-
180
-
an:
21
Kleines feuilleton.
Literarisches.
schen Königshauses ausnuten fönnte. Und der preußische Landes- wohner des Hauses waren übereingekommen, unsere Einquartierung bater spann in diesen Tagen patriotischer Gärung ganz gemütlich dieser Art hier hineinzulegen und sie gemeinschaftlich zu verpflegen. Heiratspläne zwischen seinem Sohn und einer Dame aus dem Ge- Die sechs Merle wurden sehr luftig, da sie viel Branntwein beschlechte der Bonaparte. In einem sehr merkwürdigen Berichte gehrten und erhielten; aber nach einigen Stunden schwamm dia bes französischen Gesandten am Berliner Hofe an den französischen ganze Stube, und man konnte vor Ekel nicht hineintreten." Minister des Aeußern, vom 12. Januar 1813, werden diese Heiratspläne sehr eingehend erörtert. Friedrich Wilhelm III., das geht aus dem Bericht hervor, hoffte aus solcher Verbindung die Wirkung, baß Napoleon ihn zum Teil wieder in seinen alten Glanz" einfeben würde. Der König versicherte ferner durch den französischen Gesandten Napoleon auf das Bestimmteste, daß er durch nichts William Godwin , Erinnerungen an Marh Woll in seinem politischen System irre gemacht werden fönnte", man ftonecraft.( Verlag Edgar Thamm, Halle a. 6.) Dieses Buch müsse alles mögliche anwenden, um jede Art von Mißtrauen Frank- ist eine Art Biographie, aufgezeichnet von der Hand William Godreichs, die in Betreff Preußens stattfinden könnte, zu tilgen. Aller- wins, des Gatten der Mary Wollstonecraft , die eine der ersten engbings seien die meisten preußischen Untertanen gegen die Fran- lischen Verfechterinnen revolutionärer Ideen am Ende des 18. Jahrzofen aufgebracht, wegen der ihnen auferlegten Basten. Aber wenn hunderts war. Sie tämpfte mit Hingabe und Aufgabe ihres man sie nicht durch unerschwingliche Forderungen zum Aeußersten persönlichen Glüdes für die Rechte der Frauen, sie kämpfte mit treiben würde, so würden sie keine Gewalt gebrauchen. Der Gefreiem, ihrer Zeit vorausgeschrittenem Geifte für das Recht der fandte führt wörtlich folgende Aeußerung des preußischen Königs Selbstbestimmung und lebte ihr Evangelium unbekümmert um die Man darf sich über das nicht wundern, was an Orten vorMeinung der Welt, des puritanischen Englands. Gedanken fällt, wo der Feind hinkommt; aber an eben denselben Orten haben über die Erziehung der Töchter",„ Verteidigung der Rechte der boch die Behörden und die Einwohner die französische Armee auf Frauen" zeigen die neue Ethit, die Mary in glühender Begeisterung bas Beste bewillkommt und alle ihre Leiden geduldig ertragen; an Stelle der steifen englischen Moral zu setzen suchte,„ Briefe an bies beweist die Reinheit meiner Gesinnungen und den Gehorsam Imlay" offenbaren das große Herz der Verlassenen, die in der Liebe gegen meine Befehle. Ich glaube, bestimmte Anzeichen zu haben, so sehr wie in der Politik auf Widerstände stieß. In William baz Desterreich bei seiner Verbindung mit Frankreich fest aus- Godwin, dem Verfasser vorliegender Erinnerungsblätter, traf die halten wird. Wäre dies aber auch nicht der Fall, so ist meine Schmerzgebeugte den Mann des Verstehens, aus deffen befeuernder Rage von der Lage dieser Macht sehr verschieden. Ich bin der Gemeinschaft fie leider sehr bald durch den Tod geriffen wurde. natürliche Verbündete Frankreichs . Bei der Veränderung des So ist das Leben Mary W. eigentlich nur Fragment, und auch die Systems würde ich nur meine Lage verschlimmern und dem Staiser biographische Stizze ist nur Fragment, dennoch begegnen wir hier das Recht geben, mich als Feind, und zwar mit Grund, zu be neben einem Geist von morgen" einem Charakter, der, wenn er handeln. Ich weiß wohl, daß es Narren gibt, welche Frankreich auch in den Aufzeichnungen sich nur in persönlichen Angelegenheiten zu Boden geworfen glauben; sie werden aber sehen, daß es in zeigt, in feiner stillen Festigkeit, in seinem reinen Willen und in furzer Zeit eine ebenso schöne Armee von 300 000 Mann aufgestellt einer Sehnsucht der Menschheitsbeglüdung ein schönes zu verhaben wird, wie die erste war. Ich glaube, daß sie noch schlimme ehrendes Bild vor den Leser bringt. Augenblicke und Opfer zu bringen haben werden. Ich werde, was nur immer zu tragen ist, erdulden, um die fünftige Ruhe und Wohlfahrt meiner Familie und meiner Völker zu sichern. Sagen Sie dem Kaiser, daß ich nur in Beziehung auf Geld feine weiteren Opfer mehr bringen fann; wenner mir aber Gelbgibt, so tann ich noch 50 000 bis 60 000 ann für seinen Dienst ausheben und bewaffnen."
Schließlich kam der König auch noch auf die Heiratspläne zu sprechen. Er fei als Familienvater nicht sehr abgeneigt, eine Verbindung aus bloß politischen Rücksichten eingehen zu lassen. Er wäre dazu bereit, wenn er sehr bedeutende Vorteile und von folcher Beschaffenheit dabei erblicken sollte, daß dadurch die Monarchie zu einem höheren Rang erhoben würde, als den sie gegenwärtig behaupte". Das waren die wirklichen Anschauungen Friedrich Wilhelms. Das schloß nicht aus, daß gleichzeitig insgeheim von ihm und feiner Regierung mit allen Höfen gegen Napoleon konspiriert
wurde.
Die Kriegspartei am preußischen Hofe war bemüht, den König bor allem dem franzöfifchen Einflusse zu entziehen. Denn die ganze Mark war von Franzosen besetzt. Man fand ein sehr einfaches Mittel. Eines Tages wurde dem König die eigens erfundene Räubergeschichte erzählt, daß die Franzosen beabsichtigten, ihn zu verhaften. Sofort entschloß sich Friedrich Wilhelm , au flüchten und fich in die einzige Provinz zu begeben, die nach dem 1812 mit Frankreich geschloffenen Vertrag von französischer Besetzung frei geblieben war: nach Schlesien . Am 21. Januar 1813 verließ der König mit dem Kronprinzen Berlin , um seine Residenz nach Breslau zu verlegen.
Genau einen Monat später verließ ein anderer deutscher Landesvater seine getreuen Untertanen: der anhänglichste Trabant Napoleons , der König von Sachsen , der öffentlich seinem Volfe verkünden ließ, daß er der Zeitumstände wegen gezwungen sei, die Residenz auf einige Zeit zu verlassen. Der Sachse teiste erst nach Regensburg und dann nach Prag . Er wollte dem Vergnügen entgehen, die verbündeten Kosaken und Preußen in seiner Residenz zu begrüßen.
J. V.
Wer mag
Goethes Werte in Neudrucken. Eine wunderhübsche Ausgabe einzelner Werke Goethes hat der Berlag Morawe u. Scheffelt herausgebracht. Karl Georg Wendriner betont in feiner Einleitung mit Recht dies: Eine„ Gesamtausgabe" ist ein Greuel. in diesen Riesenbänden lesen, die die Wahlverwandtschaften und den Fauft und ein paar Gedichte und Briefe zusammen enthalten? Sie sind teuer, empfindlich und so schwer an Gewicht, daß man sie nicht in die Tasche stecken kann und sich ins Gras werfen, und unter Wolfen lesen kann: O du loses, leidigliebes Mädchen und handlich im Format und geben in faffimiliertem Druck die Die Bändchen der neuen Ausgabe fosten 1,50 M., find leicht ersten Ausgaben wieder. Und alles, was, mit lateinischen Buch ftaben gedruckt, uns falt und etwas fremd erschien, taut wieder auf, und wie liebe, alte, vertraute Dinge sehen uns die krumpligen Buchstaben und die dünnen und dicken Striche an; das Buch lebt, und es ist zu befürchten, daß wir bald jeden Fled ebenso auswendig wissen werden, wie die Gedichte.
Meteorologisches.
tu.
Ein Belt Betterbureau. Die Witterungskunde hat mehr als irgendeine andere Naturwissenschaft ein internationales Busammenwirken zur Voraussetzung. Ist es doch überhaupt unmöglich, das Klima eines Landes zu beschreiben, ohne die um gebenden Erdräume und auch die benachbarten Meeresteile in Betracht zu ziehen. Insbesondere aber ist eine Voraussage des Wetters für ein bestimmtes Gebiet davon abhängig, daß die Witterungsbeobachtungen eines möglichst großen Bereichs der Umgebung zur rechtzeitigen Kenntnis und Verarbeitung gelangen. In den Staaten Europas find daher längst internationale Vereinbarungen zum Austausch von Beobachtungen der wichtigsten Wetterwarten getroffen worden. Noch aber fehlt es an einer Ausdehnung dieser Organisation über die ganze Erde und auch an einer festen Zentralstelle für die Witterungskunde. Daher macht Dr. Clayton, der langjährige Meteorologe auf der Wetterwarte des Blauen Hügels bei Boston den Vorschlag, ein internationales Wetterbureau oder, wie er sich ausdrüdt,
ein Wetterbureau zu begründen, 100 die Beobachtungen aus allen Weltteilen gesammelt und zur Erörte Berlin aber sollte statt seines Stönigs bald die ersten Befreier rung gezogen werden sollen. Die Bedeutung einer solchen. Deutschlands fennen lernen. Am 19. Februar streifte ein Trupp Anstalt ist schon früher erwogen worden, aber mant hat Rosaten die Stadt und feuerten ein Geschütz ab, dessen Kugel ein bisher feine Schritte Zur Berwirklichung oder auch Haus der Königstraße traf, ohne weiteres Unheil anzurichten. nur zur genaueren Feststellung des Plans getan, und doch kann man Weitere russische Truppen folgten. Wie diese Befreier aussahen, Dr. Clayton darin recht geben, daß das Bedürfnis danach von Jahr fchildert Karl Friedrich von Klöden in seinen Jugenderinnerungen zu Jahr wächst. Es wird immer deutlicher, daß die Witterungsgar anmutig: Im Lustgarten standen einige russische Regimenter verhältnisse der ganzen Erdoberfläche studiert werden müssen, wenn Infanterie; fleine Menschen, jämmerlich und elend von Gestalt, ein entscheidender Fortschritt in der Wettervoraussage, insbesondere dumm und tierisch aussehend. Gierig verfchlangen fie die Zwiebeln, in der Nichtung ihrer Ausdehnung auf längere Zeit, gemacht werden die wir ihnen brachten; an dem einen Ende der Reihen ertönte ein soll. Eine im hohen Grade zuverlässige Prognose läßt sich auch jetzt immer einförmiger Gefang in einer Molltonart mit wunderlichen quiefen nur für 24 Stunden wagen, obgleich bereits der Verfuch gemacht den Zwischentönen; am anderen Ende erhielt ein Sterl Stodprügel. worden ist, die Vorausfage auf die beiden folgenden Tage Gegen die Franzosen stachen diese Soldaten gar sehr ab. Auf den zu erweitern. Wenn es Mittel gibt, dahin au gelangen, den Gang Schloßhöfen lagen die Kosaten an den Wänden umher und suchten des Wetters wenigstens im allgemeinen auf ganze Monate voraus fich höchst unbefangen das Ungeziefer ab. Das Haus, in welchem zubestimmen, so müßten sie unter allen Umständen nuzbar gemacht ich wohnte, erhielt sechs Stofafen zu angenehmer Einquartierung. werden, denn der Wert dieser Vervollkommnung wäre felbst mit Ge stand dem Wirte auf dem Hofe eine Stube leer, und wir Be- lgroßen Stoften nicht zu teuer bezahlt.
Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.