bis 60 Kalorien für ein Kilogramm Körpergewicht nötig; für die Durchführung einer solchen Ernährung kommt eS außerordentlich viel auf das persönliche Geschick der Krankenpflege an und wir selbst müssen die Technik der Ernährung noch gründlicher durcharbeiten. ES muß auf di» nachdrücklichste hervorgehoben werden, daß die Durchführung einer reichlichen Ernährung für fieberhafte Krankheiten von längerer Dauer ein großer Fortschritt ist. Weiterhin fragt eS sich, wieweit man A n t i ply r e t i k a an- wenden soll. Fraglos werden sie von den Aerzten sehr geschätzt. Im Mittelpunkt steht ihre beruhigende Wirkung auf das Zentral- Nervensystem, die besonder? an dem Pyramidon bei Typhus be- obschtet ist. DaS Wesentliche besteht in de� Erzielung einer gleich- mäßigen Temperatur. Auf Wunsch deS KongresieS äußerte sich zu dieser Frage Pro- feflor S ch i t t e n h e l m aus Königsberg : Wenn man einem Tier eine kleine Menge Eiweiß(Blutserum, Eiweiß usw.) in die Vene spritzt und die Einspritzung 14 Tag: später wiederholt, treten auffällige Krankheitserscheinungen ein. Entweder es erfolgt beim akuten Verlauf der Tod unter jähem Temperaturabfall, Krämpfen, Atemnot usw., oder eS kommt bei mehr chronischem Verlauf zu Fieber, Vermehrung der weißen Blutzelleu, Bluldrucksenkung, Aufhebung der Blutgerinnung u. a. Auch beim Menschen sind gelegent- lich auS ähnlichen Ursachen derartige Erscheinungen zumeist milderer Art beobachtet worden. Man bezeichnet den ganzen Shmptomenkomplex als Anaphylaxie. Durch geeignete Leitung des anaphylaktischen Versuchs gelingt es, die verschieden st en Fiebertypen künstlich hervorzurufen. Als Erklärung dieser Phänomene nimmt man an, daß das(unter Umgehung de« Darmkanals) ins Blut gespritzte Eiweiß durch spezifische sermenr- artig wirkende Körper in der Blutbahn aufgespalten wird, wobei giftige Abbauprodukte deS Eiweißes entstehen, die die geschilderten Erscheinungen veranlassen. Der Vortragende er« örtert, daß diese Erklärung keine vollbefriedigende ist. Ein Beweis für da» Austreten eines einheitlichen beim Anaphylaxie- versuch aus den Eiweißkörpern entstehenden Giftes liege nicht vor. Man müsse annehmen, daß eS zahlreiche Ftfchgifte gibt, die allerdmg« wohl zumeist dem Eiweiß entstammen. Außerdem müfien zur Erklärung der Anaphylaxie auch noch physikalische Vorgänge herangezogen werden, Störungen im colloidalen Gleichgewicht des Blutes und der Gewebesäfte, die nachgewiesenermaßen allein schon ähnliche krankhaste Erscheinungen erzeugen können. Zum Schluß betonte der Vorsitzende, daß sich die Wisienschaft erst am Anfang ihrer Kenntnisse auf diesem Gebiet befände und daß es noch eingehender weiterer Untersuchungen nach chemischer und physikalischer Richtung bedürfe, um bessere Klarheit zu erhallen. Die angeregte und ausgedehnte Debatte, die sich anschloß, ergab, daß die Anschauungen über den Ort der nervösen Wärmeregulation harmonieren, während die Anschauungen über den Stoffwechsel beim Fieber noch weiter eingehend untersucht werden müssen. kleines feuUUton. Wie Hagenbeck Tirrhändler wurde. Dem verstorbenen Karl Hagenbeck ist es gelungen, seinen Namen zu einer Art GattungS- namen zu machen. Hagenbeck uud Tierhandel: das sind zwei Be- griffe, die sich für uns beinahe decken. Hagenbeck hat einen ganz neuen Handelszweig gegründet und aus den allerbescheidensten Vcr- bältnissen brrauS großzügig entwickelt. Der alte Vater.Hagenbcck betrieb in St. Pauli ein Fischgeschäft, und im Fischgeschäft wurde sein 1844 geborener Sohn Karl mit seinen Gesdfavistern groß. Ter Fisch spielte in seinem Leben eine größere Rolle, als die Schule. Die ersten Anfänge der Umwandlung de» regen Fischgeschäftes in da» Tiergeschäft hat auch in diesem Fall« der allmächtige Zufall veranlaßt. Es war im Jahre 1843, da brachten im Ansänge März die Störfischer auch sechs Seehunde in ihren Netzen mit, und da sie vertraglich dem alten Hagenbeck ihren ganzen Fang abzuliefern hatten, so fielen ihm auch die Seehunde zu. Hagenbeck kam nun auf die Idee, die Tiere gegen Geld sehen zu lassen und stellte sie zu diesem Zwecke in zwei großen Holzbottichen auf dem Spiel- budenplatz in St. Pauli gegen einen Schilling oder 3 Pfennige heutigen Geldes Eintrittsgeld aus. Da» Geschäft erwies sich als vorteilhaft, die Seehunde wurden auch nach Berlin verlangt. Jetzt wurde planmäßig auf Seebunde gefahndet, und diese wurden dann reisenden Schaustellern weiter verkauft, die di« unschuldigen Tiere auf Messen und Märkten alsSeejungfern" oder garWalrosse' spazieren führten. Im Juli 18S2 machte dann der alte Hagen - deck den kühnen Coup, von einem Kapitän einen Eisbären für 860 preußische Taler zu erstehen, und da er zugleich auch eine gestreifte Hyäne und ein paar andere Vögel in seinen Besitz be- kam, so stellte er in diesem Jahre auf dem Spielbudenplatze in St. Pauli eine ganze Menageric aus. So begann das Hagenbeckscke Tiergeschäft. Und von Anfang an war Karl Hagenbeck dabei mitten drin. Ein halber Knabe noch. wurde er auf den erforderlichen Geschäftsreisen mitgenommen. Elf Jahre war er. da machte er seine erste Geschäftsreise in Sachen des TierhandelS und erlebte nun in schneller Folge Tierabenteuer auf Tierabentcuer. Schließlich erwies es sich aber doch, daß das Tiergeschäft, alle? in allem genommen, die Einnahmen verschlang. Verantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. die da» Fischgeschäft brachte, und Bater Hagenbeck sah sich al» ge­wissenhafter Mann verpflichtet, seinem Karl, al» d,eser sein« end- gültige Berufswahl zu treffen hatte, den Rat zu geben, daß er sich an? Fischgeschäft halten sollte. Aber der Sohn hatte sein Herz bereits an den Tierhandel verloren, und so gab ihm denn auch der Vater dazu seine Zustimmung. Und so begann Karl Hagenbeck nun als selbständiger Tierhändler. Die Anfänge waren allerdings klein, ja beinahe komisch. Al» dreizehnjähriger Junge kaufte er im Jahre 1837 im Hafen von einem Schiffsjungen, der eben aus Zentralamerika zurückgekommen war, L80 große Käfer, wofür er dem beglückten Jungen ganze 2)4 Hamburger Schilling oder etwa 20 Pfennige nach unserm Gelde zahlte. Bater Hagenbeck zeigte sich von diesem Ankaufe nicht sehr erbaut und bemerkte:Nun, was Du an diesen Kakerlaken verdienst, das kannst Du für Dich be- halten.' Der Verdienst war gar nicht so übel, denn Karl verkaufte die Sammlung dem Naturalienhändler Breitrück für hundert Taler. Derartige Dinge gehörten nun freilich mehr in das Gebiet der Versuche oder selbst der Svielerei, aber von 1850 an wurde eS mit dem Tierhandel Ernst, und Karl Hagenbeck , damals ein fünfzehn- jähriger Jüngling, übernahm dessen Leitung. Er begann in ganz primitiven Formen, aber er hatte Glück. Der Verkauf eines jungen Elefanten führte ihn als Sechzehnjährigen nach Berlin . Als er dort mit dem Inspektor des Zoologischen Gartens sprach, stellte sich heraus, daß er gerade zur rechten Zeit gekommen war. Es waren da verschiedene Lücken im Raubtierhause auszufüllen, und kurz: nächsten Tag? verkaufte der junge Hagenbeck an den Direktor Peters für annähernd 1700 Taler Tiere. Da» war der eigentliche Anfang de? Hagenbeckschcn Weltgcschäfts. Physikalisches. Die Sichtbarkeit des AtomS. Als der alte Demokrit seine Lehre von den Atomen aufstellte, war er sich ohne Zweifel wohl bewußt, daß er damit nur eine Theorie schuf. Wie dem Menschen die Vorstellung der llnendlichkeit überhaupt unzugänglich sein und bleiben muß, so auch die des unendlich Kleinen. DaS Atom, daS nicht mehr Teilbare, mußte aber unendlich klein gedacht werden. Man steht daher der Meldung von physikalischen Experimenten, die darauf hinauslaufen, da» Atom sichtbar zu machen, nahezu fassungslos gegenüber. Such Dalton, der die eigentliche Aromtheorie begründete, würde ein gänzlich ungläubiges Gesicht gemacht haben, wenn ihm jemand gesagt hätte, eS würde einstmals gelingen, Atome zu sehen. Und doch hat sich daS Unglaubliche erfüllt, denn es ist erreicht worden, das Atom wenigstens mittelbar vor das Auge zu fordern. Professor Wilson ist der Forscher, dem eS gelungen ist, den inneren Aufbau des Atom» bloßzulegen und sogar durch Photographien fe st zuhalten. Selbstverständlich ist dieser weitere Fortschritt der Erkenntnis wiederum den u n s i ch t- baren Strahlen zu verdanken. Professor Wilson lenkte ein Bündel von Röntgenstrahlen durch eine Kammer, deren Lustinhalt mit Feuchtigkeit übersättigt war. Die Strahlen brachten nun hier und da ein Atom der Gase zum Explodieren, d. h. sie veranlaßten die Zerlegung des AtomS in die beiden mutmaßlichen Be- standteile, einen elektrisch positiven, das sogenannte Jon, und einen elek- trisch negativen, daS Elektron. Dieser Aufbau des AtomS auS zwei Teilchen entgegengesetzter Ladung konnte bisher überhaupt nur.als eine Hypothese betrachtet werden, die dazu dienen sollte und konnte. die Abgabe von Energie durch einen Stofi wie das Radium zu er- klären. Diese Hypothese ist nun durch die verblüffenden Versuche Wilson» zu einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit oder fast zur Gewißheit er« hoben worden. Der Forscher hat nämlich jene Explosion der Atome auf eine sinnreiche Weise photographiert, und zwar durch einen einzelnen Lichtblitz von beinahe unendlich kurzer Dauer, wozu als Lichtquelle eine Quecksilberdampflampe benutzt wurde. Es zeigte sich dabei, daß bei der Explosion des AtomS da» pofittve Jon und das negative Elektron in verschiedenen Richtungen auseinanderspritzten und jedes einen Schweif von Tautropfen hinter sich zurückließ, die infolge der hohen Luftfeuchtigkeit auf den ionisierten Molekülen der Lust, im Fahrwasser der Atom- teilchen sich niederschlugen. Diese Schweife von Tautropfen eben hat Wilson photographiert und dadurch die Bahn, die das einzelne Atom, das Elektron, zurücklegte, für das bloße Auge sichtbar ge- macht. Einer Versammlung in der Royal Institution führte der Forscher diese Photographie des Atom» auf dem Lichtschirm vor, so daß alle Zuschauer gleichzeitig dies Wunder mit ihren Sinnen fassen konnten. Die Bahnen der beiden Teilchen find so verschieden, daß sie leicht einzeln erkannt werden können. DaS Elektron bewegt sich im Zick- zack vorwärts und rückwärts, indem e» jedesmal aus seiner Richtung abgelenkt wird, wenn eS in die Nähe eines Atom» kommt. Die chwereren Alphasirahlen dagegen legen ihre Reise in vollständig geradem Lauf zurück, bis sie gleichfalls mit einem Atom zusammen- prallen, an dem sich ihre Energie bricht. Die Laufbahn eine» solchen AlphateilchenS war rein theoretisch schon vor Jahren ganz ähnlich durch Prof. Bragg beschrieben worden. Der Herausgeber des Archivs für Röntgenstrahlen kennzeichnet daS durch diese Versuche entschleierte Naturwunder al» eine atomtfche Kollision, als den Zusammenbruch eine» Planetensystems von Atomen und als den Schweif eines Atomkometen alles im photographischen Bild festgehalten. Druck u. Verlag: VoNvärtsBuchdruckerei u.VeriagSanstalc Paul Singer L-Co., Berlin SW.