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fortsetzte, durch die tiefften Keller kletterte und die höchsten Fabrik-[ guter Vater sein, und das ist der Star in ganz besonderem Maße. schornsteine überwand natürlich immer noch verfolgt von den Nicht nur daß er sein Weibchen während der Brutzeit mit allen beiden Tamen, von der Hausbackenen Gattin Eveline mit der Brat- möglichen Delitateffen an fetten Raupen, rofigen Regenwürmern, pfanne und der dämonischen Vampyrtänzerin Hanna Elias, die so lebendfrischen Schnecken usw. versorgt, noch fleißiger ist er, wenn lebensgefährlich den Browning schwang- während alles das ge- die Jungen im Neste quäten. Man hat beobachtet, daß der Star schah und der leitende Herr Brückengeländer wahre Triumphe ein- wenigstens alle fünf Minuten eine oder zwei Raupen oder sonstige heimste, saß in dem Café einsam und verlassen der Dichter Gerhart Schädlinge zum Neste herbeitrug. Wenn man also die Summe Hauptmann, der Autor von Gabriel Schillings Flucht", und suchte berechnet, die der Star allein an einem Tage ungefähr vertilgt, bergebens fich auf den Inhalt seines Dramas zu befinnen. Weh- erkennt man, von wie ungeheurem Nußen sie gerade für den Land mütig trant er seinen Kaffee, und vor seinen Augen tanzten nur mann und den Gartenbefizer sind. Als Beispiel für den in die noch Indianer, Schußleute, Vampyrtänzerinnen und Zirkuskünstler. Augen springenden Nußen sei erwähnt, daß die früher alljährlich in den holsteinischen Marschen auftretende Plage des Graswurmfraßes seit mehreren Jahrzehnten allein infolge der säubernden Tätigkeit der Stare aufgehört hat.

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Vom befiederten Hanswurft.

Kaum weht bei uns ein lauer Sonnenatem durch die Lüfte, so hat das der schwarze Hausfreund, der gern in unseren Gärten fiedelt, im fernen Süden schon gemerkt, und schon wirft er sich auf die Flügel, um seiner Heimatsfehnsucht nachzufliegen. Denn er hängt mehr denn jeder andere Vogel, der es bei uns in der Winter­fälte nicht aushalten kann, an seiner Heimat. Er ist der letzte, der fortfliegt im späten Herbst, und der erste, der mit seinen fomischen Gesängen und seinem noch tomischeren Gebaren froh auf seinem alten Baum, vor seinem alten Nistkaften wieder anlangt. Und auch jetzt, wo hin und wieder noch unfreundliche Tage und fühle Nächte herrschen, ist der Starmaß schon eine geraume Weile wieder da. Man traut mitunter seinen Ohren nicht, wenn man plöblich eines Morgens, wo alle Welt, die grünenden Wintersaaten und die ersten feinen Knospenanfäße im schwarzen Gezweig, die braunen Aecker und die hellen Häuser draußen von warmer Sonne umleuchtet liegen, das seltsame Potpourri vernimmt, das nur von dem alten gefiederten Hanswurst stammen kann, der wieder vor seinem Kasten angelangt sein muß.

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In freudiger Erregung springt man auf den Balkon und da hockt er wirklich nah vor seinem Häuschen, plustert das blau­grünlich schillernde Gefieder auf und schnalat, pfeift, flappert, zischt, schnurrt, gurgelt in den herrlichsten Mißtönen, die sich doch als Ganzes zu einem seltsam harmonischen Gemengsel vereinigen. Dabei schüttelt er sich, als ginge es ihm selbst durch Mark und Bein, der ganze Körper zittert und bebt, als sänge jede Feder mit, die Flügel schlagen, die Brust fliegt auf und nieder, die Beine hüpfen plöblich hier-, plötzlich dorthin er scheint wirklich nicht alles sagen zu fönnen, was sein Sängerherz beschwert. Aber ist es tatsächlich Freude über die Heimkehr? Klingt es nicht wie Gift und Galle jezt durch diesen unaufhörlichen Jubel? Ist es viel­leicht nur eine Herausforderung zum Kampf an einen unsichtbaren Feind?

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Wenn die Jungen glücklich so weit sind, daß sie sich die Welt allein anjehen fönnen und es schon verstehen, im Gras mit dene langen Schnabel nach Würmern herumzustochern, sammeln sich die Starenfamilien abends gern zu großen Schwärmen zusammen, um mit Vorliebe im Röhricht zu nächtigen, in den fühlen Ausdünstungen des Wassers von dem unruhevollen Getriebe des Tages auszuruhen. Auch an den weiten Wasserspiegeln der Havel fann man es im Sommer täglich beobachten, wie sie in gedrängten Haufen wie eine dunkle Wolke durch die dämmerige Abendlandschaft, über den Schmelz des verglühenden Himmels mit lautem Brausen hin­schivirren. Plößlich, wenn sie über ihren gewohnten Ruhepläßen, von denen ich einen unterhalb der Pfaueninsel nach Schwanen­werder zu öfter beobachtete, angekommen sind, scheinen sie in der Luft stehen zu bleiben, im gleichen Moment schießen sie pfeilschnell herab. Die Flügel haben sie völlig an den Körper gelegt und sie schießen so schnell herab, daß ein dumpfes, weithin hörbares Ge­töse, dem Rauschen eines losbrechenden Hagelschauers vergleichbar, entsteht.

Dann im Rohr erheben sie gleich ihre Stimmen, und ein tausendkehliges Geschwäß hallt um so lauter durch die Stille des Abends, je ruhiger es sonst schon in der dunkelnden Landschaft wird. Jeder neu ankommende Schwarm wird mit um so lauterem Freuden geplauder empfangen, bis es allmählich doch stille wird in der un ruhigen Gesellschaft. Sie sehen sich zum Schlafen zurecht, und es hocken immer so viele sich auf einem Rohrstengel zusammen, bis er eine völlig horizontale Lage annimmt. So haben sie eine be­queme Stellung und halten es wirklich aus, bis zum Morgen den Schnabel zu halten. Kaum jedoch fliegt ein erster zarter Licht­schauer hinterm Horizont herauf, geht der Spektakel mit frischen Kräften fos, und schliefe die Sonne noch, sie müßte erwachen von diesem Hallo.

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Seine Luftigkeit, sein lebhaftes Temperament und seine ewige Unruhe bewahrt der Star auch in der Gefangenschaft, und schon deswegen allein ist er ein lieber Zimmergenosse. Nichts geht um ihn herum vor, das er nicht sähe; seine Neugier ist schlimmer als die kleiner Kinder. Kann er zum Glück auch nicht fragen wie diese ein wenig finnloses Geplapper, das man ihm beibringt, vermag er ja wie eine sprechende Puppe daherzustammeln mit seinem Schnabel indes macht er sich an alles heran, das seinem Vogels gehirn unbegreiflich erscheint und bastelt so lange daran herum, bis er es glücklich taput gemacht hat. Dann erst schaut er nach anderem aus. Klug wie ein Hund, weiß er sehr wohl die Miene und Geberde seines Herrn zu deuten und richtet sich weise danach: das heißt, er schnurrt in die äußerste Ede, am sichersten auf die oder irgendeines anderen Malheurs wegen heraufzicht, das der Star in seinem Wissensdrang angerichtet hat. Sie können nicht stundenlang in Brüten versunken auf der Stange dasigen, wie ein Dompfaff zum Beispiel oder das Rokkehlchen; immer haben sie etwas vor, und sind sie auch nicht auf wissenschaftliche Entdeckungen aus in den Dielenrißen, den Sofatissen, in den Klaviertasten usw., Wenn aber die Spaßen zu gut Wache halten eines von dem so machen sie sich ein Bläsier daraus, ihren übrigen Kollegen in der Ehepaar bleibt zu der Zeit, da die Stare zurückkehren, gewöhnlich Gefangenschaft einen Streich zu spielen. Mutwillig gehen sie selbst als Verteidiger in der hölzernen Feste dann muß der Star nicht an die Nester der anderen heran, zerren den Bau auseinander, und selten, trotzdem er bei weitem der stärkere Geselle ist, unverrichteter es ist ihnen dabei ganz gleich, ob eventuell die Eier in die Brüche Sache abziehen und sich in irgendeinem alten Baumloch, in einer gehen oder nicht. Stein- oder Mauerriße, unter einem vorspringenden Dachsims, auf einem Heuboden oder sonst irgendwo einen Unterschlupf suchen, falls nicht ein neuer Starenkasten ihm gaftliche Aufnahme bietet. Wo's mir gut geht, ist mein Vaterland! lautet sein Motto; man hat ihn selbst in alten, halb durchgeschlagenen irdenen Flaschen mitten im Häuferwirrwarr alter Städtchen hausen sehen.

Richtig! Da fist plöblich ein dider Spaß breitspurig in dem Loch des Starenhauses. Im Innern hat er's sich den Winter über wohnlich eingerichtet und nun solf er heraus was ihm durchaus nicht paßt! Der Befiber ist der Eigentümer, denkt er, und macht fich zum augenfälligen Beweis in dem Flugloch so breit, daß er es gänzlich ausfüllt, und schräbelt mörderlich dazu. Der grimmige Star rückt auf den Zweigen näher und droht dem Eindringling in einer neuen Arie nochmals mit einer sofortigen Ermission. Aber der Spaß schräbelt empört dagegen an, hüpft in seinem Eifer, feiner Erregung auf den Stock des Kaftens und da ist, ehe er's fich Gardinenstange, wenn ein Unwetter ob einer zerbrochenen Taffe versehen, der Star in seinem rechtmäßigen Eigentum. Frau Spätin kommt auch noch heran und hilft ihrem Gemahl weidlich mitschimpfen; aber als Antwort fliegt das Spaßenmobiliar zur Tür heraus ihnen an die Köpfe, und dann kommt der Sieger felbft heraus, trippelt auf seinem Stöckchen fidel herum und pfeift der Spaßengesellschaft was.

Aber darauf hält der Star, daß in nicht zu weiter Ferne ein Teich sich ausbreite oder ein Bach sein Wasser ergießt, wenn er irgendwo feinen Wohnfiz aufschlägt. Denn er ist ein erblich be­lasteter Trinker. In seinem schwarzen, die Sonnenstrahlen beson­ders auffangenden Schillerröckchen leidet das Sängerherz furchtbar unter der Hiße des Sommers; was wohl auch ein Grund dafür ist, daß er es im Herbst so lange bei uns aushält und jetzt schon so früh wieder da ist. Die Vor- und Nachsaison scheinen seine Bassion zu sein.

Wegen seiner Lebendigkeit wird der Star auch der Hanswurst unter den Vögeln genannt und wer ihn öfter beobachtet hat, während er seine Sangesergüffe vom Dachfirst herab in die Stille der Morgenfrühe quirlen läßt, wie er dabei man möchte fast sagen: ein Mienen- und Geberdenspiel nötig hat, wie sonst kaum ein anderer Vogel, der wird selbst dieser Bezeichnung ihre Be­rechtigung zugestehen müssen. Aber selbst ein Hanswurst kann ein

Ein ganz ungewöhnlicher Quälgeist brachte mir einmal die ganze Vogelstube in Aufregung und Entfeßen. Ein Schreien und Flattern begann in der Vogelkammer, daß ich flugs, eine Gefahr witternd, hinzusprang. Aber da hatte fich der Starmaß ein großes Stück Zeitung hereingezerrt und flog damit im Schnabel zu seiner Beluftigung und zum Schrecken der anderen wie besessen hinter den geängstigten Genossen drein, die in Furcht vor dem weißen Inge­heuer mit dem schadenfrohen Starmah darin nicht mehr mußten, wohin sie sich retten sollten. Außer ihrem Spaß am Unfug haben die Stare viel Vergnügen an der Nachahmung des Gesanges der in der Nähe nistenden Vögel. Wer recht hinlauscht, hört aus dem Gemengsel, das der Starenfchle so begeistert entquillt. das Ge­frächze des Raben, das melodiöse Gequirle des Hänflings, Häher­schreie, Schwalbengeplauder, Birolrufe so täuschend, daß er Birole anlodt, Spaßenvolapük, überhaupt die Bogelstimmen der gangen Nachbarschaft- selbst ein verzweifeltes Harzerrollen! In der Ge­fangenschaft kann man diese vorzügliche Gabe der Nachahmungs­fähigkeit pflegen und dem gelehrigen befiederten Schüler prächtige fremde Vogelgefänge, ja selbst die föstlichen Melodien beibringen.

Wie vortrefflich er ab und zu auch die Sprache des Menschen nachzuahmen vermag, dafür spricht folgendes Stückchen: Ein Kantor hatte einen Star im Besitz gehabt, der öfter den geschäftlichen Aus