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wo sie nur können, und weil sie ländlich, frisch, unschuldig, arm,] gesund und brall ist, stellen ihr alle Männer im Hause nach: Markus, ber Bräutigam, Trachtenberg senior, der Prinzipienreiter, und Trachtenberg junior. Wladimir bandelt mit ihr ein Verhältnis an. Es kommt zu einer Szene zwischen beiden Liebenden, die tros ihrer Naivität von großem Talent zeugt. Die Eltern sind im Theater, Chasia und Wladimir haben sich ländlich sittlich gekleidet und begehen ihre Hochzeit". Die Situation wird noch föstlicher, ale Chastas Vater Motie, ein blutarmer Jude vom Lande, uner­vartet dazu kommt. Er führt die beredten Worte: Oj. Dalles, Dalles!" im Munde. Wladimir holt das Beste aus Küche und Seller und bewirtet den armen Teufel aus den Vorräten seiner Eltern föniglich. Dieser hat sein Lebtag noch nie in Braten, Kuchen und Wein geschwelgt. Wladimir trinkt nur zu fleißig dem Alten zu. Die Darstellung dieser Szene ist wahrhaft großartig, voll von Blut, Eigenart und Temperament. Bräutigam, Braut und Braut bater werden durch die Rückkunft der Eltern aus dem Theater bon fhrem Gelage aufgescheucht. Heftige Auftritte zwischen den armen und den reichen Juden, Trachtenberg senior schreit in einem fort Standal"! Nach einer heroischen Ansprache wirft die schöne Chasia ihr Sklavenjoch ab, sagt den Trachtenbergs ein paar derbe, wohlverdiente Grobheiten, faßt ihren betrunkenen Papa an der Hand und kehrt bem ungaftlichen Haus den Rücken. Wladimir folgt ihr.

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Schach.

Unter Leitung von S. Alapin.

La Stratégie.

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Weiß am Zuge gewinnt. LX C ч 9 19 01 84L'18

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Nach diesem Höhepunkt des Werkes kommt es zu einem wahren Theater im Theater. Alle Schauspieler und Schauspielerinnen passieren Revue. Mit einer geradezu grandiosen Frechheit marschiert Trachtenberg fenior, der Mann des Prinzips", der Parallelje" und des Standals" vorbei, den schimmernden Zylinder in der TXL 2) einen, den schlanken Spazierstock in der anderen Hand. Das ganze Juo) 189x 49PS 9 Theater erhebt sich wie ein Mann und zischt ihn aus, wie wir( IPT 0) 1 noch nie zischen gehört haben. Und je mehr die Zuhörerschaft zischt, une s+ I ubasang apa pan of abaß um fo frecher und selbstbewußter marschiert Trachtenberg weiter. ang 1842 Bung Godann erscheint Frau Trachtenberg, begleitet von erbitterten Aus­rufen des Unwillens der ganzen Zuhörerschaft. Bulezt erscheint ber betrunkene Dalles"-Mann mit den beiden Liebenden und das Trio erhält eine Ovation, auf die es wahrhaft stolz sein kann. Der vierte Aft bringt die Satastrophe, den bei Gordin üblichen Giftselbstmord der Heldin. Wladimir lebt in Not und Glend mit Chasia, um deretwillen er von den Eltern verstoßen ist. Er ergibt fich dem Trunt; aber schließlich will er doch die Geliebte verlassen, um sich mit den Eltern zu versöhnen. Chafia durchschaut seine bficht, fie vergiftet sich und stirbt einen 30 Minuten währenden Martertod. Wladimir fehrt zurück, aber zu spät... Während bieser Szene schluchst alles,

In tiefer Rührung berläßt das Bublifum den Musentempel.

Kleines feuilleton.

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Frauen als Opern- Komponistinnen. Demnächst wird die Oper bon Monte Carlo eine interessante Premiere bringen: die Urauf führung der Oper Damato", die von Frau Marguerite 2a bori, der Gattin des seit den Tagen des Dreyfuß- Prozesses befannten Bariser Advokaten, komponiert wurde. Frau Labori ist bereits mehr­fach mit finfonischen Kompofitionen an die Deffentlichkeit getreten. Aber sie ist in Wirklichkeit nur eine unter vielen anderen Frauen, die als Komponistinnen mit mehr oder minder großem Erfolge um den Lorbeer der Opernerfolge fämpfen. Besonders in Frankreich   hat anan im Laufe der letzten Jahrzehnte nicht selten größere Dpern­tompofitionen von Frauen aufgeführt. Im Jahre 1895 gab man in Baris in der Großen Oper ein von Frau Augusta Holmes   kompo niertes Wert, das den Titel führt Der Schwarzwald  ". 1903 gab es in Bordeauy die Opernpremiere einer Frau, man spielte die Madame Tallien  ", die von Jane Wieu tomponiert worden war, und 1907 trat in Nizza   Frau Armande de Polignac   mit ihrer Sleinen Sirene" hervor, der dann bald die Rose des Kalifen" folgte. Fran Armande de Bolignac hat auch Ballettmufit tomponiert, und erst fürzlich wurde in Paris  das von ihr geschaffene Ballett Die ferne Duelle" aufgeführt. Aber die Inszenierungen von Opern, die von Frauen komponiert wurden, find teineswegs Errungenschaften jüngeren Datums. In früheren abren spielte man in Mostau die Oper Uriel Acosta  ", die von der Gattin des russischen Musikers Seroff tomponiert worden war, 1872 erlebte Florenz   mit der Oper I Batavi" seine Frauen- Premiere, bie Komponistin war Frau Tarbé des Sablons. Und in den 20er and 80er Jahren gab es in Paris   eine ganze Reihe von Ir­aufführungen, bei denen Damen als Komponistinnen zeichneten. Die erste Frau, die wohl als Dpentomponistin jemals die Aufführung ihres Wertes erlebte, war Frau Elisabeth Jacquet de Laguerre  , die im Jahre 1694 in der Pariser Oper eine musikalische Tragödie Céphale et Procris  " aufführen ließ. Und zu Beginn des 18. Jahr­Hunderte spielte man ebenfalls in Paris   eine ganze Reihe von Balletts, deren Mufit das Fräulein Barbier geschrieben hatte. Es Xam damals zu manchen Elfersüchteleien mit den Herren Hof­snufilanten, die sich durch die Wufführung von Stompofitionen einer Frau zurüidgefeht fühlten. Eines dieser Balletts, die" Sommerfeste", erlebten sogar einen großen Erfolg, fie wurden 1716 gegen 50 mat gegeben und nach dem Lobe ber Stomponistin sowohl 1748 als 1752 mit vollem Erfolge wieder neu einstudiert.

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Schachnachrichten. Statt des abgesagten großen, amerikanischen internationalen Turniers, ist ein fleineres Turnier für Amerikaner in New York   zustande gekommen, an dem von Europäern nur D. Janowsti teil genommen hat. Nachstehend das Resultat: Capablanca- 11, Marshall 10 Jaffe 91/2 Janowski 9, Chajes-8, Stapfer 8; dann noch acht Nicht­preisträger. Der Sieg Capablancas( mit einem 12 Bähler) ist feineswegs fo überaus glänzend, wie man von einem Prätendenten des Weltmeisterschaftstitels erwarten sollte. In einem ähnlichen Turnier in New York   1898, an dem sich Meister wie Pillsbury  . Showalter 2c. beteiligten( Delmar, Lee, Albin 2c.) stellte Dr. Em. Laster einen in der Schachgeschichte unerreichten Rekord auf, in­dem er einfach alle 13 Partien des Turniers glatt geivann! Preisträger des New Yorker Turniers gehen jegt nach Havanna  , um dort ein doppelrundiges Turnier auszufechten.

Die

Nachstehend eine Partie des erwähnten New Yorker Turniers: Vierspringerspiel. Um mit Sd4 nebst c5- c4 den Bauer zu entdoppeln.

Capablanca  . Jaffe.

1. e2- e4 2. Sg1-18 8. Sb1- c8

e7-05

Sb8- c6 Sg8- f8

4. Lf1- b5 Lf8- b4

Im selben Turnier spielte Janowskfi ( ebenfalls gegen Capablanca  ) 4. a61 und batte nach 5. LXS, dXc6; mindestens gleiches Spiel haben können. 6. d3 mit 6.... Lc5 oder Lg4 ein

5.0-0

6. Lb5Xc6

0-0

Ein ummüber Tempoverlust. übliche d2- d3! ist weit stärker.

6.

d7Xc6 Dd8- e7

19. b2- b3

20. h3- h4

Le8- d7

Der einzig denkbare Angriffsversuch, um die h- Reihe zu öffnen.

20.

goXh4?

Deffnet zu viel Linien und war deshalb vorsichtiger mit h7- h6 zu ersehen.

21. Sg8-15

Se6- go

22. Df3- e2

Ld7Xf5

23. g4Xf5

Kg8- h8

24. De2- g4

D17-87

25. Kg2- h1

Dg7- h6

Das

26. Tfl- g1

20......

7. d2- d8 Bollständigen Ausgleich ergibt LXS

nebst Lg4.

8. Dd1- e2 Ti8- es 9. h2- h3 g7- g6 Fraglicher Dualität. Einfacher war h6 oder LXS oder Ld7.

10. De2- e3

Eine Borbereitung zur unnüken Expedition nach h6. Ginfacher Jar Sh2 nebst eventl. 12-14.

10.

11. Sc3- e2 12. De3- h6 18. g2- g4 14. Kg1- g2

15. Sf8- h2

Sf6- h5 Lb4- c5 17-16 Sh5- g7

De7-17 Lc5-18!

Weit stärker war 26. Sf31 8. B.

Le7; 27. LXS, fxg5;

28. SXe5 2c.

26.

27. f2- f4

28. Lc1- b2

L18- e7

e5Xf4

Droht zwar DXS, aber Schwarz tann fa deden, 28. LX14 ergab ein Schönes Spiel.

28.

29. Dg4X14?

Te8-88

Der entscheidende Fehler, statt dessen De2 zu geschehen hatte. Die Antwort des Geguers hat Capablanca   über jeben.

29.

30. Tg1Xg8+ 31. Df4- f1

Sg5- b31 Ta8Xg8

Dies ist wohl abjichtlich stalt 31..... Dfs!( DXD?, S12+), 100­nach Schwarz sowieso auf Gewinn 16. Dh6- e3 steht. Der Tertzug spekuliert Die Folge der frühzeitigen Expedi- auf 31..... Tg1; 32. DXT, SXD; tion ist also nur der Berluft von 33. TXS nebst ev. Sg4 mit Nemis­Tempi. chancen. Aber es folgte: 81, Dh6-631 lufgegeben( 32. S3, Sf2+; 83. Kh2, Df4+).

16. 17. Se2- g3 18. De8-18

g6- g5 Sg7-88 с6- сб

Berantw, Nebatteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.