar 14 Grad! Auch in neuerer Zeit, nach 1888, hat ähnliches die Pfleger damit eines der notwendigsten Materialien beraubt werden. fich in Deutschland   ereignet, ohne daß es auch nur einen Bruchteil Dr. Heyrovsky war seit Ende Oktober in Philippopel   tätig der Aufmerksamkeit erregt hätte, wie die Kälte im März 1888; am und erhielt die ersten Verwundeten von Adrianopel   und 24. März 1899 stand z. B. das Thermometer in Erfurt   auf 13,5, Kirkfiliffe. Von 360, die er längere Zeit behandelt hat, in Neustrelitz   auf- 15,5, in Lüneburg   gar auf- 19 Grad Celsius! waren 223 Gewehrschüsse, 108 Artillerieſchüsse, der Rest Stiche, Geht mit einer derartig späten und unzeitgemäßen Kälte die Hiebe oder Schläge. Auch hier war der Zustand der Verwundeten Bildung einer neuen, starken Schneedede Hand in hand, wie es bei der Einlieferung meist ein sehr trauriger und bewies, daß weder 1888 der Fall war, oder hält sich eine bedeutende Schneedecke vom chirurgisch geschulte Aerzte noch Verbandzeug hinreichend hinter der Winter her bis tief in den März, wie vor allem im Jahre 1845, Front vorhanden gewesen waren. Die Beförderung erfolgte auch das eine starke, dauerhafte, vom 27. Januar bis 23. März dauernde hier nur selten durch Eisenbahnwagen, sondern fast immer auf Schneedecke brachte, so erreicht die Gefahr einer etwaigen Frühjahrs- Büffellarren, die bei dem schlechten Zustand der Straßen schon für überschwemmung ihren Höhepunkt. Blöbliche, rapide Wetterum- einen gefunden Menschen eine Folter zu sein pflegen. Aus der Schläge sind bei scharfem Frost im März nur allzu leicht möglich: Schlacht bei Lüle Burgas brauchten sogar Schwerverwundete zum Krankenhaus trot einer Entfernung im genannten März 1899, der allerdings glüdlicherweise teine zehn Tage bis nur 230 Kilometer. Es fonnte infolgedessen nicht Schneedede mehr brachte, stieg z. B. in Erfurt   das Thermometer bon daß fast die Hälfte aller Schußberlegungen, in 5 Tagen( 24. bis 29. März) von 13,5 auf+18,5 Grad, also wundernehmen, um 32 Grad! Eine etwaige Schneeschmelze, die durch einen solchen bei denen Knochen getroffen waren, in Eiterung übergingen. Andrer raschen Uebergang von strenger Winterfälte zu sommerlich warmer feits nahmen die Berlegungen von Weichteilen zum größten Teil Bort vier Schädelverlegungen konnte Witterung bedingt wird, muß unabsehbares Unheil anrichten. Das einen harmlosen Verlauf. So weit hat Deutschland   niemals deutlicher erfahren als im März 1845 wenigstens eine troß schwerer Infektion geheilt werden. mach der erwähnten zweimonatlichen strengen Winterkälte, die um die von der türkischen Spißlugel hervorgerufenen Brüche mit Anfang März noch Temperaturen von 20, um Mitte März von Röntgenstrahlen untersucht werden konnten, wurden in der Mehr­-18 Grad Celsius in Norddeutschland bedingte. Als dann am zahl Splitterbrüche festgestellt. Die vom Infanteriegeschoß erzeugten 23. März plößlich Tauwetter eintrat, führte die rapide Schnee- Knochenverlegungen bereiterten weit häufiger als die durch Schrapnell­Ichmelze in Mitteldeutschland   eine geradezu ungeheure Ueber- tugeln geschaffenen. Nach den Erfahrungen dieses Arztes macht es

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