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brach ihm den Mund auf, entfernte den Schleim und band ihm die merken, daß die Witterungsextreme im ganzen das Erwachen der Bunge heraus, damit er beffer atmen konnte. Aber es nühte nichts Fluren doch nur wenig beeinflussen. Mögen auch die Berichte der mehr. Die Atemstöße tamen fürzer und trampfhafter. Der Arzt Landwirte jedes Jahr von den Klagen widerhallen, daß die gefagte:„ Das Herz sept aus" und machte Wethereinsprigungen. Ver- famte" Pfirsichblüte am Rhein erfroren, der Wein in der Mains geblich. Noch ein letztes ächgendes Aufschnaufen, noch ein letzter gegend durch Aprilfröste schwer geschädigt, daß Schneefälle im Mai Rud. Aus. die Obstblüte in Sachsen fast böllig" vernichtet oder ein lang Der Tote wurde mit einem Leintuch zugedeckt und ins Lazarett wieriger Nachwinter in Westpreußen die Bestellung der Necker so hinüber geschafft, von dort aus an den Bahnhof geführt und in verzögert habe, daß die Hoffnungen auf eine befriedigende Ernte sein Heimat gebracht. Ein Unteroffizier und zwei Soldaten be- auf den Nullpunkt sanken", und wie die agrarischen Notschreie gleiteten den Sarg. sonst noch lauten mögen aus den Erntestatistiken vieler Jahre Nach einer Woche konnte ich aufstehen. Freilich war ich noch läßt sich dennoch der Witterungsgang des Frühlings faum er recht schwach und mußte bald wieder abliegen, weil es mir schwind- kennen. Zumindestens weichen die Erträgnisse an Getreide und lig wurde. Meine frühere Kraft kam nicht wieder. Der Stabsarzt, Obst in den einzelnen Jahren viel weniger voneinander ab, als der ein vernünftiger Mensch war, Mitgefühl mit den Kranken hatte deren Witterungsverlauf und namentlich die Witterung in den und für sie tat, was er nur fonnte, gab mich als dienstunbrauchbar Frühlingsmonaten März bis Mai. Die Menge der Sommerregen ein. Als es mir besser ging, saß ich oft stundenlang im Wäldchen ist für die Bilanz der deutschen Landwirtschaft jedenfalls wichtiger. neben der Baracke und dachte an die Zukunft. Das gleiche Ergebnis bringt der nachdenkliche Naturfreund auch von seinem Offerspaziergang heim. Mag echte Lenzeswärme und strahlender Sonnenschein ihn dabei erfreuen oder mag er die Lenzesboten erst unter dem Schnee hervorscharren, stets findet er fie Ende März bereits zum Blühen fertig, vollkommen ausgebildet und bereit, den ersten lockenden Sonnenblick zu benüßen.
Kurz bevor wir den Schießplatz verließen, erhängte sich ein Obergefreiter des Regiments 10 in der Arrestzelle. Ich sah zu, wie er begraben wurde. Die Musik ging vor dem Sarge her, der auf einer Proze aufgebahrt war, und ich mußte denken: Nur wenig fehlte und sie hätten dich auch so da hinauf getragen.
" Soldaten seins schön, ja das muß man gestehn." Das Lied Das kommt daher, daß die ganze Blumenschar, die dem öftersangen die Kameraden, als sie den Schießplatz verließen und dem lichen Wald seinen eigentlichen Zauber verleiht, daß alle die um Bahnhof zumarschierten. Aus allen Gesichtern lachte eitel Lust und diese Zeit schon dem Verblühen oder erst der Enfaltung nahen Fröhlichkeit. Die überstandenen mühseligen Wochen waren ver- Schneeglödchen, Ruchenschellen, Brimeln, Engian, Märgblumen, geffen und ausgewischt, an die kommenden dachte feiner. Ich aber Feigwurzen, Lungenfräuter und Scillen bereits im Jahre zuvor war in trüber Stimmung. Erst als der Zug das schöne Rheintal an dem Frühlingswerden gearbeitet und so wie die Knospen der hinauffuhr, wurde es in mir heller. Auf dem grünen Wasser zogen Obstbäume und blühenden Sträucher die wesentliche Benzesbreitbauchige Dampfer dahin, aufgefüllt mit fröhlichen Menschen, arbeit" schon im September und Oktober, also just um die Zeit gedie ihre Tage genoffen. Und als unser Zug an ihnen vorbei- leistet haben, in der die Dichter und andere stubenbodende Naturschnaufte und die da drunten uns Soldaten sahen, wintten sie fenner vom 8ur- Ruhe- Gehen und großen Sterben" der Natur hinauf. Wir beugten uns zu den Fenstern hinaus so weit wir fabelten. fonnten und winkten wieder. Ja, ja, das Lied hatte doch recht:
Soldaten seins schön,
Ja das muß man gestehn. Sie leuchten von ferne Wie blizende Sterne. Soldaten seins schön,
Ja das muß man gestehn!
Es war zwei Uhr morgens, als wir in der Garnison anlangten. Ich marschierte nicht mit meiner Batterie in die Kaserne zurück, sondern begab mich gleich aufs Revier.
Hier hatte ich drei Wochen lang ein schönes Leben. Dem Sergeanten half ich Vogelkäfige bauen oder erledigte für ihn fleinere Schreibarbeiten. Wenn nichts zu tun war, ging ich auf den Hof hinaus und legte mich in die Sonne. Endlich stand im Regimentsbefehl, ich sei am 24. September als zurzeit dienstunbrauchbar zu entlassen. Gleichzeitig bekam ich ein vom Regimentskommandeur unterzeichnetes Schriftstück des Inhalts, daß bei mir zwar eine Dienstbeschädigung vorliege, doch kein Anspruch auf Versorgungsberechtigung, da mein Gesundheitszustand wieder der gleiche sei, wie zur Zeit der Einstellung. Als ich mich beim Stabsarzt abmeldete, wünschte er mir alles Gute und sagte, ich möchte recht Obacht zu mir geben, damit keine Rückfälle einträten.
Den ganzen Winter über, an jedem frostfreien Tage, haben sie diese Arbeit unter der Schneedede fortgesetzt, und mit rührendem Eifer benüßt die kleine Blumenschar den ersten warmen und sonnigen Tag, um programmgemäß" die" Frühlingssaison" gu eröffnen.
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Sie hat nämlich Eile und.. wenigstens im Walde feinen Tag zu verlieren.
Die Frühlingsblumen find Proletarier des Pflanzenlebens; sie sind so das wahre„ Volt" gegenüber der Gewalttätigkeit der großen Geschlechter", die sich im Walde breit machen und den Platz an der Sonne an sich reißen. Wenn einmal im Mai die allgemeine Belaubung der Bäume und Sträucher einfeßt, sind die fleinen Kräuter am Waldboden dem Verhungern preisgegeben, da ja die Pflanze nur im Licht leben und sich ihre Nahrung bereiten fann. Schon die Sträucher sind hierbei im Nachteil, und so findet man sie in dichten Nadel- und Buchenwäldern nur am Waldesrand und in Lichtungen. Nur die locker stehende Kiefer, auch die ebenso freundliche und auch gegen andere lichtduldsame Eiche erlaubt auch Sträuchern die Ansiedlung. Immerhin müffen sich diese becilen, ihr Laub vollkommen auszubilden, bevor die Belaubung der Bäume beginnt, und so sieht man denn schon oft zu Ostern, jedes Jahr aber im April, daß im Auwald und Park( wo die meisten Sträucher zu finden sind) ein zartgrünes Gitter sich entfaltender Blättlein das ganze Niederholz schmückt, während die Kronen der Bäume noch wintertot und fahl darüber starren.
Ich kehrte in die Kaserne zurüd. Der Feldwebel gab mir Befehl, sämtliche Sachen beim Kammerunteroffizier abzugeben, was ich mit Wonne tat. Als der Spind geleert war, holte ich auf der In noch mißlicherer Lage befindet sich die eine PflanzenSchreibstube meinen Paß. Dann sagte ich den besten Kameraden welt am Waldboden. Sommers über dringt zu ihr faum ein Adieu, fah mir die Wände noch einmal an und ging, nachdem ich Sonnenstrahl herab. Namentlich im geschloffenen Buchen- und meiner Korporalschaft noch einige Liter Bier gezahlt hatte. Unten Tannenhochwald wird fast alles Licht von den schirmenden Kronen im Gang lärmten die Alten und fangen Reservelieder. Manche abgefangen dunkel, lebensleer und öde, taum wenigen Moosen liefen schon in Zivilanzügen herum, morgen war ja ihr Ent- und da und dort, wo ein Sonnenkringel auf dem Boden spielt, laffungstag. Als ich durchging, hörten sie zu singen auf und einigen Grashalmen das Leben gönnend, liegt der Waldboden da. machten schweigend Platz. Nur der Batterieschuster kam mir nach Dadurch wird, namentlich in der Ebene, die Wanderung durch gefaust, stellte fich ins Tor und rief mir über die Gaffe nach:" Hol einen solchen Forst mit feinem ewig gleichbleibenden Bilde einDich der Teufel!" tönig.
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Oftern in der Natur.
Bon H. Faltenfels.
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Anders im lenzlichen Buchenwald . Die Tanne und Fichte duldet da zwar auch keine Auferstehung, weshalb ihre Dickichte, so feltfam das flingt, zu den pflanzenärmsten Bezirken des deutschen Bodens gehören. Dagegen spricht im März unter Buchen und Eichen oder unter dem gemischten Gehölz der Auwälder reiches Grün. Schon im Februar, wenn sich in einem normal ablaufenden
,, Vom Eife befreit sind Strom und Bäche, d. trch, des Früh- Jahr der Frost brach, blicken die ersten grünen Spißen aus dem lings holden, belebenden Blick", sagt Faust auf dem Osterspazier- Boden, bald auch aus dem Schnee, der das deshalb so benannte gang aber er gehört einer alten Zeit an, in der die Jahreszeiten Schneglöckchen in teiner Weise an seinem Wachstum und seiner noch ihren alten Gang einhielten und programmgemäß die Stürme Blüte behindert. Und haben erst einmal die linden Lüfte den um das Frühjahrsäquinoftium, das heißt um den 20. März, das Waldboden von der weißen Dede befreit, ist mit einem Zauberlette Gis brachen und den Rest des Schnees aufledten als noch schlag eine andere grüne Dede über ihn geworfen, gewoben aus im Februar die Schneeglöckchen den Lenz einläuteten, die März tausend frischgrün gleißenden Blättchen der aus der alten Meblumen und Märzveilchen wirklich im März blühen konnten, im dizinalbotanifzeit" häßlich benannten und doch so lieblichen FeigApril die Obstbäume und da im Mai die echte Maienpracht und wurz, aus dem dunkelgrünen Blatt der Haselwurz, die den Ruhm Wärme herrschte. hat, das dunkelste Blatt der europäischen Pflanzenwelt zu sein Als die wenigen Menschen, die sich noch an solches erinnern und aus dem reizenden dreilappigen Gewirr der Märzblumen, zu fönnen, sterben schon langsam aus, und der neumodische Lenz be- denen man auch einst, als man die Pflanzen nur mit Apothekersteht nunmehr aus einer Kette von Rüdfällen und Extremen, die augen ansah, Leberblümchen sagte. Und nach wenigen Tagen schon im Januar vorzeitige Wärme, im März große Schneefälle, zu öffnen sich dann am Waldboden tausend und abertausend Blütene Ostern Frost und im April luftiges Schneegeftöber zur Regel machen.
Wer sich aber troydem von seinem Ofterspaziergang nicht abs halten läßt und mit hellem Blick in die Natur sicht, wird be
sterne. Mit fühnster Farbenfreudigkeit sind sie nebeneinander gestellt und doch wieder im braunen Untergrund harmonisch vere schmolzen: das durchdringende Violett der Märzblumen, neben dem die Veilchen bescheiden anmuten; in lichten Gebüsch das