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Von unserem Sandjo wissen wir, daß er den unverwüstlichen[ stoß fehlt, nämlich die ungebleichte Leinwand, so kommt keine Glauben an die Illusionen dieser Ideologen hat. Weil die Men- heraus" schen sich ja nach ihren verschiedenen Lebensverhältnissen verschie= Man sieht übrigens nicht ein, warum Sancho hier so sehr gegen dene Vorstellungen von sich, d. h. dem Menschen, machen, so glaubt das Gebot, seine Kräfte zu gebrauchen", eifert. Dies Gebot tann Sancho, daß die verschiedenen Vorstellungen die verschiedenen ja möglicherweise der fehlende Anstoß" sein, ein Anstoß", der Lebensverhältnisse gemacht und so die Engros- Fabrikanten dieser zwar bei einem Stein seine Wirkung verfehlt, dessen Wirklichkeit Vorstellungen, die Ideologen, die Welt beherrscht haben. Vergl. Sancho indes bei jedem egerzierenden Bataillon beobachten kann pag. 433. Die Denkenden herrschen in der Welt"," der Gedanke Daß das Gebot" felbst für seine geringen Kräfte ein Anstoß" ist beherrscht die Welt"," die Pfaffen oder Schulmeister setzen sich geht ohnehin daraus hervor, daß es für ihn ein Stein des An­allerlei Zeug in den Kopf"," sie denken sich ein Menschenideal", stoßes" ist. Das Bewußtsein ist auch eine Kraft, die sich nach der wonach sich die übrigen richten müssen( pag. 442). Sancho kennt Doktrin, die wir eben hörten, stets von selbst werftätig erweist". fogar ganz genau den Schluß, wonach die Menschen den Schul- Sancho müßte hiernach also nicht darauf ausgehen, das Bewußt­meistergrillen unterworfen wurden und in ihrer Dummheit sich selbst sein zu ändern, sondern höchstens den Anstoß", der auf das Be­unterwarfen: Weil es mir"( dem Schulmeister) denkbar ist, mußtsein wirft; wonach Sancho sein ganzes Buch umsonst ge ist es den Menschen möglich, weil den Menschen möglich, so schrieben hätte. Aber in diesem Falle hält er allerdings seine follten sie es sein, so wäre es ihr Beruf; und endlich nur Moralpredigten und Gebote" für einen hinreichenden Anstoß". nach diesem Beruf, nur als Berufene hat man die Men­,, Was einer werden kann, das wird er auch. Ein geborner schen zu nehmen. Und der weitere Schluß? Nicht der Einzelne Dichter mag wohl durch die Ungunst der Umstände gehindert ist der Mensch, sondern ein Gedanke, ein Ideal ist der Mensch- werden, auf der Höhe der Zeit zu stehen und nach den dazu uner­Gattung- Menschheit".( pag. 441). läßlichen großen Studien große Kunstwerke zu schaffen; aber dich­ten wir der, er sei Ackerknecht oder so glücklich, am Weimarschen Hof zu leben. Ein geborener Musiker wird Musik treiben, gleichviel, ob auf allen Instrumenten( diese Phantasie von allen Instrumen­ten wird der, er sei Ackerknecht oder so glücklich, am Weimarschen oder nur auf einem Haferrohr.( Dem Schulmeister fallen natür­lich wieder Virgils Eflogen ein.) Ein geborener philofophischer Kopf fann fich als Universitätsphilosoph oder als Dorfphilosoph be­währen. Endlich ein geborener Dummerjan wird immer ein vernagelter Kopf bleiben. Ja, die geborenen beschränkten Köpfe bilden unstreitig die zahlreichste Menschenklasse. Warum soll. ten auch in der Menschengattung nicht diefelben Unter­schiede hervortreten, welche in jeder Tiergattung unverkennbar find?" Pag. 434.

Alle Kollisionen, in die die Menschen durch ihre wirklichen Lebensverhältnisse mit sich oder mit anderen geraten, erscheinen unserm Schulmeister Sancho als Kollisionen, in die Menschen mit Vorstellungen über das Leben des Menschen geraten, die sie ent­weder sich selbst in den Kopf gesetzt haben oder sich von Schul­meistern haben in den Kopf setzen lassen. Schlügen sie sich diese aus dem Kopf, wie glücklich" könnten diese armen Wesen leben", welche Sprünge" dürften sie machen, während sie jetzt nach der Pfeife der Schulmeister und Bärenführer tanzen" müssen!( pag . 435.) Der niedrigste dieser Bärenführer" ist Sancho, da er nur sich selbst an der Nase herumführt.) Hätten z. B. die Menschen fich nicht fast immer und fast überall, in China sowohl wie in Frankreich , in den Kopf gesetzt, daß sie an Uebervölkerung litten, welch einen Ueberfluß an Lebensmitteln würden diese armen Wesen" nicht alsbald vorgefunden haben.

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Sancho versucht hier seine alte Historie von der Herrschaft des Heiligen in der Welt wieder anzubringen unter dem Vorwande einer Abhandlung über Möglichkeit und Wirklichkeit. Möglich heißt ihm nämlich alles, was sich ein Schulmeister von mir in den Kopf setzt, wo Sancho dann leicht beweisen kann, daß diese Mög­lichkeit feine andere Wirklichkeit hat, als in seinem Kopfe. Seine feierliche Behauptung, daß sich der folgenreichste Mißverstand von Jahrtausenden hinter dem Wort möglich versteckt hielt"( pag. 441) beweist hinlänglich, wie unmöglich es ihm ist, die Folgen seines reichlichen Mißverstandes von Jahrtausenden hinter Worten zu verstecken..

Nun zu seiner 1 m stands theorie.

Sancho hat wieder sein Exempel mit dem gewöhnlichen Unge­schick gewählt. Angenommen seinen Unsinn von den geborenen Dich­tern, Musikern, Philosophen, so beweist dies Exempel einerseits nur, daß ein geborner usw. das bleibt, was er schon durch die Geburt ist, nämlich Dichter usw., und andererseits, daß der geborene usw., soweit er wird, sich entwickelt, durch die Ungunft der Umstände" dahin kommen kann, das nicht zu werden, was er werden fonnte. Sein Exempel beweist also nach der einen Seite hin gar nichts, nach der anderen das Gegenteil von dem, was es beweisen sollte, und nach beiden zusammen, daß Sancho, gleichviel ob durch Geburt oder Umstände, zu der zahlreichsten Menschen­lasse" gehört. Er teilt dafür mit ihr und seinem Nagel " den Trost, daß er ein einziger vernagelter Kopf" ist.

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Was bleibt

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Sancho erleidet hier das Abenteuer mit dem Zaubertrant, den Einen Beruf hat der Mensch nicht, aber er hat Kräfte, die und wovon Cervantes am siebzehnten berichtet, daß Sancho danach Don Quichote aus Rosmarin, Wein, Del und Salz gebraut hatte, sich äußern, wo sie sind, weil ihr Sein ja einzig in ihrer Aeuße- zwei Stunden lang unter Schweiß und Verzudungen aus beiden rung besteht, und so wenig untätig verharren können als das Kanälen seines Leibes sich ergoß. Der materialistische Trank, den Leben. Es gebraucht jeder in jedem Augenblick soviel Kraft unser tapferer Schildknapp zu seinem Selbstgenuß eingenommen als er besikt"( berwertet Euch, ahmt den Tapferen nach, werde hat, entleert ihn seines ganzen Egoismus im außergewöhnlichen jeder von Euch ein allmächtiges Jch" usw. ging oben die Rede Verstande. Wir sahen oben, wie Sancho gegenüber dem Anstoß" Sanchos).. Die Kräfte lassen sich allerdings schärfen und ver- plöglich alle Feierlichkeit verlor und auf sein Vermögen" verzich vielfältigen, besonders durch feindlichen Widerstand oder freund- tete, wie weiland die ägyptischen Zauberer gegenüber den Läufen lichen Beistand; aber wo man ihre Anwendung vermißt, da kann Mosis; hier kommen nun zwei neue Anfälle von Kleinmütigkeit vor, man auch ihrer Abwesenheit gewiß sein. Man kann aus einem in denen er auch vor der Ungunst der Umstände sich beugt" und Steine Feuer schlagen, aber ohne den Schlag kommt keines her endlich sogar seine ursprüngliche physische Organisation für etwas aus; in gleicher Art bedarf auch ein Mensch des Anstoße s. anerkennt, das ohne sein Zutun verkrüppelt wird. Darum nun, weil Kräfte sich stets von selbst werktätig erweisen, unserem bankrotten Egoisten nun noch übrig? Seine ursprüngliche wäre das Gebot, sie zu gebrauchen, überflüssig und sinnlos Kraft ist nur ein einfacheres Wort für Kraftäußerung"( pag. 436). Anstoß", unter deren Einfluß diese Organisation sich entwickelt, Organisation steht nicht in feiner Hand; die Umstände und der Der mit sich einige Egoismus", der seine Kräfte oder Ver- kann er nicht fontrollieren; wie er in jedem Augenblicke ist, ist er mögen ganz nach Belieben wirken oder nicht wirken läßt, und das nicht sein Geschöpf", sondern das Geschöpf der Wechselwirkung jus utendi et abutendi( Recht des Gebrauchs und Mißbrauchs) auf zwischen seinen angeborenen Anlagen und den auf fie einwirkenden fie appliziert, purzelt hier plößlich und unerwartet zusammen. Die Umständen alles das konzediert Sancho. Unglücklicher Schöpfer"! Kräfte wirken hier auf einmal selbständig, ohne sich um das Be- Unglücklichstes Geschöpf"! lieben" Sanchos zu kümmern, sobald sie vorhanden sind, sie wirken wie chemische oder mechanische Kräfte, unabhängig von dem Indi­viduum, das sie besitzt. Wir erfahren ferner, daß eine Kraft nicht vorhanden ist, wenn man ihre Aeußerung vermißt. Was dadurch Berichtigt wird, daß die Kraft eines Anstoßes bedarf, um sich Gattungsgläubigen proklamiert. Und welchen Gattungs­zu äußern. Wie aber Sancho entscheiden will, ob bei mangelnder Kraftäußerung der Anstoß oder die Kraft fehlt, erfahren wir nicht. Dagegen belehrt uns unser einziger Naturforscher, daß man aus einem Steine Feuer schlagen kann", ein Beispiel, das, wie immer bei Sancho, gar nicht unglücklicher gewählt werden konnte. Sancho glaubt als schlichter Dorfschulmeister, daß wenn er Feuer schlägt, dies aus dem Stein kommt, wo es bisher verborgen lag. Jeder Quartaner wird ihm sagen können, daß bei dieser in allen zivilisierten Ländern längst vergessenen Methode des Feuermachens durch die Reibung von Stahl und Stein Partikelchen vom Stahl, nicht vom Stein abgelöst werden, die durch eben dieselbe Reibung in Glühhize geraten; daß also das Feuer", das für Sancho nicht ein unter gewissen Hißegraden stattfindendes Verhältnis gewisser Körper zu gewissen anderen Körpern, speziell dem Sauerstoff, son­dern ein selbständiges Ding, ein" Element", eine fire Idee, das Seilige" ist daß dies Feuer weder aus dem Stein noch aus bem Stahl kommt. Sancho hätte ebensogut sagen fönnen: man Jann aus Chlor gebleichte Leinwand machen, aber wenn der An­

Aber das größte Unglüd fommt zuleßt. Sancho, nicht zufrieden damit, daß die dreitausend und dreihundert Hiebe auf seine hand­festen Hinterbacken längst vollzählig find, Sancho muß sich schließ lich noch einen Hauptschlag dadurch versetzen, daß er sich als einen gläubigen! Er schreibt der Gattung zuerst die Teilung der Arbeit zu, indem er sie für das Faktum verantwortlich macht, daß einige Leute Dichter, andere Musiker, andere Schulmeister sind; er schreibt ihr zweitens die existierenden physischen und intellektuellen Mängel der zahlreichsten Menschenklasse" zu und macht sie dafür verant wortlich, daß unter der Herrschaft der Bourgeoisie die Mehrzahr der Individuen seines Gleichen sind. Nach seinen Ansichten über die geborenen beschränkten Köpfe müßte man sich die heutige Ver­breitung der Stropheln daraus erklären, daß die Gattung" ett besonderes Vergnügen daran findet, die geborenen skrophulösen Konstitutionen die zahlreichste Menschenklasse" bilden zu lassen. leber dergleichen Naivitäten waren sogar die gewöhnlichsten Mate­rialisten und Mediziner hinaus, lange ehe der mit sich einige Egoift von der Gattung", der Ungunst der Umstände" und dem Anstoß" den Beruf" erhielt, vor dem deutschen Publikum zu debütieren. Wie Sancho bisher alle Verkrüppelung der Individuen und damit ihrer Berhältnisse aus den fixen Ideen der Schulmeister erklärte, ohne sich um die Entstehung dieser Ideen zu bekümmern, so erklärt